GOATESS - Goatess
VÖ: 05.07.2013
(Svart Records)
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COUNT RAVEN, SAINT VITUS, TERRA FIRMA und LORD VICAR sollten waschechten Szeneinsidern in Sachen Doom ein sicherer Begriff sein. Chritus "Chritte" Linderson, dessen Bekanntheitsgrad durch seine Arbeit für all die aufgeführten Kapellen zehrt, lässt unter dem Firmen-Namen GOATESS agierend (zuvor hießen sie WEEKEND BEAST), nun dem von Insidern seit geraumer Zeit sehnsüchtig herbei gefieberten Erstling auf die Stoner-Doom-Community los. Obwohl nach dem Bandnamen benannt, lautet die Beschreibung des Covers „The Birth of Pan“. Über eine Stunde zähflüssigen Stonerrock mit leichten Doom-Anstrichen serviert das Schweden-Quartett der Fangemeinde schleppend schwerblütigen Klangkulturguts, immer von einem Hauch spacigen Hippieflairs und klagendem Psychedelictouch umweht. „Know Your Animal“ „Alpha Omega“, „Full Moon at Noon“ oder „Oracle Pt. 1 und 2“ offenbaren trotz aller Spacigkeit extrem tiefgradiges Gedankengut. Die Slo-Mo Vorabprobe „Know Your Animal“ sorgt erst einmal dafür, das ich nur ganz langsam auftaue. „Alpha Omega“ macht schrittweise die Zunge wässrig, das zunächst schleppend anfangend, anschließend in eine treibend wild gezockte Oldshoolseventies Rock n'roll-Orgie übergehende „Ripe“ entpuppt sich als echtes Highlight. Je mehr und intensiver die Rock n' Roll-Einflüsse anhalten, desto mehr JIMI HENDRIX-Touch bringen GOATESS auf die Waage. „Full Moon at Noon“ geht klassisch Rock n' Roll getränkt nahtlos in kauzurig verräucherte Früh-BLACK SABBATH-Ära über. Fein! Je länger der tief ins naturreligiöse hineinführende Psychedelic-Trip andauert, desto mehr geht mir die Musik durch Mark und Bein. APHRODITE'S CHILD, PINK FLOYD, ST. VITUS und KYUSS werden gekonnt aneinandergereiht, knarrzige Fuzzgitarren, ein authentisch klingendes Schlagzeug und Chritte's leidenschaftlicher Pathosgesang vermischen sich zu einem in sich geschlossenen Kunstwerk. „Oracle Part 1 – The Mist“ webt ein breitmaschig angelegtes, danach sich immer dichter schließendes Netz heroisch-mystischer Klänge, das ebenso geheimnisvoll verschwindet, wie es gewoben wurde. Nun folgt das pathetisch Tiefgang ausrufende Orakel („Orakel Part 2 – The Oracle“), Nebelschleier lichten sich etwas, der Pfad wird erkennbarer, doch ist die weiterhin durch dichte Nebelschleier verhangene Spur längst nicht komplett freigelegt. Der eine König „King One“ schreitet majestätisch zeitlos dahin, die Tränenlast mehrerer Jahrhunderte auf und in sich tragend, ehe das übergeordnet Kollektive in keiner Weise direkt zu beschreibende Zentral-Gesamtbewusstsein „Tentakel of Zen“ seine Arme ausstreckt, alle Individuen im Kollektiv einsammelnd, zu sich rufend, sie in Tiefschlaf versetzt, ihnen Kraft verleihend, sie auf die nächst höhere Bewusstseins erweiternde Entwicklungsstufe vorbereitend.
Fazit: Kraftvoll verpackter Siebziger-Psychedelicstonerrock verziert mit Blickrichtung Doom, zum Abschweifen und in die Ferne schauen, dem ein versteckt vorhanden, zeitweise angedeutet, jedoch nicht immer allzu permanent zwingender kosmo-buddhistischer Grundgedanke anhaftet. Ein erhabenes Stück psychedelischer Rockmusik, das nach lauem Beginn gewaltig Fahrt aufnimmt, sein qualitativ gehobenes Level bis zum Schluß beibehaltend, wodurch sich GOATESS für das vorgelegte Erstlingswerk laut meiner Bewertungsskala 8,5 von 10 Punkten redlich verdient haben!