ANNE JACOB - Die Tuchvilla

VÖ: bereits erschienen 
(Der Hörverlag)

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HÖRVERLAG

Klapptext:

Augsburg, 1913. Die junge Marie tritt eine Anstellung als Küchenmagd in der imposanten Tuchvilla an, dem Wohnsitz der Industriellenfamilie Melzer. Während das Mädchen aus dem Waisenhaus seinen Platz unter den Dienstboten sucht, sehnt die Herrschaft die winterliche Ballsaison herbei, in der Katharina, die hübsche, jüngste Tochter der Melzers, in die Gesellschaft eingeführt wird. Nur Paul, der Erbe der Familie, hält sich dem Trubel fern und zieht sein Münchner Studentenleben vor – bis er Marie begegnet …

Kritik:

Mit „Die Tuchvilla“ liefert Anne Jacobs einen gelungenen Auftakt zu ihrer Tuchvilla-Trilogie. Die Waise Marie findet eine Anstellung als Küchenmädchen im Hause der Melzers, einer Tuchfabrikantenfamilie. Während die älteste Tochter des Hauses, Elisabeth, verbissen auf Verlobungskurs steuert, gibt sich die jüngere Tochter Katharina ganz dem schwärmerischen Gedanken eines privilegierten Teenagers und dem unkonventionellen Leben einer Künstlerin hin, obwohl diese sich – im Gegensatz zu ihrer Schwester – vor Verehrern kaum retten kann. Katharina, genannt Kitty, findet schnell Gefallen an der ebenfalls künstlerisch begabten Marie und so steigt Marie in kürzester Zeit von der Küchenhilfe zur Kammerzofe auf. Dies bringt ihr im Kreise der Bediensteten im Hause Melzer nicht nur Freunde ein. Während Fabrikdirektor Johann Melzer zunehmend mit technischen Problemen in seiner Fabrik zu kämpfen hat, wirft sein Sohn Paul sein Jura-Studium hin und kehrt zurück in die heimatliche Tuchvilla nach Augsburg, um sich fortan mehr der Fabrik zu widmen. Auch er findet Gefallen an der ungewönhlichen Marie und bald schon bahnen sich Zuneigungen an, die bereits von Anfang an durch Hindernisse und Standesunterschiede unter einem schlechten Stern stehen. Marie stellt indes Nachforschungen über ihre verstorbene Mutter an und macht dabei überraschende Entdeckungen. Und während der große Krieg bereits seine Schatten voraus wirft, versucht ein jeder in der Tuchvilla, ob Herrschaft oder Personal, seinen Plänen und Zielen gerecht zu werden…. Zugegeben: Das Thema ist nicht neu. Spätestens seit „Downton Abbey“ erfolgreich Einzug auf die heimischen TV-Bildschirme gehalten hat, erfreut sich das Thema „Upstairs-Downstairs“ großer Beliebtheit. So verwundert es auch nicht, dass Anne Jacobs inhaltlich nicht unbedingt das Rad neu erfindet. Dessen ungeachtet schafft sie eine wundervoll unterhaltsame Familiengeschichte vor dem Hintergrund eines prächtigen herrschaftlichen Hauses und deren Bediensteten. Wird auch mit historischen Bezügen zu dieser bewegten Epoche deutscher Geschichte ein wenig gespart, findet das eine oder andere Thema kurz am Rande Erwähnung. Dennoch konzentriert man sich ausschließlich auf die Geschichte der Kinder des Hauses Melzer sowie Protagonistin Marie. Lediglich am Rande wird die eine oder andere Figur aus dem Kreise der Hausangestellten ein wenig hervorgehoben, was der Handlung etwas mehr Abwechslung verleiht, aber nur schmückendes Beiwerk bleibt. Hier wäre vielleicht die intensivere Beleuchtung einiger Personen interessant gewesen. So hält man in erster Linie an der Entwicklung Maries und der Familie Melzer fest ohne insgesamt allzu sehr in die Tiefe zu gehen, entwickelt aber die einzelnen Figuren schlüssig. Der Aspekt der Glaubwürdigkeit einiger Geschehnisse und Entwicklungen mag man hinterfragen. Wer bereit ist, mit einer Portion Romantik die eine oder andere harte Realität auszublenden, ist hier jedoch goldrichtig. Was bleibt, ist ein unterhaltsamer und romantisch-leichter Roman, der einfach für ein herrliches Wohlfühl-Feeling sorgt. Einen großen Anteil daran hat auch die großartige Lesung von Anna Thalbach, die in jeder Minute vor Emotionen sprüht. Was der Hörer ein wenig an Tiefgang an der Geschichte vermissen mag, macht Anna Thalbach durch ihre ausdrucksstarke Interpretation der einzelnen Personen in ihrer Lesung wett und verleiht zudem jeder Figur eine eigene, unverwechselbare Stimme. So macht dies das Hörbuch rundum zu einem absoluten Hörvergnügen.

Fazit: Gelungener Auftakt zur Familiensaga der Tuchfabrikantenfamilie Melzer zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil von „Downton Abbey“ oder „Das Haus am Eaton Place“. Freunde dieses Genres werden an diesem Hörbuch Gefallen finden. Großartig gelesen von Anna Thalbach.

8,5 von 10

 

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