CROHM - King Of Nothing


VÖ: 03.05.2024
(Eigenproduktion)

Style: Heavy/Epic Metal

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CROHM

Zunächst vorweg die Erklärung zum gleichnamigen Stoff: Crohm ist ein Übergangsmetall, Verbindungen mit dem Element Chrom tragen viele Farben. So vielseitig wie das beschriebene Element mit der Ordnungszahl 24 im Periodensystem geht auch diese Oldschool-Metalriege ans Werk.CROHM 1985 gegründet, gehören zu den frühen Italienischen 80er Traditional-Metalbands mit unbestritten viel großem Wiedererkennungswert. Das zeigen alle drei Vorgängeralben ('Legend Of Prophecy', ' Humanity' und 'Failure in the System' entstanden im Zeitfenster zwischen 2015 - 2020 ), der sechsundzwanzig Jahre aufgelösten, seit 2014 endlich wieder vereinigten, seitdem präsenten Band aus Aostatal, von der mit Sänger Ricardo Targaglia (Bass, Backgroundgesang), Gitarrist Claudio Zac Zanchetta und Leadsänger Sergio Fiorani noch drei Originalmitglieder amtlich musizieren. Der vierte im Bunde ist der seit 2015 präsente Schlagzeuger Fabio Cannatá, der immerhin an 75 % aller Studioalben (macht immerhin drei von vier, (ausgenommen das 2015er Legend of Prophecy'-Debüt) beteiligt gewesen ist.

Oftmals bezeichnen sich Menschen als König, werden vom Volk als König gewählt und als solcher bezeichnet, doch als König von was? 'King Of Nothing' bedeutet wortwörtlich übersetzt König von nichts. Dies macht uns deutlich, dass die Welt keinen König braucht, geschweige denn einen zu wählen, um sie selbst zu sein.

Ihr viertes Album 'King Of Nothing' schließt ungefähr dort an, wo die Vorgänger aufhörten. Dieser emotionale Tonträger dringt in versteckte Winkel entlegenster Bereiche im Dunkel der Seele, dabei handelt es von Begebenheiten, Erlebnisse der Seele auf ihrem Weg durch das Paradoxe Wesen im Bösen des menschlichen Daseins. Gegensätze konträrer Art, Augenblicke der Glückseeligkeit in Verbindung mit dem Wunsch auf Hoffnung. Musikalisch liegen CROHM irgendzwo zwischen Heavy Metal, Epic Metal, Progressive, Speed, Thrash gekleidet in ein zugehöriges Atmosphärenlevel. Wurde bereits das 2020 erschiene Vorgängerwerk 'Failure The System' überwiegend mit Live-Atmosphäre aufgenommen, verhält es sich mit „King Of Nothing“ ebenso. Im Prinzip ging es darum einen erdig warmen Ton zu erzeugen, der genau klingt, um teilweise in unterkühlte Stimmung abzutauchen.

Mal unterkühlt, dann wieder extrem ruppig, verwaschen, kauzig, abenteuerlich oder Stimmungs schwankend melancholisch. Brettert sich der Opening Track „No Direction“ mit geballt durchschlagskräftiger Wucht ins Gehör, kommt der entgegen gesetzte Kontrast im gemäßigten Epic Metalpart zum Ausdruck der sich mit Gothiclastigem Gesang zu heroischen Gefilden einschließlich erforderlichem Tiefgang aufschwingt. Der Gothiclastige Genre-Koriphäen wie SISTERS OF MERCY-Stimme Andrew Eldritch oder FIELDS OF THE NEPHILIM-Stimmbandveredler Carl McCoy zu Ehren gereichende Gesang in Verbindung zu dramaturgisch spannenden Stilwechseln ist neben sägender Riffdynamik schon ein völliges Alleinstellungsmerkmal für sich. „Single Frame“ erinnert an eine Art abenteuerlich düster folkigen Dschunkelsong, ehe der Metalfaktor druckvoll schwer inklusive eindringlichem Ohrwurmfaktor mit reichlich Schmackes groovend ins Spiel kommt. - Geil! Die nur 2:21 Minütige Aufforderung „Make Your Bet and Lie in It“ thrasht zunächst kräftig vorwärts, nimmt dann schwerfällig das Tempo raus um danach als krachende Speedabfahrt auf's Geweih zu knallen, bis es erneut kraftvoll heavy bis zum Schluß wird, um nochmal ne kleine Speedeinlage zu geben. Richtig intensiv mit gefühlvoll heroischem Brückenteil, ehe der Heavynessfaktor mächtig anzieht - rockt, betört, rattert und röhrt „A Strange Light in Your Eyes“. „Into The Unknown“ wirkt wie eine zwischen flotter Theatralik, voluminös groovender Heavyness und nachdenklichen Momenten zum Kurz innehalten erzählten Geschichte. „A Light Breeze“ beginnt zunächst melancholisch, lässt danach zunehmend mehr den Metal von der Kette. Ihre stärksten Momente haben CROHM bei zahlreichen Stil-, Rhythmus-, Tempowechseln vor allem, sobald sie plötzlich geschehend in quirlige Tempoverschärfung oder -drosselung abdriften, episch balladesk oder heroisch und dann wieder Speed-Thrashlastig Hiebe mit dem Schredderhobel austeilen. Für die größte Überraschung des unberechenbaren Stiefellandvierers sorgt „The Sense Of Existence“ als Ballade in Reinkultur, ohne Stilwechselkombination. Bei der Truppe ist immer mit Überraschungen zu rechnen. Dem entsprechend variantenreich gestalten sich alle das festgestellte geradezu bestätigend restlichen Songperlen „Sacred Freedom“, „Road To Pardise“, „A Strange Light in Your Eyes“ oder das am Schluß sichtbar werdende Firmament mit den Himmelserscheinungen - „Stars“ nicht weniger abwechslungsreich spannend.

So herrlich spritzig energiegeladen vital und kreativ wie CROHM ihren Metal aus der Hüfte feuern, bekomme ich jederzeit Lust unaufgefordert die Reset-Taste am Player zu betätigen. Feines Undergroundbonbon für's Taunus Metal-Festival (!) denk ich mir beim Hören dieses mitreissenden zu keiner Sekunde wirklich Langeweile aufkommen lassenden Tonträgers. Was für ein topgeiles Album, dass den Italienern hoffentlich die ihnen gebührende Aufmerksamkeit bringt.

Fazit: Endgeile 80er Metalmucke mit Biss, Pfiff und enorm durchschlagender Wirkung bei unorthodox eigenständigem Wiederkennungswert für echte sich selbst immer treu gebliebene Manicas, denen bei solcher Musik das Herz aufgeht. - Fesselnder Oldschool-Metal-Tobak für Geist, Herz und Seele  8,7/10