TORTURE SLAVE - Metal Fairytale

09 tortureslave

VÖ: bereits erschienen
(Karthago Records)

Style: Heavy Metal

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TORTURE SLAVE

Berlin war noch nie das Zentrum für Heavy Metal und wird es wohl künftig auch künftig nicht mehr werden. Dafür setzt die Bundeshauptstadt viel zu sehr auf Trends statt Eigenständigkeit, Quantität wird Qualität vorgezogen, weshalb Heavy Metal dort seit den 80ern bis Heute völlig unverständlicherweise ein Schattendasein führt. Diesen Fakt findet öfter von Musikern aus der Bundeshauptstadt Bestätigigung. 1984 gegründet, nahm die Heavy Metalcombo TORTURE SLAVE insgesamt in den Jahren 1985/86 vier Demos auf, das Ergebnis dieser Zusammenfassung enthält immerhin zehn Tracks, deren Titel sich „Metal Fairytale“ schimpft. Die Compilation belegt einmal mehr, was in Bezug auf waschechten Heavy Metal schon immer galt. Trends waren gar nicht entscheidend, letzten Endes zählte hauptsächlich die Musik! Qualitativ geht das Material in Ordnung, wenn bloß nicht der schrecklich dünne, teilweise heftig schwankende Holpersound wäre. Musikalisch müssen die N.W.O.B.H.M., frühe Schwedentruppen Marke HEAVY LOAD, TORCH, und OVERDRIVE sowie die damalige Bandentwicklung in Deutschland auf die Berliner abgefärbt haben, was an hymnenhaft komponierten Stücken wie der Bandhymne „Torture Slave“ eingeleitet von einem kichernden Folterknecht oder „Scream for Love“ deutlich wird. Phasenweise schwer im Proto Powerspeed tempo rauschende Nummern hochmelodischer Ausrichtung („She's The Ghost“ oder „Bad Girls“) weißen Parallelen zu IRON MAIDEN, SAXON, (ganz frühen) TOKYO BLADE, SATAN, BATTLEAXE oder ANGELWITCH auf. Der schwachbrüstig abgemischte Hochtongesang brilliert durch ein facettenreiches Muster mit eigenem Wiedererkennungswert, dem trotz mancher heißeren Schieftonlage sogar schwierig zu bewältigende High Pitched Screams innewohnten, wodurch das gravierende Manko zumindest vorübergehend wieder ausgeglichen wird. Packende Tempowechsel, fesselnde Twingitarrenharmonien, peitschendes Powerdrumming gehören ebenso zu den Schwerpunkten. „We're Gonna Rock You“ wurde mit Livesamples unterlegt, „Thoughts“ beginnt von Kirchenglocken eingeläutet bedächtig ehe der Track an Fahrt gewinnt. „Master of Hell“ drückt mit erdigem Bollergroove, bis die Powerspeedkeule ausgepackt und das Stück fließend in einander übergehend veredelt wird. „Metal Fairytale“ besitzt deutlich nach Demo müffelnd dumpf scheppernden Schlagzeugsound; eine bestimmte Passage erinnert an die Nordlichter HELLOWEEN Textinlet mit Bandbiografie liegt dieser Neuauflage wie üblich bei, - Karthago-Records sei Dank!

Insgesamt klingt das „Metal Fairytale“ genannte Resultat selbst nach über drei Dekaden bis heute direkt aus dem Bauch kommend höchst eigenständig, wofür gerade Liebhaber antiquierter Heavy Metalklänge mit Sinn für Rockhymnenspirit und Melodie bei ausreichend Rumpelfaktor, denen Kommerz behafteter Stangenwarenmetal komplett am Hintern vorbei geht, dankbar sind, während überzeugten Klarsoundfetischisten bereits nach fünf Minuten die Kinnlade zu Boden klappt. 6/10