FALCONER - From A Dying Ember
VÖ: 26.06.2020
(Metal Blade Records)
Style: Folk-Power Metal
Homepage:
FALCONER
Album Nummer neun, mit traurigem Beigeschmack es handelt sich leider um das letzte der schwedischen Folk-Power Metal-Institution FALCONER, hätte ich so nicht erwartet: 'From A Dying Ember' geht überraschend bis zu den frühen Wurzeln der Band will heißen 'Falconer' und 'Chapters From A Vale Forlorn' zurück! Auf ihrer Facebook-Homepage geben die Musiker laut Gründer Stefan Weinerhall bekannt, dass FALCONER mit dem zu erwartenden Albumrelease dessen Erscheinen auf den 26.6.2020 fällt, ihre Bandkarriere offiziell beenden. Das Coverartwork zeigt den erfolgreich das Gesamtkonzept prägenden Wikinger, der nun die Waffen gestreckt vor sich liegen hat, mitsamt seinem Schiff verbrannt wird, damit seine Seele in Valhalla Frieden findet. Einst als Falke tragender Wikinger anfangs von Tatendrang erfüllt ins Abenteuer ziehend, schließt sich damit nach knapp über zwei Jahrzehnten der Kreis. Sinngemäß, bezeichnend und symbolisch mit Hang zur Dramaturgie passt dieser Abgang perfekt ins Bild. Bandgründer Stefan Weinerhall zieht es nunmehr zu neuen Ufern, sprich anderen Herausforderungen. "From A Dying Ember" gibt den treuen Fans noch einmal Gelegenheit zu entscheiden, wie gelungen und ob das Abschiedswerk würdig ausgefallen ist und es steht außer Frage, dass FALCONER (überhaupt nicht mit arttypischen Powermetalbands zu vergleichen) - eine riesige, schwer zu schließende Lücke im Viking Metal-Sektor hinterlassen.
Nach dem spannend flotten Opener „Kings and Queens“ folgt bei „Redeem And Repent“ gediegener heroischer Midtempogroove, auch das Restmaterial der Truppe um Gitarrist Stefan Weinerhall verfügt über ein recht hohes Qualitätslevel. Mit „Bland Sump Och Dy“ ist auch wieder ein Song in schwedisch vertreten, der das Qualitätslevel seiner Vorgänger mühelos erreicht. 'Fools Crusade' vermengt das beste von „A Quest For The Crown“ mit balladeskem Flair. Insgesamt regiert auf 'From A Dying Ember' eine ausgewogene Balance zwischen schnellen Klopfern, gepflegten Midtempogrooveserenaden und verträumten Folk-Balladen. Dudelsack, Fiedel und Flöten sind spürbar präsent um das mittelalterlich-heidnische Element stärker zu betonen. „Garnets And A Gilded Rose“ zeigt sich von druckvoll flotter Seite, spätestens bei „Rejoice The Adorned“ leiden Geist, Herz und Seele von feinfühligem Pathoszuckerguss umgarnt mit, sobald Mathias Blad's gefühlvolles Hochton-Organ die Messe verliest; dafür schlägt „Testify“ im Gegenzug flotte Taktrhythmen harter Gangart an, ohne herrliche Melodiegebung vermissen zu lassen. Ausladend altertümlich folkig gibt sich „Thrust The Dagger Deep“ ehe „Rapture“ sich emotionsgeladen verabschiedet, wobei das Tempo über weite Strecken mächtig angezogen wird, während die Wikingerschiffe von mächtigen Winden und gewaltigen Stürmen getrieben übers Meer segeln.
Wer einen begnadeten Stimmbandästheten wie Mathias Blad in Reihen weiß, dessen Theaterschule sich jederzeit gesanglich bemerkbar macht – kann im Endeffekt gar keine schlechten Alben produzieren. Hätte mich bei den sympathischen Schweden sehr gewundert. Stimmige Gesänge, feine Melodien, knackige Grooves, kernige Verspieltheit und spannende Tempowechsel und ein opulentes Maß Theatralik zählen nach wie vor zu den prägenden Merkmalen der für ihr Genre unersetzbaren Melodic Folk-Power Metal-Institution FALCONER dazu. Auch das tolle optisch einen Leckerbissen für's Auge darstellende Coverartwork spricht Bände. Einzig das Pathosflair ist öfters ein wenig zuviel, dadurch wird es auch schon mal etwas verspielter will heißen etwas sperrig, was entgegen aller zweifellos erneut sehr hohen musikalischen und textlichen Klasse manchmal zu Lasten des Eingängigkeitsfaktors geht.
Obwohl ihr schlicht 'Falconer' betiteltes Debüt in Sachen Härte verbunden mit nahezu exzellentem Kompositions-Niveau vor allem aufgrund des durchgehend sich im Ohr festsetzenden Hymnenfaktors für mich bis heute unerreicht bleibt, haben FALCONER ein weiteres für den klassischen Folksektor richtungsweisendes Signal gesetzt. Haarscharf an der Höchstwertung vorbei schrammend, platziert sich 'From A Dying Ember' hieb und stichfest im hohen 8 Punkte-Bewertungsfeld. Welch krönender Abschied für eine unersetzbare Genre-Instituiton, deren Wirken Melodic-Viking Power Metal prägte wie kaum eine andere. Bleibt mir an dieser Stelle zum Schluß, der Band noch alles gute auf ihrem weiteren Weg zu wünschen. Fast ein Dutzend kraftvolle Ruderschläge austeilend segeln FALCONER trotz leichter Veränderungen zum Abschied im Geiste ihre treuen Fans grüßend unbeirrbar auf sicherem Kurs dem Ziel entgegen.
Thor sei Dank!
Fazit: Album Nummer neun setzt den krönenden Abschluß unter eine bemerkenswert fast durchweg hochkarätige Bandbiografie. - Donnerwetter! 8,8/10