LEPROUS - An Evening Of Atonement

11 leprous

VÖ: 31.10.2025
(Inside Out/Sony)

Genre: Art/Prog Rock

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LEPROUS

Nachdem sie wieder auf die Bühne durften, waren die norwegischen Art Rock-Großmeister kaum mehr zu halten, so dass bis zum nächsten Longplayer einige Zeit verstrich. Kaum war „Melodies Of Atonement“ im Kasten ging es zurück auf die Straße, wo das nunmehr achte Studiowerk ausgiebig betourt wurde, in dem Sommer auch auf vielen Festivals. LEPROUS legten für eine zeitgenössische Progact schon immer viel Wert auf die Live-Inszenierung, die deutlich aktiver ist als die vieler Genre-Kollegen. So verwundert es nicht, dass von der aktuellen Konzertreihe ein Mitschnitt veröffentlicht, dessen Titel „A Evening Of Atonement“ nicht passender hätte gewählt sein können.

Aufgenommen wurde es im niederländischen Tilburg, dessen Poppodium 013 zu den führenden Progtempeln des Kontinents zählt. Der 7. Februar dieses Jahres war eines der letzten Headlinergigs auf der Seite des Atlantiks, bevor die Jungs den Sprung auf den US-Markt wagten. Es sollte ein langer Abend werden, der mit einigen Lieder vom neuen Album wie dem Opener „“Silently Walking Alone“ anfing. Es war eine Reise tief in die Emotionen, welche die Formation so wunderbar zu vermitteln weiß und die Zuschauer mitnehmen kann.
Alles eingebettet in die flirrenden Sounds, welche die Fünf hingebungsvoll aus ihren Instrumenten holen.

Mitbegründer Tor Oddmund Suhrke und Robi Ognedal fördern zwischen ganz leisen sphärischen Tönen, die einzeln durch den Raum schweben, und derben Riffs alles aus ihren Gitarren raus, die zur Erweiterung des Klangspektrums weit mehr als sechs Saiten aufgezogen haben. Einar Solberg hingegen hat die Tasten an Harrison White abgegeben, um sich auf die Frontmann-Rolle konzentrieren zu können.
Der einzige Brite im Line-Up weiß dessen flächige Sounds und Klangmalereien perfekt umzusetzen, es ist zu sehen, wie er jeden Ton mit viel Feeling aus seinem Prophet-6 zaubert. Wenn nicht das Schlagzeug von Baard Kolstad ausbricht, um die entlaufenen dünnen Saiten einzufangen unterlegt er alles mit einem fiebrigen Groove. Der wird auch mal dicker, wenn sich Rhythmuspartner Simen Borven dazu schaltet wie in „Nighttime Disguise“.

Die Melodien folgen oft nicht dem Grundgerüst, reiben sich dran und erzeugen dadurch noch mehr Spannung. Lange geben sich die Stücke ätherisch, um dann getrieben von Solbergs Falsett aufzubrausen, dabei gelingt es stets die Atmosphäre beizubehalten. Das wird beim leicht elektronischen „Alleviate“ ebenso deutlich wie beim gespenstischen „On Hold“ oder balladeskem wie „Unfree My Soul“.
Auf dem Programm stehen vor allem Songs aus den letzten drei Scheiben, darunter auch interessante Ausreißer wie das angeblueste „Castaway Angels“. Doch LEPROUS vergessen auch die Frühphase nicht, frickeln sich durch „Forced Entry“ und geben in „Passing“ die harten Metaller. Dabei beeindruckt die Stimme von Solberg ein ums andere Mal, der damit alles abdecken kann von Screams bis fast zu flüstern, und dazu auch live imstande ist.

Dabei geht er in seiner neuen Funktion komplett auf und ist ständig unterwegs, nutzt den Steg am vorderen Bühnenrand sehr oft. Wild mit den Armen rudernd unterstützt der die Dynamik der Songs mit seiner Gestik, wohingegen er in ruhigen Passagen sein Mikro flehend festhält. Sogar wenn er sich für ein paar Passagen wieder hinter die Synthesizer begibt, bangt er engagiert seinen Kopf.
Noch aktiver in der Beziehung sind die Saitenartisten, die trotz ihres konzentrierten Spiels wild umher hüpfen und Pirouetten drehen. Speziell wenn sie sich synchron aufreihen zeigt das die ungeheure Kraft in ihrer Musik. Darüber hinaus referiert der gute Einar noch ausgiebig, was leider in der Audioversion rausgeschnitten wurde, zudem bittet er zu „Faceless“ einige Fans nach oben für die Chöre.

„An Evening Of Atonement“ beweist einmal mehr, welch überragender Live-Act LEPROUS sind, das wird deutlich, wenn man sich die Video-Spur anschaut. Welche sehr gut eingefangen ist und auch die Zuschauer nicht vergisst, das Zusammenwirke sehr gut darstellt. Insbesondere die Kameraeinstellungen steil vorm Steg empor vermitteln eine interessante Perspektive, wo sich Ognedal bei einigen Soli bewusst ins Licht rückt. Die fein untermalende Lightshow kommt in der Totalen sehr gut rüber. Wie die Optik wurde auch das Sound sehr gut auf das Live-Dokument transferiert, die vielen Details der zweieinhalb Stunden sind alle vernehmbar.

8 / 10

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