THE TEA PARTY - Blood Moon Rising

12 theteaparty

VÖ: 26.11.2021
(Inside Out)

Genre: Hard /Alternative Rock

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THE TEA PARTY

Lange Zeit musste man in Europa auf ein neues Album der vor allem in den Neunzigern erfolgreichen Kanadier warten. In ihrer Heimat wurden vor Kurzen die beiden EPs „Black River“ und „Sunshower“ veröffentlicht, aus denen sich der Longplayer zu großen Teilen speist. Aus europäischer Sicht kann man das als vollwertiges Release ansehen, da es für deren Ohren komplett neuen Stoff bietet.
Der hat immer noch die alte LED ZEPPELIN-Schlagseite, die THE TEA PARTY immer nachgesagt wurde, was Fluch und Segen zugleich sein kann. Die beiden ersten Tracks lassen es auch mit ganz typischen Riffs und donnerndem Schlagzeug krachen, genauso wie man die Band selbst als auch ihre Vorbilder kennt. In Way Way Down“ sorgt die Mundharmonika für zusätzliche Klangfarben, was dem Song ausgezeichnet steht.

Der Titeltrack des gesamten Werkes ist hingegen sehr reduziert, Klampfe und leise Orgeltupfer lassen die Nummer zwischen Blues und Folk suhlen, zwei Bausteine im Luftschiffbaukasten. „Shelter“ fügt noch ein paar psychedelische Nuancen dazu. Wie sehr man die Essenz der Idole verinnerlicht hat zeigt die akustische Fassung von „Way Way Down“ ganz am Ende, da nähert man sich sogar wieder den maurischen Motiven. Folgerichtig fiel die Wahl der Coverversion auf „Out On The Tiles“ von „III“, jenem Album, welches den Weg für den ureigenen Sound von Page, Plant und Co. Einst ebnete.

Doch ihr Herkunftsjahrzehnt können die Drei ebenso wenig leugnen, der dunkel brummende Groove liegt über allen Stücken. In der Tat war es das Revival des Classic Rock, das den Hard Rock der Achtziger erdiger machte, und viele in Richtung Grunge abbiegen ließ. An dieser Schnittstelle entstanden in der Übergangszeit große Werke wie die ersten beiden ALICE IN CHAINS-Scheiben oder das epochale Debüt von PEARL JAM.
Jener Seattle-Sound, der dann leider immer schrammeliger nährte sich aber nicht nur aus traditionellen Zutaten, auch der Noise der Achtziger, der Post Punk standen ausgehend von SONIC YOUTH oder HUSKER DÜ Pate. SOUNDGARDEN kamen aus dem Lager und fügten erst später die Siebziger-Zutaten hinzu. Die zweite EP der Kandier, die immer gerne in dieser Übergangszeit zuhause waren, zeugt von dem Input.

„Hole In My Heart“ mag noch die Handschrift von Jimmy Page tragen, allerdings schon so, wie er in den Nineties unterzeichnete, die Nummer hätte locker auf seiner Kollaboration mit David Coverdale Platz gefunden. „So Careless“ hingegen lässt die Gitarren fiepen und auch die Basslinie gibt sich untypisch gegenüber dem Rest. Noch schräger wird die Melodieführung in „The Beautiful“ jedoch hält die schaurig-warme Stimme von Jeff Martin alles zusammen.
Bei den zusätzlichen Tracks erkennt man, woher die Inspiration kommt, plötzlich funktionieren auch Synthesizer. Eine angenehm treibende Version des JOY DIVISION-Klassikers „Isolation“ hätten die wenigsten erwartet. In die Kerbe schlägt auch die MORRISSEY-Bearbeitung, die schwelgerischer und etwas kitschig ausfällt. Das macht „Blood Moon Rising“ zu einer inkohärenten, dafür sehr spannenden Angelegenheit. Rock sollte wieder etwas mehr wagen.

7,5 / 10

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