LIEDER AM SEE - Spalt-Enderndorf - Fazit:

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Fazit:
Kein Festival wie jedes andere, und das ist gut so. Normal können andere, beim LIEDER AM SEE haben wir es mit etwas Besonderem zu tun. Nur wenige Open Airs sind so nah am ursprünglichen Festivalgedanken wie dieses. Klar wird nicht im Schlamm gebadet wie in Woodstock, sondern eine Spur sauberer (auch weil der Brombachsee über eine hohe Wasserqualität verfügt), aber es ist dieses gemeinsame Gefühl von Lebensfreude, das hier zu spüren ist. Das mit völlig natürlichen Mitteln wie einer willkommenen Abkühlung im Sommer, dazu benötigt es keine artifiziellen Hilfsmittel wie Kirmesattraktionen. Die zusätzliche Zerstreuung lädt dazu ein die Seele noch mehr baumeln zu lassen, ohne dass die Musik in den Hintergrund gerät. Wer sich mit den Bildern der Leinwand begnügt kann auch vom Wasser aus schauen, hören tut man sowieso.

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Um dem Publikum auch die Zeit für anderweitige Annehmlichkeiten zu ermöglichen, ist zwischen den Bands eine Pause von je 45 Minuten, nach denen die größeren Acts 75 Minuten ihr Set runterzocken dürfen. Es tut gut das Programm nicht zu voll zu stopfen, sich auf wenige Topacts zu beschränken und ein paar Nachwuchskünstlern eine Chance zu geben. So kann man sich auch gemütlich in den Biergarten setzen, sich ausruhen, etwas essen und trinken, bevor das Programm weiter geht. Gerade wenn man mit Kindern unterwegs ist, sehr wichtig, um diese nicht zu überfordern, ich kann in dem Jahr endlich auch ein Lied davon singen. Trotz der Größe mittlerweile bleibt der familiäre Charakter erhalten, es zieht mehrere Generationen in die fränkische Provinz. Als weiteren Leckerbissen lud die Personenfähre MS Brombachsee, der weltweit größte Katamaran die Festivalbesucher zu zwei Rundfahrten über den See ein, nachdem der reguläre Fährbetrieb eingestellt war.

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Um den entschleunigten Charakter weiter zu untermauern durfte so einiges mit ins Gelände genommen werden, was woanders nicht erlaubt ist wie kleine Snacks oder Campingstühle. Damit kam man nur nicht in den inneren Stehbereich, um da genügend Platz zu haben. Der wurde leider zweigeteilt, wobei der vordere Bereich etwas zu klein geraten ist, während hinten oft Luft herrscht. Daher war es recht schwierig wieder vorne rein zu kommen, wenn man einmal draußen war, gerade für Photographen, die mit Familie reisen ein Problem. Auch die an der Seite platzierten Campingstühle hindern die Bewegungsflüsse etwas. Es wäre besser gewesen nur einen Innenbereich anzulegen, den breiter, dafür kürzer zu gestalten. Hier wurde wieder zu viel auf Sicherheit und zu wenig auf Zuschauerinteressen geachtet, die sonst klar im Vordergrund stehen.07 impressionen enderndorf 03

Auch wenn Selbstverpflegung möglich wäre, an dem kulinarischen Angebot kommt niemand vorbei. Schon bei meinem letzten Besuch 2016 habe ich die Gastronomie als die beste gepriesen, die ich auf einem Festival erlebt habe. Es muss nicht immer global gedacht werden, hier denkt man lokaler und auf Qualität bedacht, was man einfach schmeckt. Klar ist die Auswahl oder das Angebot nicht so umfangreich wie etwa beim SwedenRock, dass ich vor ein paar Wochen besuchte, aber gerade die lokalen Spezialitäten machen einen weiteren Reiz des Festivals aus. Burger im normalen Brötchen statt Bun mit hausgemachten Soßen, gezupfter Sauerbraten mit Knödel und Rotkraut im Weckla, wie es dort heißt, das Fleisch aus eigenen Schlachtereien der Region.

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Nebenbei Rainer´s Hanfbeck, Pizza in verschiedenen Formen, teilweise aus dem Holzbackofen, ein Wagen mit griechischen Spezialitäten, asiatische Spezialitäten, ein Kartoffelhaus, das auf vielen Märkten unterwegs ist und ein Stand mit frischem Obst, den ich auf vielen Veranstaltungen vermisse. Als Krönung natürlich das Bier der örtlichen „Spalter“-Brauerei, welches enorm süffig ist. Vielleicht nehmen sich die hohen Herren der FIFA daran ein Beispiel, die auf der Fußball-WM in Deutschland australisches Bier verkauft hatten.
Bei dem Andrang dieser Ausgabe des LIEDER AM SEE war es klar, dass man ein wenig länger anstehen musste, wobei die Getränkeversorgung reibungslos lief. Nur beim Essen ist man am Ende der Fahnenstange angekommen, weil kaum mehr Platz für Caterer ist, dennoch war gegen Ende vieles ausverkauft. Zur guten Versorgungssituation gehörten auch die fairen Preise für das Parken, das die örtliche Feuerwehr eingewiesen hat. Und vor allem ausreichend Toilettenhäuschen – oder wagen, so dass die Dixies kaum frequentiert waren.

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Die Macher sollten sich nicht von Aufforderungen wie der bei der Plattform nordbayern.de verleiten lassen und versuchen im nächsten Jahr das Billing noch zu toppen. So einen Headliner bekommt man nicht alle Tage und auch ein weiterer Künstler mit der Größe der anderen internationalen Acts würde das Niveau nicht wirklich senken. Hier hat man ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen und eine Atmosphäre, die mit noch größerem Programm zerstört werden würde. Deswegen sollte man weiter an dem Konzept festhalten, einfach eine relaxte Oase im immer schneller drehenden Zirkuskarussell zu sein. Die musikalische Klasse, die geboten wurde war extrem hoch, vor allem weil man allen Bands einen brillanten Sound hinzaubern konnte. Wie eingangs erwähnt ist das wahre Festivalfeeling möglicherweise in der fränkischen Provinz zuhause.

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Alle Photos von Rainer Petry

Weitere Bilder vom Open Air gibt es >hier<

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