• Home
  • Reviews & Interviews
  • Live - Reviews
  • VIII. TAUNUS METAL FESTIVAL - Oberursel, Burgwiesenhalle

VIII. TAUNUS METAL FESTIVAL - Oberursel, Burgwiesenhalle

Festival vom 08./09.14.16

Homeoage:
TMF

FESTIVAL-FREITAG, 08.04.16

Run To The Pit - Mosh For Your Live!

We are proud to be loud (!!!) lautete das Motto dieses Jahr auf dem TAUNUS-METAL-FESTIVAL, das zur 8. Auflage am zweiten Aprilwochenende rund 550 Maniacs unterschiedlichster Coleurin Sachen Oldshool behafteter Lärmbeschallung auf das Gelände in die bewährt kampferprobte Burgwiesenhalle Oberursel im Taunus lockte. 21 Bands zum supergünstigen Traumpreis von 25 Euronen für das gesamte Wochenende bedeuteten zwei Tage Ausnahmezustand in Oberursel, jede Menge Erlebenswertes verbunden mit abwechslungsreichem Programm hatten es kräftig in sich.

Neben so manch etablierter Band (EVIL INVADERS) machen vor allem die Geheimtipps im schwermetallischen Underground den Event jedes Jahr auf's neue zu etwas ganz besonderem, weil auch kleinere Bands eine Plattform geboten bekommen, die sonst kaum eine Auftrittsmöglichkeit haben. In dem Fall heißt unser Motto wie immer: Support The Underground! Auf nach Oberursel.

Leider treffen wir Freitag abend später als geplant am Zielort ein, bedauerlicherweise gehen die Auftritte von SPITFIRE, INSULTER, BURSTIN' OUT und WARRANT (für die ausgefallenen US-Heavy/Powermetaller CAGE rechtzeitig ins Festival-Billing nachgerückt) flöten, womit mein Launelevel zunächst beträchtlich nach unten sinkt, das muss erst mal verdaut werden! Kurz am Einlass Bändchen geholt, rein in die Halle. Wir treffen Bekannte, unsere Stimmung steigt wieder.

DELIRIUM TREMENS

thrashen sich aggressiv die Seele frei. Vor der Bühne ist ein kleiner Pit auszumachen, der die Band eifrig unterstützt. Neugierige haben sich eingefunden, um zu beobachten, was dort vor sich geht. Die fünf aus Bamberg haben nichts zu verlieren, tun das einzig richtige, geben ruppig brutales Thrashfeuer bis zum Anschlag, womit schnell für schräge Unterhaltung gesorgt ist, denn: Wer einen Sänger in Reihen weiß, der mit massivem von Patronengürteln bedeckten Oberkörper wie eine Kreuzung aus Nasty Ronnie (Savage) und dem Piledriver wirkt, darüber hinaus über ein immens heißer dreckiges Krächzorgan verfügt, kann sich über Aufmerksamkeitsmangel kaum beklagen! Musikalisch erinnern DELIRIUM TREMENS an den Versuch rohen Alcoholic Thrash mit Anti-Poser-Blackmetal-Thrash-Inhalten im 90er Jahre-Stil a lá GEHENNA mit geradlinig räudigem Straight-Edge Spät80er-Hardcorepunk von Combos Marke GORILLA BISKITS zu verknüpfen. Presslufthämmer vom Typus „Worship Satan“, „Read My Fist“, „We'll Be Drunk Forever“, „Get Fucked“, „Twisted Mind“, „Beer Patrol“, (als 'Biersong' angekündigt), versprühen ungeschliffen derbes Assi-Niveau bis unter die Decke, bringen heftig Bewegung ins Volk. Mit „Fuck Posers!“wird ein klares Schlußstatement gesetzt ehe die Session zu Ende ist, das so gut wie alles sagt.

KETZER

Das erwartete Blackmetal-Thrashinferno bleibt zunächst einmal über weite Strecken aus. Dafür geht’s größtenteils frostklirrend atmosphärisch, dann wieder brutal blackmetallisch und episch majestätisch einschließlich unterkühlt postapokalyptischer Tendenz zur Sache. KETZER gestalten ihren Auftritt erhaben heavy. Die Art wie KETZER bekannte Zutaten zu einem völlig eigen ständigen Gebräu verbinden, ist eine Kunst für sich. Die raue Blackmetal-Thrash-Seite der Anfangstage scheint mittlerweile nur noch andeutungsweise durch, ist einer postapokalyptischen Atmosphäre raumgreifenden Inhalts gewichen, umso interessanter gestaltet sich der Gig einer seit frühen Demotagen sich beständig weiter entwickelnden einst als Black Metal-Thrashband gestarteten Formation, deren Weg es künftig im Auge zu behalten gilt. Obwohl gleich fünf Songs vom brandneuen Release über weite Strecken den Hauptanteil im Set des Bergisch Gladbacher Fünfers bestimmen („When Milk Runs Dry“, „Starless“, „Hunger/White Eyes“, „Godface“, „Earthborn“) erfüllt Faszination gepaart mit Sprachlosigkeit die Reihen. Das Endzeit Metropolis-Album erfährt im Titeltrack und „Fevers Tide“ ihm zustehende Berücksichtigung. Die Band fesselt das staunende wie headbangende Publikum, je länger es dauert. Inmitten des Gigs überkommt mich das Gefühl, KETZER haben trotz bereits drei voneinander abweichend brillianter Alben - ihr Potential bei weitem noch lange nicht ausgereizt. So oder so ähnlich könnten es vielleicht auch die beiden Metallerinnen vor uns empfunden haben, deren geschmeidige Tanzeinlagen in leicht gekrümmter Parallelstellung keineswegs chaotisch, sondern harmonisch wirken. Beim heftig die Nackenmuskulatur in Bewegung versetzenden, dem knallharten Debüt huldigenden Schlußdoppel „Witchcraft“ (Intro)/Satan's Boundaries Unchained“ und „The Fire To Conquer The World“ bricht schließlich das ersehnt brutale Blackmetal-Thrash-Inferno los.

Zunehmend mehr in die Luft gereckte Fäuste und Zugaberufe sind verdienter Lohn für eine restlos begnadete Combo, die schon seit geraumer Zeit gesteigerteren Wert auf Anspruch und Niveau legt, statt allein im reinen Black Metalthrash zu versinken, was einer solch begnadeten reichlich Faszination weckenden Formation wie KETZER in keiner Form gerecht würde. Einziger Wermutstropfen: Ehe man sich versieht, ist der Gig schon vorbei. Mission erfolgreich. - KETZER waren ein Erlebnis, haben auch in Oberursel bleibenden Eindruck hinterlassen. Trotz ungewöhnlicher Setlist wurden alle Erwartungen erfüllt.

INSANITY ALERT

sorgen für die Überraschung auf dem T.M.F. Wenn es einer Band gelingt, zu spät nachgerückter Nachtzeit noch solch ein endgeiles Crossover-Thrash-Inferno inklusive lustiger Show rauszuballern (obwohl ich mit Ausnahme der SUICIDAL TENDENCIES bzw. DR. LIVING DEAD überhaupt kein eingefleischter Fan dieser Stilrichtung bin) derart zu überzeugen, dann muss die Band etwas können! INSANITY ALERT (welch ein cooler Bandname!) gespickt mit vielen Ansagen ihres quirlig über die Bühne hopsenden Fronters Heavy Kevi, ausgefallene Gimmicks inklusive ist diese locker aufspielende Chaos-Crew Top-Garant für einen unterhaltsamen Abend. Eine solch perfekt arrangierte Mischung aus ANTHRAX, S.O.D./D.R.I. trifft SUICIDAL TENDENCIES/ DR. LIVING DEAD mit soviel Pfeffer im Hintern rauszuhauen, macht selbst zu später Nachtstunde fett Laune. Hellyeah! Irrwitzige Thrashattacken gefolgt von satten Midtempobrücken, abrupt wilden Rock n' Roll-Ausbrüchen sowie krachenden Heavy Metal-Salven zwischen Genie und Wahnsinn sorgen dafür, das dieser kuriose Gig in die Geschichte des T.M.F. eingeht, weil er nachhaltig in Erinnerung bleibt. Reichlich verstrahlter Stoff inklusive schräger Titel wie „Slimer's Revenge“ (aha,- Ghostbusters lässt grüßen!), „Crucified By Zombies“, „Weedgrinder“, „Macaroni Madman“,„Shit For Brains“, „The Claw (of all that is Evil)“ und „Crabman“ - Frontsau Heavy Kevy bedeckt seine Hände mit Handschuhen in Form einer Krebsschere, dazu eine satte Portion österreichisch gesprochener Dialekt, soviel ungemein vielseitiges Können lässt niemanden kalt. Im weiteren Verlauf gesellen sich mehr neugierige hinzu. INSANITY ALERT haben mächtig Spaß an ihrer Show, feuern aberwitzige Crossover-Thrash-Raketen ins Publikum und immer ein Gimmick Parat. Fronter Kevi hält während er soliert seinem Gitarristen ein Schild mit der Aufschrift 'This Dude' über den Kopf, das soviel aussagt wie (der Typ hier kann exzellent Gitarre spielen!) Schande, das eine solch aberwitzig irrsinnig vom Start weg zum ultimativen Partymonster mutierend geniale Truppe vor so kleiner Kulisse spielen muss! Zum absoluten Höhepunkt der das Publikum gerade als die Show fast zu Ende geht, endlich zum Toben bringt, entwickelt sich deren gekonnt sahnig auf Crossover/Thrash-Weise umgesetztes Cover des unverwüstlichen IRON MAIDEN-Klassikers „Run to the Hills“, kurzerhand in „Run to the Pit“ das auch beinharte Fans der eisernen Jungfrauen zum Grinsen bringt (!), wenn es heftig saucool in solch exzessiver Weise umgesetzt wird. Konzertchef Andreas „The Law“ Freitag persönlich bangt im Finale vom Rausch der Begeisterung erfasst, kräftig in vorderster Reihe mit, bekommt dabei ein von der Band signiertes Schild in die Hand gedrückt, und hält es grinsend in die Höhe, worauf in zentnerdicken Buchstaben das ultimative Motto des Festival-Abends geschrieben steht: „Run to the Pit“ (Vorderseite) , Mosh For Your Life (Rückseite). Wahnsinns Abgang einer saucoolen Bühnengang, die man gern öfter sehen darf!

INSANITY ALERT waren ein Erlebnis besonderer Art, davon durfte man sich auf dem Taunus-Metal gern überzeugen. Ultimativer Pflichtstoff für die SUICIDAL TENDENCIES/DR. LIVING DEAD-Fraktion, der immer mal wieder geschickt ANTHRAX, S.O.D./D.R.I.-beigemischt wurden.

Statt einem haben sie immerhin gleich vier lustige Shirts an ihrem Stand sowie Tonträgermaterial mitgebracht. Am Merch-Tisch tut sich leider nicht viel, Aufmerksamkeit haben die unglaublichcool aufschlagenden Alpenland-Crossover-Thrashmaniacs mit ihrem Gig jedoch allemal erregt.

Zwar ging uns am ersten Tag einiges durch die Lappen, doch was wir mitbekamen, überzeugte durchaus. Zufrieden nach dem ersten Tag, werden lockere Gespräche geführt, wir treffen Fabian von INSULTER und treten schlaftrunken unseren Weg zum Hotel an. Zeit, sich ne Mütze Schlaf zu gönnen. Der für uns interessantere Festivalsamstag verspricht sehr lang und hart zu werden.

FESTIVAL-SAMSTAG, 09.04.16

Viva, la METAL!

LORD VIGO

Heute schon früher angereist, kommen wir pünktlich um 14:00 Uhr zu LORD VIGO, die einen Hammermäßig fetten Sound auffahren, selbiges gilt für ihre Performance, die Gitarrenfraktion erzeugt mörderischen Druck, das Schlagzeug kommt mit reiner Urgewalt auf den Punkt gespielt. Shouter Vinz Clortho kann heute von Erkältung unberührt sein Stimmvolumen endlich in vollem Umfang ausschöpfen. LORD VIGO werden lautstark gebührend von ihrer treuen Fangemeinde gefeiert. Die recht urige Mischung aus CELTIC FROST, ST.VITUS, PENTAGRAM, BEDEMON, REVEREND BIZARRE, LORD VICAR usw., sucht sich amtlich walzend ihren Weg ins Gehör. , „Babylon The Great“, „Ishtar - Queen of the Night“, „Vigo von Homburg Deutschendorf“, „Terror Witchcraft“ und „The Arrival“ haben sich erst binnen weniger Wochen und Monate auf diversen Livegigs als echte Doom-Hämmer bewährt, - Nummern von unglaublichem (Sucht)Potential! Ein gnadenlos zum hart bangen aufforderndes an das kultige Original heran reichendes „Witchfinder General“ hinterlässt prächtigen Eindruck. Nach dieser kraftvollen, satt groovenden Performance fließenden Inhalts dürften selbst hartnäckigste Skeptiker die glauben, Doom sei lediglich eine schnell in Monotone Statik ausartende Zeitlupensession recht lange Gesichter machen. Das treue LORD VIGO- Die-Hard-Fanklientel verlässt nach diesem starken Auftritt mehr als zufrieden die Location. Toller Auftakt eines bunt gemischten Tages, der noch viele Überraschungen bereithält.

HÜRLEMENT

Verpassten wir die Franzosen HÜRLEMENT vor geraumer Zeit auf einem Festival haarscharf, bekommen wir nun Gelegenheit amtlich nachzuholen, was schon lange fehlte. Seit 2003 aktiv, haben sie neben einem Viertrack-Demo zwei vollständige Longplayalben veröffentlicht, die inhaltlich klassischen Heavy Metal der guten alten Schule bieten. Darüber hinaus verfügen die sympathisch ehrlichen Franzosen in Alexis The Warnabot über einen sehr talentierten Frontmann, der sowohl Hochtonschreie und raues Timbre sicher beherrscht als auch gefühlvoll sanfte Töne anzuschlagen weiß, und schon jetzt mit Recht zu den besten Heavy Metal Frontsängern auf dem klassischen Sektor gezählt werden muss. Der HÜRLEMENT-Frontmann verfügt über ein solch bewundernswert flexibles Organ, das dem Sound des Fanzosenvierers knackig viel Würze verleiht. Mitten im Set fällt eine Gitarre aus. Das Dilemma wird vom locker darauf reagierenden Fronter geschickt durch eine inbrünstig von den Fans mitgesungene a capella-Version des MANOWAR-Klassikers „Heart of Steel“ gekonnt überbrückt, während seine Mitstreiter nicht lange brauchen, den Fehler an der Gitarre zu beheben, während es danach wieder so erfrischend weitergeht, als wäre überhaupt nichts gewesen. Soviel zum Thema Improvisation. Basser Didier le Gorg rennt wie ein Derwisch von der einen zur anderen Bühnenseite, bangt, mosht, springt wie ein HB-Männchen im Dreieck als wäre der Teufel hinter ihm her (!), HÜRLEMENT-Gitarrist Francois Porte zeigt beeindruckend vielseitiges Können an der Klampfe, rifft und soliert für zwei, sein Bruder Pierre hält hinterm Schlagzeug sicher den Takt. Je länger sie spielen, desto besser werden HÜRLEMENT. Ihre nahtlos fließende Mischung aus RUNNING WILD, IRON MAIDEN, JUDAS PRIEST und weiteren klassischen Heavy Metaleinflüssen entfesselt pure Begeisterung, wobei der Aspekt, das der Franzosenvierer in Sachen Songauswahl (englisch und französisch-gesungen) doppelgleisig fährt, keinen so richtig juckt. Die treu ergebene Traditionsmetalfangemeinde feiert HÜRLEMENT mit voller Berechtigung verdientermaßen riesig ab. Selbst in den hinteren Bereichen vom Hallenareal taut das Publikum auf, die Reihen verdichten sich während HÜRLEMENT zusammen mit ihren begeistert headbangend Faust reckend und Hörnergabel zeigenden Fans eine ausgelassene Party feiern, bei der ungläubiges Staunen und eifriges Mähneschütteln den Verlauf bestimmen. Zahlreiche Fäuste und kräftiger Applaus verabschieden die von den Reaktionen emotionell überwältigte Band. Zum Dank packen HÜRLEMENT noch eine Zugabe drauf, ehe sich der Vierer vor den jubelnden Fans respektvoll verbeugend von der Bühne abtritt. Es wäre prima, HÜRLEMENT hierzulande öfter zu sehen. Der technisch begnadete Franzosenvierer ist ein echter Gewinn für jedes Festival, was diese beeindruckende Vorstellung widerspruchslos bestätigte!

In der Umbaupause bleit noch Zeit für einen lockeren Kurzplausch bei Orangensaft und Cola, ehe wir uns wieder zur Bühne begeben. Für den kurzfristig absagenden Ruhrpottvierer IRON KOBRA springen STEELPREACHER in die Bresche, die wir auf keinen Fall verpassen wollen. Verzögerungen im Ablaufplan sorgen für Verwirrung, wodurch sich der zeitliche Plan vor allem für die später am Abend auftretenden Bands weit nach hinten verschiebt. Woran hat's gelegen?

STEELPREACHER

als Ersatz für IRON KOBRA machen optisch im auffällige Zebrajeans gekleideten Look einen guten Eindruck. Auf der Bühne präsentieren sie sich gewohnt wie immer, mit einem kleinen Unterschied, phasenweise wirkt es so als spielten STEELPREACHER einfach ihren Set runter. Vielleicht liegt es daran, das sich zunehmend mehr Routine einschleicht, je häufiger man live on Stage auftritt. Das zwischenzeitlich die Bassgitarre ausfällt, erweist sich bei nur fünfundvierzig Minuten Spielzeit als ungünstiger Nebeneffekt. Kurz darauf ist die Panne wieder behoben, womit es munter weitergeht. Nummern vom Typ „We don't Get Drunk“, „Start Raising Hell“ oder „D.O.A.“ werden standesgemäß abgefeiert, die bei STEELPREACHER-Gigs stets folgende Bierdusche findet statt: die ersten Reihen werden mit dem Gerstensaft eines angezapften Bierfasses bespritzt, dessen Inhalt während dessen das Trio auf der Bühne weiterspielt, die Runde macht. „We Want Metal“ und ein kräftig Schlußstimmung aufkommen lassendes Cover des zeitlosen QUIET RIOT-Klopfers „Bang Your Head“, (ultimative Heavy Metal-Hymne!) sorgen für krachenden Ausklang einer Show, die ohne weiteres das bisherige Festivalniveau hielt, Resonanztechnisch knapp auf Augenhöhe zum HÜRLEMENT-Gastspiel liegend, zumindest ein wenig zurückblieb. Weder ein schlechter, noch ein herausragender, gemessen an STEELPREACHER-Verhältnissen ein durchschnittlicher Gig. Auf dem Taunus Metal 2014 und beim Masters of Cassel-Gastspiel im Dezember 2015 wirkte das sympathische Fantasy/Rock n' Roll/Metal n' Biertrio um einiges dynamischer auf der Bühne.

METAL WITCH

Nach STEELPREACHER auf die Bühne zu müssen, ist kein allzu leichtes Unterfangen, sondern für die meisten Bands eine kaum bis recht schwierig zu bewältigende Mission, gemessen an deren Bekanntheitsgrad sogar faustdicke Überraschung. Viele hätten STEELPREACHER heute sicher wesentlich später im Billing gesehen. Um danach etwas zu reißen, müssen METAL WITCH aus Wedel bei Hamburg sich mächtig Besen schwingend ins Zeug legen, was die Metal Hexe trotz recht überschaubaren Völkchens vor der Bühne tut. Die Band ist hungrig. Zwar geben METAL WITCH mit Ausnahme ihres umso mehr den Publikumskontakt suchenden Fronters Kay nicht viel her in puncto Stageacting, doch gelingt es ihnen mittels geradliniger Powerspeedattacken vom Schlage „Hammer on Anvil“, „Ready To Burn“ oder „The Count Has Risen From The Grave“ allmählich mehr Leute vor die Bühne zu ziehen. Zugegebenermaßen sind mir METAL WITCH bislang nur vom Hörensagen bekannt, doch wird ersichtlich, das sich der Gig ab Hälfte seiner veranschlagten Spielzeit kontinuierlich steigert. Die Band ist über ihre Auftrittsmöglichkeit in Oberursel dankbar, Frontmann Kay nimmt sich mittendrin einen Augenblick Zeit, der anwesenden Headbangerschaft klipp und klar folgendes mitzuteilen: „Der große Dank gebührt euch, denn ohne euch findet hier gar nichts statt;“ wobei die letzten fünf Worte mit erhobenem Zeigefinger ganz besonders betont werden, und erntet kräftigen Applaus dafür. Danach sprechen wieder die Gitarren. Sänger Kay springt abrupt von der Bühne, startet mit dem Mikro bewaffnet einen Ausflug in die Halle um schließlich auf dem Tische stehend weiterzusingen, dabei das Publikum zu animieren, während sich ein Teil des Publikums neugierig umdreht schauend, headbangt oder in heftigen Jubel ausbricht oder einfach neugierig schaut, was da jetzt passiert, spielen seine Mitstreiter auf der Bühne weiter. Das Highlight noch bevor METAL WITCH die Bühne freigeben folgt am Ende: Zur Bandhymne „Metal Witch“ erklimmt knapp ein Dutzend Fans die Bretter, wodurch der Gig sahnemäßig ausklingend noch einmal ganz großes Kino bereithält. METAL WITCH haben sich mehr als achtbar geschlagen, das beste herausgeholt, was ihnen hoch angerechnet werden muss!

PARAGON

PARAGON können da locker einen draufsetzen. Aus einem recht ergiebigen Hymnen-Fundus können die zur Top-Eliteliga der besten Powermetalcombos hierzulande gehörenden Hanseaten locker aus dem vollen schöpfen. Das geballte Pfund klassischer Teutonenstahl sollte auf keinem Heavy Metal-Festival fehlen, wofür der Name PARAGON schon seit 1990 bürgt. Gaben Steelpreacher und Metal Witch bereits passenden Vorgeschmack in Sachen Heavy Metal Made in Germany, sorgen PARAGON binnen weniger Minuten deutlich gewachsener Zuschauermenge für eine gewaltige Steigerung. Sowohl in vorderer Reihe als auch weiter hinten wird kräftig gepunktet. Die Hanseaten agieren als eingespieltes Team, beeindrucken durch zackige Grooves am Stück, rasiermesserscharfe Riffattacken einer deftig in die Saiten hauenden Gitarrenfraktion, schnelle Bassläufe sowie treibendes Drumming und kraftvoll rauer Gesang komplettieren das positive Gesamtbild. Bei derartiger Teutonenstahlvollbedienung bleibt kein überzeugter Maniac still stehen! Frontmann Andreas Babushkin gibt schon ganz früh zu Beginn zu bedenken: „Wir haben ja nicht viel Zeit“, die sinnvollerweise in kurz gehaltene Ansagen statt überflüssig sich in die Länge ziehendes Geschwafel investiert wird. Lediglich den Hinweis auf Tonträger und Merch gestattet sich der PARAGON-Fronter – etwas Werbung in eigener Sache ist selbstverständlich ok. Eine Dreiviertelstunde mächtiger Headbangeralarm (!) vor der Bühne, ehe die Lichter angehen, spricht für sich. Wer über ein solch effektives Repertoire kompromissloser Powersspeedgeschosse wie PARAGON verfügt, und zur Zeit mit dem kürzlich erschienenen Studiorelease 'Hell Beyond Hell' zudem noch ein aktuell ganz heißes Eisen im Feuer hat, kann überhaupt viel falsch machen. „Abducted“, „Hellgore“, „Impaler“, „Tornado“, „Rising Forces“ oder „Hell Beyond Hell“, der fett walzende Midtempo-Hammer „Gods of Thunder“ und „Thunderstorm“ zum starken Ausklang bringen die Fanmasse unaufhörlich in Bewegung. PARAGON haben mächtig Eindruck hinterlassen, entsprechend Andrang herrscht danach am Merch-Stand, wobei LP/CD-Tonträger deutlich mehr Anklang finden als die Shirts. Nocheinmal Rückblickend zum Gig sei angemerkt: Soviel erfrischende Live-Dynamik wünschte man sich seit geraumer Zeit wieder verstärkt von bestimmten Teutonenstahlkapellen weitaus größeren Bekanntheitsgrades, (z. B. GRAVE DIGGER, denen PARAGON gar nicht so unähnlich klingen). Unser Durst ist gestiegen, die Stimmung auch.

EVIL INVADERS

haben den mit Abstand besten Zuschauerschnitt des gesamten Festival-Samstags. Bei den Belgiern sieht man deutlich, das fleißiges Touren sich auszahlt. Der Bekanntheitsgrad des belgischen Speed/ Thrashvierers zieht reichlich Publikum vor die Bühne. Dichter Nebel und eine in grünes Licht getauchte Bühne sorgen für einen gespenstischen Anblick, ehe vier Gestalten sichtbar aus den Schwaden kommend, erscheinen. Im Gegensatz zum soliden, jedoch viel zu routiniert herunter gespielten Gig beim Metal Assault Ende Januar zeigt sich das Quartett um Fronter Joe extrem spielfreudig und quirlig. Ansagen werden auf das mindeste begrenzt. Sämtliche halsbrecherischen Posen sitzen wie aus dem Lehrbuch. Die Musiker hüpfen leichtfüßig von einer Seite zur anderen über die Bühne wie Flummis. Hinter all dem steckt knochenharte Arbeit, wodurch das Quartett bereits nach nur einem Studiorelase zu einem sehr angesagten Liveact wurde. Links und Rechts auf der Bühne stehende Minipodeste geben den Musikern zwischendurch Gelegenheit für heiße Posen vor ihrem treuen Fanklientel. Fronter Joe's zum Markenzeichen gewordenes Stahlkettenmikrophon gehört ebenso zum Bühneninventar. EVIL INVADERS harmonieren prächtig als blind aufeinander abgestimmtes Team. Trotz wilder Stageaktion beherrschen sie ihre Gitarren sicher wie im Schlaf. Eine Setlist brauchen sie seit geraumer Zeit schon lange nicht mehr, es wird spontan aus dem Bauch bestimmt, welches Stück gebracht wird. Das EXODUS-Bonbon „Fabolous Disaster“ inzwischen fester Bestandteil der Show entpuppt sich erneut als Highlight. Ein Moshpit sowie dynamisches Headbanging zelebrierendes Auditorium sind ebenfalls kein Thema, bei EVIL INVADERS geht 6o Minuten fast ausnahmslos am Stück die Hyperspeed/Thrashpost ab, das es einen vom Stuhl haut oder schwindlig wird! Pures Adrenalin! Einzig schade, das „Tortured By The Beast“ seit geraumer Zeit keinen Platz mehr im Set findet, aber ganz ehrlich, das ist Jammern auf hohem Niveau, ansonsten haben EVIL INVADERS auf gewohntem Dauer-Energielevel alles weggeblasen, was vor ihnen kam. Wer es sich leistet, eine bärenstarke Demonstration per VENOM-Cover („Witching Hour“) in solch räudiger Form zu beschließen, die selbst eingeschworene Fans des infernalisch-räudigen Trios anerkennend mit dem Kopf nicken lässt, hat definitiv den Bogen raus. Was kann und will man mehr erwarten? Dafür zeigt mein Daumen nach dem Gig deutlich nach oben: - EVIL INVADERS, das war TOP!!!

NIGHTBREED

spielen sich ähnlich wie Insanity Alert heftig den Arsch vor arg dezimierter Publikumskulisse einer Handvoll verbliebener ab. Statt heftigem Stageacting einschließlich unnötigem Gepose konzentrieren sich die Musiker bevorzugt auf ihre Kunst an den Instrumenten. Kantigen Speed n' Thrash haben sich NIGHTBREED, deren 'Witches Brew' betiteltes Debüt letztes Jahr erschien, auf's ihre Fahne geheftet, bei deren schönen Albumcover man schnell geneigt sein könnte, an MERCYFUL FATE zu denken. Nichts da, Fehlanzeige! Speed/Thrashfans kommen hier auf ihre Kosten. Obwohl NIGHT BREED zu derart später Stunde nach Mitternacht etwa gegen 0:30 (!) die Bühne betretend, nicht mehr viel reißen können, harrt eine kleine Menge restlich verbliebener Fans vor der Bühne die Band unterstützend aus. Freuen darf sich die Band hinterher betreffs der überraschenden Ausbeute am Merch-Stand. Fast alle mitgebrachten T-Shirts und Tonträger-CDs/LP's wurden verkauft. Da sich der Großteil des Taunus-Metal-Festival-Publikums bedingt durch zeitlich extreme Verzögerung im Terminplan gemäß der Umstände gezwungen sieht, früher abzureisen, um das letzte noch fahrbare öffentliche Verkehrsmittel (Zug oder S-Bahn) rechtzeitig zu erwischen, erklärt sich damit auch der geringe Publikumsschnitt (woran die Band keiner Schuld trägt), zu später Stunde von selbst. Ungeachtet der Umstände ziehen die Griechen NIGHTBREED ihren Gig konsequent bis zum Schluß durch, wofür ihnen respektvolle Anerkennung gebührt.

IRON ANGEL

Und nocheinmal Heavy Metal aus dem Norden Deutschlands: IRON ANGEL mobilisieren sämtliche Restkraftreserven der verbliebenen Fanschar aus dem vollen Hymnenfundus ihrer 80er-Kultscheiben schöpfend. Zwei links und rechts aufgestellte Leinwände von „Hellish Crossfire“ und „Winds of War“ bieten den passenden Hingucker. Viel Platz brauchen die Hanseaten eh nicht auf der Bühne, dafür jedoch Unterstützung ihrer Fans umso nötiger, welche sie auch bekommen. Zunächst eröffnet das unentbehrliche Intro „The Winds of War“ den Reigen, es folgen u. a. „Metalstorm“, „Sinner 666“ „The Metallian“, „Fight For Your Life“, „Hunter in Chains“, „Legions of Evil“da wird wieder ein ganzes Faß voller Hymnen aufgemacht, dessen Inhalt von der zum Schluß noch verbliebenen Fanschar gnadenlos abgefeiert wird. Lockere Sprüche dürfen beim IRON ANGEL-Fronter Dirk Schröder nicht fehlen: „Ihr geht ja volle Möhre ab“ (Frage, wie gehen Möhren eigentlich ab?), „Wisst ihr was? Ihr macht mich fertich...“ lautet eine Feststellung des öfteren kommende Feststellung, dann ist noch die Rede von „uneveligen Typen“ (?) eine Andeutung deren Sinn sich mir entzieht - keine Ahnung, weiß der Geier... das kann des IRON ANGEL-Fronters- Namensvetter Comedy-Star Atze oder sein ihm ähnlich sehendes Pendant Fips Asmussen in mittleren Jahren seien wir ehrlich, besser. Letzten Endes auch egal, zumal der Fronter stimmlich wie seine Mannschaft an den Instrumenten eine astreine Leistung bringt, - exakt darauf kommt es an! Keine Ahnung, was den optisch extrem aus dem Rahmen fallenden IRON ANGEL-Frontmann geritten hat, in kurzen Shorts einschließlich Poems (!) aufzutreten. Was für den Extremmetaller Springerstiefel bedeuten, sind für den IRON ANGEL-Fronter schlicht Poems (!), - er könnte wohl ebenso in Morgenmantel mit Duschbrause in der Hand und provokant knallgelben Badelatschen gekleidet auf der Bühne stehen, IRON ANGEL würden trotzdem genügend ihnen gebührenden Zuspruch bekommen. Fast zur Bestätigung erklimmt ein Fan wagemutig die Bühne, um noch betend vor dem Leinwandbanner von 'Hellish Crosfire' niederzuknien.- That's Metal! „The Creatures of Destruction“ wird angekündigt, gefolgt von „Black Mass“ mit kurzem Solo von Drummer Schrotti und ein begeistert aus heißerer Kehle mitgegröhltes „Heavy Metal Soldiers“ geben keinen Anlass zu negativer Kritik, - Headbangerherz, was willst du mehr (?) würde die Frage lauten, wenn nicht noch etwas grundlegendes fehlen würde: Das schwer auf seelige HELLOWEEN- Anfangstage (genauer deren Hymne „Heavy Metal“ einschließlich fetter Backgroundvocals) gemünzte Powerspeedgewitter „Stronger Than Steel“ und das IRON ANGEL-Thrashgeschoß „Rush of Power“ beenden die gelungene Songauswahl eines leidenschaftlichen teilweise gar heftig ins humorige gleitenden Gigs vor zahlenmäßig kleiner als erhofft, umso herzhafter mitgehender Fankulisse, der trotz immens zeitlicher Verschiebung zum Triumphzug für den Headliner wurde!

Mit dieser Setlist schickten IRON ANGEL die verbliebenen Festivalbesucher in die Nacht:

Intro „The Winds of War“
Metalstorm
Sinner 666
The Metallian
Fight For Your Life
Son of the Bitch
Hunter in Chains
Legions of Evil
Creatures of Destruction
Black Mass
Drum-Solo Schrotti
Heavy Metal Soldiers
Zugaben:
Stronger Than Steel
Rush of Power
 
Nachwort zum Festival:

Aufrichtiger Dank für ein gelungenes Heavy Metal-Wochenende das viel Ausgefallenes zum kleinen Preis bot, die günstigeren Getränkepreise waren eine ebenso begrüßenswerte Neuerung gebührt der gesamten Crew des Taunus Metal e. V. einschließlich Initiator Andreas Freitag, ohne deren liebevolles Engagement solche Events überhaupt nicht möglich wären, ebenso allen Bands und klasse mitfeiernden Heavy Metalfans, die das T.M.F. zu einem weiteren Festival besonderer Art gemacht haben. Der für ein Festival im Rahmen des Taunus-Metal benötigte Zuschauerschnitt wurde gehalten, Essen vom Dönerstand mundete wieder, die Getränkeauswahl erstreckte sich im gewohnten Rahmen. Thekenpersonal, Helfer, Security waren sehr entgegenkommend. Besonders hervor zu heben bei diesem empfehlenswerten Festival ist vor allem der soziale Aspekt. Dazu gehört neben Unterstützung kleiner Bands rege Beteiligung an Hilfsaktionen für das Frauenhaus. Ebenso zu erwähnen ist der gewichtige Aspekt, das die griechische Thrashband NOCTURNAL BREED ohne nötiges Geld für ein Rückflugticket zu haben anreiste. Dank zahlreicher Fans, die sich gesundermaßen ein Herz fassten und die Band mittels Tonträger- und Merchandisekauf unterstützten, klappt es wie erhofft mit dem Heimflug. Eine für die Band unglaubliche Erfahrung, die nicht überall selbstverständlich ist. Das Taunus-Metal ist und bleibt stets ein Festival von Fans für Fans mit ausgeprägt sozialem Charakter, weshalb auch diese gelungene Aktion in die Annalen der Festivalgeschichte eingeht. Von solchen Festivals mit gesundem Vorbildcharakter wünschte man sich hierzulande wirklich mehr, umso besser, das es das TAUNUS-METAL-FESTIVAL gibt!

Unsere Tops auf dem Taunus-Metal hießen: KETZER, INSANITY ALERT, LORD VIGO, HÜRLEMENT, STEELPREACHER, PARAGON und IRON ANGEL.

In gespannter Vorfreude was im Jahr 2017 kommt, sehen auch wir einem weiteren TAUNUS-METAL-FESTIVAL mit Hochspannung entgegen, wenn die Burgwiesenhalle erneut ihre Pforten öffnet, während Oberursel unter heftigem Gitarrenalarm stehend, im Ausnahmezustand versinkt...

Fotos: Melissa Hart & Michael Toscher

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.