THE GATHERING - Disclosure
{mosimage}
VÖ: 12.09.12
(Psychonaut Records)
Homepage:
www.gathering.nl
Dachte man bereits 2009, das mit dem Abgang von Sängerin Aneke van Giesbergen, dem unbestrittenen Aushängeschild von THE GATHERING das Ende der Band gekommen sei sieht man sich nun glücklicherweise tatsächlich eines besseren belehrt! Aneke's Nachfolgerin Silje Wergeland macht einen ausgezeichneten Job, es gelingt ihr problemlos dank einer tollen Stimme, den Weg ihrer Vorgängerin konsequent fortzusetzen, wobei ihr eigener Gesangsstil das gesamte Material auf Disclosure zum Teil mitprägt. Experimentierfreudigkeit wird großgeschrieben. THE GATHERING wiederholen sich nicht, dieser Satz mag für manche Band eher schmeichelhaft denn richtig sein, auf diese ehrliche, eisern an sich glaubende sympathische Band trifft er wirklich in allen Belangen zu. Selbst nach 23 Jahren schaffen THE GATHERING immer noch spacige Sounds, die irgendwo zwischen Post Rock, Dark Wave, Trip Hop, Trip Rock und Progressive liegen mit modernen Sounds zu kombinieren und sich ihr speziell eigenes Universum zu schaffen, was bis heute noch immer die größte Stärke dieser phantastischen Band geblieben ist. Gerade letzterer Bestandteil kommt als übergeordneter Hauptfaktor betrachtet, auf dem neuen Album verstärkt Tragen. THE GATHERING wären ohne progressive Stimmungswechsel schlicht unvorstellbar!„Paper Waves“ sorgt für eine gelungen spacige Eröffnung, man lässt alles komplett hinter sich, zurück, versinkt in der Musik. Das leicht an TOOL erinnernde Riff bei Track zwei, „Meltdown“ wird von tiefem Männergesang unterstützt, was dem Stück seine ureigene Note verleiht. „Paralized“ betäubt die Sinne, führt durch tiefe Trötentöne in Verbindung zu sanften Keyboardschleiern auf den Olymp der Sinnlichkeit.„Heroes for Ghosts“ erinnert mich zu Beginn etwas an „Dune“, der Wüstenplanet in Verbindung zu ruhigeren EVANESCENCE-Momenten, wobei nach der kurzen fiktionalen Atmosphäre der tiefgreifend melancholische Teil den spacigen Part ablöst und sich zwischenzeitlich U2 zu „The Yoshua-Tree“-Zeiten (!!!) im Gehör festsetzen, das Stück steigert sich übergangslos ins Phantastische, ehe es zum Ende elegant im unendlichen Nichts verschwindet. „Gemini I“ kombiniert melancholische Aspekte mit „Easy Living-Feeling“ wobei vereinzelt auchdie kaum noch für möglich gehaltenen Gothic-Rock Wurzeln der 90er durchscheinen. „Missing Seasons“ führt in PINK FLOYD Bereiche, spacig, nachdenklich, melancholisch, Herz und Seele berührend. „I can see four Miles“ entpuppt sich als verträumt verschmust beginnende Ballade, die sich ab der Mitte zu einem dramatisch ausufernd, in völlig unbeschreibliche Dimensionen abdriftenden Donnerknallinferno steigert, das irgendwo zwischen PINK FLOYD, THEATRE OF TRAGEDY, THE 3rd & THE MORTAL und ANATHEMA tief in unbekannte Space- und Gothic-Dimensionen hineintaucht. „Gemini II“ sorgt mittels beruhigender Sanftheit für den wehmütigen Ausklang eines kaum in Worten zu beschreibenden Gesamtwerks, das keine Konkurrenz fürchten muss! Für dieses farbenprächtige Stück Musik sollte man sich Zeit nehmen, um erfreut fest zu stellen, es lohnt sich, weil die bunte Mixtur beständig neue Nuancen offenbart, die erst einmal entdeckt, den Hörgenuss um einiges steigern, bis man völlig von Disclosure gefesselt ist. Es gibt nur ganz wenige Bands, die es so meisterhaft verstehen, sich ständig neu zu erfinden ohne sich zu wiederholen. Zu dem erlauchten Kreis gehören seit ihrem genialen Debüt „Mandylion“ auch THE GATHERING, deren aktueller Geniestreich gewohnt richtungsweisend ist. Der Oranje Fünfer beweist erneut, das Musik grundlegend eine Form von Kunst ist und eben nicht einfach nur seelen- und identitätsloser Krach. So wird’s gemacht! Fazit: Phantastisch, unbeschreiblich!