ENSIFERUM - Thalassic


VÖ: 10.07.2020
(Metal Blade Records)

Style: Folk-Metal

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ENSIFERUM

Folk Metal kann vielschichtig und trotzdem kombinierbar zu anderen Stilen sein. Ein gefühltes Vierteljahrhundert sind ENSIFERUM dabei. Weder so intensiv bizarr wie ARSTIRDIR LIFSINS noch so überladen extrem wie FINNTROLL, im Melodic (Viking) Death Metal aufgehend wie der Branchenriese AMON AMARTH, oder die von progressive-Folk geprägten  Faröer-Wikinger TYR,  geschweige derart hochmelodisch-Pathosbehaftet im Sinne von FALCONER haben sich ENSIFERUM seit Gründung vor 25 Jahren eine völlig eigene unabhängige Nische geschaffen, wo ihnen im Prinzip keiner das Wasser reichen kann. Wirklich neues bieten die Finnen auf dem achten Studioalbum 'Thalassic' nicht, es ist vielmehr das eigenständige Stilmuster, dessen besonderer Wiederkennungswert immer prägnant vorhanden ist.

Obwohl bei den Finnen schon seit etwa gut einer Dekade keine gnadenlos mitreissenden Überhymnen im Stile von „Iron“, „Lai, Lai, Hei“ oder "Heathen Throne/The Longest Journey“ mehr präsent sind, bleiben sie ihrem Stil konsequent treu. ENSIFERUM haben sich zu einer routinierten technisch gereiften Band entwickelt. Abrupte Geschwindigkeitsvariation mit durchdachtem Songaufbau sind auch weiterhin gegeben. Seit Erscheinens von 'From Afar' im Jahr 2009 - dem letzten Großen Epos in der Bandbiographie - geht es ein ganzes Eckchen weniger kantig zur Sache. Spätestens mit dem 2012er-Werk „Unsung Heroes“ ist die einstig vielfach raue Derbheit einem zunehmend glattgeschliffenen Soundschema gewichen, was ich persönlich sehr schade finde; denn gerade dieser raue Faktor wird schmerzlich vermisst. Handwerklich ist bei ENSIFERUM alles im Lot.

„Seafahrer's Dream“ leitet Album Nummer acht der Finnen verträumt heroisch im Filmsoundtrackstil ein, danach offenbart „Rum, Woman and Victory“ sich als rasende Folk-Speed-Deathmetalorgie, „Andromeda“ setzt auf rockige Grooves umgeben von viel Melodie bei direkter Umschaltung in schnelleres Tempo, „The Defence of the Sampo“ verleiht Abenteuerflair, Rebellischer Gesinnung und Freiheitsdrang Form und Gestalt, „Run For The Crushing Tide“ macht kräftig Dampf; galoppierende Rhythmen umrahmt von heroischem Pathos zünden theatralisches Feuer. Pekka Montin erweist sich dank variablem Gesangs neben Fronter Petris Organ als echter Gewinn für die versierten Wikinger was sich bei der mystischen Theatralikode „One With The Sea“ deutlich bemerkbar macht. „For Sirens“ geht im Stampfrhythmus begleitet vom Keyboard gar als tanzbare Folk-Death-Metal-Hymne durch. „Midsummer Magic“ lässt leichtfüssiges Abenteuer-Westernflair kombiniert im tanzbaren schottisch Folk-Gewand von der Kette und „Cold Northland (Vainämoinen)“ im über Achtminuten ausgedehnten Pathos-Finale, das geschickt den Bogen von nachdenklich getragen balladesker Epik über gesteigerte Dramaturgie bis hyperschnellen Blastbeatgeballer spannt. Damit endet die auf dem Erstling angefangene Saga des alten Wikingers, der seine letzte Reise mit zum nächtlichen Himmelskleid gen Nordstern gerichteten Augen in die Heimat antritt.

Die Bonustracks „Merille Lähtevä“ (klassischer Traditional Folk zum Tanzen mit Spoken-Word-Passage, und „I'll Stay By Your Side“ (ein gecoverter Hit der dänischen Popgruppe THE LOLLIPOPS von 1965) dürfen als zusätzlicher Kaufanzreiz betrachtet werden, doch stehen sie dem Gesamtmaterial außen vor, darüber mag sich jeder selbst sein Urteil bilden.


Fazit: ENSIFERUM sind eine gewohnt sichere Bank. Folkig, dynamisch, abenteuerlich, mystisch. 7,5/10

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