URIAH HEEP – Frankfurt/M., Neue Batschkapp



Konzert vom 10.12.14
Support: VOODOO CIRCLE, 21 OCTAYNE

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URIAH HEEP
VOODOO CIRCLE
21 OCTAYNE

Dieses Konzert sollte sich für mich in vielerlei Hinsicht als ein Premierenabend gestalten. Aber dazu mal schön der Reihe nach:

a) Die Neue Batschkapp – mein Antrittsbesuch.
Für mich ist diese neue Event- bzw. Konzerthalle im Frankfurter Osten wunderschön geworden. Gut, mit der guten alten „Kapp“ hat das hier wahrlich nichts mehr zu tun und den Nostalgiepreis wird man sicher auch nicht gewinnen können, aber als Veranstaltungslokalität für Konzerte steht man in dieser Größenordnung im Rhein-Main-Gebiet dafür jetzt ganz vorne.

b) Band - Livepremieren und Konzertbericht

21 OCTAYNE, meine erste Premiere. Die deutschen Modern Rocker haben mit Marco Wriedt (git, AXXIS), Alex Landenburg (dr., Rhapsody, Mekong Delta) und Hagen Grohe (voc., Joe Perry Project) wahrlich keine unbekannten Musiker in ihren Reihen, was auch gleich an der Bühnenperformance festzustellen war. Das bisher einzige Album „Into The Open“ kenne ich nur vom einmaligen Hören. Das Material klingt zwar recht melodisch, ist mir persönlich aber einen Tick zu modern angehaucht. Auch live änderte sich daran nicht viel, wenngleich die Ballade und der Titeltrack bei mir durchaus punkten konnten, zumal das Quartett auch gut aufeinander eingespielt war. Der Publikumszuspruch beschränkte sich während des 30-minütigen Sets auf ansteigenden Applaus nach den jeweiligen Songs, da sich die Halle mehr und mehr füllte. Die richtige Zielgruppe dürfte das hier in Ffm allerdings nicht gewesen sein, denn mit 45+ lag der Altersdurchschnitt doch schon recht hoch.


VOODOO CIRCLE. Auch hier gab es für mich kleine Premieren. Zum einen wurde kurz vor der Tour der eigentlich für mich schon feststehende Job am Tasteninstrument an Alessandro Del Vecchio offiziell ausgerufen und zum anderen konnte ich mir einen ersten Eindruck vom neuen „Fellgerber“ Tim Husung machen, den einige vielleicht als Studiomusiker von Stefan Raab’s TV Total oder als „Tagelöhner“ von DORO oder WÖLLI UND DIE BAND DES JAHRES her kennen könnten. Als Special Guest angekündigt, gab es dann auch gleich mal deutlich mehr Licht und einen ebenso deutlich besseren Sound wie noch beim Opener. Mastermind Alex Beyrodt zog über das gut 45-minütige Set sehr oft staunende Publikumsblicke auf sich, wenn er mit den vielfältigsten Körperverrenkungen mit seinen Sechssaitern solierte. Zur One-Man-Show artete das auf der großen Bühne aber Gott sei Dank nicht aus. Dafür sorgte u. a. auch Goldkehlchen David Readman, der bei „Tears In The Rain“ in Frankfurt gesanglich angekommen, ein ums andere Mal an einen David Coverdale erinnerte und diesen dann auch gleich stimmlich übertraf. Spaß in den Backen hatte die Allstar-Truppe definitiv, das konnte jeder Anwesende feststellen und nicht gerade wenige im Publikum ließen sich davon auch noch anstecken, was an den taktähnlich Bewegungen der Ü40 Generation vor der Bühne auszumachen war. Für mich eine satte, nahezu fehlerfreie Show, die Spaß gemacht hat.

Setlist VOODOO CIRCLE:
Heart Of Babylon
No Solution Blues
Tears In The Rain
Kings Of Your
Blind Man
Cry For Love
Graveyard City


Asche auf mein Haupt. Mein URIAH HEEP Livedebüt stand jetzt an. Und um es vorweg zu nehmen, damit wurde bei mir eine riesige Bildungslücke geschlossen – und wie! Den Hauptakt hatte ich als nette Beigabe angesehen, da ich eigentlich wegen VOODOO CIRCLE in die Kapp fahren wollte. Songs wie „Lady In Black“, „Easy Livin‘“ oder „Gypsy“ könnte man bei dieser Gelegenheit dann auch mal live vom Original mitnehmen, so mein Grundgedanke. Jedoch belehrten mich die Rockurgesteine nicht erst nach ihrer fulminant abgefeierten 95-minütigen Show, dass ich hier über die Jahre hinweg einäugig bis blind mich ihren Auftritten ggü. verschlossen hatte. Bei bestem Sound und ordentlichem Bühnenlicht bekamen die gut 900 Fans in der Kapp eine unterhaltsame und kurzweilige Show geboten, was an den Publikumsreaktionen und auch an den Kurzinterpretationen meiner unmittelbaren Nachbarn bei einigen Songs zu belauschen war. Die erste Überraschung für mich war die Begrüßung der Fans in teilweise gutem Deutsch nach „The Hanging Tree“ durch den erstaunlich fitten und stimmgewaltigen Frontmann Bernie Shaw. Ihn kann man getrost als Entertainer der alten Schule bezeichnen. Selten genug habe ich den letzten Jahren echte Frontmänner (in seinem Alter) erlebt, die innerhalb kürzester Zeit einen gefüllten Konzertsaal um den kleinen Finger gewickelt und mit dem Publikum über die ganze Show hinweg ideenreich interagiert haben. Wenn man bedenkt, dass es die Band über 40 Jahre gibt und sie heute noch, zumindest wurde es hier so vermittelt, alles und das gefühlt für jeden Fan gab, ist das schon beachtenswert. Mich, der eigentlich gar nichts an Tonträgern von URIAH HEEP sein eigen nennt und sich mit deren Schaffen auch nie wirklich auseinandergesetzt hatte, hat musikalisch der Mittelteil des Sets begeistert. Angefangen mit dem catchy Titeltrack vom aktuellen Longplayer „Outsider“ über „Sunrise“ mit seinem genialen 3-Mann-Chorgesang, dem 10-minütigen Groove Opus „The Magician’s Birthday“ aus 1972 und dem stark nach MARILLION (und hey, ich mag die eigentlich gar nicht) klingenden, ruhigeren „What Kind Of God“ war ich schlichtweg infiziert. Für mich fast nicht nachvollziehbar wie Hauptsongschreiber und Gründungsmitglied Mick Box (git.) über all die Jahre, anscheinend mühelos, immer wieder zeitlose Perlen aus dem Hut zaubert, die sich in jede Setlist integrieren lassen. Selbst die hier integrierten fünf neuen Songs wie z. B. „Speed of Sound“ oder „The Law“ beinhalten wohl alles, was URIAH HEEP die letzten Jahre ausgemacht hat, ohne sich dabei selbst zu kopieren – erzählten zumindest meine Konzertnachbarn. Und ehe ich in den Partymodus übergehen durfte, erteilte mir das Quintett nochmals eine weitere kleine Lehrstunde mit dem tiefsinnigen „July Morning“. Gut, dass mich die akustische Version von der Dame in schwarz wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hat, wer weiß wo ich „Gypsy“ und „Easy Livin‘“ sonst heute noch abfeiern würde.

c) Abschlusspremiere: Zum Schluss richtet sich mein Dank an alle drei Bands für diesen unterhaltsamen Abend; die Soundgurus, die ihren Namen mal verdient haben und die Lightjockeys für die passende Ausleuchtung der Musik. Das schreit förmlich nach Wiederholung!

Setlist URIAH HEEP:
Speed of Sound
The Hanging Tree
Too Scared to Run
The Law
Outsider
Sunrise
The Magician's Birthday
What Kind of God
One Minute
Can't Take That Away
July Morning
Lady in Black
Zugaben:
Gypsy
Easy Livin'

Fotos by Hans-W. Rock

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