SUBSIGNAL - Erlenbach am Main

04 subsignal erlenbach 05Konzert vom 20.04.2024

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SUBSIGNAL

Verschoben und etwas zerfahren, aber immerhin einigermaßen zeitnah nachgeholt wurde die Tour der Prog Metaller. Wobei zeitnah mit einem halben Jahr schon optimistisch beziffert ist, aber eben auch zeigt wie frequentiert die Clubs sind, ein Fakt, der während der Pandemie gerne unter den Teppich gekehrt wurde. Auch der Verfasser dieser Zeilen musste etwas improvisieren und steuerte zum ersten Mal das Beavers in Erlenbach am Main an.
Etwas versteckt hinter einer Spielhalle und uncharmant im Industriegebiet eröffnete sich beim Betreten ein wahres Rockmuseum mit etlichen Schätzen und Memorabilien der Großen der Szene. Sowohl die Wände im Foyer als auch in der Halle sind mit Postern und Bilderrahmen übersät, dazu stehen draußen noch Vitrinen, die Teile oft signiert. Eigentlich neben der auch auf ihrem jüngsten Album „A Poetry Of Rain“ großartigen Musik von SUBSIGNAL ein idealer Pilgerort.

Leider hatten wohl viele an dem Samstag etwas anders vor oder fürchteten die Heimfahrt im Schneechaos. So waren die Stehtische im Inneren eher licht belegt, vorne an der Bühne herrschte Respektsabstand. Vielleicht waren auch zu viele schon ein paar Wochen zuvor im Rind im nahen Rüsselsheim. Was den Fünfer aber nicht im geringste störte, der um 20:30 Uhr ohne Supportact die Bühne enterte und mit einem Titel von „The Beacon Of Somewhere Sometimes“ loslegte, als wäre der Saal voll. Sofort war da eine ungeheure Spielfreude zu sehen, die Funken sprühten auf der Bühne. Ein Lächeln in jedem Gesicht und eine musikalische Performance, die vor Virtuosität und Esprit nur so strotzte.

Speziell Dirk Brand brannte hinter dem Drumkit ein wahres Feuerwerk ab, ließ die Sticks nur so kreisen. Für seinen schon am Metal geschulten Stil bewies er einen feinen Swing, selbst die schwierigsten Breaks schienen ihm locker von der Hand zu gehen. Überragend wie immer die Tom-Arbeit bei der Ballade des genialen Debüts, die recht früh im Set kam und wie immer Erpelpelle auf die Haut zauberte. Beim einzigen Beitrag des „Touchstones“-Albums durfte er sogar solistisch ran und hatte wie die ganze Zeit mächtig Spaß in den Backen.
Überhaupt war die Stimmung auf der Bühne sehr ausgelassen, ständig wurde gescherzt und gelacht. Sänger Arno Menses verulkte bei fast jeder Ansage Gitarrist Markus Steffen, wobei die Späße schon mal derbe wurden. Doch alles natürlich auf eine liebevolle Art und jedes Mal, wenn der Mann links wieder sein Fett weg bekam, kam der Frontmann zu ihm und umarmte ihn herzlich. Für Lacher war jedenfalls gesorgt, da soll noch einer sagen Proggies hätten keinen Humor, das Publikum indes eroberte man damit.

Jenes war natürlich nicht das feierfreudigste, ein wenig Ernst ging es dann musikalisch doch zu, aber bei den Singalongs oder dem Beifall wurde es doch laut im Auditorium. Auf ihre treuen Fans konnten sich SUBSIGNAL verlassen, wobei fast mehr RUSH-Shirts zu sehen waren, aber das geht bekanntlich immer. Es war einfach die warmherzige Art, wie sie ihre Musik rüber brachten, mit der sie die Zuschauer mitnahmen. Obwohl das Material im Gegensatz dazu so viele Klippen bereit hält und die tiefe Melancholie auch lyrisch zum Ausdruck bringt.
Bei der Performance war vor allem die unglaublich melodische Stimme von Menses das große Plus der Formation. Sehr klar intonierte er die bedeutungsschwangeren Lyrics, lebte die Emotionen mit und schaffte selbst die kompliziertesten Sprünge. Auf große Gesten verzichtete er eher, wenn suchte er freundlichen Kontakt zum Publikum, doch beim Gesang hielt er sein Mikro immer sehr fest umklammert. Er vermochte die Atmosphäre zu tragen, sie wunderbar einzufärben, sein Timbre ist immer wieder beeindruckend.

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Bei dem Gig musste er auch vieles alleine stemmen, nur Keyboarder Markus Maichel stieg bei den Chören mit ein. So musste der gute Arno sich strecken, um den großen Refrains, die trotz der progressiven Schlagseite so wunderbar ins Ohr gehen, mit der notwendigen Power zu füllen. Mit dem früheren Bassisten Ralf Schwager fehlte eine Stimme, hier hätte man für die Harmonien eine Caroline von Brünken mitnehmen können, die bei ihren Labelmates RPWL oft mit von der Partie ist. Der Eindringlichkeit des Beitrags tat dies nur wenig Abbruch, dazu ist der Fronter zu sicher.
Davon abgesehen, dass er keine Backingvocals beisteuerte gebärdete sich Martijn Horsten, der neue Mann am Bass und wieder zweite Holländer seinem Vorgänger sehr ähnlich. Ebenso entrückt in der Körperhaltung, den Kopf des Langholzes sehr hoch gehalten wand er sich ständig über die Bühne, vielleicht in ein wenig gebückterer Haltung als Schwager, immer leicht zur Seite geneigt. Die ganze Zeit mit sympathischen Grinsen und noch sympathischeren „Rust In Peace“-Shirt gaben seine dicken Saiten den Songs noch mehr Tiefe.

Den schwierigsten Part hatte sicherlich der Hauptsongwriter an den dünnen Saiten, der ja nicht wie viele Prog-Gitarristen konsequent durchfrickelte, sondern seine stimmungsvollen Licks und Leads punktuell einsetzte. Hier immer den richtigen Einsatz zu erwischen, gerade bei heftigeren Riffschüben war schon eine Klasse für sich. Aber seine Musik lebt von diesen Harmonien, zu denen Maichel ebenso viel beitrug, genauso die sphärischen Momente optimal zu dosieren wusste. Es war ein einziges Fließen und Schweben, das die metallischen Anteile nur als Zusatz auf der Karte hatte. Wie die zwei miteinander harmonierten war absolut großartig, man konnte sich im Klangmeer komplett fallen lassen, zudem boten beide herrliche Soli an.

Umso bemerkenswerter, das die beiden meist gegen die Drums von Brand anspielen mussten, die im Mix doch recht dominant waren. Aber das ist in so kleinen Clubs auch schwer zu machen, gerade ganz vorne, wenn man die Schießbude direkt hört ohne durch die PA. Das waren aber kleine Störmanöver, zumal auch der Sound ansonsten sehr sauber und druckvoll ausfiel. Neben Titeln von der aktuellen Scheibe stand die letzte „La Muerta“ und der Erstling „Beautiful & Monstrous“ im Mittelpunkt des Programms.
Daneben wurde jedes Album bedacht und sogar das Erbe von SIEGES EVEN hoch gehalten. Die Anwesenden dankten es mit viel Applaus, wobei man nicht verhehlen darf, dass eine solche Qualität an einheimischen Bands einfach mehr Zuspruch verdient gehabt hätte. Warum sich diese unfassbaren Melodiebogen nicht in so viel mehr Gehörgänge einfräsen, sich die hohe Musikalität nicht durchsetzt, wird wohl ewig ein Rätsel bleiben. Der Rock´n´Roll-Gott war noch nie so der gerechteste!

Setlist SUBSIGNAL:
Tempest
The Bells Of Lyonesse
Sliver (The Shelterd Garden)
Feeding Utopia
The Sea
La Muerta
Marigold
Melencolia One
The Lonely View Of Condors
The Trick Is To Keep Breathing
The Passage
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Paraiso
Paradigm

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