CZAKAN - Unreal

04 czakan

VÖ: 14.04.2023
(Pride & Joy Music/Soulfood)

Genre: Hard Rock

Homepage:
CZAKAN

Da will es wer aber nochmal wissen. Nur ein paar Monate nachdem ihr Debüt „State Of Confusion“ wiederveröffentlicht wurde, kommt das erste neue Material seit 33 Jahren in den Läden. Wo CZAKAN in der Zwischenzeit waren lässt sich nur schwer ergründen, aber irgendwie blieb der Funke erhalten. Mit ein wenig mehr Glück hätte eine große Karriere gewunken, vielleicht war man nur etwas zu spät dran. Wenn Männer auf ihre alten Tage nochmal aufdrehen, kann es schon mal peinlich werden, oder eben „Unreal“.

Wobei man schon rätseln muss, ob die Songs nicht einfach ein drittel Jahrhundert irgendwo in einer Schublade lagen und auf die Reunion warteten. Das Zeug duftet so herrlich nach den Achtzigern, dass es dem Hörer wie eine Zeitreise vorkommt. Dabei wurde die Produktion aber druckvoll in die heutige Zeit transportiert, die Rhythmusfraktion drückt mächtig nach vorne, der Bass pumpt, überhaupt hat der Sound ordentlich Volumen.
Dennoch gelingt es die Gitarre von Oliver Güttinger mächtig scharf und kantig einzufangen, wie es damals üblich war. Bei den Soli setzt er schon mal auf ein paar Rockstar-mäßige Einlagen, weiß aber bei lässigeren Nummern mit THIN LIZZY-Harmonien und bluesigen Anflügen zu überzeugen. Die Riffarbeit erinnert mal an BONFIRE, in groovigeren Gefilden an FIREHOUSE. Wobei man oft nicht das Gefühl hat, es hier mit einer deutschen Band tun zu haben.

Vor allem dann wenn die Arrangements knallig angelegt sind und die die Refrains mehrstimmig aufgebaut sind. Wobei nicht nur Zutaten aus den Achtzigern verwurstet werden wie die Leadfills zum Einstieg und ruhige Strophen vor explodierenden Chorus. Tom Fein hat neben Keyboardflächen und ein paar Soli nicht vergessen, dass zu gutem Hard Rock auch Orgeltöne gehören. Die NWOBHM-Anleihen, die noch auf dem Erstling zu vernehmen waren sind fast völlig verschwunden, die Schwarzwälder haben sich stilistisch gefunden, ohne auch nur ansatzweise eintönig zu klingen.

Natürlich treibt das streckenweise toll nach vorne, selbst simple Akkorde haben Dampf in den Saiten, genauso gerne lassen sie schweren Biker Rock von der Kette. Kompositorisch ist das über weite Strecken ausgereifter als auf „State Of Confusion“, doch ebenso wie man nach den Eighties klingt hat man die Frische der Ära mit herüber gerettet.
Michael Schennach kann der Kraft seiner Kollegen nicht ganz folgen, wodurch der letzte melodische Schliff leidet, was das einzige Manko darstellt. Wäre das Teil vor vierzig Jahren kurz nach „Pyromania“ erschienen, die deutsche Rocklandschaft könnte heute anders aussehen, ihr Potential hatte ich schon mit dem Erstling erkannt, ein Wunder es nach so langer Zeit zur Blüte reife zu lassen.

8 / 10

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.