KREATOR - Hate Über Alles
VÖ: 10.06.2022
(Nuclear Blast/Rough Trade)
Style: Thrash Metal
Homepage:
KREATOR
'California Über Alles' lautet ein bekanntes Politisches Statement der US-Hardcore/Punk-Urgesteine DEAD KENNEDIES, gegen Hass und gesellschaftliche Klassenspaltung. Eine Umwandlung darauf mit Blick in Richtung der kalifornischen Kult-Legende in den Titel 'Hate Über Alles' auf das aktuell stattfindende Weltgeschehen reflektiert den Stand der Dinge bei der Altenessener Thrashinstitution anno 2022 direkt auf Höhe der Zeit. Was bei anderen Bands mit 99%iger Wahrscheinlichkeit daneben geht, erfüllt bei KREATOR seinen Zweck und es passt so hervorragend stimmig zum Gesamtwerk, das sich jede Form etwaigen Fremdschämens von selbst ausschließt. 15 Studioalben in 38 Jahren mit vielen Höhepunkten und so manchem Tiefpunkt sprechen eine deutliche Sprache. Studioalbum Nummer fünfzehn 'Hate Über Alles' richtet den Blick nach vorn, ohne zu vergessen wer KREATOR sind und woher sie kamen, bzw. was die Band großwerden ließ nämlich Auftritte in Dänemark und Belgien ehe sie in Deutschland aktiv wurden, siehe "Become Immortal" eine Nummer, deren Inhalt ebenso die ganz schwierige harte Anfangszeit der Altenessener Thrashinstitution von 1984-85 schonungslos Revue passieren lässt.
Ein dem 1990 verstorbenen Film-Regisseur Sergio Corbucci (der als Koryphäe des Italo Westerns galt und in seinen Filmen feinfühlig Position gegen Faschismus bezog) zu Ehren gewidmetes Tribut-Intro im Stile von METALLICA-Konzerten sorgt für stimmungsvolle Eröffnung, danach wird im Titeltrack 'Hate Über Alles' brutal drauflosgethrasht als gäb's danach kein Morgen mehr. Mittlerweile haben KREATOR ihren Stil derart verfeinert, das sich kraftvolle JUDAS PRIEST-Riffs, harmonische IRON MAIDEN-Harmonien und technisch hochwertige Finessen mit KREATOR-Eigenstilnote paaren. Der begnadete finnische Saitenhexer Sami Yli Sirniö soliert vom Feinsten, bildet zusammen mit Mille an der zweiten Gitarre ein unschlagbares Gespann. Milles Stimmorgan ist bestens geölt, röhrt in Topform. Ventor liefert als punktgenaue Rhythmussektion mit dem alle Bassläufe aus dem FF-beherrschenden Tieftöner Frédéric Leclerq als perfekt harmonierende Einheit punktgenaues Drumming nach Maß.
„Killer Of Jesus“ outet sich als flott getakteter Nachschlag erstklassiger Melodieführung und griffigem Refrains. Das auch Giganten schmerzhaft wenn es sein muss auf die Füße getreten wird, zeigt sich im Stampfer „Crush The Tyrants“, der nachfolgende Hammer „Become Of Immortal“ reist mit seinem fetten PRIEST-Riff komplett vom Stuhl, beim knackigen von feinen Twinleads veredelten Groovehammer „Strongest Of The Strong“ mit deutlicher Botschaft (von vielen die etwas anfingen, bleiben am Ende nur ganz wenige übrig so auch im Thrashgenre) stellt sich gar pure Gänsehaut ein! "Strongest Of The Strong" fesselt als gewaltige sich unaufhaltsam ins Ohr fressende von einen brillianten Killerhook würdevoll gekrönte Botschaft. Der düstere Rückblick auf die Vergangenheit im Hymnenfeger „Become Immortal“ outet sich als weiteres von satten IRON MAIDEN/JUDAS PRIEST Riffs, superber Leadsolofinesse, abenteuerlichen Ohohohsingalalongs im Stile einer nur allzu bekannten norddeutschen Piratencombo mitsamt superber Melodieführung gekröntes Albumhighlight. Der von Indie-Pop-Chanteuse Sofia Portanet gesungene Brückenpart beim Midtemposmasher „Midnight Sun“ führt ebenfalls zu neuen Ufern, verbindet Oldschool-Thrash mit Gothicvibes. „Daemonic Future“ und „Conquer of Destroy“ sind zwei gnadenlose Oldschool-Thrashkiller in bewährtem Format, letzteres wird zusätzlich durch feine IRON MAIDEN-Leadsoli-Einganssequenz und berauschenden BLIND GUARDIAN-Referenzpart im Mittelteil aufgewertet. „Pride Comes Before The Fall“ mittels zunächst an JUDAS PRIEST-Sangesvirtuose Rob Halford erinnrender Klargesang und Spieluhrklängen verfeinert outet sich als nächstes Gourmethäppchen inklusive tiefenmelancholischer Chorusline schwerde JUDAS PRIEST-Gitarren kollidieren mit harschen KREATOR-Attacken, ehe „Dying Planet“ den apokalyptisch-düsteren Abgang eines kompositorisch ausgeklügelten bis ins letzte Detail durchdachten Gesamtwerks markiert. 'Hate Über Alles' ist das ungewöhnlichste KREATOR-Studioalbum; ein phantastisches den gewaltigen Nimbus der Band tonnenschwer untermauerndes.
KREATOR haben sich auf 'Hate Über Alles' erneut selbst übertroffen. Ist das überhaupt möglich? Bei Europas bester Thrashkapelle schon. Vergleiche zu diversen Bandklassikeralben sind obsolet, die nur allzu bekannte Redewendung 'vom Prophet, der im eigenen Lande nichts gilt' wird ins Gegenteil verkehrt auf den Kopf gestellt. Natürlich machen sich auch Reflexionen zu früheren Alben bemerkbar, wodurch das Gesamtresultat perfekt abgerundet wird. Kompositorisch, musikalisch, optisch inhaltlich eine Meisterleistung ist die nächste Stufe auf der Erfolgsleiter erklommen. Mille gehört mit seiner Truppe zu den Musikern die mehr als 100 % gibt, wenn sich eine Band auf dem Thrash-Sektor ihren Erfolg durch permanente Weiterentwicklung redlich verdient hat, dann sind es KREATOR! Produzent Arhur Rizk dürfte kaum jemand ein Begriff und nach diesem soundtechnisch vergoldeten Werk bekannter denn je sein. Gekrönt durch ein düsteres, dem Albumtitel Rechnung tragendes Trifold-Coverartwork von Künstlerkoryphäe Eliran Kantor (dessen Motive u. a. Alben von TESTAMENT, HELLOWEEN, SATAN, MY DYING BRIDE, IMMOLATION etc. zieren), gelange ich am Ende zu dem folgenden...
Résumé: Vielseitig Impulse setzend und polarisierend zugleich haben KREATOR einen weiteren Höhepunkt ihres beeindruckenden Schaffens errreicht. Mega-Gigantisches sämtliche Otto-Normalmaßstäbe sprengendes, das Genre an die Pforten zu einer neuen, bisher unerreichten Dimension führendes Breitband XXXL-Thrash-Kino. - Chapeau! 9,7/10