MOB RULES – Tales From Beyond
VÖ: 18.03.16
(Steamhammer/SPV)
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MOB RULES
Zunächst fallen mir die Zahlenspiele im Promoschreiben zum 8. Studioalbum der norddeutschen Melodic Metaller MOB RULES ins Auge. 18 Monate seit der VÖ vom Jubiläumsalbum „Timekeeper“ zum 20-jährigen Bandbestehen. Das 3. Studioalbum unter SPV seit 2002 und das 1. seit der Veröffentlichung „Cannibal Nation“ in 2012 u.s.w. Eine Menge an interessantem Input, die aber sicher auch an anderer Stelle nachzulesen sein werden. Ich beschränke mich hier auf musikalische Fakten, denn mit „Tales From Beyond“ ist dem Sextett ein wahrlich guter Wurf gelungen. Warum? Auf dem neuen Werk weicht man von den bereits etwas ausgetretenen Bombast-Pfaden ab und agiert jetzt etwas gradliniger, was sich schon auf der Vorabsingle „My Kingdome Come“ andeutete, die mit der „Timekeeper“-Box zu erhalten war. So richtig fällt das beim knapp 9-minütigen Opener „Dykemaster’s Tale“, einer genialen Vertonung der Novelle des „Schimmelreiters“, noch nicht auf. Eine typische MOB RULES Hymne. Abwechslungsreich im Arrangement, eingängige Chöre, melodisch – schlichtweg mit der beste Song auf dem Album. Anders schon bei „Somerled“, die Vertonung einer geschichtlichen Erzählung über eine historische Figur von 1140, die halb Wikinger und Schotte war, was die epische Einspielung zu Beginn erklärt. Angesiedelt ist das Stück eher im Uptempo und zugleich mit schönen Twingitarren ausgestattet. Leicht vorstellbar wäre hier sicherlich das frühere Aufblasen mit etwas Bombast gewesen. Dass man den Song aber in der vorliegenden straighten Form belassen hat, macht ihn für mich viel interessanter. „Signs“ könnte man zu Beginn als eine Nummer von SAVATAGE halten, entpuppt sich dann aber als ein typischer MOB RULES Groover, der zum Ende hin sogar bei den Gitarren einen leicht progressiven Touch annimmt. Überhaupt fällt auf, dass sich gerade bei den Gitarren und auch beim Schlagzeug einiges getan hat. Die Gitarrensoli sind differenzierter, die Gitarrenparts im Allgemeinen vielschichtiger und auch die Arbeit an den Drums klingt nach mehr Freiraum und ist vor allem lebendiger abgemischt. „On The Edge“, eigentlich eher eine banalere Mittempo-Nummer auf diesem Longplayer, geht aber sofort ins Ohr und lädt zum Mitwippen ein. Ebenso wie das Gros der restlichen Stücke. Von denen sollten aber unbedingt noch „Dust Of Vengeance“ erwähnt werden, denn mit diesem Titel werden Elemente des Oldenburger Horrorautors Florian Gerlach und seiner „Smogger Triology“ textlich aufgearbeitet. Musikalisch geht das Ganze für MOB RULES in eine relativ ungewohnt düstere Seite, passt aber zu dem textlichen Inhalt sehr gut. Ebenso nicht unbesprochen sollte die neuerliche gleichbetitelte Trilogie bleiben, die auch auf „Tales From Beyond“ ihren berechtigten Platz gefunden hat. Sie zeigt mit am deutlichsten auf, dass sich MOB RULES im Songwriting geöffnet haben. Ich sage bewusst geöffnet und nicht verändert, denn über die 60 Minuten Spielzeit der 10 neuen Stücke erkennt der Fan jederzeit seine MOB RULES wieder, ohne sich großartig mit Stil- oder sonst was Wechseln auseinander setzen zu müssen. Klaus Dirks klingt nach wie vor unverwechselbar nach Klaus und die Chöre sind fett wie eh und je. Man hat eben einfach ein paar Kleinigkeiten weggelassen und an anderer Stelle neue bzw. andere Akzente gesetzt. Für mich als bekennender Fan das beste MOB RULES Album seit langem.
Punkte: 9/10