3. FULL METAL OSTHESSEN (F.M.O.) - Niederaula-Niederjossa, DGH


Festival vom 08.03.14
Bands: ORDEN OGAN, GUN BARREL, PALACE, THORNBRIDGE, MESMERIZED

HOMEPAGE:
F.M.O.

MESMERIZED

Etwa gegen 18:30 Uhr treffen wir am Zielort ein. Gerade noch rechtzeitig, um den Auftritt der Progpowermetaller MESMERIZED mitzubekommen. Vom Kasseler Fünfer habe ich bislang noch keinen wirklich schlechten Gig erlebt, so auch diesmal nicht. Ich habe eher das Gefühl, das die Band zunehmend besser wird. MESMERIZED haben, wie es bei früh antretenden Vorgruppen bezüglich solcher Events oft der Fall ist, mit dem Umstand zu kämpfen, das sich die Halle zunächst nur langsam und spärlich füllt. Vocalist Armin setzt vom Start weg sein gesamtes Stimmvolumen einschließlich seiner Fähigkeiten, das Publikum zur Mitarbeit zu bewegen, enorm variabel und flexibel ein, das Schlagzeug kracht, die Gitarren haben einen im Gegensatz zu sonst deutlich tiefer gelegten Sound, der MESMERIZED gut zu Gesicht steht. Das Schlagzeug scheppert, der lediglich grob geschätzt irgendwo zwischen Powermetal, Progressive und Thrash - anders umschrieben ICED EARTH, NEVERMORE, MEGADETH und TESTAMENT liegende Sound wird mit jeder Minute intensiver vom Publikum angenommen. Nach etwa einer geschätzten Viertelstunde wird das wie erhofft zahlreicher eintreffende Publikum allmählich wenn auch beinahe schon wieder viel zu spät mit dem Fünfer vertraut. Band und Publikum sind harmonisch aufeinander eingespielt, doch bedauerlicherweise ist die in knappem Zeitrahmen bemessene Show recht schnell zu Ende.

THORNBRIDGE

bringen ein klassisch dröhnend irgendwo in der Schnittmenge von HAMMERFALL, BLIND GUARDIAN, STRATOVARIUS, HELLOWEEN, liegendes Brett auf die Bühne. Nach zehn Minuten Abtastens eröffnet Mo's Mannschaft den Fans nach vorn zu kommen und es entwickelt sich ein zunehmend besser werdender Gig. Vereinzelte Folkanleihen und zeitweise Veredelung durch MANOWAR-Anleihen lockern das Songmaterial zeitweise auf. THORNBRIDGE geben im Vergleich zum letzten Jahr heute später auf die Bretter steigend,an viertletzte Position im Billing gerückt, wieder ordentlich Gas. „Eternal Life“, Tower“, das vom Demo bekannte “Never Winter Nights“ und „Dragon“ sind allesamt Stücke, deren Inhalt klassische Heavy Metalfans gar nicht erst lange stillstehen lässt. Die Band geht spritzig, dynamisch und motiviert zur Sache, gewinnt dank schweißtreibend harter Arbeit zunehmend die Gunst der Fans. Endlich steht nun auch das für den klassischen Powermetalvierer regelrecht erforderliche Publikum vor der Bühne zum Rocken und Headbangen bereit, das mit einigem Anlauf erreicht wird. Nach vierzig Minuten ist finito/Ende. THORNBRIDGE haben erneut eine saubere Visitenkarte abgegeben, und es bleibt zu hoffen, das der irgendwann innerhalb dieses Jahres erscheinende Debüteinstand ebenso prickelndes Material enthält, wie es schon beim Dreitrackdemo Galley of Horror aus dem Jahr 2012 der Fall gewesen ist.

Die Veranstalter können heute im Vergleich zu den zwei Vorjahren, (die ebenfalls interessante Billings aufboten, dies sei nebenbei angemerkt), soviel wird spätestens bei der drittletzten Band im Billing klar, einen erheblich gesteigerten Zuschauerschnitt verbuchen. Dies könnte zum einen am Billing, zum anderen wohl auch daran liegen, das sich das Festival seit geraumer Zeit mit jeder weiteren Auflage zu einer festen Größe im Terminkalender nordhessischer Heavy Metalfans etabliert. Wesentlich mehr Leutchens als in den vorangegangenen Jahren haben den Weg ins DGH nach Niederjossa gefunden. Die Preise für Speis und Trank liegen wie gewohnt im außerordentlich günstig fanfreundlichen Rahmen. Das Abrechnungskartensystem an der Theke hat sich bewährt. Licht und Soundtechnik sind richtig professionell, und die bewährte Location erweist sich selbst redend wie so häufig als passender Ort für einen angenehm unterhaltsamen Heavy Metal-Abend in gepflegter Atmosphäre. Es werden intensive Gespräche geführt, Kontakte gepflegt, ausgebaut ein wenig Fachsimpelei kommt dabei selbstverständlich keineswegs zu kurz. Für Tonträger- und Merchandiseverkauf , ausreichend Beheizung und passende Raumbeleuchtung ist ebenfalls gesorgt. Effektive bereits lange im Vorfeld geschaltete Werbung macht sich durchaus bezahlt, wie auchdas Veranstalterteam des FULL METAL OSTHESSEN sich eingestehend vor Augen halten muss.

PALACE

schicken das Heavy Metal hungrige Publikum im DGH auf eine Zeitreise zurück zu den Wurzeln der kultigen 80er Jahre. In den Herzen des Vierers lebt der unverfälschte Spirit des Heavy Metals in purer Grundessenz fast vollständig zwischen Teutonenstahlkult wie ACCEPT und RUNNING WILD liegend, auf (Sänger/Gitarrist Harald „HP“ Piller sieht Rock n' Rolf übrigens auch rein optisch gar nicht so sehr unähnlich). Ein Bekannter sagt zu mir, das wäre schon optisch mal eine richtige dem Wort gerecht werdende Metalaxt und genau die bringen PALACE auf der Bühne direkt zum Ausdruck. Gekleidet in ein druckvolles Soundvolumen dreht die Gitarrenfraktion kräftig auf, das Schlagzeug knallt und Sänger/Gitarrist HP Piller glänzt mit coolem Ansagefundus sowie grundehrlicher Einstellung zu den Fans, seine Kundgebung, das Heavy Metal heilt, wird von heftig aufbrandendem Jubel untermauert. Das 1990 gegründete, somit seit immerhin 24 Jahren bestehende Speyerer Heavy Metalurgestein PALACE klingt unverkennbar deutlich in erster Linie nach ACCEPT, RUNNING WILD-Einfluss macht sich ebenso bemerkbar, wie auch ein unverkennbar stilprägender Hang zu JUDAS PRIEST. Bereits in den ersten Minuten ist der Saal vom DGH ausreichend mit Leuten gefüllt. Je länger PALACE spielen, desto mehr Leute kommen hinzu. Die Band killt live on Stage wie Sau, räumt nach allen Regeln der Kunst ab, das Publikum geht zu arschtight gezockten Hymnen wie „Between Heaven and Hell“, „High Speed World“, „Civilisation of Rock“,„Dream Evilizer“ und „Killing Drones“ - Nummern, bei denen die rauen Riffs nur so krachen, gleich vom Start begeistert mit. Zahlreiche Köpfe werden geschüttelt, Haare fliegen, geballte Faust und Hörnergabel signalisiert. Am meisten beeindruckt das außergewöhnlichste Stück im Set, die schleppend beginnende, sich grandios steigernde umso extremer aus dem Rahmen fallende (Epic)-Düsterwalze „Dark Prophecies“. Unglaublich, mit wieviel Druck die Mannschaft aus Speyer (anbei Gruß an Kollege Jochen), zu Werke geht! Das Gitarrenduo Jason/HP liefert sich packende Gitarrenduelle in Serie, Tom Mayer an Bass und Harry Reiter hinter der Schießbude legen ein meterdickes Fundament. PALACE feuern aus allen Rohren! Jeder Ton sitzt, die Äxte röhren als gäbe es danach kein Morgen mehr. Selbst einige Punks in der vorderen Reihe haben kräftig ihren Spaß, liefern sich mit der fleißig rockenden Metallerschaft eine richtig saugeile Schlacht in Sachen Abfahrt, die fast einem Wettkampf gleicht, wobei durch auf den Boden stürzen auch der ein oder andere Tropfen Bier vergossen wird, - egal, Schwund passiert! Bei „Rock the Nation“ geht das gesamte Publikum völlig steil, weil gerade dieser Heavy Metal Feger das Gemeinschaftsgefühl der Fans untereinander stärkt, wie danach kein anderer. „Machine Evolution“ rundet einen phänomenalen Gig würdig ab, minutenlange Zugabeforderungen hallen laut durch's DGH. Diese nicht nur auf der Bühne äußerst sympathische Band sollte man hoffentlich in unserem Breitengrad öfter zu sehen bekommen, der Name PALACE, der Gig hat's deutlich gezeigt, bürgt für Qualität!!!

Zusammen mit weiteren Kollegen schreibender Zunft wird fleißig gerockt.  Hinterher bleibt gar etwas Zeit für einen Plausch, daraus wird ersichtlich, das es vor allem der Spaß und das Gemeinschaftsgefühl an der Materie sind, wodurch ein Festival erst so richtig in Schuss kommt, -  das verbindet!  So etwas wie eine Rivalität oder Konkurrenzdenken unter den Rock und Metalfanzines wäre entsprechend  gerade bei solchen Events vollkommen unangebracht, egal, wie sich das Ding schimpft. Im Vordergrund sollten Motivation, Wille und das Verlangen die gute Sache tatkräftig mit Herz, Geist und Seele zu unterstützen stehen!

GUN BARREL

schaffen es nicht, den PALACE-Gig zu übertreffen, verkaufen sich dennoch ordentlich und können die Stimmung aufrecht halten. Mit ihrer ausgewogenen Mischung klassischen Hardrocks plus Rock'n Roll-Anteilen in Richtung AC/DC, MOTÖRHEAD, ROSE TATTOO und einer scharfen Prise klassischem Euro-Metal Richtung ACCEPT, SAXON, JUDAS PRIEST, HELLOWEEN, PRIMAL FEAR, punktet die Geisbockcombo durch Nummern wie „Outlaw Invasion“ im nun weitaus leerer gewordenen Saal vor allem in den vorderen drei Reihen, beim Die-Hard-Fanklientel. Frontsänger Patrick's lässige Ansagen locken etwa zur gefühlten Halbzeit des Sets einen größeren Teil des Publikums in den anfangs unverständlicherweise weiter hinten wenig besuchten, jetzt auch dort etwas mehr gefüllten Saal das wenn auch reichlich verzögert Beifall klatschende Publikum zu Applauskundgebungen aus der Reserve. Shouter Patricks die Ansage: „Ihr wisst, wir kommen aus Köln und denkt jetzt wahrscheinlich wir seien ein Karnevalsverein.,- und wisst ihr was? Damit habt ihr verdammt recht“, bei der sich GUN BARREL ironischerweise selbst auf die Schippe nehmen, zeigt, das es auch Musiker gibt, die ohne Rockstarallüren auskommend wissen, das sie trotz all ihrer handwerklich immens hochbegabten, außer Frage stehenden Fähigkeiten auch nur Menschen und keine Götter sind. Gitarrist Rolf Tanzius gibt mehrfach begeisternde Kostproben an der Sechssaitigen, post nach allen Regeln der Kunst, die Rhythmussektion in Person von Basser Tomcat Kintgen und Toni Pinciroli groovt erdig. „Battle Testet“ gibt den kampferprobtesten Metalheads Gelegenheit,  sich noch einmal bis zum letzten Ton auszutoben, danach folgt eine Kurzvorstellung aller Bandmitglieder. Mit einem sauberen Abgang verabschiedet sich der ebenfalls verdient Zugaberufe erntende Köln-Vierer GUN BARREL würdig von den Fans.

In der folgenden Umbaupause wird’s noch einmal Zeit für ne' Coke, meine Fahrer bevorzugen Apfelwein und Gerstensaftkaltschale und ein Würstchen trägt ebenfalls zum leiblichen Wohle bei. Bevor der ORDEN OGAN loslegt und noch einmal amtlich in aller Form das DGH rockt, gibt der Konzertveranstalter bekannt, das es nächstes Jahr ein weiteres, das mittlerweile IV. FULL METAL OSTHESSEN geben wird, auf das sich die nordhessische Heavy Metalfangemeinde freuen kann. Fein! Im direkten Anschluß daran äußert sich der Konzertveranstalter lobend über die ihm zahlreich von vielen Seiten zugekommene Unterstützung. Dank gebührt zunächst dem Veranstalterteam des F. M. O. für die lockere Ausrichtung eines tollen Events für kleines Geld, ein weiteres Danke sei Helfern, Organisatorenteam, Bands und Fans wie vom Veranstalter geht auch von meiner Seite an alle, die dazu beitrugen, den für unsere nordhessische Region so verbindend wichtigen Event nach Kräften zu unterstützen und sinngemäß zu etablieren.  Damit wurde die Grundlage für ein weiteres Festival geschaffen, auf das man sich im nächsten Jahr freuen darf. Nach der Umbaupause künden verträumt in Fantasywelten gleitende Keyboardklangsilhouetten den von vielen Besuchern sehnsüchtig erwarteten Topact an.

ORDEN OGAN

geben der nun zahlreich vertretenen Melodicmetalfraktion als Headliner agierend noch kräftig was auf die Ohren. Ein obligatorisches Fanfoto darf ebenso wenig fehlen, wie die zwischen durch immer mal wieder in den Liveset eingestreuten Mitsingspielchen. Alle vier Vorbands haben überzeugt, damit heißt es auch für den Headliner klotzen statt kleckern! Soundtechnisch ist alles im Lot. Mit einem schönem Hintergrundmotiv, einschließlich Bandlogo und in voller Metallmontur auf der Bühne stehend schickt sich der designierte Nachfolger einer gewissen Krefelder Combo an, dem Publikum völlig den Rest zu geben. Die lediglich immateriell vorhandenen Keyboards laufen vom Band. Auch beim hoch gehandelten Headliner klaffen zwischenzeitlich einige Lücken im gut gefüllten Saal. Bei den Arnsbergern ORDEN OGAN hat sich durch verstärkte Livepräsenz innerhalb der letzten Fünf Jahre mittlerweile der sich auf Dauer irgendwann zwangsläufig festsetzende Routinefaktor eingeschlichen. Hits vom Kaliber „Lord of the Flies“, „The Things we believe in“, „We are Pirates“ oder „Cold Dead and Gone“ werden standesgemäß vom Großteil des Publikums abgefeiert, allerdings war schon das Vorprogramm nicht ohne, was daran ersichtlich wird, das sich ORDEN OGAN heute richtig anstrengen müssen, um ihre Supportacts zu toppen. Die Band ist musikalisch längst in die Fußstapfen ihrer großen Vorbilder getreten, verfügt über ein ordentliches Potential an Klassikern, ein gesundes Maß an Reife und reichlich Selbstbewußtsein, dies auf der Bühne zu präsentieren. Der Auftritt in Niederjossa hat es zweifelsfrei bestätigt, gibt jedoch in aller Form zu bedenken, das man auch im Hause ORDEN OGAN, wenn man dem selbst verdienten Status weiterhin gerecht werden will, künftig mindestens ebenso konsequent am Ball bleiben muss.

Nach Ausklang des III. F. M. O. treten wir etwa gegen 1:30 nachts zufrieden die Heimreise an und stellen ein weiteres Mal fest: Das Festival hat sich gelohnt, immens verbessert und ist für die regionale Musikszene unserer Region längst nicht mehr aus dem Terminkalender wegzudenken! Mein persönliches Highlight des 3. F. M. O. waren PALACE. Als Wunschkandidaten für die im nächsten Jahr folgende 4. Auflage des nordhessischen Kleinfestivals kämen so einige Kandidaten in Frage, empfehlenswert wären: MAJESTY, STORMWARRIOR, ATLANTEAN KODEX oder GRAVE DIGGER. Wie auch immer, man darf schon jetzt sehr gespannt sein, w e n die fleißigen Veranstalter (einschließlich lukrativem Headliner) nächstes Jahr auf's Festival holen!

Fotos: Michael Toscher

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