SORCERER - Lamenting Of The Innocent


VÖ: 29.05.2020
(Metal Blade Records)

Style: Epic Doom Metal

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SORCERER

Sehnsüchtig erwartet, dreht nun der dritte SORCERER-Longplayer fleißig seine Runden im Playerschacht. 'Lamenting Of The Innocent' ist nicht nur konsequent betriebene Weiterentwicklung der beiden starken Vorgängeralben, sondern weitaus mehr. Neben dem stets vorhandenen Epic Doom-Grundgerüst kommen Elemente aus den Bereichen Progressive Metal, klassischer Hardrock und Heavy Metal hinzu, die sich immer mal zwischendurch verstärkt heraus kristallisieren, ansonsten dominiert wie gewohnt der schleppende Epic Doom-Faktor.

Erneut haben es die Schweden geschafft ein spannungsgeladenes Düster- Konzeptalbum zu veröffentlichen, das fesselt, fasziniert und Gänsehaut erzeugt. Allein die dahinterstehende Thematik spricht Bände, wie auch das opulente Album-Coverartwork, dass die Tragik umso deutlicher aufzeigt. 'Lamenting Of The Innocent' handelt vom blutrünstigen vor nichts Halt machenden Terror basierend auf inquisitorischer Hexenverfolgung im Mittelalter, betrieben von machthungrigen Kirchenklerikern und Inquisitoren deren furchtbare Auswirkungen zahlreiche Menschen dahin rafften, - eine bis heute nie richtig beglichene Schuld an der Menschheit.

Stimmungsvoll eingeleitet durch ein Bedrohlichkeit ausdrückendes Kurz-Intro („Persecution“), ehe die von einem Priester der katholischen Kirche entsandten Ritter vom „Hexenhammer“ legitimiert sich auf gezielte Suche nach Unschuldigen der Hexerei verdächtigen Menschen begeben und zu töten, wordurch die Ortschaften vom Satan gereinigt werden sollen. Damit beginnen die ersten für einen Doomopener überraschend flotten sechs Minuten. Der Anfang mit gezupften Triolen-Bassläufen erinnert mich direkt an den BLACK SABBATH-Hymnenklassiker „Children of the Grave“. Finstere Dramaturgie zieht sich wie ein roter Faden durch das Gesamtkonzept. Fett im aufforderden Befehlston „Burn The Witch!“ durch die Boxen dröhnende Backing-Vocals, lechzen danach, 'die Hexe brennen' zu sehen, eine Pathos-Brücke mit mystischer Sprechpassage, gefolgt von rasant vorwärts preschenden Grooves kreuzen sich geschickt. Nach dem Hexenhammer wird es im fast neunminütigen Titeltrack 'Lamenting Of The Innocent' mit Ohrwurmrefrain und -Melodie durch vielstimmig fesselnde Gesangsarrangements bleischwer-hymnenhaft episch. „Institutoris“ baut sich in tonnenschwer schleppender Theatralik getränkte Hexenprozesse an Unschuldigen begangener Inquisitions-Verbrechen ins Gedächtnis zurückrufend auf Leid, Schmerz und Elend errichtete Klangszenarien, „Where Spirits Die“ versinkt im tiefen Morast ohnmächtiger Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Verlorenheit und Trauer, - Stimmbandästhet Anders Engberg wirft sein gesamtes Können in die Waagschale, um soviel düster ausgeschmückt melancholischer Pathos-Elegie wehmütig klagendes Stimmvolumen zu verleihen.

Das tiefgängigste Stück 'Deliverance' bahnt sich leise langsam schleichend Hoffnung auf der Suche nach Befreiung vom Schmerz verheißend gediegen akustisch von Svante Henryson's Cello unterstützt den Weg ins Gehör. Johann Langquist, (einst beim in der Zeitspanne von 1979 – 86 aktiven Underground Schweden-Stahl-Geheimtipp JONAH QUIZZ heute als Vocalist bei der Doom-Legende CANDLEMASS aktiv) macht einen hervorragenden Job als Gastsänger. Danach kehrt die kirchliche Inquisition abermals Terror und Schrecken bringend im Zeitalter der Verdammten - „Age Of The Damned“ - zurück, es wird (einschließlich Sprechpassagen) stampfend, schwerblütig, erdrückend, bedrohlich. Pathos- Mönchsgesänge gefolgt von schweren Riffs, dunkel melancholischen Melodieschleifen und hasserfüllter Inquisitoren-Anklage verleihen der traurigen Situation einer durch das Gefängnisgitter ihrer Todesstrafe entgegensehenden Verurteilten, bei „Condemned“ bitter melancholisch Ausdruck, „Dance With The Devil“ verbreitet mystische Gespenster-Atmosphäre von Fackeln, Rittern, Mönchen und Inquisitoren einer auf den Platz zum Scheiterhaufen begleiteten Gefangenen-Mitternachtsprozession unter Einbeziehung des als Zeuge anwesenden Volkes zur Strafvollstreckung gegen der Hexerei angeklagte Personen die angeblich mit dem Teufel im Bunde stehen. Im opulent fesselnden Finale „Path To Perdition wartet auf den Priester selbst der für ihn orchestral bombastisch sakral errichtete am Ende durch erhebliche Tempoforcierung lichterloh brennende Scheiterhaufen, den ihn die über dessen grausame Untaten erzürnte Bevölkerung letzt endlich mit aller Konsequenz spüren lässt, damit er am eigenen die Hölle erfährt durch die zuvor all seine vielen von ihm dafür bestimmten Opfer gingen, womit sich der Kreis schließt.

Die dritte in ein amtlich druckvoll produziertes Soundraster gekleidete SORCERER-Doomschelle 'Lamenting of the Innocent' deckt ein vielschichtiges Stimmungspektrum ab, das den Zeitgeist jener traurigen Epoche auf dramaturgisch-spannendem Atmosphärenlevel authentisch wiedergibt. Dafür ist viel Konzentration erforderlich, die sich lohnt. Über Anders Engberg viele Worte verlieren, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Der Stimmbandästhet ist der vielleicht kompletteste Sänger im Schwermut-Genre. Ein Sangeskünstler mit hochgradig kraftvoll vielschichtig flexibel Akzente setzendem Organ. SORCERER haben den besten Frontmann im Epic Doom-Sektor, dessen Gesang das Maß aller Dinge ist. Das Saitenhexerduo Kristian Niemann/Peter Hallgren entlockt seinen Äxten zauberhaft filigrane Melodiebögen. Für das kraftvolle Fundament sorgt die erst seit 2017 bzw. 2019 mit im Boot von SORCERER sitzende, sowohl druckvolle wie dezent leise Passagen harmonisch meisternde Rhythmussektion Justin Biggs am Vierseiter in Kooperation mit Schlagzeuger Richard Evensand. Beide Musiker haben sich schon seit geraumer Zeit als vollwertige Bandmitglieder integriert.

Getragene Riffs, rasante Tempowechsel, Gefühlvolle Leadsoli, gekleidet in ein stimmungsvoll von dauerhaft fesselnder Spannung vorwärts getragenes knisterndes Atmosphärengewand, welches die Schrecken der Zeit des dunklen Mittelalters bis unter die Haut spürbar zum Leben erweckt. Damit erweist sich „Lament Of The Innocent“ als das gefühlvollste, anspruchsvollste und ebenso mahnendste SORCERER-Album. Mit 'Lamenting Of The Innocent' gelingt es den Schweden, selbst ihr starkes Zweitwerk 'The Crowning Of The Fire King' noch zu toppen. Epic Doom und Classic Hardrock/Metal Elemente mit Bezügen zu  RAINBOW oder BLACK SABBATH werden spannungsgeladen fließend miteinander verbunden. Alle charakteristischen SORCERER-Merkmale finden sich wieder.  Wenn es einer Band gelingt, drei Epic Doom-Alben hintereinander mit unterschiedlicher Thematik auf exzellent hohem Niveau zu produzieren, zählt sie neben CANDLEMASS und SOLITUDE AETURNUS unangefochten zur Elite-Liga im Genre. SORCERER gehören zu dem erlesenen Kreis, an denen kein pflichtbewusster Epic Doom-Jünger vorbeikommt. 'Lamenting Of The Innocent' festigt den hart erkämpften Platz der Schweden im Reigen der besten Genre-Topacts endgültig. - Großes Edel-Doom-Kino vor reellem historischen Hintergrund.

Fazit: Bis ins letzte Detail vielseitig ausgeklügelter Epic Doom auf herausragendem Niveau, der gekonnt eine Brücke zwischen intensiv raumgreifender Schwerblütigkeit und leidenschaftlicher Pathos-Elegie schlägt. - SORCERER haben ihr Meisterwerk geschmiedet! 9,5/10

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