SAXON - More Inspirations


VÖ: 24.03.2023
(Silver Lining Music)

Style: Hard Rock/Heavy Metal

Homepage:
SAXON

Frage: Wie lautet die Steigerung von Inspirationen? Antwort: Mehr Inspirationen, dachte sich das britische Heavy Metalflaggschiff SAXON als es sich erneut auf Suche im eigenen Fundus nach Inspiration die sich im Laufe einer über vierzig Jahre hinausreichenden Karriere begab. Die Stahladlercrew hat 10 Mal im Schatzkästchen ihrer Lieblingsmusik gegegraben, Einflüsse hervor gekramt, die ihnen selbst gegenwärtig damals wie heute Reisetrips im Tourbus versüßen.

Dass auch die Jugendarbeit im Hause Byford längst Früchte trägt, zeigt sich an der Tatsache, das Biff als Produzent agierte, wobei der Vater hilfreich Unterstützung von Sohn Seb erfuhr. Das zeitgemäß wie druckvolle, zugleich im klassischen Stil verwendete Produktionsschema kommt dem gesamten Zehntrackling entgegen. Was auf 'Inspirations' zeitweise noch unausgegoren klang, wurde diesmal im Gesamtergebnis professionalisiert. Das macht sich auch im Lager der Stahladlercrew-SAXON mit jedem Ton bemerkbar.

Vergleichsweise zu 'Inspirations' ist die Songauswahl für 'More Inspirations' ungewöhnlicher, teilweise seltener ausgefallen, was die Aufnahmen selbst für eine gestandene NWOBHM-Legende wie SAXON zur enormen Herausforderung werden liess. Das Video zum sphärischen (SENSATIONAL ALEX HARVEY BAND = SAHB-Klassiker-Opus „Faith Healer“, ein zeitloses Stück Musik, dessen Inhalt es einem stellenweise kalt den Rücken herunterlaufen lässt, zeigt wie sehr nahe SAXON dem Original hier kommen und wieviel Konzentration das Stück allen fünf Bandmitgliedern abverlangte. Diese unzählige Mal in unterschiedlichen Stilvarianten gecoverte zeitlose Nummer ist SAXON-Frontmann Biff Byford wie auf den Leib geschnitten. Hier gibt es das Video im Entstehungsprozess zu sehen: https://youtu.be/jYJLbMXHObA - so covern im Regelfall nur echte Schwermetall-Legenden! Diesmal reicht das Tributsammelsurium für große Rock/Hard Rockacts angefangen von ALICE COOPER, DIO, KISS über NAZARETH, S.A.H.B., URIAH HEEP bis ZZ-TOP.

Songauswahltechnisch wurde zum zweiten Mal auf ein bunt gemischtes Spektrum zurück gegriffen, dessen Qualität größtenteils überzeugt. Für gelungenen Einstieg sorgt die kraftvoll rockig zugleich entspannt das Gehör stimulierende Schmonzette „We're Gotta Get Out Of This Place“ der englischen Rhythm/Blues-, zeitweise auch Folk-, und Flower Power-Rockband THE ANIMALS, deren größten Erfolge aus den 60er Jahren, der Anfangszeit einer den Zeitgeist authentisch reflektierenden Band liegen. Stimmungsvoll rockt die nachdenklich hinter die Kulissen von Schockrock-Legende ALICE COOPER blickende Vergangenheitsbewältigung “From The Inside“. Einzig die zu kurz ausgefallene Adaption des RAINBOW-Klassikers mag als kleine Aufwärmsession vor einem Livegig ihren Zweck erfüllen, in derart gekürzter Form wirkt ein Zehnminuten Epos vom Kaliber „Man on The Silver Mountain“ eher wie ne' lockere Aufwärmjamsession vor einem Gig, Stimmliche Unterschiede zwischen Biff und Ronnie James Dio sind erkennbar, daran könnten sich vielleicht die Geschmäcker scheiden, dafür lassen Paul Quinn und Doug Scarrat ihre Äxte krachend rockig röhren auch gefühlvolle Gitarrenparts werden mitberücksichtigt. SAXON haben dies wohl bewusst mit einkalkuliert und sich lieber auf die Kurzversion beschränkt. Auch der URIAH HEEP-Klassiker „Gypsy“, dessen Theatralik zwar ohne Orgel, dafür mit Singalongs aufgepeppt wurde bekommt verdiente Würdigung. Hierzu passt Biff's Stimmband-volumen perfekt, dass mehr als einmal Parallelen zum bei URIAH HEEP aktiven Kollegen Bernie Shaw aufweist. Der kantige THE WHO-Rocker „Substitute“ besticht in griffig druckvoller dem Rhythm & Beat-Smasher angepasste Version.

Soundtechnisch wurde nichts dem Zufall überlassen. Das professionelle Schlagzeug von Nigel Glockler hat soviel kraftvollen Wumms drauf, wie eh und jeh, auch der Bass von Nibbs' Carter hallt schön tief, das Axemenduo Paul Quinn/Doug Scarratt holt aus den Gitarren heraus, was nur möglich ist. Vom klassischen Hardrock-Riff über melancholische Bluesrhyhtmen und -soli, urigen Rock n' Roll-Vibe und schwere Heavy Metalriffkaskaden. Da SAXON stark auf klassischen Hard Rock basiernde Wurzeln haben, funktionieren auch im Regelfall ruhigere Originale mit lockerem Groove sehr gut bei der sympathischen Stahladlercrew, während im ZZ-TOP-Bluesboogiegroover „Chevrolet“ deutlich den Blueswurzeln gefrönt wird und dieses mit kantigem Rockflair nur so um sich werfende Cover weitaus mehr Feuer versprüht als das lauwarme Original des Rauschebart-Trios, von denen es weitaus stärkeres Material gibt, doch das steht hier jetzt gar nicht zur Debatte.

Einen richtig kapitalen Kracher, dessen Umsetzung es problemlos mit dem Original des maskierten US-Vierers aufnimmt, haben SAXON mit dem überall punktenden KISS-Klassiker „Detroid Rock City“ auf Vinyl gebannt, dabei gefällt die anderthalb Minuten längere Version mindestens so gut wie das Original! Die Gitarrenfraktion Quinn/Scarrat brilliert vorzüglich. „Razamanaz“ geht ebenso schmissig als knackig fett hat rock n' rollig fetzend gelungen umgesetzter Tribut an das schottische schon seit den End60ern bestehende Hard Rock-Urgestein NAZARETH durch, von denen allein Bandgründer und Bassist Pete Agnew als Originalmitglied verblieben ist. Für bluesrockigen tief unter die Haut gehenden Abgang sorgt der Düstermelancholische CREAM-Blueser „Tales Of Brave Ulysses“, Biffs rauchiger Gesang setzt dem fesslend umgesetzten Hippyrock und Blues kombinierenden Stück die Krone auf.

Fazit: Lohnenswert erweiterter Inspirationsfundus einer Legende, die es sich leisten darf, andere Legenden zu covern. Gelungener Erkundungstrip in die Vergangenheit.  Bedarf es nach der Inspiration - mehr Inspirationen? Ganz sicher. Das Ding hat mächtig Power im Flügel und weckt auf Anhieb Laune. Ein dickes Kompliment ebenso zentnerfette 8,6 von 10 Punkten gehen von meiner Wertungsskala an Englands Stallion on the Highway with Denim & Leather, - SAXON. - Very Well Done! 8,6/10

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