ADRIAN BENAVIDES - Same Time Next Life

 

VÖ: bereits erschienen

(Unsung Records)

 

Homepage:

www.adrianbenavides.com

 

 

 

Neben der reinen Unterhaltung, kann Musik oder Kunst im Allgemeinen bekanntlich auch zu therapeutischen Zwecken genutzt werden. Speziell der Künstler verarbeitet mal mehr oder weniger direkt, was seine Seele beschäftigt, verletzt hat oder quält. Da dies meist keine angenehmen und schönen Themen sind, so ist auch oft die Musik ein Spiegelbild der Gefühle und damit alles andere als heiter. Sounddesigner, Remixer, Multiinstrumentalist und Produzent Adrian Benavides hat auf seiner ersten Soloscheibe Same Time Next Life eine gleichfalls schmerzliche wie schreckliche Tragödie behandelt: Ein Vater, der nach der schockierenden Nachricht seiner totgeborenen Tochter versucht, wieder ins normale Leben zu finden, bis hin zur Akzeptanz. Mehr Persönlichkeit und Einblick in die gepeinigte Seele eines Menschen, welcher sich anhand seiner Musik nicht nur selbst reflektiert, sondern auch der breiten und annonymen Öffentlichkeit präsentiert, ist nur schwer vorstellbar. Mit Hilfe seines langjährigen Songwriting-Partners und Produzenten Markus Reuter, kreiert Benavides auf Same Time Next Life eine bedrückende Leidensgeschichte, welche neben allerhand verstörrender klanglicher Abgründe auch nicht das kleine Licht, den weit entfernten Hoffnungsschimmer, außer Acht lässt. Die bis auf eine Ausnahme allesamt überlangen Stücke sind größtenteils von elektronischen Klängen, verzerrten und kalten Soundwänden, einer bewussten Monotonie und einer generell sehr düsteren Atmosphäre geprägt. Ab und dann durchbrechen das industrielle Konstrukt massive, schwere Gitarrenriffs, meistens jedoch herrscht digitale Kälte vor. Die Rhythmusarbeit veredelte der seit Mitte der Neunziger bei KING CRIMSON ansässige Schlagzeuger Pat Mastelotto, welcher ja bereits bekannt dafür ist, sich in der analogen wie elektronsichen Drumarbeit bestens auszukennen. Der Großteil der Instrumentierungen stammt von Benavides selbst und auch der Gesang ist sein eigener. Ausdrucksstark ist dieser zwar nicht, dafür aber perfekt an die Stimmung der Songs angepasst. Oft starr und emotionslos bis entrückt  trägt er die Texte mal singend, sprechend oder beinahe flüsternd vor. Was sich natürlich nicht gerade als Qualitätsmerkmal liest, ist verständlicherweise dem "Konzept" geschuldet- und damit auch genau richtig. Ganz hoffnungslos ist Same Time Next Life dann aber doch nicht. Die zwei Instrumentale "Reflection II" und "Reflection III" wirken im Gegensatz zum klanglich aufwühlenden Rest aufgeräumt, entspannt, melodischer und versprühen eine Melancholie, welche einerseits traurig macht, andererseits aber auch die Gewissheit aufkommen lässt, dass Benavides neben der Schockstarre und düsteren Visionen auch fähig dazu ist, langsam aber sicher wieder zur gesunden Normalität zurück zu taumeln, in dem er die schreckliche Wahrheit seines Verlustes realisiert und eben akzeptiert. Mit schöngeistiger Musik hat das Album wie erwähnt nicht viel gemein, zuweilen kann es auch ganz schön anstrengend sein. Man sollte ebenfalls ein Freund elektronischer Rockmusik sein, Traditionalisten werden hierbei wohl eher entnervt abschalten. Ihr seid gewarnt!

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