AFFECTOR - Harmagedon
VÖ: bereits erschienen
(InsideOutMusic)
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Ihr haltet Keyboards nicht für die eines von Gott auf die Erde gesendeten Weichspüler, um den "satanischen" Rock`n`Roll auch für Kirchengänger erträglich zu machen? Namen wie Neal Morse, Jordan Rudess und Derek Sherinian stellen für euch die heilige Drei-tastikeitd da? Ihr mögt euren Progmetal immer dann am liebsten, wenn die Musiker sich eher ins Nirvana frickeln statt sich auf so "nebensächliche" Dinge wie Songdienlichkeit, Gesang und Kompaktheit zu konzentrieren? Willkommen bei AFFECTOR und Harmagedon. Okay, eventuell übertreibe ich jetzt ein wenig, es gibt sicherlich drölfzig Platten da draußen, die noch um einiges effektiver als Technik-Wichsvorlagen gelten. Harmagedon besitzt einige Gesangseinlagen und diese sind zudem ordentlich angenehm (Ted Leonard / ENCHANT, SPOCK`S BEARD). Die acht meist überlangen Stücke verzichten auch nicht völlig auf nachvollziehbare Songstruturen und Gitarrist und Kopf der Unternehmung AFFECTOR , Daniel Fries, gibt der Übermacht an (Gast)Keyboardern (tatsächlich Morse, Rudess, Sherinian und Alex Argento!) ordentlich kontra. Trotzdem kommt man nach Einfuhr des über einstündigen Konzeptalbums nicht darüber hinweg zu behaupten, dass es sich vielmehr um einen Workshop im solistischen Duellieren handelt, bei dem das Konzept ("Untergang der Welt 2012 in biblischen Versen") und Gesang eigentlich nur nette Pausenfüller darstellen. Und Basser Mille LePond (SYMPHONY X) und der holländische Schlagwerker Collin Leijenaar (Tourdrumer bei Neal Morse) bieten auf Harmagedon auch nur basische Grundlagen für die anderen Egomanen. Dazu kommt, dass viele instrumentale Passagen auf Harmagedon eine frappierende Ähnlichkeit zum DREAM THEATER Sound aufweisen, oder wie beim Stück "New Jerusalem", gleich die ganze Main-Melodie vom Song "Outcry" "geborgt" wird. Für das, dass sich Daniel Fries bald vier Jahre Zeit für das Songwriting und die Hinzunahme der Gastmusiker genommen hat, dann doch erstaunlich wenig Substanzielles. Auch wenn Ted Leonard seine schöne Stimme irgendwo zwischen Devon Graves und GENESIS relativ wenige Auftritte hat, zum Beispiel im wirklich gesangsdominierten Stück "Cry Song", dann muss man Fries und Leonard alleine dafür gratulieren, reine biblische Verse ohne Umarrangements als Texte genommen zu haben. Wenn man es nicht wüsste, würde kaum jemand bemerken, wie hier versucht wurde, starre und nichtreimende Bibelpassagen in wohlklingende Strophen und Refrains zu transformieren. Ansonsten gibt es für den erfahrenen Proger allerdings kaum Überraschendes. Sind halt alles "nur" herausragende Musiker bei der täglichen Arbeit... Harmagedon ist eine saftig-knackig produzierte Platte für selbstmusizierende Progmetaler, welche auch dem Keyboard sehr wohlwollend gestimmt sind, da hier durch vier legendäre Tastendrücker natürlich alle Register gezogen werden. Nicht mehr aber auch nicht weniger.