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LILIANA LE HINGRAT - Das Dunkel Herz der Welt

VÖ: bereits veröffentlicht
(Lübbe Audio)

Hompage:
LÜBBE AUDIO

Klappentext:

 Mitreißend und klug, brillant recherchiert und zu Herzen gehend erzählt dieses Hörbuch die Geschichte Europas im 15. Jahrhundert – ein Kontinent, der am Vorabend der Türkenkriege von religiösen Kämpfen und politischen Intrigen zerrissen wurde.Vladislav Basarab Draco, Sohn des walachischen Fürsten Mircea Basarab, wird im Alter von fünf Jahren von seiner Familie getrennt und wächst als Geisel und Garant für die Politik seines Vaters am Hof König Sigismunds auf. Im Jahr 1431 wird er in einer prunkvollen Zeremonie in die höchste Klasse des Drachenordens, die Societas Draconis, gewählt. Fortan kämpft er um den walachischen Thron seines Vaters. Dabei gerät er in Konflikt mit den Königen von Ungarn und Polen, die, selbst verfeindet, ihre eigenen Anwärter auf den walachischen Thron setzen wollen.

Gelesen von Stephan Benson

Kritik:

Mit ihrem ersten Roman „Das dunkle Herz der Welt“ landet Liliana Le Hingrat ein gelungenes Debüt. Erzählt wird die Geschichte von Vladislav Basarab Draco, genannt Vlas, dem Vater der „historischen“ Vlad Dracula und seinen Kampf um den walachischen Thron. Sowie von Janos Hunyadi, einem Ritter und Waffenbruder Vlas, der sich – zerfressen von Anerkennungssucht als Bastard König Sigimunds sowie aus enttäuschter Liebe zu Clara, einer jungen Adeligen, – zu dessen größten Gegner entwickelt. Die gesamte Geschichte zieht sich über einen längeren Zeitraum hin, so daß größere Zeitsprünge immer wieder die Handlung unterbrechen. Einzelne Begebenheiten werden daher teilweise episodenhaft eingestreut. Die Erzählweise liefert gut recherchierte historische Hintergründe und beleuchtet intensiv die politischen Begebenheiten. Sie legt insbesondere in der zweiten Hälfte den Schwerpunkt auf die Intrigen und kriegerischen Auseinandersetzungen der herrschenden Mächte und Vlas Konflikt und Zerrissenheit zwischen seinem Gelübde als Beschützer des Christentums und seiner Pflicht, sein politisch isoliertes Reich und sein Volk vor den Invasionskriegen des Osmanischen Reiches zu schützen und daher gezwungen ist, ein Bündnis mit Sultan Murat einzugehen. Als Verräter der einen, als auch der anderen Seite gebrandmarkt, kämpft er bis zuletzt um seine Krone, seine Familie und seine Pflichterfüllung. Die persönlichen Entwicklungen der Protagonisten Vlas und Janos bleiben während der gesamten Handlung eher im Hintergrund. Wenn auch die Verdüsterung der von Haß und Mißgunst getriebenen Figur des Janos Hunyadi recht intensiv dargestellt wird, bleibt doch anhand der geschilderten Ereignisse die Intensität dieses Hasses, welcher der Motor der gesamten Ereignisse ist, nicht ganz schlüssig nachvollziehbar. Die Freundschaft zwischen Janos und Vlas zerbicht in dem Moment, als sich Vlas, obwohl verheiratet, in Clara verliebt, dieselbe Frau, die die Janos zu seiner Gemahlin machen will. Das Ganze vollzieht sich quasi schlagartig innerhalb weniger Stunden, ist Triebfeder für alle tragischen Ereignisse auf Jahre und Jahrezehnte hinaus und wirkt aufgrund des immensen Ausmaßes leider etwas aufgesetzt. Davon abgesehen, gibt es es eine spannende Handlung, sowohl im äußeren, politischen Kontext um die Machtverhältnisse in Osteuropa, als auch auf persönlicher Ebene der Protagonisten. Leider bleibt auch hier die Nachvollziehbarkeit in einzelnen Bereichen etwas auf der Strecke. Insbesondere die intensive Liebe Vlas zu Clara, die sich nur wenige kurze Male begegnen, mutet zwar sehr romantisch an, wirkt aber auch hier nicht ganz überzeugend und glaubwürdig. Neben Vlas und Janos gibt es weitere Charaktere, die interessant gezeichnet werden, aber ebenfalls noch etwas mehr Tiefe vertragen hätten: Vlas Frau und Königin der Walachei, eine starke Frau, die sich damit arrangieren muß, an der Seite eines Herrschers zu leben, dessen Macht stets gefährdet ist, dessen Herz ihr niemals vollständig gehört und dessen Stellung im Kampf um Osteuropa stets ihr Leben und das ihrer Kinder gefährdet. Ferner Roxolan, der Kampfgefährte Vlas; sein ständiger Schatten, der von Kind an dazu bestimmt wurde, den walachischen Thronerben mit seinem Leben zu schützen. Dabei dient er als einer der letzten Eingeweihten einer alten, heidnischen und dunklen Religion, die es ihm ermöglicht, in Mensch und Tier über eine Blutsverbindung in deren Gedanken und ihren Körper einzudringen. Diese Momente werden faszinierend beschrieben und lassen den Hörer zunächst ein dezente Anlehnung an das Thema des Vampirismus erahnen. Es wird jedoch nicht weiter vertieft und man bleibt mit der Frage zurück, ob es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal aufgegriffen wird. Denn eine Fortsetzung des Romans ist geplant und letztendlich schürt sich eine gewisse Erwartungshaltung, wie es weiter wohl weiter gehen mag, mit Vladislavs Sohn: Vlad Draculea, der die Vorlage für die Geschichte von Dracula und dem Mythos um den Vampir bildet. Hier darf man in jedem Fall gespannt sein, ob und wie das Thema fortgeführt wird. Die ganze Schreibweise des Romans ist flüssig und man kann als Hörer entspannt und unangestrengt lauschen. Lediglich die starke Betonung auf die politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen nehmen insgesamt insbesondere in der zweiten Hälfte ein wenig zu viel Raum ein zu Lasten der Handlung auf persönlicher Ebene der Protagonisten. Dies mag aber Geschmackssache sein. Ebenso die, wenn auch knapp gehaltenen, dafür aber recht detaillierten Schilderungen von Grausamkeiten, Folterungen und Verstümmelungen. Stephan Benson trägt das Hörbuch mit angenehmer Lesestimme, der man gerne lauscht.

Fazit: Kraftvoller Historienroman um die Geschichte des Balkans des 15. Jahrhunderts, getragen von interessanten Charakteren, die aber noch ausbaufähig gewesen wären. Historisch intensiv recherchiert und spannend geschrieben.

7 von 10