TOM LÜNEBURGER - Lights
VÖ: bereits erschienen
(Silbermond / Rough Trade)
Homepage:
www.tomluenburger.com
Myspace:
www.myspace.com/tomluenburger
Ich habe ja generell nichts gegen ruhige Singer/Songwriter Kost, auch wenn mich in diesem Bereich bisher nicht die Sammlerwut gepackt hat. Die Präferenz bleibt dann doch bei lauten Stromgitarren. Dennoch werde ich, oder vielleicht auch gerade deswegen, immer wieder positiv überrascht, wenn mir mal wieder eine Platte aus dem akustischen Lagerfeuer Sektor vorliegt. Zunächst: Der Songwriter Tom Lüneburger war mir bisher unbekannt und als ich im Waschzettel was von Akustik-Pop und noch etwas von einem Duett mit der äh, Verzeihung, SILBERMOND Else Stefanie Kloß las, waren meine Erwartungen vorerst im Keller. Anschließend: Nach nun mehreren Umdrehungen von Lights, dem zweiten Soloalbum des Berliners, komme ich zum Ergebnis, dass Vorurteile mal wieder schlicht dämlicher Natur sind. Lights IST (akustischer) Pop, knallt NICHT rockig durch die Gehörgänge und berührt mich trotzdem zutiefst und lässt mich für knappe vierzig Minuten doch tatsächlich vergessen, das ich im Moment eigentlich auf pfeilschnellen Speed Metal aus den Achtzigern abfahre. Tom Lüneburgers Akustikgitarrenspiel tänzelt ohne Umwege direkt ins Zentrum fürs Wohlbefinden und seine überaus emotionale Stimme trifft umgehend ins Herz, kein Scheiß! Tom, mal nur auf sich gestellt, als auch mit zurückhaltender bis voll aufspielender Band inklusive perlender Pianoläufe, analogen Tastensounds, einer chilligen Pedal Steel Gitarre oder mit Flöte- die Songs besitzen viel Abwechslung, bieten detailreiche Arrangements zum immer wieder entdecken und schlagen den Bogen von städtischer Beach-Club-bei-30° Atmosphäre bis hin zu melancholischer Nachdenklichkeit gekonnt. Dabei agieren Tom und seine Muckerkollegen immer unbeschwert authentisch, Lights wirkt zu keiner Sekunde aufgesetzt. Wenn das Wort Pop fällt, dann ist es auch Pop bis zur eigentlich unerträglichen Radiokompatibilität und trotzdem: seltsamerweise wirken Stücke wie "Stop The World" oder "Feather" nicht so künstlich klebrig, wie 90 % der Charts Scheiße. Ach ja, die als Bonus draufgelegte Version von "We Are One", also dem Stück mit der SILBERMOND Sängerin, ist mit seinem aufgemotzten Sound und dem erhöhten Drive sogar noch ne Ecke besser als die ursprüngliche Nummer, welche natürlich auch auf dem Album zu hören ist. Ich war spätestens nach der traurigen Piano-Ballade "Tonight" von der hohen Qualität von Lights und Tom Lüneburger überzeugt. Ein Song, der einfach jeden, der nur ein bisschen Herz hat und/oder Gefühl zulässt, sofort in die Knie zwingt. Schön!