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JEREMIAH PEARSON - Die Ketzer - Der Bund der Freiheit 2

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Hompage:
LÜBBE AUDIO

Klappentext:

Deutschland, am Beginn der Reformation. Mit letzter Kraft haben Kristina und Witter ihre Häscher abgeschüttelt. Zuflucht finden die beiden Täufer in Giebelstadt, dem Heimatdorf von Lud, der ihnen schon einmal das Leben rettete. Auch hier schlägt ihnen, den »Ketzern«, Hass entgegen. Gefahr droht jedoch nicht nur von innerhalb des Dorfes: In Würzburg schmiedet Fürst Konrad Pläne, sich Giebelstadt und seine Ländereien unter den Nagel zu reißen, solange es herrenlos ist. Damit das nicht passiert, begeben Lud und Witter sich auf die gefährliche Reise nach England, um den Erben von Giebelstadt nach Hause zu holen: Florian Geyer, den Mann, der Jahre später zum Helden einer ganzen Region werden wird ...

Gelesen von Ranja Bonalana

Mit „Die Ketzer“ setzt Jeremiah Pearson seinen „Freiheitsbund“-Zyklus fort. Deutschland im späten Mittelalter am Vorabend der Reformation: Nachdem Kristina und ihre Gruppe von gleichgesinnten Täufern auf der Flucht vor Inquisition, Krieg und den Pocken Zuflucht in Giebelstadt gefunden haben, müssen sie dort ihren Platz in der Dorfgemeinschaft erkämpfen. Anfangs begegnet man den „Ketzern“ mit Ablehnung und Mißtrauen, dann aber überwindet der Durst nach Wissen und Veränderung die Einstellung der Bewohner Giebelstadts. Heimlich beginnt die Gruppe von Täufern, den Bewohnern das Lesen beizubringen – ein riskantes Unterfangen, denn birgt die Macht des Lesens und des Wissens doch die Saat für gefährliches Gedankengut: Die Reformation der katholischen Kirche und das Hinterfragen der Ständegesellschaft. Unerwartete Hilfe finden Kristina und ihre Gefährten bei Anna, der Herrin des Guts und Witwe des verstorbenen Ritters Geyer und auch bei Lud, der inzwischen zum Vogt aufgestiegen ist und Kristina immer noch heimlich liebt. Aber auch Witter, der Jude, der unerkannt in der Grupper der Täufer lebt, verehrt Kristina... Als Konrad, Anwärter auf den Posten des nächsten Fürstbischofs von Würzburg, seine machtgierigen Finger nach Gut Geyer und Giebelstadt ausstreckt, entsendet Anna ihren Lehnsmann Lud zusammen mit dem gebildeten Witter nach England, um ihren Sohn und Erben des Guts von seinem Studium zurück nach Hause zu holen, damit dieser sein Erbe beschützen kann. Mit Florian Geyer kommen weitere aufgeklärte und revolutionäre Gedanken ins Land: Alle Menschen sind vor Gott gleich ! Niemand soll wegen seines Glaubens verfolgt werden. Und während sich diese Ideen wie ein Leuchtfeuer entzünden und von Stadt zu Stadt getragen werden, Martin Luther seine Thesen zu Wittenberg an die Domtür nagelt, Thomas Müntzer in seinen Predigten Kirche und Ständegesellschaft angreift    und immer wieder Unruhen ausbrechen, werfen die Bauernkriege ihre Schatten voraus… Auch Band in Band 2 schildert Autor Jeremiah Pearson das Geschehen aus der Perspektive unterschiedlicher Protagonisten, was die Handlung facettenreich gestaltet und dem Hörer das Auseinandersetzen mit unterschiedlichen Sichtweisen und Motivationen ermöglicht. So erhält der Hörer zwar auch einen Einblick  in das Gefühlsleben und den emotionalen Antrieb der handelnden Personen. Insgesamt taucht man aber nicht allzutief in das Seelenleben der einzelnen Protagonisten ein, so daß man gefühlsmäßig eher auf Distanz gehalten wird. Während sich Charakter wie Lud und Witter einerseits weiterentwickeln – Lud erlernt mühsam das Lesen, findet sich in seiner neuen Rolle als Vogt zurecht und der gebildete, jedoch stets ängstliche Witter wird gezwungen, aus seinem Schattendasein zu treten, um Lud auf seiner Reise nach England und später dem Erben Florian Geyer am Hofe des Fürstbischofs mit seinem Wissen zur Seite zu stehen – kann man bei Kristina keine nennenswerte Entwicklung erkennen, was schade ist, da der Charakter daher etwas verblaßt. Hinzu kommt das Unvermögen aller Hauptpersonen, sich ihren Dämonen zu stellen. Lud und Witter leiden an ihrer unerfüllten Liebe zu Kristina, ohne den Mut zu finden, sich ihr endgültig zu erklären. Kristina hingegen vermag es nicht, sich ihre Gefühle für Lud einzugestehen. Lud widerum beklagt wiederholt sein sprichwörtliches Pech im Leben und Witter verachtet sich selbst, weil er sich für einen Feigling hält. So gefangen, treten die Protagonisten mit ihrer Entwicklung leider lange auf der Stelle, was irgendwann ein wenig Eintönigkeit aufkommen läßt. Gut herausgearbeitet wird hingegen die sich im Wandel befindliche Gesellschaft. Das reformatorische Gedankengut wird in Handlung und Gesprächen intensiv aufgearbeitet. Allerdings muß man sich für die Materie zumindest etwas interessieren, weil sich immer wieder längere Abschnitte darauf konzentrieren. Hat der Hörer zu dieser Thematik gar keinen Bezug, kommt durch das wiederholte Philosophieren unter Umständen etwas Langeweile auf. Die Atmosphäre ist in Band 2 nicht mehr ganz so grau und düster gehalten, wie in Band 1. Dennoch grenzen sich auch „Die Ketzer“ deutlich von dem prall-bunten oder auch romantischen Mittelalter-Bild ab, wie es oft in anderen Historien-Romanen gemalt wird. Mit der Lesestimme von Ranja Bonalana konnte ich mich indes im Gegensatz zu Band 1 nun deutlich besser anfreunden. Ihre facettenreiche Lesung unterhält solide. Die Abmischung ist dieses mal deutlich besser gelungen, so daß emotionalere und lauter gelesene Parts nicht mehr zu laut oder überspitzt aus den Boxen dröhnen, wie in Band 1, und man nicht mehr andauernd am Lautstärkeregler herumfummeln muß.

Fazit: Gelungene Fortsetzung der Freiheitsbund-Saga, die sich intensiv mit dem Thema des gesellschaftlichen und religiösen Umbruchs im Deutschland des 16. Jahrhundert beschäftigt, bei der eher Sachlichkeit als bunte Schilderungen oder Romantik im Vodergrund steht. Ab und zu hätte die Handlung jedoch einen kleinen Anschub vertragen, um sich weniger im Kreis zu drehen.

6,5 von 10

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