DOMAIN - Künzell-Dirlos, Alte Piesel


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Interview vom 08.05.05
Interviewpartner: Carsten "Lizard" Schulz (voc.)

Homepage:
www.domainband.de

Interview von Jannick Langer (10 J.)

Nachdem der 10-jährige Sohnemann unseres Redakteurs Mike bereits beim Evidence One – Interview am 10.12.2004 so souverän mitgearbeitet hatte, erfolgte eine persönliche Einladung durch Carsten Schulz zum Interview mit der Band Domain. Jannick hat die Fragen ALLEINE ausgearbeitet, war mächtig aufgeregt, hat aber seine Sache super gemeistert. Was beim Gespräch mit Domain-Sänger Carsten Schulz herauskam, könnt ihr hier nachlesen:

F-R:
Hi Carsten, danke erst mal, dass du dem Pressenachwuchs so offen gegenüberstehst. Heute ist euer Tourabschluss. Wie verlief die Tour bis jetzt? Hattet ihr viele Zuschauer?

Carsten:
Ich sage mal so: Du kannst immer genug haben, immer mehr. Das ging hoch und runter. Wir hatten Shows, wo die Hütte echt gerappelt voll war - Oldenburg war ausverkauft, Frankreich war klasse, war echt super klasse und dann hatten wir aber auch Shows, wo wirklich leider Gottes nicht allzu viel los war. Das Konzert im Schwäbischen Reichenbach, das eingeschoben wurde, war schon sehr bitter. Ehrlich gesagt, glaube ich auch, dass heute Abend nicht allzu viel los sein wird. Aber im Großen und Ganzen sind wir alle sehr, sehr zufrieden.

F-R:
Wie sieht eigentlich so ein Tagesablauf bei einer Tour aus?

Carsten:
Eigentlich STINKLANGWEILIG. Du kommst irgendwann mal am frühen Nachmittag an der Konzerthalle an und hoffst, dass jemand da ist. Dann wird aus den Bussen das ganze Equipment rausgeräumt, erst mal eine Kleinigkeit gegessen und dann geht’s zum Soundcheck. Da wird zunächst alles durchprobiert, ob alles funktioniert, das ganze Zeug aufgebaut. Das dauert schon relativ lange. Dann gehen wir am späteren Nachmittag gemütlich was essen oder wir kriegen was zu essen. Dann geht auch schon gleich die erste Band auf die Bühne – wir waren ja mit drei Bands unterwegs – und bis die letzte Band dann fertig ist, ist es schon meist nach Mitternacht. Bis dann alle einigermaßen ruhig sind, wird noch ein bisschen was getrunken, noch ein bisschen geredet, abgebaut, dann ist es meistens schon zwischen zwei und vier Uhr morgens. Dann geht alles wieder in den Bus rein, da legt sich dann jeder ab und der Bus fährt weiter ... nachts ... und wir schlafen. Und wenn wir morgens aufwachen, sind wir meistens schon gleich wieder an der nächsten Halle. So geht das dann die Tage. Ist nicht so spannend wie sich das anhört. Ist auf die Dauer sogar sacklangweilig und wie du hörst: ich bin völlig erkältet. Das geht allen so – erst recht bei dem beschissenen Wetter. Die allermeiste Zeit sitzt du eigentlich nur rum und wartest. Das ist wirklich das meiste, was du machst: WARTEN, WARTEN, WARTEN. Wenn irgendwas nicht funktioniert, dann muss einer was aufbauen, dann bist du zu früh, dann bist du zu spät ... so funktioniert das ...

F-R:
Wie hältst du dich eigentlich während einer Tour fit?

Carsten:
Im Moment gar nicht, wie man ja hört. Hat nicht so wirklich funktioniert. Ich sage es mal so: Du musst versuchen, wenigstens ein bisschen Disziplin zu halten, d. h. also jeden Abend trinken bis der Arzt kommt, ist sinnlos. Das hältst du nicht durch. Jeder von uns hier schluckt pfundweise Vitamin C Tabletten und alles mögliche, aber du hältst das nicht lange durch. Dadurch, dass die Klimaanlage im Bus ist, bekommst du null komma nix Schnupfen, du kriegst Halsschmerzen, du kriegst Husten, im ganzen Tross sind alle krank. Du musst es irgendwie schaffen, dass du 1 ½ Stunden am Abend fit bist. Und das kriegt man eigentlich noch irgendwie hin mit vielen Vitaminen und so viel schlafen, wie du irgend kannst. Sofern du schlafen kannst, denn du legst dich hier rein und dann ruckelt der Bus und dann ruckelst du durch die Gegend ... nicht so wirklich prall. Der eine kann schlafen, der andere kann nicht schlafen. Ich sage mal so: du gewöhnst dich nach einer Zeit dran. Die ersten paar Tage sind so mithin die schlimmsten, weil du ein bisschen brauchst, bis du dich an die Routine gewöhnt hast, an das Schlafen im Bus, an das ständige Gewackel und die Tatsache, dass du nie alleine bist. Da ist immer einer um dich rum oder zumeist sogar viele um dich rum. Aber wenn du dich daran gewöhnt hast, kriegst du es zumindest so hin, dass du in der Zeit, die du auf der Bühne stehst, einigermaßen fit bist. Das funktioniert meistens irgendwie mit vielen Vitaminen und, sofern du’s machen kannst, schlafen ...

F-R:
Ich kenne jetzt nur zwei Alben von euch. Habt ihr bei der Songauswahl auf der Tour mehr Wert auf die älteren oder neueren Alben gelegt?

Carsten:
Eigentlich auf die neueren. Wir haben geguckt, dass wir eine gute Mischung zusammenkriegen und haben fast von jeder Platte was dabei, Bis auf eine Scheibe, die haben wir diesmal außen vor gelassen. Ich muss mal nachdenken ... doch da haben wir von jeder Platte was dabei. Aber das Hauptaugenmerk liegt eigentlich auf den letzten drei Platten. Da haben wir geguckt, dass das wir davon die meisten Songs haben. Wir haben festgestellt, dass die Leute, die auf die Konzerte kommen, eigentlich die letzten drei Platten am meisten kennen. Außerdem gehen wir auch auf Tour, damit die Leute die neue Platte vor allem kaufen, also musst du auch Sachen spielen von der ganz neuen Scheibe. Andererseits: Die Band gibt es nächstes Jahr 20 Jahre, da musst du schon gucken, dass du von allem ein bisschen was spielst. Aber tendenziell ist es schon auf das neuere Material ausgerichtet.

F-R:
Welches ist bis jetzt eigentlich das erfolgreichste Album von Domain?

Carsten:
Insgesamt, also in all den 20 Jahren, war es die zweite Platte, die „Before the Stone“. Die hat sich, da müsstest du den Axel genau fragen, ich weiß jetzt gar nicht wie viele verkauft, aber das ging schon in die 100.000. Die hat sich echt brutal gut verkauft. Seit der Reunion ist es das aktuelle Album, d. h. dass wir von der neuen Platte jetzt so viel verkauft haben wie von den letzten zwei zusammen. Das Ding läuft wie blöde. Das ist echt schön. Du kommst seit langem mal wieder raus und die Leute kennen die Songs tatsächlich und singen sie mit. Das ist schon geil. Aber insgesamt ist es das zweite Album.

F-R:
Mir gefällt euer neues Album ganz gut. Wie hat es sich bis jetzt verkauft?

Carsten:
Wie schon gesagt: sehr, sehr geil. Die genauen Zahlen weiß ich nicht, aber als wir in Oldenburg gespielt haben, kam jemand von der Plattenfirma und meinte: „Jungs, geil, ihr habt jetzt mit der Platte mehr verkauft als mit den zwei zusammen vorher.“ Es läuft also echt saugut ... und wohlgemerkt, das noch VOR der Tour. Ich gehe mal davon aus, dass nach der Tour noch mal ein bisschen was dazu kommt und das läuft richtig, richtig klasse. Freut uns auch, denn das war mal ein Versuch, was anderes zu machen und es hat funktioniert. Das ist sehr, sehr schön. Wir haben neue Leute dabei, den Musikstil ein bisschen verändert, ein bisschen was riskiert, auch mit einem sehr aufwändigen Artwork von der Platte. Das hat sich ausgezeichnet ... doch ...

F-R:
Wer von euch kam eigentlich auf die Idee mit der Geschichte von der Insel Utopia?

Carsten:
Das ist auf meinem Mist gewachsen. Ich habe Axel so gut zwei Jahre, sagen wir mal, in den Ohren gelegen, dass ich so was machen wollte, mal eine komplette Geschichte vertonen will: „Ich möchte mal eine Platte machen, bei der alle Songs zusammen eine Geschichte erzählen!“ Axel war eigentlich zwei Jahre lang völlig dagegen und hat gemeint: „Nee, das braucht kein Mensch. Da gibt’s zu viel davon. Wer will das haben?“ und ich habe dann immer gesagt: „Lass, lass, lass“ und so ganz vorsichtig habe ich dann vorgeschlagen: „Ich möchte mal einen Song machen, der so sage ich mal 20 Minuten lang geht, richtig schön groß ist.“ Und dann habe ich ihm das Konzept hingelegt und ihm gesagt: „Du, eigentlich ist das aber für eine ganze Platte ausgelegt“ und da Axel eigentlich immer mal schöne Orchester-Arrangements machen wollte, also was richtig schönes Symphonisches mit vielen Streichern und Bläsern und Trommeln usw., haben wir gesagt: Na ja, eigentlich könnten wir es ja verbinden. Da wir dann den neuen Plattenvertrag unterschrieben hatten und bei einem Label untergekommen sind, was mit der Art von Musik sehr, sehr viel anfangen kann, habe ich ihn dann relativ schnell nach zwei Jahren dann doch noch dazu gekriegt, dass wir es dann doch probieren. Inzwischen ist er so begeistert, dass er es am liebsten noch mal machen würde (lacht).

F-R:
Ich habe jetzt schon viele Fotos von dir gesehen. Warum trägst du eigentlich immer ein Kopftuch oder einen Hut?

Carsten:
Blanke Eitelkeit! Blanke Eitelkeit ... denn mit den Jahren ... so viele Haare sind’s nun wirklich nicht mehr ... Das Witzige ist, dass sich das so ein bisschen als Trademark herausgestellt hat. Die Leute immer so: „Ey, du bist doch der Sänger von Domain?!“ Das ist reine Eitelkeit. REINE MÄNNLICHE EITELKEIT!

F-R:
Kannst du mal eine lustige Geschichte von der Tour erzählen?

Vater Mike:
Irgendeine Peinlichkeit ...

Carsten:
Soll ich? Ja, ich meine ... es sind Kinder anwesend ...

(nach erteilter Einverständniserklärung des Erziehungsberechtigten)

Der Kollege Meier, unser neuer Bassist, sagen wir mal etwas vorsichtig ein etwas offenherziger junger Mann, hat sich dann im besoffenen Zustand in Belgien dazu hinreißen lassen, bekleidet mit seinen Cowboystiefeln und einer Socke über dem „Wutz“ (verkneift sich das Lachen) bei Mob Rules auf die Bühne zu gehen, sich neben den Schlagzeuger zu stellen und wedelte dann mit der Socke über dem Schlagzeuger (macht das vor) ... Ich meine, das sind Norddeutsche. Die sind dann doch ein bisschen zurückhaltender. Und der Arved ist wohl ein besonders kultivierter Mensch, der guckt sich das an, spielt sein Stiefel durch, ganz normal, guckt links zur Seite, sieht den Jochen ... mmh, spielt weiter, das war alles. Weißt du, steht einer da, halb nackig, legt sich eine Socke über den ... drüber und der macht nur „mmh“ und das war alles. Tss ... so gar nichts. Ich glaube, die meisten Sachen fallen mir dann erst hinterher ein. So ein paar blöde Geschichten ... Wir spielen in Heidelberg, wir sind fertig, Stefan will von der Bühne, Licht aus. Im Heidelberger Schwimmbad kannst du dich direkt bis vor die Bühne stellen. Das Ding ist voll, das Licht geht aus, alles klatscht, wir gehen runter zur Zugabe. Auf einmal hält einer Stefan an: „Ey, könnt ihr auch was von Megadeth spielen?“ Da kommst du dir echt ein bisschen bescheuert vor. Unglaublich. Das darf nicht wahr sein. Ich bin im falschen Film hier. Aber ansonsten ist es eine sehr, sehr unstressige Tournee. Das ist sehr, sehr geil. Die ganzen Touren, die wir bislang gefahren haben, waren immer sehr anstrengend und du musstest mit sehr vielen Unwägbarkeiten kämpfen. Und die einzige Unwägbarkeit, die wir dieses Mal hatten waren die Busse. Da wird eine Nachsorge noch gemacht. Dann hat’s noch ein bisschen Ärger zwischendrin gegeben, wir hatten noch ein bisschen Ärger mit unserem Merchandiser, der irgendwie ausgetickt ist und so und mitten auf der Tour nach Hause ist. Das Schöne ist: Unter den Bands, unter den drei, gut, jetzt sind’s nur noch zwei, war alles locker, alles super. Wir haben uns gut verstanden. Wir spielen in Bremen noch mal zusammen- Auch ein paar Songs zusammen spielen, das haben wir uns schon vorgenommen und wir werden auch gucken, dass wir im Herbst auf jeden Fall noch ein paar Shows zusammen spielen, weil es einfach funktioniert, es passt musikalisch sehr gut zusammen. Es ist eine sehr angenehme Tour. Ich glaube, es ging uns allen so. Wenn wir es uns wünschen würden, dürfte jetzt jeder eine Woche nach Hause, wieder gesund werden, einmal zum Doc und dann noch mal eine Woche.

F-R:
So, dann sind wir auch schon am Ende. Möchtest du noch ein paar Worte an eure Fans und unsere Leser loswerden?

Carsten:
Das war das nun das allererste Mal, dass Domain überhaupt in Frankfurt gespielt haben und es ist immer so, wenn du irgendwo spielst und du hast keine Ahnung, wie du so aufgenommen wirst und der „Sinkkasten“ ist jetzt auch nicht so unbedingt die „Metal-Hochburg“. Wenn ich das mal so sehe, man hat zwar mitbekommen, dass Judas Priest so vor 500 Jahren ihren allerersten Deutschlandauftritt dort wohl hatten, aber die Art von Mucke ist ja nicht so deren Ding. Und trotzdem, wir kamen da an, man hat uns richtig toll aufgenommen, es war schön und hat echt Spaß gemacht. Klar, hätten ein paar mehr Leute da sein können, aber die, die da waren, sind echt gut abgegangen und da mal ein riesen Dankeschön! Wenn wir das nächste Mal kommen, wäre es schön, wenn  ihr wieder da wärt.

F-R:
Danke für das Interview und alles Gute für die Zukunft!

Carsten:
Ich habe zu danken. Vielen herzlichen Dank.

Nachwuchs-Redakteur Jannick von FFM-Rock

© Foto 2005 Mike Langer

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