NIGHTMARE - Aeternam


VÖ: 02.10.2020
(AFM-Records)

Style: symphonisch progressiver Heavy Metal

Homepage:
NIGHTMARE

Frankreichs Heavy Metal-Pioniere NIGHTMARE hatten in knapp über vier Jahrzehnten eine Menge Line UP-Wechsel hinter sich und zu verkraften. Von der Urbesetzung ist nur noch Bassist Yves Campion als Gründungsmitglied übrig. Spätestens nach Trennung von den Amore-Brüdern hat sich nicht nur personell, sonder auch musikalisch viel bei NIGHTMARE geändert.

Als musikalische Facetten kommen neuerdings Progressive und Symphonic-Elemente hinzu, welche direkt in den Sound einfließen. Dies könnte zum einen mit dem Drummer-Wechsel zusammenhängen. Olivier Casula wurde auf dem Drumhocker durch Niels Quiais von den Symphonic Metallern OSSONOR ersetzt, was nicht unerhebliche Auswirkungen auf das Songwriting hatte. Feine Melodieführung, Choralgesänge, Backgroundvocals, und flotte Gitarrenrhythmen bestimmen den aktuellen Kurs bei NIGHTMARE. Für den Gesang zeichnet nicht mehr BEAUTIFUL SIN/BEYOND THE BRIDGE/Ex-AYREON-Chanteuse Maggy Luyten verantwortlich. Ihren Platz bei NIGHTMARE nimmt nun Marianne Dien von FAITH IN AGONY die mit ihrem hellen sehr gut ins Songgefüge hinein passenden Klar-Organ für eine gesunde Frischzellenkur des für mich zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen dafür im weiteren Verlauf zunehmend fesselnderen Songmaterials sorgt. Studioalbum Nummer Elf „Aeternam“ führt die Linie des 2012er bereits angedeuteten „The Burden Of God“-Releases dem in 'The Aftermath' (2014) und The Dead Sun (2016) zwei gute Alben folgten, konsequent weiter. Feine Melodieführung steht mittlerweile mehr weil stärker denn je im Vordergrund, auch NIGHTMARE-Typische Grundsubstanzen sind vorhanden, wobei das kommerziellere mehr in Richtung XXL-Sound ausgerichtete Material wie auch dessen Zutaten die Gemüter innerhalb der Fangemeinde spalten wird.

NIGHTMARE sind vielseitig wie nie geworden, setzen auf den Kontrast zwischen Eingängigkeit und anspruchsvoller Progression, aufgemöbelt durch moderne Klangfacetten mit fließender Komponente verziert. Im Titeltrack „Aeternam“ gehen NIGHTMARE stellenweise sogar überraschend thrashlastig durch verschärfte Geschwindigkeitsattacken zu Werke, um sie mit raumgreifender Symphonic zu verbinden, ohne ihre Grundhärte aufzugeben. Diese Album weiß um ein vielfaches mehr zu überzeugen als zahlreich überflüssige Standardproduktionen beider Genres, denen es an Leidenschaft, Seele und Überraschunsmomenten mangelt, weil es deren Essenz geschickt miteinander kombiniert, dabei auch das klassische Heavy Metal-Spektrum in vielseitiger Form nutzend was klar am Inhalt erkennbar wird.

Dass die Songs so gut zünden, liegt ebenso am starken Songwriting, sowie dem gebotenen Facettenreichtum einer unglaublich vielschichtigen Tonträgerkonserve. Der Schlußtrack „Anneliese“ könnte glatt einem Vampirfilm entnommen sein, aggressiv heißere Deathgrowls heben das Stück in Verbindung zu wabernden Keyboardsilhouetten sowie diverser weiterer Gesangsperformances und Chören auf eine von Theatralik umgarnte im Horrorbereich schwimmende Gesamt-Ebene.

An Spannung mangelt es den vor Hitpotential berstenden Songs ebenso wenig, bestes Beispiel geben das von Chorälen umrahmte knallig hart nach vorn gehende „Downfall Of A Tyrant“, der dunkel eingefärbte Single-Track „Divine Nemesis“, sowie der packende Reistrip von „The Passenger“. Nummern, denen in 'Crystal Lake' ein theatralisches deutlich im Gothic Metal-Sektor wütendes Opus gegenüber steht. Insgesamt dreht sich das vielseitigste und zugänglichste NIGHTMARE-Album der letzten Dekade im Playerschacht, dadurch gelange ich zu folgendem

Fazit: Gewöhnungsbedürftig anspruchsvoll, zeitgemäß produzierter Heavy Metal mit kräftig viel Druck, aufgelockert durch Progressive Anteile und Symphonic Schlagseite, der nicht nur das auf solche Klangwelten abfahrende Fanklientel überzeugen könnte. So stark waren NIGHTMARE schon lange nicht mehr! 8,5/10

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.