MINOTAURUS – Insolubilis



VÖ: 11.11.16
(Limb Music)

Genre:
Ancient Epic Metal/Celtic Folk-Metal

Homepage:
MINOTAURUS

Minotaurus ist eine Stiergottheit aus dem Sagenschatz der griechischen Mythologie. 22 Jahre, genauer - seit 1994 sind MINOTAURUS aus dem bayerischen Untermain (Raum Aschaffenburg) bereits im Geschäft, mussten seitdem so manch schwierigen Besetzungswechsel verkraften. Scheinbar ist die Veränderung den Aschaffenburgern nicht schlecht bekommen, auf ihrem fünften Album präsentieren sich MINOTAURUS ausgereifter denn je. Mittlerweile zum siebenköpfigen Ensemble (Septett) angewachsen, hat sich seit dem auch schon wieder drei Jahre zurückliegenden Vorgängeralbum „The Call“, eine Menge bei den Celtic-Metallern getan, von der Urformation sind einzig nur noch Leadsänger Oliver Klump und Gitarrist Reiner Zumkeller der neben dem Gitarreneinsatz für die Backing-Vocals verantwortlich zeichnet, übrig. Desweiteren agieren die Finger-Brüder Andreas und Markus an Bass bzw. Schlagzeug, Jürgen Hermann bedient die Leadgitarre als Sängerin rückte Clarissa Hobeck neu ins Team hinein, während Daniela Schneider für keltisches Klanguntermahlung sorgt. Erfreulicherweise hält das Septett weiterhin konsequent an bewährter Kombination seltener Instrumentierung (keltische Harfe, Flöten, Thin Whistle, zeitweise kommt sogar ein Fagott zum Einsatz!) mit klassischem Heavy Metal-Equipment kombiniert  mit wechselhaftem Frauen/Männergesang fest, wodurch die Musik viel eigene Würze bekommt.  

Weiß der Opener “Preacher Show Me The Way“ durch eine gesunde Mixtur heavy rockiger Dynamik umrahmt von verträumtem Insel-Keltenflair zu überzeugen, erhöht sich die Spannung im weiteren Hörverlauf. „Davy Jones Locker“ fesselt durch Seefahrer-Abenteurergeist heftig beseelt; kraftvoll flotter classic Heavy Rock wird mittels sanfter Akustikpassagen von gesunder maßen ausgleichender Kelteninstrumentierung nicht nur simpel überbrückt, sondern wirkungsvoll gestützt obgleich dem Lied etwas mystisches die Sinne betörend Geheimnisvolles innewohnt. „Only A Dream“ führt in verträumt heroischer Weise zauberhaftes Flötenspiel, galoppierendes Riffing sowie harmonischen Gitarrenleads inklusive direkt auf unmittelbare Spur von den Schlachtfeldern des gefallenen Kriegers der sein Leben für die Götter ofperte heim zu den keltischen Ahnen, ehe das Tempo wiederum abrupt anzieht. „Cemetary“ schickt symbolisch krächzende Warnrufe eines Raben als sicheres Zeichen dafür voraus, das bald etwas Bedeutungsvolles passieren wird, wovon sowohl Trauermelancholie wie in heroischem Pathos getränkte Beerdigung handelt, wenn verstorbene Seelenverwandte ihren Weg in die Anderswelt antreten. „Poison Rose“ erschwert es durch immense Vertracktheit teilweise zu folgen, eine düster prophetisch gesprochene Textpassage verleiht dem Stück etwas Finsteratmosphäre, während „Shelter of the Witch“ wie von einem Hauch 'Magie' begleitet wirkt, wofür der bezaubernd glockenhell feine Klargesang von Clarissa Hobeck zusammen im Duett mit Oliver Klumps bärbeissig kumpelhaft rauen Organ für angenehme Wechselwirkung sorgt, während Sängerin/Flötistin/Harfinistin Daniela Schneider sich konzentriert ihrer keltischen Klangfacetten widmet. Unglaublich  intensives Abenteuergefühl, Erzählungen von Kriegern und Schlachten verbunden mit dem Kampf um Freiheit, auferlegte Fesseln zu sprengen sowie der im Winter ihr Schneekissen über die Landschaft ausschüttelnden Frau Holle offenbart „Legend“.  

Inhaltlich handelt „Insolubilis“ von geheimnisvoll magisch-mystischen, historischen Plätzen, wo die schon länger als die Menschheit existierende Magie der Naturkräfte jederzeit präsent ist. In Gedanken manifestieren sich beim Hören des spannend arrangierten Textgutes Bilder von versteckt gelegenen tiefen Wäldern, Seeleuten, Hexen, Priestern, Königen, dunklen Prinzessinnen, Geistern, Meerjungfrauen, Fabelwesen, Höllenhunden, Helden und in Bezug auf legendäre Schlachten verbunden mit dem Spirit abenteuerlicher Erzählungen und Sagen, während in der Mitte das Lagerfeuer des keltischen Heerlagers in den Ruinen, Höhlen, Flusstälern brennt, wo sich Märchen- Geschichten mythologischer Orte und heroischer Taten erzählt werden, - der griechische Stiergott Minotaurus wurde zwischenzeitlich ins Textgut integriert. Vergleichend zum deutsch-englisch gehaltenen Vorgänger „The Call“ ist der Textverlauf diesmal fast komplett in englisch gestaltet wodurch der wichtige rote Faden sich nie allzu weit verliert. Während ich den bezaubernden Klängen des zeitweise balladesken Akustikbonbons „The Haunted Place“ basierend auf Vorlage einer Versdichtung des amerikanischen Krimi-, Sci-Fi und Horror- Schriftstellers Edgar Allan Poe dessen Umsetzung dem reichlich Maßstäbe fürs Genre setzenden Vorbild zur Ehre gereicht lausche, überkommt es mich geradezu, der Anmut von Mutter Natur zu lauschen, Kraft der Elemente zu spüren, mit Wesenheiten des Waldes verschmelzend eins zu werden, ehe der Song spätestens ab  Halbzeit zur kraftvoll rockenden Heavy Metal-Nummer explodiert. Im 8:40 Min langen Schluß-Opus, das alle anderen Tracks hinsichtlich Gesamtspielzeit überragt, werden erneut alle Kräfte gebündelt, sirenenhafter Frauengesang und Flöte in Verbund zu Erzählungsdichterisch wechselhaft männlicher/weiblicher Sangeskunst setzen bezaubernde Akzente, danach drücken E-Gitarren inklusive fesselnder Leadsoli mächtig auf die Tube. „Der Fischer“, ein Gedicht des deutschen Dichterfürsten Johann Wolfgang von Goethe bekommt als Hidden (englisch: versteckter) Track zum Vorschein. Das in den Titelsong „Insolubilis“ eingewobene einzige deutsch gesungene Teilstück passt harmonisch in den Themenkontext hinein, womit es in punkto Stimmigkeit sowie der Gestaltung des prächtig umgesetzten Dichterstoffs so gut wie überhaupt nichts zu rütteln gibt! Ein optisch reizvoll gestaltetes Coverartwork rundet ein gelungenes Gesamtwerk würdig ab. Vor  der Wut des gerade aus tiefem Schlaf erwachenden Minotaurus der ebenfalls eine Axt bei sich trägt, bekommt selbst der eine Axt in Händen haltende Wikinger-Zwerg heftiges Muffensausen.  

Abgemischt vom früheren MAJESTY-Gitarristen Rolf Munkes in den Bensheimer Empire-Studios, der einen passenden Top-Sound feilte, hat sich die Zusammenarbeit der Band mit dem erfahrenen Produzenten und Berufsmusiker bezahlt gemacht, der  u. a. als Gitarrist mit EMPIRE vier Alben veröffentlichte, aktuell zur Zeit bei den Gothic-Metallern CREMATORY die Sechssaitige bedient.  
 
Fazit: Härtner/innen die eine gelungene Fusion fantasievoll elegant vorgetragenen Mittelalter-Folks mit der Dynamik epischen Heavy/Power Metals zu schätzen wissen, darüber hinaus kräftiges Faible für Kapellen wie MÄGO DE OZ, SKILTRON, DARK FOREST, SKYCLAD, ebenso auf dem Traditions-Mittelalter-Rocksektor verwandte Genrekollegenschaft wie GALAHAD oder FAUN ihr Eigen nennen, können sich auf ein kleines Folkmetaljuwel freuen, das mittlerweile so fein zurecht geschliffen ist, das es inhaltlich massig Substanz besitzt. MINOTAURUS entpuppen sich nunmehr als echter Geheimtipp, garantieren durch fabelhaft gefühlvoll ausbalancierte Mischung klassischer Heavy Metal-Passagen verbunden mit verträumt altertümlichem Elixier geheimnisumwobener Märchen, Geschichten und Sagen exakt jene häufig schmerzhaft vermisste Form altertümlicher Musik, welche dem Geist des Mythenschatzes heidnischer Legenden neues Leben einhaucht.

Punkte: 8,5/10

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