GIANT - Stand And Deliver

05 giant

VÖ: 16.05.2025
(Frontiers Music)

Genre: AOR

Homepage:
GIANT

Bislang verlief die Karriere der AOR-Formation eher schleppend, nachdem ihre hochgelobten ersten beiden Scheiben etwas zu spät für den Zeitgeist kamen. Immer wieder Splits und Neustarts, der Verlust von Originalsänger Dan Huff ließen die Formation auf bisher nur fünf Albe kommen. Doch nun ging es so schnell wie in Anfangszeiten, mit dem neuen Sänger Kent Hili hauen GIANT nur drei Jahre nach „Shifting Time“ das nächste Langeisen raus. Da fällt der Wechsel von Jon Roth zu Jimmy Westerlund auf „Stand And Deliver“ an der Gitarre nicht sonderlich ins Gewicht.

Die Sorge, dass die Band zu sehr in die Standard-Richtung ihres Labels abdriften könnte war schon beim Vorläufer unbegründet und auch mit noch mehr europäischen Personal klingt sie uramerikanisch. Klar wird diese Richtung gerade in der skandinavischen Heimat ihrer beiden jüngsten Neuzugänge sehr gerne adaptiert, doch das gewisse Flair der Musikgeschichte der Staaten ist immer noch unverkennbar. Was bei Frontiers-Produktionen immer stört ist der versucht dicke Sound, der teils opulent einige Details verschluckt, doch GIANT geben ihren Arrangements Raum sich zu entfalten.

Klangtechnisch nehmen sie sich zurück und komprimieren nicht so sehr wie die meisten heutzutage. So entsteht eine einnehmende Atmosphäre, welche die schonmal melancholischen Melodien gut zum Vorschein bringt. Tasten und Saiten dürfen sich gerne einbringen, aber nie dominieren und die alteingesessene Rhythmusfraktion aus Bassist Mike Brignardello und Huff-Bruder Dave am Schlagzeug agiert geschmackssicher.
Fast clean kommt die Rhythmusgitarre in der zurückgenommenen Strophe des Openers „It´s Not Right“ daher, bevor sich daraus eine echte Hymne entwickelt. Hilis Organ mag nicht so rauchig sein wie das seines Vorgängers Terry Brock, doch weiß er damit zu überzeugen. Es sind einfach die Synthschleier, die nicht alles zukleistern, sondern geschickt die Elemente des Titels verbinden, was öfter bei der Scheibe der Fall ist.

Jene Herangehensweise fördert eine Dynamik zutage, die man heute oft in der Rockmusik vermisst. So macht es Sinn, die Songs langsam aufzubauen wie die HOUSE OF LORDS – meets – DARE-Komposition „Hold The Night“, deren Refrain wunderbar nach vorne geht. Immer wieder schleichen sich auch bluesige Licks ein, die besonders im groovigen Titeltrack zum Tragen kommen, dessen Chorus an die Zeit des Debüts denken lässt.
Geht Westerlund immer songdienlich zur Sache, selbst bei seinen Soli, tun seine Kollegen gut daran ihn mal von der Kette zu lassen. Im ruppigen „Beggars Can´t Be Choosers“ frönt er ganz unverhohlen seiner Liebe zu VAN HALEN, jedoch in den Bandkosmos transferiert. Gepaart mit Orgeltönen geht „Holdin´ On For A Dear Life“ spannen sie den Bogen eher zum WHITESNAKE Ende der Achtziger.

Ruhige Töne waren schon immer das Metier der Band, auch wenn „It Ant´t Over Till It´s Over“ kein zweites „I´ll See You In My Dreams“ ist, so weiß die Mischung aus feinen Pianolinien und weitem Refrain dennoch zu Begeistern. Klassischen Mainstream Rock serviert „Time To Call It Love“, ohne jedoch im Kitsch zu ersticken, wobei auch hier das Piano prominent in Szene gesetzt wird. Ihr Händchen für die ansprechende Instrumentierung und intelligentes Songwriting haben sie über all die Jahre halten können. Nach all den Jahren kein bisschen angestaubt, noch einen Tick besser als zuletzt eine der Platten für den kommenden Sommer.

8 / 10

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