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KEEP IT TRUE XIX - Lauda-Königshofen, Tauberfrankenhalle

Festival vom 29./30.04.16
mit ROSS THE BOSS, FATES WARNING u. a.

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KIT

KEEP IT TRUE-Freitag, 29.04.16:

Endlich! Kein Jahr vergeht, ohne dass sich waschechte Undgerground Metalheads nach dem Festival bereits auf die nächste Ausgabe freuen. Das zeichnet den unverkennbaren Spirit des KEEP IT TRUE-Festivals aus. Unglaublich, dass bereits alle vorhandenen Festivaltickets wieder einmal bereits Freitag Nachmittag restlos ausverkauft sind. Der Eingang befindet sich nun am Metalbörsezelt, zwischen Halle und Sportlervereinsheim auf dem Verkehrsübungsplatz.

Tokio-Klingen, Rock-Göttinnen, und Triumph des Stahls!

THRUST

32 Jahre nach Erscheinen ihrer legendären „Fist Held High“-LP ist auf die US-Metaller THRUST beim KEEP IT TRUE Verlass. Dank Wiederveröffentlichung von „Fist Held High/ Reincarnation“ in CD-Form kamen viele Fans in den Genuss dieser auf Vinyl schon lange vergriffenen, äußerst gesuchten Hymnen. THRUST Frontmann Andre Beaudry der als Frontmann keine schlechte Figur abgibt, holt harsche Tonlagen veredelt durch Hochtonschreie aus dem Mikro. Die Gitarrenfront entfacht den erforderlichen Druck. Für die stimmungsvolle Live-Atmosphäre sorgt der überzeugte, die Stücke der Band auswendig kennende Fanblock. Rein Optisch betrachtet, fallen für meinen Blick die Kopftücher, grünen Basseiten und Black Label Society-Shirts schon aus dem Rahmen, gerade wenn man eine derartige Attitüde rüberbringen will. Nummern wie „Fist Held High“, „Thrasher“ „Overdrive“, „Hypocrite“ , „Metallic Attack“, oder ein willkommenes den Set beschließendes „Posers Will Die!“ bringen in der vorderen Reihen die Menge zum Toben. Bewundernswert, das derart gezockter Heavy Metal aus Amiland selbst nach solch langer Zeit kein Gramm an Haltbarkeit eingebüßt hat. Die mit jedem Stück stärker auftrumpfende Band steigert sich im Laufe der Spielzeit, sodass zunehmend mehr erhobene Fäuste und wild headbangende Fans hinzukommen. Uns hat die Darbietung überzeugt, womit schon mal ein guter Auftritt im Gedächtnis bleibt, der sich nachhaltig einprägte. Bleibt zu hoffen, dass auf den Re-Union-Gig künftig weitere folgen.

(Michael Toscher)

TOKYO BLADE

Treten im kompletten Original Line-Up mit ursprünglichem Original Sänger Alan Marsh an, dessen Organ um einiges rotziger zugleich tiefer als seine Nachfolger klingt. Someone To Love“ eröffnet den Set, was blitzschnell dafür sorgt, das Gruppen von Headbangern es gleich innerhalb der nächsten fünf Minuten ziemlich eilig haben, durch die Halle sprinten, ihren Platz vor der Bühne zu sichern, um einer wirklich restlos überzeugenden Performance beizuwohnen. 60 Minuten herrscht pausenloser Klassikeralarm, obwohl der Shouter so manchen Ton leicht verfehlt und sich einige Timing-Fehler in Sachen Gitarre oder Drums einschleichen. Doch das scheint keinen wirklich zu jucken und der Jubel gibt der Band recht. Der Fanpulk tobt ausgelassen  von vorderen bis zum hinteren Hallenteil, auch bei mir gehen sämtliche Sicherungen durch.

Sämtlich ohnehin hochwertiges Hymnenmaterial bekommt derart unglaublich viel Gewicht, hier erlebt der zeitlose Original N.W.O.B.H.M.-Spirit (s)eine Renaissance. Kein Wunder schließlich serviert die Mannschaft unter dem Japan-Banner ihrer treuen Fangemeinde nur Material ihrer zwei Kultalben 'Night of the Blade' und 'Warriors of the Rising Sun'. TOKYO BLADE holen ein Dutzend Hymnen für die Ewigkeit aus dem Koffer, die jeden Samurai-Krieger zum bedingungslosen Mähneschütteln und athletischer Luftgitarrenaction bringen. Knackige Midtempo-Kracher vom Schlage „Love Struck“ oder „Lightning Strikes“ wechseln sich mit Proto-Speed-Granaten vom Schlage „Death On Mainstreet“, „Unleash The Beast“ und einem brachial ruppig im Kettensägen-Schredder-Takt weggehobelten „Meanstreak“ ab. Der fulminante Galoppstampfer „Warrior Of The Rising Sun“, darf ebenso wenig fehlen, erst recht nicht die Überhymnen „Night of the Blade“ und „If Heaven is Hell“. Am Schluss fordert die völlig frenetisch abgehende TOKYO BLADE-Fangemeinde von der entfesselt aufspielenden Band Zugabe. TOKYO BLADE kehren erneut auf die Bühne zurück und bitten ein allerletztes Mal zum „Midnight Rendevouz“, dessen Botschaft dankbar angenommen einen Hammerauftritt beendet!

Restlos begeistert werden nun endlich Getränke besorgt, um den Durst zu löschen. In der späteren Nacht zum K.I.T-Freitag gehen mir selbst nach dem überragenden Headliner manche TOKYO BLADE-Hymnen nicht mehr aus dem Kopf! 60 Minuten zeitlos magischer N.W.O.B.M.-Spirit, der gedanklich das Rad weit in die frühen 80er zurück drehte. TOKYO BLADE haben hier ein kräftiges Highlight gesetzt das zeigte, warum gerade das K. I. T. für seine treu eingeschworene Anhängerschaft als bestes HEAVY METAL-Festival zugleich ultimativer Jahreshöhepunkt gilt.

Den Preis für das originellste sprich coolste Festival-Outfit sollte der zwischenzeitlich zu sichtende Kerl im Nippon-Shirt, Nippon-Flagge, Nippon-Kopftuch und passend rot-weißer Nippon -Spandex bekommen, der uns später bei SKI am Tisch begegnet. Authentischer geht's nicht mehr!

(Michael Toscher)

ROCK GODDESS

bilden einen angenehmen Kontrast zu TOKYO BLADE, allerdings ist der Sound beim Ladytrio zu sehr übersteuert im Heavy Metal-Format abgemischt, was den klassischen Underground-Hardrock zeitweise fast wie Stadion -Metal klingen lässt. Die Publikumsresonanz hält sich im Vergleich zum bärenstarken Gastspiel auf dem Headbangers Open Air 2015 spürbar in Grenzen. Nichtsdestotrotz präsentieren sich ROCK GODDESS körperlich fit, Frontfrau Jody Turner besitzt neben ihrer derben Reibeisenröhre immens viel Bühnen-Power, sie bringt ihre Soli konzentriert und feuert zusammen mit Bassistin Tracey Lamb Ketten rockige Beats raus. Das Schlagzeug von Drummerin Julie Turner sorgt für kräftigen Punch. Wenn da nur der übersteuerte Sound nicht wäre, der dem Gig sogar aus Sicht eingeschworener ROCK GODDESS-Fans einen leicht trübenden Beigeschmack mitgibt. Mit Kick Ass-Rockern wie„Satisfied Then Crucified“, „Heartache“, „You've Got Fire“, „Make My Night“, „Two Wrongs Don't Make A Right“ oder „My Angel“, magelt es weder an kantigem Rockflair, noch satten Grooves oder ausreichend Straßen-Attitüde haben ROCK GODDESS auch diese Schlacht erfolgreich geschlagen. Die von zahlreichen K.I.T.-Gängern inbrünstig mitgesungene und kräftig abgefeierte Schlusshymne „Heavy Metal – Rock n' Roll“ rundet den gelungen Auftritt ab.

(Michael Toscher)

THE RODS

19:40 Time To Rock! Bei der Truppe um Dio's Vetter David „Rock“ Feinstein ist der Sound hingegen absolut stimmig. Die RODS haben exakt den rotzdreckig-verwaschenen Sound, wie man ihn sich zuvor bei Rock Goddess gewünscht hätte: Kein Gramm zu fett und keinen Tick zu schwach gemischt. Optimale Voraussetzungen also den von Rock Goddess zuvor eingebrachten Kick-Ass-Faktor kräftig zu verstärken.

David „Rock“ Feinstein kommt mit seinem Markenzeichen, einer Jeansjacke mit unübersehbarem THE RODS-Backpatch auf die Bühne. In der klassischen Heavy Metal Fangemeinde, die sich einen solchen Auftritt schon lange mal für das KEEP IT TRUE gewünscht hatte, tobt mächtig der Bär. Bereits nach fünf Minuten haben sich die RODS warm gespielt und ihren Rhythmus gefunden. Vor solch einem heftig rauen, gnadenlos mörderisch-dreckigen Brett bekommen sämtliche NuMetal-Kindergartencombos Alpträume. Sägend killende Gitarrenriffs, treibendes vom langsamen Gang abrupt in Speed-Modus umschaltendes Drumming, pumpende Bassläufe, dazu ein sehr auf sein Instrument fixiert quirlig agierender Mr. Feinstein, der auf seiner Axt mit verkürztem Hals heftig kreischend quietschend röhrende Tonfolgen entlockt. Nummern wie „Evil in Me“, „Born To Rock“, Stampfrocker wie „Let Them Eat Metal“, „Wild Dogs“, und fließende Heavy-Metal-Hämmer vom Kaliber „Cold Sweat and Blood“, „Crank It Up“ rocken bis zum obersten Anschlag direkt in den zum puren Adrenalin-Rausch. Die Tauberfrankenhalle bebt! David „Rock“ Feinstein (Gitarre), Gary Bordonaro (Bass) und Carl Canedy (Schlagzeug) agieren auf den Brettern als arschtightes, top aufeinander abgestimmtes Team. Das rockt, rollt, röhrt, groovt! Fans diverser Stilrichtungen bangen gemeinsam zu genial handgemachter 80er-Jahre Heavy Metal-Kost alter Schule, mit enorm effektivem Kick Ass-Faktor, 100 % ehrlicher Attitüde und reichlich Erinnerungswert - gemacht für ein überzeugtes Heavy Metal Maniac-Publikum, das sich an DIO, TED NUGENT, SAXON, OZ, JUDAS PRIEST, MOTÖRHEAD kaum satt genug hören kann. Die frenetisch gefeierten RODS bestätigen eindrucksvollihre hohe Position im Line-Up. Das Auditorium feiert seine Helden gebührend mit Beifall und erhobenen Hörnergabeln. Die Feinstein-Crew darf gern öfter nach Europa kommen, um den guten klassischen Oldschool-Heavy Metal-Spirit in die Herzen ihrer treuen Anhängerschaft zu transportieren. Getreu dem Motto: Born To Rock - Let Them Eat Metal!

Nach der beeindruckenden Show liegt prickelnde Spannung in der Luft, ehe der unter dem Synonym SECRET BAND geheim gehaltene Co-Headliner sich die Ehre gibt.

(Michael Toscher)

ROSS THE BOSS (mit MANOWAR-SET)

Was wurde nicht bereits im Vorfeld über die SECRET BAND spekuliert: Gerüchte von CIRITH UNGOL, HEAVY LOAD oder BROCAS HELM kursierten fleißig in diversen Internetforen oder machten im Vorfeld per Mundpropaganda die Runde, bis endlich fest stand, wer kommen würde. Ex-MANOWAR Saitenhexer ROSS THE BOSS lädt als geheim gehaltener Co-Headliner zur ultimativen MANOWAR-Gedenknacht. In der Halle brodelt, knistert, rumort und gärt es. So ziemlich alles, was auf den Beinen ist, scheint auf dieses besondere Gastspiel gewartet zu haben. Die nächsten 65 Minuten am Stück gehören ausschließlich der treuen MANOWAR-Fanabteilung.

Sämtliche Schlachthymnen der ersten sechs Alben werden inbrünstig mitgesungen: Angefangen von „Sign Of The Hammer“ über „Metal Daze“, „Gates of Valhalla“, ein unglaublich Schauer über den Rücken laufen lassendes „Secret of Steel“, „Kill With Power“ „Dark Avenger“ bis „Hail And Kill“ und „Battle Hymn“. Jetzt kommt zentnerfett unter die Haut gehendes Gänsehautflair in die Tauberfranken-Halle. Zahlreiche Verteidiger und -rinnen des wahren Stahls stehen bei dieser epischen Monumental-Offenbarung Reihe in Reihe, Seite an Seite vereint Spallier. Diese Jahrhundertsession setzt einem super Festivalfreitag ultimativ die Krone auf!

Die Tauberfrankenhalle füllt sich immer mehr und weit vorne wird es sehr kuschlig eng. Leider versuchen auch einge Thrasher, vorne in der Mitte einen Pit anzuzetteln, was nun überhaupt gar nicht zu der Musik von MANOWAR passt. „To The Battle We Ride, We Cross The Starlet Skies...“ Sänger Mike Cotoia - hauptamtlich in Diensten der US-Power/Thrasher FATES BREAK DOWN - erreicht das Volumen Eric Adams - man könnte meinen er wäre sein Sohn. Der Stimmbandästhet, klingt genau wie sein Vorbild in besten Jahren, jeder Ton und sämtliche langgezogenen Schreie sitzen ohne geringfügige Ausnahmen. Er sorgt dafür, dass dieser Hammergig zum unvergesslichen Erlebnis wird, das nächstes Mal gerne länger sein darf!

65 Minuten Heavy Metalgeschichte aus den 80ern erwachen zu neuem Leben. Jeder, den es hier nicht packt, ist kein echter Metalhead. „Das war der Gig des Jahres“ (Originalzitat Arne hinterher). Definitiv. Prädikat: WELTKLASSE! So stark und true wie ROSS THE BOSS den unverfälschten MANOWAR-Geist in die Menge tragen, können MANOWAR heute schon lange nicht mehr sein. Massen überkreuzter Arme sprechen Bände.

Nach dem schweißtreibenden Gig brauchen wir erst mal ein ein kühles Getränk, um die Stimmbänder zu ölen. Und es kündigt sich bereits an: Der kommende ROSS THE BOSS-Langdreher verspricht im Zeichen des Hammers zu stehen...

(Michael Toscher)

Das KEEP IT TRUE stand im Zeichen des Hammers bei:

Sign of the Hammer
Metal Daze
Blood of My Enemies
Gates of Valhalla
Secret of Steel
Kill With Power
Thor (The Powerhead)
March for Revenge (By the Soldiers of Death)
Dark Avenger
Hail and Kill
Battle Hymn

Zur Erinnerung an einen unfassbaren Gig, der in die Annalen der Heavy-Metal-Geschichte einging, bleiben folgende Zeilen ins Gedächtnis zurück, natürlich könnte hier auch der Text von 'Battle Hymn' stehen, nach langem Ringen fiel die Entscheidung letzten Endes auf diesen:

„Atop the mountain, where the river of steel flows
Black is the forest, white was the snow.
There as children, how could children know?
One without name or number soon would show.

There stood he, on his chariot made of gold
He did reveal the trinity of secrets old.

A sceptre of iron could mercy bring.
A shield of gold, the Creator and king,
And the great sword of steel.
Sons of destiny shall wield.

Hear Wisdom's voice.
Rise, know the strength that you feel.
Hold in your heart but never reveal.
You were called by the Gods,

their powers to wield.
Guard well the secret of steel.”
(Lyrics: Joey De Mayo und Ross The Boss)

RAZOR

Wer geglaubt hätte, nach ROSS THE BOSS käme nichts mehr, kennt RAZOR schlecht! Kanadas neben EXCITER bis heute mit Abstand wichtigster Export in Sachen kompromissloser 80er-Jahre Oldschool-Thrash lässt mächtig die Säge kreisen. RAZOR bringen nur Songs aus der Phase um 1985. Die Herren Carlo (Drums), Reid (Gesang) und Compagnolo (Bass) knüppeln sich brutal derb, schnell, räudig energiegeladen mit ausnahmsloser „Voll auf' die Fresse“-Garantie durch ihr Programm und hinterlassen nichts als verbrannte Erde. In der Mitte bildet sich zu knüppelhart rausgeprügelten Granaten wie „Legacy Of Doom“, „Iron Hammer“, „Speed Merchants“, „Tortured Skull“, „Hot Metal“, „Gatecrasher“, „City of Damnation“ und „Take This Torch“ (Part 1), schnell ein bissiger Mosh-Pit, in dem sich überhaupt nichts geschenkt wird. Womit schnell klar ist, dass der Rest der Nacht bis auf Weiteres den Thrashern gehört. Was für EXCITER „Violence & Force“ ist, heißt bei RAZOR schlicht „Fast & Loud!“ Kein Wunder, das die Security reichlich viel damit zu tun bekommt, Crowdsurfer aus dem Pulk vor der Bühne sicher abzufangen. Besser als von RAZOR kann beinharter Oldschool-Thrash des EXCITER/ WHIPLASH-Sektors kaum gebracht werden. Vom Start bis zum Schluss geht’s extrem hoch im permanent moshenden, brodelnd tobenden Pit her, ehe nach „Evil Invaders“/“Take This Torch“ (Part 2) auch die letzten Kraftreserven bei den alles gebenden Thrashern aufgebraucht sind. Damit wäre abermals hinreichend belegt: No School... ... is like Oldschool! „Razor, Razor, Razor“-Schlachtrufe dringen vernehmbar laut durch die Location. RAZOR haben Phase 1 des KEEP IT TRUE 2016 fett abgeschlossen, ihren ohnehin schon seit vielen Jahren unantastbar hohen Status für den stets hungrigen Underground-Thrashsektor mit ihrer Killervorstellung untermauert!

(Michael Toscher)

KEEP IT TRUE-Samstag, 30.04.16:

Eine Gottesanbeterin erwacht, und der rechtmäßige Erbe empfängt die Warnung des Schicksals  

IRON CROSS

geben eine ähnlich großartige Vorstellung wie THRUST am Vortag. Auf die seit 1986 durch ihr beeindruckendes Debüt selbiger Namensgebung in Erscheinung getretene US-Powermetal-Combo durfte man schon viel zu lange warten. Da sie 2014 aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen ihres Sängers und Axtmann Mike Skelton absagen mussten, (KARION rückten als Ersatz nach) versprach der Veranstalter, die Band erneut einzuladen, wenn sich der Zustand ihres Sängers gebessert habe. Danach verstarb Skelton, wodurch IRON CROSS für einen ihm zu Ehren gewidmeten Tribut-Auftritt zurückkamen, der als Festival-Highlight Geschichte schrieb. Grund zur Besorgnis gibt auch der gesundheitliche Zustand von Gitarren-Hüne Rex. A.Coward, der den gesamten Auftritt unter Schmerzen im Sitzen durchhält, ehe er danach im Rollstuhl von der Bühne geschoben wird. „Dark Dreams“, „Mistress of the Dark“, „Demons“, „Barbarians“, „Bloodlust“, „Queen of Deception“... überzeugen restlos, hier jagt eine Edelperle die nächste, zur Überraschung spielen IRON CROSS ein sauber umgesetztes, MOTÖRHEAD-Lemmy gewidmetes „Killed By Death“-Cover und mit „In The Brotherhood“ erfährt auch der verstorbene Bandkamerad Mike Skelton verdientermaßen Würdigung. Der schnörkellose US-Power-Metal wird mindestens eine ganze Spur wuchtiger zugleich schneller dargeboten. IRON CROSS reißen ihr Publikum durch die Bank mit. Die Tribute-Show für den tragischerweise verstorbenen Sänger und Gitarrist Mike Skelton vor kampferprobten Kennerpublikum wird zum Erfolg, was nicht nur der Wahnsinnig einer megafett aufspielenden Band, sondern auch dem heftig steilgehenden Fanklientel geschuldet ist. IRON CROSS waren, soviel steht zweifellos fest, ein Gewinn für das KEEP IT TRUE-Festival.

(Michael Toscher)

SKI

Nach dem gutem, aber sehr statischem Auftritt von Iron Cross, stellen Ski & Band in Sachen Bühnenaktion ein ganz anderes Kaliber dar. Eingeleitet durch die amerikanische Nordstaatenhymne brennt der ehemalige DEADLY BLESSING Sänger Norman „SKI“ Kiersznowski mit seiner Mannschaft ein fulminantes US-Power-Metal Feuerwerk erster Güteklasse ab. „Search And Destroy“ setzt dabei den Startschuss. Wie ein Derwisch flitzt der Frontmann über die Bühne und stößt mühelos die höchsten, beinahe unmenschlichen Schreie aus. Sein Enthusiasmus überträgt sich schnell auf das vorne vor der Bühne versammelte Publikum, welches sich begeistert mitreißen lässt. Besonders in den vorderen Reihen – wo ich mich auch befinde - springt der Funke gewaltig über. Immer wieder sucht er den Kontakt zum Publikum, er klettert auf die großen Boxen vor der Bühne und springt in den Fotograben.

Bestens gelaunt wirft SKI weiße Logo T- Shirts, Buttons, seine Lederjacke, seine Nietenarmbänder, ein altes Deadly Blessing Shirt, Nietengürtel, seine zwei Kutten und zum Schluss gar seine Schuhe in die freudig überraschte Meute. Vom 1988-er Klassiker Ascend From The Cauldron werden fast alle Songs gespielt, nur „Mindbender“ kommt nicht zum Zug. Abgerundet wird der großartige Auftritt durch das leidenschaftlich mitreißende Cover des Lizzy Borden Klassikers „American Metal“.

(Melissa Hart)

ARTCH

Bei den durch zwei Alben in den 80ern Aufmerksamkeit erlangenden Norwegern ARTCH zieht es uns direkt vor die Bühne. ARTCH reißen uns tatsächlich mit, nebenan allerdings spielen zwei an ihrem Handy und stehen gelangweilt herum. Leute, ihr seid nicht auf irgendeinem Festival, sondern auf dem KEEP IT TRUE! Zwar hält sich das Publikum zunächst noch etwas zurück, weil ARTCH nicht allzu vielen wirklich bekannt scheinen, doch taut es im Laufe des Gigs allmählich auf. Der isländische Frontsänger Eric Hawk weiss das Publikum aus der Reserve zu locken: Er setzt bei jedem Song auf weit ausholende Posen und erinnert dadurch in seiner Bewegungstheatralik an David Coverdale und Ian Gillan. Der Mann lebt den Moment auf der Bühne leidenschaftlich aus. ARTCH kämpfen sich schrittweise durch einen Set mit knackigen Riffrockern wie „Shoot To Kill“, „Loaded“ „When Angels Cry“ sowie in der gefühlvollen Ballade „Where I Go“.

Die perfekte Abschlusshymne „ Return To Church Hill“ wird von einem heroischem, andächtige, geisterhafte Stimmung verbreitendem Intro „Conversio Prelude“ eingeläutet. Und setzt den s Höhepunkt des Konzerts. Zwar fallen die Reaktionen auf die Norweger nicht so euphorisch wie bei Rampensau SKI aus, erreichen aber immerhin ordentlichen Zuspruch, sodass wenigstens noch ein zufriendenstellendes Resultat zu Buche steht.

(Michael Toscher)

KENN NARDI

hat im letzten Jahr mit seinem Soloalbum nicht nur in der Progszene für Furore gesorgt, das Album Dancing With The Past wurde u.a. im Deaf Forever in den höchsten Tönen gelobt, was mich gespannt auf den Gig machte. Lies mich der 2010er Auftritt von Anacusis damals eher kalt, so weiß mich KENN NARDI mit seiner Begleitband diesmal definitiv zu überzeugen. Beginnend mit dem groovigen „Strained The Frayed“ bringen der Maestro und seine Mitstreiter das komplexe Songmaterial mit spielerischer Leichtigkeit auf die Bühne und lassen dabei weniger begabte Instrumentalisten wahrlich alt aussehen. Die Band verbreitet auf der Bühne eine Energie, die sich auf das begeistert mitgehende Publikum überträgt.

Es folgt eine gemischte Setlist aus Solosongs und Anacrusis Klassikern, wobei letztere gegen Ende klar dominieren. Bei „Sound The Alarm“ kommt Mario Prünster von den Österreicher Proggern Mayfair auf die Bühne und liefert sich mit Kenn Nardi ein packendes Duett.

Trotz aller technischer Finesse kommt auch der emotionale Aspekt nicht zu kurz. Kenn Nardis Gesang, der zwischen klaren Passagen und ins Mark gehenden Schreien wechselt, sorgt für Gänsehaut. Klar nutzen Geradlinigkeits-Fanatiker und Rumpelthrasher den Auftritt zur Pause. Aber fast jeder, der mit komplexer Musik etwas anfangen kann, war durchaus angetan und meinte zumindest: „Ja, die sind gut.“(O-Ton Timo). Alles richtig gemacht, KENN NARDI & Co.

(Melissa Hart)

PRAYING MANTIS

Punkt 19:30: Auf Kenn Nardi folgen PRAYING MANTIS. Meine Lebensgeister kehren zurück. Beim Erinnerungsgig an die alten 80er Anfangstage der Gottesanbeterin zu „Time Tells No Lies“-Zeiten gibt es kein Halten mehr: Der Großteil des Besucherklientels klingt gleich vom Start weg komplett aus! Schon der lange nicht mehr ausgepackte Fetzer „Captured City“ vom Metal For Muthas Sampler bringt die Stimmung in der Tauberfrankenhalle nur binnen zwei Minuten komplett zum Überschäumen.

Weitere Früh80er-Klassikern wie „Panic in the Streets“ fügen sich zusammen mit „Fight For Your Honour“ vom bärenstarken neuen Album 'Legacy' harmonisch ins Gesamtbild. Tino Troy und Andy Burgess bilden eine extrem druckvoll wunderbare harmonisch zugleich melodisch aufspielende Sechssaiterfraktion - herrlich, was die beiden an krachenden Riffs und gefühlvolle filigranen Leadsoli aus ihren Äxten herausholen. Chris Troy's harmonischer Bass und Hans Int' Zant's knallender Schlagzeugbeat bilden ein vom Start weg brilliantes rhythmisches Grundgerüst. Praying Mantis spielen einen grandiosen, schwungvollen Sets. Frontsänger John Cuijpers (seit 2013 in der Band ) ist mit einer kraft vollen rauchigen Rockröhre ausgestattet und feuert beständig die wild abgehende Fanmasse an. Er weis sich dabei gekonnt in alle erdenklichen Posen zu werfen und gibt einen großartigen Entertainer ab. Die jubelende Meute frisst ihm regelrecht aus der Hand. Irgendwo mitten im Pulk einer begeistert rockenden Menge befindet sich unser Grüppchen, um sich den ungemein fesselnden N.W.O.B.H.M.-Perlen hinzugeben. PRAYING MANTIS haben passenderweise einen Bombensound erwischt, der sogar leicht vernehmbares Knarzen locker wegsteckt. Die Gottesanbeterin räumt heute gewaltig ab! Sie präsentiert sich ungeheuer bissig mit sowohl melodischem als auch rauem Unterton. Diese herrlich fließend ineinander übergehende Mischung packt das Publikum vom ersten Ton: egal ob nun „Cheated“, „All Day & All Of The Night“, das AOR-lastige „Running For Tomorrow“, die verträumte für Gänsehaut sorgende Sahneballade „Lovers To The Grave“ oder ein starkes „Flirting With Suicide“. Zum regulären Abschluss sogt die Bandhymne „Praying Mantis“ für ausgelassene Partystimmung in der Tauberfrankenhalle, woraus Tänze, wildes Abrocken,Headbangen und zunehmendes Getränke-Verschwappen resultieren. Selbst der 2015 verstorbene Gitarrist Steve Caroll wird geehrt, was nicht nur unglaublich viel Charakterstärke zeigt, sondern diese beeindruckende Combo noch umso liebenswerter macht. Mit der bombastischen Kulthymne „Children Of The Earth“ als geforderte Zugabe geht ein phantastischer, berauschender Sahnegig harten Melodic-NWOBHMs zu Ende.

Somit verabschiedet sich die zurecht von donnerndem Applaus bedachte Gottesanbeterin von ihren zahlreich versammelten Fans diverser Nationen mit einem Erinnerungsgig vom Allerfeinsten, der in die KEEP IT TRUE-History eingehen wird; but It's True: Time Tells No Lies...

(Michael Toscher)

HEIR APPARENT

wussten mich bereits Anfang 2012 auf dem Metal Assault zu überzeugen. Doch heute legen sie noch mehr als eine Schippe drauf. Mit „Dragon's Lair“ und „The Servant“ starten HEIR APPARENT in einen Reigen voller Songperlen. Hymnen wie „ Hands Of Destiny“, „Tear Down The Walls“, „We The People“, „Masters Of Invasion“ und „Decorated“ lassen die Herzen von Anhängern leicht progressivem, melodischen US-Metals höher schlagen und werden begeistert mitgesungen. Sänger Will Shaw (seit 2015 dabei) ist bestens bei Stimme und sorgt des Öfteren für Gänsehaut.

In der Setliste werden die Songs vom Klassiker Graceful Inheritance genauso berücksichtigt wie jene vom oft unterschätztem Zweitwerk One Small Voice. Bei der Titelballade läuft es mir eiskalt den Rücken herunter und es kommen mir beinahe die Tränen. Es während dieses ruhigen Songs auch eine paar Unkenrufer, doch jene haben es nicht verstanden, dass bei dieser Art von Metal auch ergreifende Balladen dazugehören. Auch HEIR APPARENTS musikalische Vorbilder Queensryche hatten von Anfang an welche im Aufgebot. Die leidenschaftlich dargebotenen und mit lautem Beifall beklatschten „Keeper Of The Reign“ und „Another Candle“ schließen einen äußerst gelungenen Gig ab, der in die Analen der Festivalgeschichte eingehen wird.

(Melissa Hart)

FATES WARNING

Mit dem Spezialset für den zeitlosen Progmetal-Klassiker Awaken The Guardian-Album kündigt sich um 22:30 Ortszeit Großes an. Das komplette Awaken The Guardian-Line Up gibt sich die Ehre den zeitlosen Jahrhundertklassiker in Sachen Progressive Metal in vollständiger Form live aufzuführen. Der Begriff Musik allein reicht nicht aus, ein erlesenes Kunstwerk der Sonderklasse zu beschreiben. Die Gesamtmenge aller extra fürs Festival gelieferten T-Shirts ist schon am frühen Freitag-Abend restlos ausverkauft. „The Sorceress“ macht den Anfang, danach gehen beständig Arme in die Höhe, alle Stücke übertragen sich auf ein fleißig mitsingendes, ausgelassen exzessive Tanzeinlagen zelebrierendes Publikum. Andere, so wie meinereiner genießen den Gig schlichtweg, während sich einige Alkoholleichen auf den seitlich in der Halle befindlichen Sitzgelegenheiten bereits die Lichter ausgeschossen haben und im tiefen Tal geistiger Umnachtung überhaupt nichts mehr mitbekommen. Das ist k e i n Metal, sondern Schwächeln traurigster Form!

John Arch liefert eine in exzessiven Gefühlsentladungen gipfelnde durch überhaupt nichts mehr zu toppende Weltklasse-Gesangsleistung. Kopftuch-Look einschließlich wieder längere Haarpracht stehen ihm übrigens ausgezeichnet. Jim Mattheos und Frank Aresti zeigen ihre Seitenkünste als begnadetes, exzellent abgestimmtes Weltklasse-Gitarrenduo. Joey Vera am Bass und Bobby Jarzombek hinterm Schlagzeug bilden eine immens homogen agierende Rhythmussektion eines Line Ups, wie man es so schnell nicht mehr zu sehen bekommt. “Valley of Dolls“, „Fata Morgana“, „Guardian“, „Prelude To Ruin“, „Giant's Lore“ (Heart Of Winter), „Time Long Past“ und „Exodus“ sind wahrhaftige Göttergaben! Die akustischen Zwischenspiele werden genauso sicher dargeboten wie das schwermetallische Grundgerüst. Im weiteren Verlauf überwiegt der Eindruck, der denkwürdige Erinnerungsgig gleiche fast einer Metal-Oper mit klarem Hochtongesang statt Solo-Arie. Vier Zugaben, die es sowohl in Sachen Spannung, Takt- und Rhythmuswechsel-Variation und erheblicher Geschwindigkeits-Steigerung kräftig in sich haben, sorgen die für verdiente Verlängerung des Gigs Leider wird dieser als nicht unumstritten in die Festivalgeschichte eingehen: Viele in der Mitte der Halle stehende Gäste - darunter nicht wenige Soundfetischisten - ärgern sich darüber, ihnen sei der Sound zu dünn. In Ordnung, mag vielleicht sein. Warum sich keiner derjenigen an den zuständigen Soundmann wendet, verwundert dann schon.

(Anmerkung: Ich stand ganz vorne, da war der Sound gut – Melissa Hart)

(Anmerkung meinerseits: Vorne schon, ab dem mittleren bis zum hinteren Bereich gab's extreme Schwankungen! - Michael Toscher)

Musikalisch hingegen überzeugen FATES WARNING auf ganzer Linie. Kurz bevor ein Wahnsinns-Set endgültig zu Ende geht, darf die Fanschaar immerhin eine Nacht auf dem Brocken (im Harz) verbringen, ehe mit „Epitaph“ der krönende Abschluss des zweiten Festivaltages gesetzt wird.

Damit geht eines der schönsten Keep It True-Festivals ever mit einem der stärksten je dort aufschlagenden Festival-Billings zu Ende, das sich nahezu permanent von Band zu Band steigerte. Auch wir fiebern bereits dem nächsten K.I.T. 2017 gespannt entgegen!

(Michael Toscher)

Der Beschützer ließ folgende Strahlen durchs kosmische Weltentor dringen:

Intro
(acoustic guitar intro of "The Sorceress")
The Sorceress
Valley of the Dolls
Intermission
Fata Morgana
Guardian
Intermission
Prelude to Ruin
Intermission
Giant's Lore (Heart of Winter)
Time Long Past
(Mit Joe DiBiase an der akustischen Gitarre)
Exodus
Zugaben:
The Apparition
Damnation
Night on Bröcken
Epitaph

Für ein wie jedes Jahr tolles Festival - einschließlich ultimativem Höhepunkt ROSS THE BOSS gefolgt von FATES WARNING, TOKYO BLADE, HEIR APPARENT, PRAYING MANTIS, SKI, THE RODS und THRUST - bedanken sich Melissa und Michael bei Oliver, Tarek & dem gesamten KEEP IT TRUE-Festivalteam!

Bericht: Michael Toscher und Melissa Hart

Fotos: Timo Rauchhaupt

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