MARKUS HOOK ROLL BAND - Tales From Old Grand Daddy
VÖ: 30.05.2014
(Warner Music)
Style: Rock'n'Roll
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Markus Hook Roll Band
Harry Vanda, gebürtiger Holländer und George Young, ein Schotte begegneten sich als heimatlose Teenager in Sydney (Australien), wo sie in einer Immigranten-Unterkunft aufeinandertrafen.
Ihre unter dem Namen EASYBEATS („Friday of my Mind“) und FLASH AND THE PAN („Walking in the Rain“) firmierenden Spielwiesen erfuhren so einigen Bekanntheitsgrad. Dies geschah in der Zeit vor Gleichstrom/Wechselstrom. Wir versetzen uns zurück ins Jahr 1973, - eine Ära als Rockmusik überwiegend auf Basis von Rhythmus und Beat funktionierte. Titelgeber für das 10Track-Longplayalbum war die weltberühmte Spirituosenmarke Jim Beam Old Grand-Dad Bourbon Whiskey, den man sich eine geraume Zeitlang hinter die Binde goß. Die Vierertruppe bestand aus Harry Vanda, der sich den Leadvocals widmete, George Young übernahm ebenfalls den Gesang sowie Backing Vocals, spielte bei mehreren Tracks Rhythmusgitarre, Piano und Bass, sowie den zwei jüngeren die Gitarre bedienenden Brüder Malcolm und Angus Young. Malcolm trank Bourbon-Whisky, der jüngere Angus trank Milch, - Erstaunlich, wer würde allen Ernstes darauf kommen? Der Name AC/DC existierte nicht im experimentierfreudigen Stadium dieser jungen Grünschnäbel, die ihre ersten Schritte in die Welt des Rock n' Rolls wagte, weshalb sich die Bühnencrew = MARKUS HOOK ROLL BAND nannte oder: Die Band, die nie AC/DC war – und entsprechend ihren Anfängen zufolge auch nicht sein konnte! Was wäre passiert, wenn die noch unreife Band ihr Album promotet auf Tour gegangen wäre und Erfolge gefeiert hätte, wie es AC/DC (nur knapp ein Jahr später gegründet) vergönnt war? Die Geschichte des Hardrock hätte demzufolge einen anderen Verlauf genommen. Würde es das zu Weltruhm gelangte AC/DC-Phänomen somit überhaupt geben? Darüber mögen sich die Geologen auf der AC/DC-Landkarte streiten. Das Resultat der zu dieser Zeit keinen blassen Schimmer von Studioarbeit besitzenden Rasselbande klingt schlicht und simpel nach Proberaumsession, etwas anderes ist das Resultat letzten Endes nicht, und mehr soll(t)e es auch nie sein. Neben erwähntem Vierer fungierten mit Alex Young und Howie Casey zwei Saxophonisten, mit John Proud und Freddie Smith, zwei Drummer, mit Ian Campbell und Wally Waller kamen zwei Basser hinzu, letztgenannter spielte auch (Electric)-Piano und übernahm einige Backing-Vocals. Beinharte AC/DC-Fans, die bezogen auf ihre Neugier förmlich platzen, bevor sie sich Tondokumente aus unmittelbarer AC/DC-Vorzeit anhören, werden sich verwundert die Ohren reiben, wenn sie das Gesamtergebnis der achtköpfigen Kollaboration zu hören bekommen. Kürzlich wieder entdeckte Aufnahmen des Abbey Road-Studios offenbaren, das Malcolm Young nicht nur die Rhythmusklampfe bediente, sondern auch Soli beisteuerte, während eine cool im Gehör hängen bleibende Slidegitarre, an die sich vor lauter Bourbonbenebelung und Proberaumexzessen selbst über vierzig Jahre später kurioserweise niemand mehr so richtig daran erinnert, wer sie überhaupt eingespielt hat, (Malcolm, Angus oder ein gewisser Kevin Broich?) ungelöste Rätsel aufgibt. Für geneigte Hörerschaften dürfte es eine echte Herausforderung sein, herauszufinden, welche der Soli nicht von Malcolm, sondern von Angus Young stammen. Keine allzu leichte jedoch reizvolle Aufgabe, die selbst Extrem-Die-Hard-AC/DC-Komplettisten aus der Reserve lockt. Fünf als Bonus dem Album hinzugefügten bislang unveröffentlichten Raritäten „One of these Days“ und „Ride Baby Ride“ sowie die drei Single B-Seiten „Natural Man“ , „Louisiana Lady“ und „Moonshine Blues“ dürften nicht nur für Musik-Archäologen einen ganz besonderen Leckerbissen bedeuten. Allein die ungewöhnliche Instrumentierung hat etwas für sich.
Inhaltlich regieren auf klassischem 50er bis 70er Jahre Rock n' Roll Schnittmuster gewebte Songs, denen neben dem schon immer bei AC/DC vorhandenen Blues, denen auch schon mal exotisch anmutende Jazz und Salsarhythmen hinzugefügt wurden. Ab Track vier, „Silver Shoes & Strawberry Wine“ tendiert das ganze in eine stärker dem Straßenblues huldigende Richtung. Wer Gefallen an häufig dezent dargebotener Rock n' Roll, Blues und vereinzelt mit exotischem Unterton versehener Musik hat, wird über das gebotene Spektrum der 15 Tracks erstaunt sein. Eine direkte Bewertung entfällt, die sei ganz der Hörerschaft einer recht ausgefallen, gemessen am Rahmen ihrer Entstehungszeit authentisch originalgetreu klingenden Tonkonserve überlassen.