RIVAL SONS - Darkfighter

05 rivalsons

VÖ: 02.06.2023
(Atlantic)

Genre: Retro Rock

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RIVAL SONS

Auch Im Hause der Kalifornier war es verdammt ruhig in den Jahren der Pandemie, ihr Lauf geriert etwas ins Stocken, schlecht für die ausgemachte Liveband. Auch die kommende achte Scheibe verzögerte sich immer und immer wieder, nun sollen es gleich zwei werden. „Darkfighter“ macht den Anfang, noch in dem Jahr soll „Lightbringer“, so der Arbeitstitel folgen. Doch auch das vorliegende Werk hatte ursprünglich einen anderen Namen, aber bei den RIVAL SONS ist man vor keiner Überraschung gefeit.

So ließ die erste Single „Nobody Wants To Die“ eine wesentliche geradlinigere Ausrichtung vermuten, da sie ungewöhnlich straight zu Werke ging. Die Drums fordern, das markante Riff taucht immer wieder auf, holpriger Street Rock spielt mit rein. Der Refrain kommt mehr in den Fluss als bisher von der Kapelle gewohnt, gerade nachdem es auf „Feral Roots“ viele fast gospelähnliche Gesangsarrangements gab. An das Tempo kommt man zwar im Laufe der Scheibe nicht mehr heran, aber es ist bewundernswert wie man weiterhin mit so viel Elan und Spielfreude unterwegs ist.

Dazu sind die Melodien tatsächlich flüssiger, nicht mehr so bellend und flehend wie auf den Vorgängerscheiben, was besagter Intensität keinen Abbruch tut. Schon der Auftakt mit „Mirrors“ zeigt alle Facetten der Band, vor so knarzigen Fuzzriff gehen alle Stonercombos in die Knie, das Ding rockt schön aus der Hüfte, die Drums shufflen beherzt. Plötzlich wird Dampf heraus genommen, es driftet ins schwelgerische ab, Orgel und Klampfe werden noch sanfter, bevor Jay Buchanan hymnisch aufbraust.

Was bei der Verspieltheit mit der doppelten Bridge auffällt ist wie dynamisch die Herren zu Werke gehen. Von ganz sanften folkaffinen Passagen bis hin zu kernigen Rockattacken, bei denen Mike Miley auf sein Kit eindrischt wie John Bonham zu besten Zeiten, ist alles vorhanden. Klar kommt einem hier das Luftschiff in den Kopf, doch das schwebte schon immer über den RIVAL SONS – und allen anderen Retrorockern. Vom Ansatz her bringen sie das Erbe aber neben GRETA VAN FLEET am authentischsten rüber, weil sie die Essenz dahinter verstehen.

Die noch gewaltigeren Sprünge innerhalb ihrer Songs kommen auch von der immer größeren Beschäftigung mit den ganz tiefen Wurzeln des amerikanischen Rock. Was schon auf dem Vorgänger angefangen wurde, findet hier seine vorläufige Vollendung. Wie „Bird In The Hand“ stoisch voran schreitet, wunderbar swingt, um dann mittels sehnsuchtserfüllter Melodien in einen rauschhaften Chorus hinein zu steigern ist ganz große Kunst.
Die schroffsten Sprünge finden sich in „Guillotine“, das richtig kantig beginnt, von den Drums verschleppt wird, immer mehr in psychedelische Welten abtaucht bis zu einem fast süßlichen Refrain. Im nächsten Moment knallt einem die band selbige Melodielinie mit einer Inbrunst entgegen. „Darkside“ könnte mit seiner fast doomigen Schwere von BLACK SABBATH stammen, wandelt sich dann zu einer sehr zerbrechlichen Performance.

Die haben sie in der Vergangenheit etwa bei „Jordan“ öfter an den Tag gelegt hat, doch heutzutage vermengen die RIVAL SONS ihre Zutaten zu einem vielschichtigeren Brei. Das Solospiel von Scott Holiday verlässt sich nicht nur auf Effekte, sondern wartet extrem beseelt auf wie im spacigsten Stück „Rapture“. Am größten klingt „Darkfighter“ aber dann, wenn sie so richtig das swingende Hippie-Flair heraus lassen. „Bright Light“ schwelgt in Americana-Gefilden, man sieht sich vor dem geistigen Auge ums Feuer tanzen.

Wie die Herren allerdings das eigentlich schwebende „Dark Horse“ so nach vorne bringen ist unfassbar. Irgendwo aus den verhallten Orgelklängen von Sidekick Todd E. Ögren-Brooks stiegen zurückhaltende Saitenklänge auf, die die simplen aber effektiven Drums abfedern, bis sich der Chorus ganz weit öffnet. So eine Sogwirkung hat in der Art vielleicht mal bei „Sick As A Dog“ von AEROSMITH gehört, man will nur noch abheben, alles wird luftig um einen herum.
Ohne auch nur eine Spur ihrer Identität zu verleugnen, die im typischen Dave Cobb-Sound manifestiert ist entwickelt sich diese Formation weiter. Damit bleiben sie der heute wichtigste Vertreter der Retro-Welle vor zehn Jahren. Hier wird Rock noch als das zelebriert, was er ist, mit all seiner Ambivalenz, abgedreht und doch klar in der Artikulation, leidenschaftlich und doch präzise auf den Punkt.

8,5 / 10

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