SYLVAN - Back To Live

07 sylvan

VÖ: 12.07.2024
(Gentle Art Of Music /Soulfood)

Genre: Art Rock

Homepage:
SYLVAN

Ein wenig standen die Hamburger immer im Schatten der Freisinger RPWL, die aus dem selben Ideenpool des Art Rock schöpfen. Mittlerweile sind sie jedoch bei deren Label gelandet, ließen es aber in den letzten Jahren etwas ruhiger angehen. Das ist zum Teil der Pandemie geschuldet, die vier Jahre Tourpause verursachte. Dafür wurden die Herren endlich wieder im Studio kreativ, nach dem Langeisen „One To Zero“ veröffentlichte Sänger Marco Glühmann ein Soloalbum und Gitarrist Johnny Beck und Keyboarder Volker Söhl brachten VIOLENT JASPER an den Start. Im letzten Herbst enterten SYLVAN endlich wieder die Bretter, was im programmatisch betitelten „Back To Live“ festgehalten wurde.

Bei der Rundreise machte man auch im „Boerderij“ im niederländischen Zoetermeer Station, einem der Progtempel schlechthin. Am 27. Oktober 2023 war man dort zu Gast und lieferte ein umjubeltes Konzert, bei dem natürlich das jüngste Output im Fokus stand, aber auch mit dem 2006er „Posthumous Silence“ ihr Magnum Opus. Die Longtracks entstammen mit dem Opener „In Between“ und „Given, Used, Forgotten“ jedoch von anderen Scheiben.
Dabei fällt auf, dass sie etwas rauer zu Werke gehen als ihre alten Weggefährten und heutigen Labelgenossen. Immer wieder branden breite Riffs auf, welche die Dynamik heben, oft unterlegt von flächigen Keyboards. Das tangiert mehrmals den New Art Rock – sowie Prog Metal-Bereich, gerade bei den älteren Stücken. Als Kontrast dazu serviert und Söhl viel Piano, das eine gewisse Intimität bringt, speziell im Kleinod „Heal“.

Auch die Drums von Matthias Harder sind für das Genre sehr prominent, pumpen viel Wucht in „Go Viral“ und können Akzente setzen. Immer dann wenn der Fluss aufgebrochen wird, bieten SYLVAN Raum für interessante Ideen, die sie auf der Bühne sehr dynamisch umzusetzen wissen. Das Zusammenspiel ist großartig, klangtechnisch ist das alles brillant eingefangen. Jedes einzelne Instrument ist plastisch heraus gearbeitet und besitzt Tiefenschärfe.
Glühmann bringt mit seiner warmen und variablen Stimme viele Emotionen hinein, findet auch bei den Ansagen die richtigen Worte. Was etwas deutlicher hervor stechen könnte sind die Zuschauer, man vernimmt sie zwar, doch gehen sie im auf die Musik bedachten Mix etwas unter. Könnte auch daran liegen, dass Beifallsbekundungen weg geschnitten wurden, was eigentlich nicht nötig wäre, wenn man einen kompletten Gig aufnimmt.

Dafür dominiert die Leadgitarre von Beck umso mehr, wenn er sie von der Leine lässt, besonders bei den letzten Nummern „A Kind Of Eden“ und „Posthumous Silence“ ist das ganz großes Kino. Noch breitere Leinwände fährt das neue „Part Of Me“ auf, in dem mit orchestralen Klängen gespielt wird. Hier wird die komplette Progklaviatur runtergespielt, ohne allzu sehr im Wohlklang zu versinken, die Ecken und Kanten wurden trotz allem Schliff bewahrt, was den Vortrag sehr lebendig macht. Einzig die erwähnten Kritikpunkte mindern ein bisschen den Genuss, das man sich nicht komplett fallen lassen kann.

7,5 / 10

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