BONFIRE - The Räuber


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VÖ: 01.08.08
(LZ Records)

Homepage:
www.bonfire.de

Mit Vorfreude erwartete ich die brandneue BONFIRE Doppel-DVD „The Räuber“, da die aktuelle gleichnamige CD in mir doch eine gewisse Neugier weckte, was die Umsetzung des Schiller´schen Dramas im Zusammenspiel mit richtig guter Rockmusik betrifft. Auf der ersten DVD ist die komplette Inszenierung (nein, ich nenne sie nicht Rockoper) im Theater Ingolstadt zu sehen. Über 3 Stunden Material auf der DVD verlangen ordentlich Ausdauer des Betrachters. Ich muss ganz ehrlich sagen, ich war enttäuscht, um nicht zu sagen, ich finde die Inszenierung stinklangweilig, was überwiegend an dem schweren Stoff des Dramas liegt. Wie komme ich, als alter BONFIRE Fan zu diesem Ergebnis? Was habe ich erwartet? Was bekommt man geboten?

Erwartet habe ich auf alle Fälle kein vordergründiges BONFIRE Konzert, sondern ich war gespannt, wie die Musik in die dramaturgische Materie integriert wird. Mir persönlich ist die Abgrenzung der schauspielerischen Handlung zur Musik viel zu groß. Irgendwie sieht es aus, als wenn nach den doch teilweise recht langen und trägen lyrischen Phasen die Musik als kleines Bonbon zum Abschluss eines Kapitels hinterher geschmissen wird. Die schwer verständliche Handlung (ja ja, ich bin nur ein einfacher Metaller) trägt ihr Übriges dazu bei, womöglich die „schneller Vorlauf“-Taste der Fernbedienung des Öfteren zu drücken, bis wieder schwarz gekleidete Musiker auf der kargen Bühne auftauchen. Ein weiteres störendes Merkmal ist die Tatsache, dass Theaterschauspieler noch lange keine guten Rocksänger sind, denn bei sehr vielen Liedern spielt Claus Lessmann die zweite Geige und ist nur mit Backingvocals beschäftigt, was manche Songs doch schon fast zum Flop verkommen lässt, so schlecht ist die Gesangsleistung der Schauspieler. Wenn man schon eine solche Sache aufzieht, sollte man doch auf die entsprechenden Qualitäten der Darsteller achten. Harter Tobak, denn selbst bei extrem gutem Willen ist meine oben erwähnte Vorfreude nach der ersten DVD komplett verschwunden. Ob die Bonus-DVD da noch was retten kann? Ich will weder dem Ensemble oder anderen Beteiligten irgendetwas Böses, doch das ist in dieser Form definitiv nicht meine Baustelle. Eine Wohltat ist es, die Band bei „Black Night“ in langen schwarzen Ledermänteln wieder mit Claus als Sänger zu sehen. Beim letzten Song vor der Zugabe „Let Me Be Your Water“, den die Band vordergründig zum Besten gibt, kommt auch im Publikum so was wie gute Laune und ein Anflug von Stimmung auf, denn es wird deutlich rhythmisches Klatschen als Unterstützung hörbar. Das nährt dann doch wieder den Wunsch, nach einem echten BONFIRE Konzert! So dass es bald geschehe ;-) Dem aufmerksamen Betrachter dürfte auch die oft doch konfuse Schnittfolge auffallen. Ganz krass ist es bei der Zugabe. Dort wird das stehende und mitklatschende Publikum im gut beleuchteten Saal sehr häufig eingeblendet, aber erst nach den letzten Tönen des Songs wird der Saal beleuchtet und die Zuschauer erheben sich…

 

Die Bonus DVD enthält die Musikvideos zur Inszenierung. Die Band performt playback auf der Bühne und es werden einige Szenen mit den Schauspielern eingeblendet. Auch hier ist wieder der nachlässige Schnitt zu „bewundern“. Wie kann man z. B. gerade den Schlagzeuger einblenden, während er total asynchron zur Musik spielt? Diese Faux Pas ziehen sich leider wie ein roter Faden durch diese Produktion, mal mehr, mal weniger auffällig. Jetzt könnte man auch behaupten, ich wäre ein Krümelsucher. Kann sein, kann aber auch nicht sein. Denn wenn man im Promobeiblatt ein „Meisterwerk“ ankündigt, welches auch noch mit filmischer Klasse geschmückt sein soll, dann hätte man nicht so viele Fehler beim Schnitt machen dürfen. Des Weiteren gibt es noch 2 kurze TV-Specials zu sehen, die vor Selbstbeweihräucherung nur so strotzen. Beim „Behind the Scenes“ nehmen Hans & Claus das Mikro in die Hand und führen einige Interviews mit den Schauspielern und anderen Beteiligten, die hinter der Bühne ihren Job verrichten. Dann gibt es noch das neue Video zur Hammerballade „You Make Me Feel 2008“ und das war’s dann auch schon.

 

Mein Fazit fällt also eher ernüchternd als begeisternd aus. Für einen BONFIRE Fan wie mich ist es einfach viel zu viel Drama und viel zu wenig Musik. Auch die Verschmelzung der beiden Stilrichtungen Drama & Rockmusik hat für mich nicht stattgefunden.

 

Meiner Meinung entgegen stehen ausverkaufte Vorstellungen im Ingolstädter Theater und ein mit positiven Einträgen gefülltes BONFIRE-Gästebuch auf der Homepage. Ich bin froh, dass nicht jeder den gleichen Geschmack hat. Deswegen werde ich mit Sicherheit nicht von einem Kauf der Doppel-DVD abraten. Reinschauen und selbst entscheiden ;-)