ORANGE GOBLIN - Back From The Abyss
VÖ: 06.10.2014
(Candlelight Records)
Style: Stoner Metal
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ORANGE GOBLIN
Nach dem 2012 veröffentlichten „A Eulogy For The Damned“ folgt mit Studiolangrille Nummer acht der nächste Streich der experimentiellen Londoner Doomster ORANGE GOBLIN, und es kommt wie so oft ganz anders als man zu denken geneigt wäre. Auf Back From The Abyss geht’s ungemein geradliniger mit weitaus mehr Dampf auf dem Kessel als gewohnt zur Sache, ausufernde Progparts bleiben überraschend vollständig außen vor. „Sabbath Hex“ haut dank majestätischem Groove sofort beim ersten Takt kompromisslos direkt in die Vollen. Trotz aller Eingängigkeit ungewöhnlich bunt gefächerter Stilpalette (Stoner, Doom, Hardrock, Heavy Metal, Punk und Blues geben sich gegenseitig variierend im Wechsel die Klinke in die Hand), wird auffallend gern des Öfteren die Temposchraube rasant angezogen. ORANGE GOBLIN bleiben, das liebe ich so an dieser Band, stets unberechenbar! Auf Back From The Abyss wird zum Teil heftig Vollgas gegeben, will heißen kein geringeres als das räudigste Rock n' Roll-Trio der Welt, - MOTÖRHEAD (!) stand für Kracher Marke „The Devil's Whip“ und „Bloodzilla“ Gewähr bei Fuß, im „Demon-Blues“ (der Titel sagt schon alles!) wird ein erdig rockig zum Gedenken an die 70er intensiv klassischer Blues gefahren. Sahnige Melodieführung, krachende Killerhooks (Gitarren und Schlagzeug entfachen mächtig Druck) und mitreißender, sich an BLACK SABBATH/PENTAGRAM orientierender Groovebeat sind wie auf jedem ORANGE GOBLIN-Output stilprägend vorhanden. „Heavy Lies The Crown“ und „Mythical Knives“ mit wunderschön erhebendem Chorgesang bewegen sich ungewohnterweise in Epic-Metal-Gefilden! Ben Ward's tiefstimmig rau immens leidenschaftlich röhrendes Organ kommt bei ausnahmslos jedem Track prächtig zur Geltung. „Into the Arms of Morpheus“ besticht durch authentischen BLACK SABBATH-Anstrich, dem bei tempoforcierter Attacke das für einen gezielt schmerzhaften Faustschlag in die Magengegend erforderliche Quäntchen MOTÖRHEAD beigemischt wurde, während ein das Stück in herrlich abgefahren unorthodoxer Weise beendender leicht den Funk-Sektor (!) streifender Trip für Erstaunen sorgt. „The Abyss“ bewegt sich auf der mystisch bedrohlich apokalyptische Weltuntergangsstimmung verbreitenden Welle. Das Instrumental „Titan“ kommt den eisernen Jungfrauen (IRON MAIDEN) ziemlich nahe, während ORANGE GOBLIN im Doppelpack „Blood of Them“ und „The Shadow over Innsmouth“ für den passend stimmigen Abgang sorgen, womit die Ausnahmestellung dieser einzigartigen Combo zur Genüge dokumentiert sei. Normale Maßstäbe gelten für Back From The Abyss kaum. ORANGE GOBLIN haben es wiederum perfekt verstanden sich neu zu erfinden, ohne Qualität einzubüßen und somit den bisherigen Standard locker beizubehalten. Allein auf Songwritingtechnischer Ebene über jeden Zweifel erhaben, verbindet „Back From The Abyss“ , geziert von einem gewohnt wundervoll aufwändig in Szene gesetzten Covermotiv Anspruch mit Eingängigkeit auf hohem Niveau, und lässt gelegentlich Raum für einen Blick auf sonst eher kaum beackertes Feld. In diesem Sinne gehört das vielseitigste Album der Bandgeschichte dem entsprechend zu den wichtigsten und brilliantesten von ORANGE GOBLIN. Bewertungstechnisch gesehen, ergeben sich als resultierende Konsequenz daraus pfundstarke 9 von 10 Punkten für ein weiteres Referenzwerk.