SPACE PARASITES - The Spellbound Witch


VÖ: 21.01.2022
(Iron Shield Records)

Style: Heavy/Thrash Metal

Homepage:
SPACE PARASITES

Es tut sich gewaltig etwas in der Berliner Metalszene, und das schon seit geraumer Zeit. Jetzt schicken sich SPACE PARASITES an, die Tradition starker Acts weiter zu führen. Vorteilhafterweise hat sich die fünfköpfige Combo auf klassischen Heavy- und Thrash Metal festgelegt, was ihren Flexibilitätsfaktor ungemein erhöht.

Den Begriff (Female Fronted) voran gesetzt, bekommt es das rezessierende Individuum bei den SPACE PARASITES mit einer klassischen Heavy/Thrash Band im Oldschooligen Sinne zu tun, die während der Covid 19 Pandemie keineswegs untätig war, ihre Zeit sinnvoll im Proberaum verbrachte, um ihren Zweitling 'The Spellbound Witch' aufzunehmen, der vergleichsweise zum noch etwas wackligen technisch unausgereiften Debüt weitaus variabler und vielfach ausgefeilter klingt. Thematisch handelt das Album, wie der Titel schon erahnen lässt, von einer Hexe.

Verträumt leitet das Intro das Zweitwerk der seit 2017 bestehenden Heavy/Thrash-combo ein, danach geht „Crimson Eyes“ kompromisslos mit der Thrashsäge in die Vollen. Prägende Bay Area-Thrasheinflüsse sind bei den Bundeshauptstädtlern zur Genüge vorhanden frühe METALLICA, EXODUS, HEATHEN, FORBIDDEN, SLAYER oder ZNÖWHITE (!) falls letztere US-Speed/Thrashformation heute überhaupt noch jemandem ein sicherer Begriff ist, von deren zwei krachenden 80er-Speed n' Thrashhämmern „All Hail To Thee“/Act Of God“ einiges abgefärbt zu haben scheint, deren Strickmuster sich mit klassischer NWOBHM, US-Metal und Teutonenstahl-Facette kreuzen. Mit Verpflichtung dieses granatenstarken der Szene neue Impulse geben könnenden Acts haben IRON SHIELDS wieder ein goldenes Händchen bewiesen. Dem Label sei's gedankt. Was die zwei Damen und drei Herren abliefern hat sich vollends gewaschen; eine wahrlich reife Leistung.

Sängerin Nadine Woelk wird ihrem Spitznamen „Danger Diene“ stimmlich vollauf gerecht, ihr fordernd garstiges Organ verfügt über eine völlig eigenständiges von augenzwinkernd warnend fiesem Unterton geprägte stimmliche Note von immens hohem Wiederkennungswert, das allen Songs unweigerlich den Stempel aufdrückt, zahlreich männliche Kollegschaft in die Schranken verweist als recht interessante Alternative zwischen HOLY MOSES-Frontfrau Sabina Classen, der verstorbenen Ex-DETENTE-Frontfrau Dawn Crossby oder stimmlich härtere Variante von Wendy O' Williams die auf HELLION-Vocalistin Ann Boleyn trifft, durchgehen. Eine bessere Wahl hätte man mit dieser biestig, aggressiv und vielseitig charismatisch tönenden Sängerin nicht treffen können. Davor ziehe ich respektvoll meinen Hut. Neben kraftvoller Instrumentierung, Finessessenreichen Leadsoli und halsbrecherischen Rhythmus-Tempo-Wechseln zwischen klassischen Heavy Metalstrukturen, vielseitiger Melodiegebung und rabiatem Thrashgeballer sticht besonders ein druckvolles Soundraster im professionellen Gewand hervor.

'The Spellbound Witch' geht richtig unter die Haut. Ein so herrlich brutal heftig oberamtlich fett abgemischtes Oldschool-Brett sagt jeder Form von Kommerz unweigerlich den Kampf an. - Gut so! Metallerschaft, die es gern zwischen Heavy bis Thrashlastig bevorzugt, bekommt eine schwere direkt in Magengrube hauend satte Ladung Heavy/Thrash inklusive sozialkritischem Inhalt verabreicht, die gewaltig mitreisst. Harte von robuster Wucht angetriebene Heavy/Thrashfetzer wie „Crimson Eyes“, „Rot In Hell“, „...And Again“ und die zweit Tophymne „He-Ma-An“ (Heavy Metal Animals!) oder ein furioser Titeltrack „The Spellbound Witch“ mit düster ausklingender Outrosequenz machen erst gar keine Gefangenen. Das Gitarrentandem Iron Dashke/Matti Schneider rifft und soliert fett mitreissend auf phantastischem Level,  Schlagzeuger Willi Wild bildet mit Bassistin Gory Di eine kompakt undurchdringliche Soundwand.   

Kontrastwirkend zeigen verträumt ruhige Akustikpassagen wie der fast ein wenig an alte METALLICA-Zeiten erinnernde Spannungsbogen beim Albumhighlight „And Again“ gefühlvolle Facetten auf, ehe wieder kräftig auf's Gaspedal getreten wird. „Enter The Void“ gibt klassisches Beispiel, das zwischendurch heftiges Faustrecken möglich ist, ehe das Geschwindigkeitspedal mittels Thrasheinschub durchgetreten wird, wobei sich die Idee, den Hauptgesang unterstützend männliche Backgroundvocals im Duett mit Nadine's biestiger Röhre zu kombinieren als enorm effektiv erweist, indessen „The Spear“ sich trotz zwischenzeitlich kreisender Thrashkeule als eine Art Piratenmetalsong zum bierseeligen Mitgröhlen outet.
Schade, dass die 38:45 Minuten so schnell vorbei sind, und ich ertappe mich gerade zum 3. Mal beim Drücken der Repeat-Taste. Ok, das ganze jetzt nocheinmal von vorn.

Kompromisslos rotzräudig, sich allem Anspruch und Finessemreichtum gegenüber zum Trotz nie im Chaoslabyrinth verirrend von großem Wiederkennungswert. Mit dem bereits als Video ausgekoppelten eingängigen Knaller „Cross the Line“, „...And Again“, dem nicht mehr aus dem Kopf gehenden Faustreck-Mitgröhler „Heavy Metal Animals“ sowie der Ohrwurmbehafteten Hexe  „The Spellbound Witch“ zum krönenden Schluß haben die Bundeshauptstädtler exzellentes Hochkarätermaterial und hervorragende Hymnen am Start, die auf jedem Livegig zünden!

Fazit: Fetter Heavy/Thrash-Breaker eines absolut empfehlenswerten Newcomers, der mit spannungsgeladenen Rhythmus-, Stimmungs- und Tempowechseln bei prächtiger Melodievielvalt glänzt. Wahnsinn, was für ein Killerbrett! „Raise Your Fist and Bang Your Head, We are Heavy Metal Animals!“ Hell Yeah! Die Metal-Szene braucht Bands vom Kaliber SPACE PARASITES! 9/10

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.