ARCH ENEMY - Deceivers

08 archenemy

VÖ: 12.08.2022
(Century Media/Sony Music)

Genre: Melodic Death

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ARCH ENEMY

Keine Ahnung, ob es nur der Pandemie geschuldet war, dass fünf Jahre ins Land zogen bis die international besetzte Melodic Death-Truppe wieder ein neues Album auf den Markt brachte. Klar tourte sie zuvor exzessiv mit dem letzten Langeisen „Will To Power“ quasi bis in den Lockdown hinein. Dabei scheint das Line-Up nun schon ein paar Jahre stabil zu sein, nachdem zuvor gerade die Gitarristenposition öfter rotierte. Nun dürfen sich Fans endlich über „Deceivers“ freuen, dessen Produktion nicht von den Unwägbarkeiten unserer Zeit verschont blieb.

Mit den langsam hinein schiebenden Leadfills geht es auch sehr typisch für die Formation los, allzu viel hat sich nicht getan, man hat die Formel schon lange gefunden. Wenn die Riffs ins Rollen kommen, dürfte für jeden zu identifizieren sein, dass man es mit ARCH ENEMY zu tun hat. Vom Tempo ist das schon recht rasant, dafür bringen die Leads ein Mehr an Melodie. Den Eindruck einer immer stärker werdenden Schlagseite zum traditionellen Metal wurde man schon beim Vorläufer nicht los, hier umso mehr.

Und dann kommt der Refrain von „Handshake With Hell“, bei dem Alissa White-Gluzz in die Klarstimme wechselt. Die kennt man von anderen Arbeiten der Dame wie etwa mit KAMELOT, hier klingt sie sehr ungewohnt. Doch im Mittelteil setzt sie noch einen drauf, der könnte durchaus von ihrem Aushilfsbetätigungsfeld oder auch von NIGHTWISH stammen. Selbst bei der Ballade „Poisoned Arrow“ packt sie eine eindeutig heftigere Stimmlage aus. Wie es ihr da gelingt trotz Grunzen so viel Melodie reinzubringen ist großes Kino, dass sich immer wieder mit dem Spiel der beiden Saitenhexer paart.

Eine sehr traditionelle Richtung schlägt auch „Spreading Black Wings“ ein, in dem METALLICA-affines Riffing von „Hey, Hey“-Chören voran gepeitscht wird. In der Folge bleibt die Härte moderat, der Refrain gerät ins Flirren, bevor orchestrale Arrangements ausleiten. Die münden direkt in die Synthesizer von „Mourning Star“ bevor die Gitarren wie in früheren Instrumentals gekonnt und melodisch solieren. Mit Thrash ist auch „One Last Time“ verwandt, nur geht es hier vehementer nach vorne, um sich dann im Chorus wieder von den Leadfills ausbremsen zu lassen.

Ein wenig das Manko der Scheibe, dass man versucht in jedem der knappen Lieder alle Tempovariationen durchzuzocken. Das stört bei den moderner angehauchten Nummern noch mehr, lediglich der Quasi-Titelsong rauscht mit Hardcore-Vibes konstant durch und lässt sich auch von einem Breakdown kaum aufhalten. In „The Watcher“ funktioniert das Duellieren der Dynamik recht gut, wenn sich der gestreckte Galopp im Refrain weit öffnet und die beiden Axtmänner mit am Besten in Szene setzt.

Interessant ist auch wie der Bass von Sherlee D´Angelo zum Einstieg von „Sunset Over The Empire“ den Song lauern lässt, bevor er mächtig losmahlt. Unter schnelles Geratter werden immer wieder kleine feine Läufe gefüttert, bevor sich dann wieder die Chöre zu Wort melden. Das ist streckenweise einfach zu viel, zumal auch für Michael Amott und Jeff Loomis noch Platz sein muss. Wenn Du zwei solche Asse an den sechs Saiten hast, musst Du die als Band natürlich einsetzen. Kommt immer genial rüber, aber nicht jedes Mal songdienlich.

Vielleicht hätte man auf zusätzlichen Ballast verzichten sollen, die Songs sind mit deren Fills schon genug ausgeschmückt. Da hätte es nicht noch düstere Synthesizer wie beim an FEAR FACTORY erinnernden Schlusspunkt „Exiled From Earth“ gebraucht. Oder man hätte die Titel länger und atmosphärischer gestalten sollen, um allem mehr Raum zur Entfaltung zu geben.
So jedenfalls reiht sich zwar klasse Part an starken Einfall, in der Gesamtbetrachtung bringt „Deceivers“ wenig Memorables zustande. Schade, nach dem starken Einstand von White-Gluzz auf „War Eternal“ treten ARCH ENEMY etwas auf der Stelle. Es scheint, als wollen sie zu viel auf einmal, Hits und technischen Showdown, das überfrachtet alles.

6,5 / 10

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