ADRIAN - One Step Into The Uncertain


06 adrian

VÖ: bereits erschienen
(Karthago Records)

Style: Heavy / Power Metal

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Adrian

Gleich beim ersten Blick auf's Cover weiß ich: - Das Ding kennste! „One Step into the Uncertain“ hieß das 1987 veröffentlichte, bislang einzige Zeugnis von ADRIAN, dessen markantes einem Horrorfilm entsprungenes, sich damals deutlich aus der breiten Veröffentlichungsmasse abhebendes Cover selbst anno 2014 immer einen Blickfang wert ist. Geboten wird 46 Minuten lupenreiner Teutonenstahl made in Germany, wie ihn zu dieser Aufbruchära der wilden 80er viele fatalerweise zu Unrecht klar unterschätzte, aus der vielschichtigen Underground-Heavymetalszene hierzulande hervorgegangene Eigengewächse, (größtenteils in Vergessenheit geratene Stromgitarrenkommandos die heute erst recht puren Unbekanntheitsgrad besitzen), spielten. Bands, die einst zahlreich wie Pilze aus dem Boden schossen und so schnell sie aus dem Nichts auftauchten, bereits nach kurzer Zeit wieder in der Versenkung verschwanden. Eine davon hieß ADRIAN, deren einzige LP nun endlich offiziell dank des für seltene Perlen aus dem Untergrund bekannten Karthago-Labels erhältlich ist, das kräftig in der Schatzkiste gewühlt hat, um eine solch erlesene Rarität aus dem Dunkel der Vergessenheit ans Tageslicht zu befördern. Weckte der zackige Opener „Reach the Sun“ mit bestechender Melodieführung, häufigen Rhythmuswechseln, kantig simplen Grooves, gefühlvollen Filigransoli, dezent atmosphärischer Keyboard-Untermalung und theatralischem Gesang kombiniert mit gesundem Spielwitz Neugierde, schließen sich alle weiteren Tracks nahtlos an. ADRIAN verbanden den Spirit früher Teutonenstahlschule mit reiner N.W.O.B.H.M-Essenz. Heraus kam eine faszinierende Mischung aus Härte und Melodie, darüber thronte das mit ureigener Stilnote versehene Organ von Shouter Oliver Wende. Neben dem von Eingängigkeit und Komplexer Struktur geprägten Stampfrocker „The King is Born again“, ragen die mit schönen Melodicparts in wechselseitigem Kontrast zu schneller Tempoklöppelei brillierende Proto-Speedgranate „The White Death“ sowie die flüssigen Melodicpowermetal-Hymnen „Never again“ und „South Africa“ heraus. Mit der emotionell berührenden Halbballade „Dreamer“ schließt sich ein weiteres Highlight an. Der zuvor auf LP unveröffentlichte zu schleppendem Groove und Proto-Powerspeed tendierende Track „Rainbow Warrior“ zeigt gekonnt, wozu ADRIAN fähig waren. Ein holprig dünner ursprünglich belassener Sound, (worunter die Aufnahmequalität phasenweise leidet) mit heftigem Schwankungslevel trübt zeitweilig den Hörgenuss. Eine dringend erforderliche Überarbeitung der grottig aufgenommen Originalbänder hätte deutlich mehr Sinn ergeben, umso ärgerlicher, weil in der Gesamtbewertung ein größerer Abzug in der B-Note zurück bleibt. Schade!

Nostalgiker, Gourmets, Teutonenstahlfreaks und Raritätenjäger können sich den Gefallen tun, das erlesene nun endlich (!) als CD-Neuauflage zum fairen Preis erhältliche Stück zuzulegen. Jüngeren Heavy Metal-Semestern sei vorsichtshalber geraten, den Silberling zwecks Prüfung zur Sicherheit vorher einem genauen Hörtest zu unterziehen. ADRIAN hatten Seltenheits- als auch Wiedererkennungswert. Leider war es der talentierten Band nie vergönnt, über den ewigen Insidergeheimtipp mit - wenn überhaupt - minimalstem Bekanntheitsgrad hinauszukommen, Schmuckstücke, deren Inhalt bei manch älterem Semester verborgene Erinnerungen wecken; Kleine Genreperlen, denen aufgrund geringfügigen Budgets, schlechter weil unzureichender Vermarktung, interner Band-Streitigkeiten sowie manch anderer Umstände zwar nie der große Durchbruch gelang, auf denen es gleichzeitig für jüngere Metaller-Generationen erfahrungs technisch etwas zu entdecken gibt, während sich gleichzeitig der Horizont erweitert. Passable 7 von 10 für ein Release, welchem der Begriff „Nostalgiewert“ fast wortwörtlich gerecht wird.