GHOST - Meliora
VÖ: 21.08.2015
(Loma Vista Recordings)
Style: Heavy Metal
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GHOST
Nach ihrem Debüt „Opus Eponymus“ dachte ich, einer weiteren Hardrockformation mit Zukunft zu lauschen. Die eher belanglos poppige Coversingle und ein Zweitwerk, das schon grob die Veränderungen innerhalb der Band aufzeigte, ließen danach schon zahlreiche Fragezeichen zurück. Sind das noch immer die selben GHOST, die vom bärenstarken Debütalbum in Erinnerung blieben?
Der Wandel vom Okkulthorrormetalact zum poppigen Düsterhorrorpoprock-Kitsch ist vollzogen, dieser Schluß lässt sich spätestens nach einem doppelten Hördurchlauf der neuen Ghost-Langrille ziehen. Siebziger Rockanteile, Horror-Sequenzen, etwas düster gefärbtes Okkultismusflair, zeit weise klassischer Hardrock, manchmal ein wenig Heavy Metal, dazu ein verstärker A.O.R.-Anteil - von allem ein bisschen ergeben eine in sich recht ausgeglichene, dafür nur zeitweise richtig überzeugende Dosis. Der heroisch düster im A.O.R.-Format mit Sakral-Orgeklängen unterlegt rockende Groover „Spirit“ besitzt immens viel Hitpotential. „From The Pinnacle to the Pit“ ist eine amtlich ins Alternativerockgewand gekleidete, Happy Dark Holliday-Highshool Nummer im GREEN DAY-Zuschnitt, die aufgrund ihrer easy going-Melodieführung im Ohr hängen bleibend sich als cooler Discosmasher für die Kiddie Generation der Jahrgangsstufen 18+ bis 25 eignet. Track drei, „Cirice“ zeigt dann endlich (!) mal wieder den Düsteren von Bands wie MERCYFUL FATE beeinflußten Touch, der in Kombination tighten Heavyness von Hardrockurvätern wie URIAH HEEP am Debüt so gefiel, mit einer Prise HIM kombiniert, zusätzlich aufgewertet wird. Das kurze Spukintermezzo „Spöksonat“ verströmt Gruseltouch, ähnlich eines alten Horrorfilms. „He is“ geht als Kuschelrockballade zum Träumen mit heimeligem Folkflair im Oldieformat durch. „Mummy Dust“ outet sich als fett rockender Düsterhorrorsoundtrack, badend im DANZIG-Sumpf kombiniert mit düster modern getrimmten METALLICA-Elementen, die von einem Schuß Werbung für die Gegenseite die Textzeile („In God We Trust“ erinnert sehr an die Whitemetal-Institution STRYPER- logisch, ohne Gott kein Teufel) plus leicht dosierten Hauch A.O.R. in Richtung JOURNEY usw., umgeben sind. „Majesty“ besitzt wiederum kräftig METALLICA-Tendenz, (das Riffing weckt Gedanken zu „Harvester of Sorrow“ ), kombiniert mit 80er-Darkwave sowie klassischem in Richtung JOURNEY & Co. schielendem A.O.R.-Touch, welchem die sich in heroischem Glanz und Gloria hüllende Düster-Serenade „Devil Church“ als Huldigung an den Höllenfürsten folgt. „Absolution“ beginnt stark mit einem kraftvollen MEGADETH-Grundriff, (Yes, „Reckoning Day“ lässt grüßen, *grins*) kombiniert harmonische Melodieführung von wesentlich düsterer Kollegenschaft (YEAR OF THE GOAT), mit fröhlichem A.O.R. Feeling in Richtung FOREIGNER/REO SPEEDWAGON. „Deus in Absentia“ beschließt die Reise auf der A.O.R.-Schiene (FM, BOSTON, REO SPEEDWAGON, das hat phasenweise schon etwas von Schlagerrock, trieft vor Kitsch regelrecht über. Treffenderweise sorgt heller Kirchengesang für den erwartungsgemäßen Abgang einer wie gewohnt polarisierenden Finsterpoprockorgie.
Der dritte GHOST-Streich offenbart neben bewährten Zutaten ganz neue von der Band nie gekannte Facetten, zeigt sich textlich sehr gereift, könnte trotz kompositorischer Eleganz ein deutliches Quäntchen mehr Härte vertragen und wirkt extrem Kitsch überladen. Egal, wie oft Papa Emeritus durchs Feuer gegangen sein mag und wie viele Ghouls ihm in der Grube zu Füßen liegen, ob dieses Album GHOST den kommerziellen Durchbruch bringt, entscheiden letztlich wiederum die Fans. Trotz ungewohnter Experimente kein Meisterwerk, doch ein immerhin angenehm hörbares. 6,5/10