LEWD PREACHER - The Raw Age
VÖ: 06.06.2014
(Karhago Records)
Style: Heavy Metal
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Lewd Preacher
1985 in Marburg gegründet, zählen LEWD PREACHER zu den bis heute best gehüteten Geheimnissen des Heavy Metals hierzulande. Über zwei 1988/89 veröffentlichte Demos („The Master Socks The Fuse“ und „The Fuse Strikes Back“ ist das Sextrett nie hinaus gekommen. Seit geraumer Zeit hat sich das Label Karthago der Truppe angenommen und siehe da, ein vollständiger mit acht Tracks bestückter Longplayer liegt vor. Musikalisch werden Inhalte aus den Bereichen NWOBHM, US PowerMetal, sogar Speedanteile durchscheinende auf knapp einer Stunde regulärer Gesamtspielzeit im unveränderten Cover jedoch leicht abgeänderten (Rahmen) Design gestreckte Compilation, beinhaltet alle gesammelten Werke der 1992 leider (!) aufgelösten Band, natürlich auch die Songs der beiden 80er-Jahre Demos. Zu den größten Pluspunkten von LEWD PREACHER gehörte das erlesene auf internationaler Ebene problemfrei mithaltende Songwriting. Hinsichtlich Songaufbau kann das Material auf „The Raw Age“ Vergleichen zu ähnlich gelagerten Bands ebenfalls locker standhalten. Parallelen zu OLIVER MAGNUM und GRIM REAPER sowie anderen Combos blitzen des öfteren mal auf.
Stefan Boshammer's Stimmvolumen deckte gemessen an damaligen Standards ein unglaublich breit gefächertes, wunderschön facettenreich ins Gehör gehendes Vocalspektrum ab, egal, ob Reibeisenröhre, heroischer Klargesang, High-Pitched-Screams oder langgezogener Hochtonlage, Stefan Boshammer beherrschte das gesamte Spektrum. Zeitgemäß typisch Oldshoolig kantige Schrammelriffs und heroische Stimmungsbögen umrahmen acht vielseitig und abwechslungsreich komponierte mit Leichtigkeit den acht Minuten Sektor überschreitende Songs, von denen keiner auch nur annähernd gleich dem anderen klingt. Produktionstechnisch wurden die Songs im Orginalsoundgewand belassen, wurden so wie beim Rauschen alter Tapeaufnamen üblich sogar minimale Tonfrequenzschwankungen nicht verändert, der inhaltlichen Qualität hat der Umstand keineswegs geschadet. Nun zur Musik: Den Anfang macht „Dr. Jekyll & Mr. Hide“, eine gleich mal so richtig nach vorn preschende Heavy/Speedhymne, passend von Düstersound-effekten umrahmt, der mit „Wings of Evil“ ein packend knackig heavy rockender Midtempohammer folgt. „Knights of Unkwnon Destiny“ sowie der zunächst als cooler Uptempostampfgroover beginnende, sich zunehmend zum Heavy/Speedreißer entwickelnde, plötzlich an eine Passage aus einem Horrorfilm erinnernde Wechselbalg „A Cry in the Night“ wecken einschließlich original belassenen Sound Erinnerungen. Ein Grammolphon-Zwischenspiel, das an alte Filme erinnert, leitet den Midtemposmasher „Hands from Me“ ein. Der traurig melancholisch berührende Schmachtfetzen „Borderline“ glänzt durch gute Melodieführung, systematischen Aufbau und löst nachdenkliche Stimmung aus. „Sands of Secrets“ wird von mystischen Keyboardklängen eingeleitet, is klassische Stampfrockformat übergehend weitergeführt, um in eine fast schon geisterhaft mystische Horroratmosphäre zu münden, ehe sich die Nummer zum Ende ziemlich theatralisch zuspitzt und kräftig die Speedkeule ausgepackt wird. „The Other Side“ basiert noch einmal auf recht simplen Grundstrukturen, inklusive klassischem ACCEPT trifft TWISTED SISTER-Gedächtnisriff, dem ein ungewöhnlicher Kontrast zu den anderen Songs bildender Ausflug in den Melodic-Hardrock-Sektor folgt, der abrupt mit dem Geklirre zerbrochener Glasflaschen beendet wird.
Unverbesserliche Soundfetishisten werden sicher mal wieder etwas dran zu nörgeln haben, Nostalgiker wie meiner einer hingegen werden diesen Appetihappen mit Genuss verschlingen.
8 von 10 Punkten sind für dieses vergessene 80er-Juwel reichlich verdienter Lohn, - zeigt es doch eindrucksvoll, das im tiefsten deutschen Heavy Metal-Underground so manch talentierte Edelperlen schlummerten, die selbst internationalen Vergleichen einwandfrei standhielten.