SUBWAY TO SALLY


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Phoner vom 17.08.05
Interviewpartner: Ingo Hampf (g.)

Homepage:
www.subwaytosally.com

Interview von Katharina Kunz

FFM-Rock:
Hallo Ingo, danke erstmal, dass du dir die Zeit für ein paar Fragen nimmst. Euer neustes Werk „Nord Nord Ost“ erscheint in der nächsten Woche. Wie würdest du es selbst beschreiben und wo liegen die Unterschiede zu „Engelskrieger“?

Ingo:
Ja, wie würd' ich's selbst beschreiben?....Also 'Engelskrieger' war ein Album, bei dem wir uns vorgenommen haben, Sachen zu thematisieren, die wir sonst nicht so angegangen sind. Also Sachen, von denen wir sonst immer dachten, sie passen nicht so zu uns als Band, Texte vor allen Dingen. Da kamen diese ganzen Geschichten, Blick in die Welt, Kindesmisshandlung, politische Themen und Autoaggressionen usw. Diese ganzen Geschichten zogen das Musikalische enorm nach sich. Und da war es halt so, dass dieses ganze Mittelalterinstrumentarium, noch ein Tänzchen hier oder eine Kleinigkeit da, nicht zu dem Gestus gepasst haben, den wir da haben wollten. Zum einen – und zum anderen war es so, dass der Produzent, den wir damals hatten, nicht so wirklich was mit Schalmeien, Geigen und dem Kram was anfangen konnte. Das war auch ein Punkt. Und auch eine gewisse Müdigkeit, die wir zur Engelskriegerzeit hatten, immer in diese Mittelalterschublade gesteckt zu werden. Wir wollten mal wissen, was noch so geht. Und mit dem aktuellen Album ist es nun so, also thematisch eher so ein Blick nach innen. Es ist schon sehr persönlich, was da mitunter textlich passiert, also weniger von außen reflektiert, sondern man schaut eher, was emotional in einem selbst los ist. Und die musikalischen Aussichten sind die, dass wir mal geschaut haben, wo ist unsere Mitte. Was sind die wirklich wichtigen Trademarks, die uns als Band ausmachen und wie bringt man die auf einen Punkt? Also da war noch ein bisschen mehr Anspruch der Platte vorausgehend.

FFM-Rock:
Die Motive Feuer und Eis (vor allem die der Kälte) tauchen häufig auf der CD auf. Ergab sich das oder war von Anfang an ein Konzeptalbum geplant?

Ingo:
Geplant war tatsächlich dieses Eisthema. Das stand ziemlich zum Anfang fest, ob man das konzeptionell hinkriegt, so nen Seelenzustand oder ne emotionale Geste mit Kälte zu umschreiben und allen Metaphern, die dazu passen. Und das dann da noch diese zwei Feuerthemen hinzu kamen, das hat sich so entwickelt. Das war jetzt gar nicht Absicht, zumal aber ja die Strophen bei Feuerkind auch eher von Kälte handeln. Und das dann noch Feuerland dazu kam, okay, das hat sich dann erst später so ergeben, aber das erste war so Schneekönigin und das war dann auch so die Marschrichtung gewesen.

FFM-Rock:
Jetzt hast du mit Metapher ja schon das Stichwort gegeben. Die Texte sind mal wieder sehr fantasievoll und metaphorisch ausgefallen. Allerdings klingen sie gleichzeitig sehr ernst. Wer zeichnet sich diesmal für Idee und Ausarbeitung der Texte verantwortlich?

Ingo:
Da hat sich insofern nicht so sehr viel geändert, also unser Haupttexter ist Bodenski. Es ist halt so, dass einige Texte, so drei, vier Stück von der Grundsache her von mir sind. Und das muss man sich dann so vorstellen...ich hab ein Thema, aus dem man nen Text machen kann oder aber tatsächlich schon nen Refrain....oder aber nur ein paar Zeilen, über die man dann redet und sagt, in die Richtung soll es gehen. Und ansonsten ist es halt der übliche Arbeitsprozess, dass er sich dann hinsetzt, diese Fragmente nimmt und ne runde Sache daraus macht.

FFM-Rock:
Es ist sehr persönlich dieses Mal, oder? Man bekommt so den Eindruck.

Ingo:
Ja.

FFM-Rock:
Was ist denn dein Lieblingssong auf der CD und warum?

Ingo:
Hm, das ist ne ganz schwierige Frage, die ich so direkt nicht beantworten will. Das Gleiche andersrum, also was gefällt mir weniger...Sagen wir mal so, weniger super am Herzen liegt mir so was wie Das Rätsel II. Das ist eher so ein Song...also ich find ihn gewissermaßen schon gut....aber das ist eher so ein Song, den macht man für die Fans, um es mal so darzustellen. Aber alle anderen (grübelt)...das ist echt schwer...also Schneekönigin find ich sehr toll und Feuerkind ist eh ganz gut (Das ist es wirklich- Anm. d. Red.). Das sind so die Eckpfeiler, find ich.

FFM-Rock:
Ja, das kann ich mir vorstellen, dass es da nicht so einfach ist, sich festzulegen. Mit dem Songwriting das hatten wir ja grade schon mal angesprochen. Wird das alles in Ruhe daheim erarbeitet und rumgeschickt oder habt ihr noch so was Klassisches wie die gute alte Jamsession im Proberaum? Da fehlt doch sicher auch etwas die Zeit dazu, oder?

Ingo:
Ne, tatsächlich nicht. Nicht wegen der Zeit. Aber es hat sich eigentlich schon vor geraumer Zeit so entwickelt, dass sich die Leute ein bisschen spezialisiert haben. Also Texte macht primär einer aus der Band, außer jetzt so administrative Geschichten und das Songwriting, Arrangements und der ganze Kram liegen zu nem großen Teil bei mir. Und Eric hat diesmal auch einige Ideen beigesteuert. Es ist schon so ne Sache, die natürlich im Austausch miteinander, aber doch eher zu Hause passiert. Und tatsächlich erst, wenn die Sachen dann fertig arrangiert und in der Endfassung sind, wird erst richtig mit der kompletten Band dran gegangen und geprobt.

FFM-Rock:
Dann hätte ich noch ne Frage zu eurem neuen Label Nuclear Blast. Was erwartet ihr euch denn von der Zusammenarbeit und wie läuft es bisher? Seid ihr soweit zufrieden?

Ingo:
Ja, bisher sind wir sehr zufrieden. Wir hatten ja... also wir waren ja vorher bei Major Labels, zuletzt bei Universal, davor bei der BMG. Damals waren das halt noch so Zeiten, da wollte man unbedingt dorthin, die haben das Geld, bzw. den nötigen Einfluss oder wie auch immer, ne Band weiter nach vorne zu bringen. Das hat sich leider aber nicht so wirklich als Wahrheit herausgestellt, zumal, wenn man nicht so ganz dem Format entspricht, mit dem die gut arbeiten können. Also die können sicher irgendwelche Singlethemen, die sowieso mainstreamig sind...ja...und hinzu kam halt noch das Fiasko, dass es mit den ganzen Majorfirmen darnieder ging vor zwei, drei Jahren und, dass das vielleicht alles nicht ganz so lief, wie die sich das vorgestellt haben. Und da ist Nuclear Blast ne sehr engagierte und gut arbeitende Firma, die aber trotzdem mit Majorstrukturen arbeitet, aber auch noch dieses Herzblut hat und die Initiative ergreift wie ein Indie-Label. Also, der Markus Steiger ist echt der erste Plattenboss, bei dem ich sage „wow“...also die davor fand ich wirklich merkwürdig, bzw. hat man die ja gar nicht kennengelernt, sondern hatte nur mit einem A&R zu tun. Und denen waren dann entweder schlicht und ergreifend die Hände gebunden oder sie haben sich gar nicht interessiert, für das, was wir machen. Insofern läuft die Zusammenarbeit mit der Firma jetzt sehr gut. (Handy klingelt) Augenblick mal bitte, ich muss mal eben schauen, wer mich hier grad erreichen will (Gespräch im Hintergrund). So, da bin ich wieder.

FFM-Rock:
Okay (grinst). Jetzt kommt nochmal so ne Klassikerfrage, die euch vielleicht auch schon ziemlich zu den Ohren raushängt, aber es gibt sicherlich immer noch Leute, die nicht wissen, wie ihr denn zu eurem Bandnamen gekommen seid.

Ingo:
Das wissen wir auch nicht (lacht). Also, als wir damals mit der Band angefangen haben, kann man sich das ja nicht so vorstellen, als wäre das, was man heute hört, da schon so am Schreibtisch als Konzept, also Bandkonzept entstanden. Das war ja nicht so. Wir hatten damals einfach so ne nebulöse Idee, wollten ein bisschen weg von den ausgetretenen Pfaden der Rock- , bzw. allgemein Popmusik etwas machen...so ein bisschen mit anderem Instrumentarium, einem anderen Ansatz. Und das war damals halt auch sehr von keltischer und irischer Folklore beeinflusst und da dachte man, Subway To Sally wäre ein toller Name. Also, das hat irgendjemand dann mal so recht bierselig in den Raum gestellt und man hat gesagt „Jawohl“...und es war damals auch so die Zeit mit Namen wie Element Of Crime, Poems for Laila und was es noch so alles gab....Fury In The Slaughterhouse...Subway To Sally, das ist es doch, das reiht sich so schön ein. Und inzwischen ist es ein bisschen...blöd...also, ich mein, gut, da kommt man drüber weg, man kennt jetzt schon immer diesen Namen, aber man sieht halt, dass man da international Fragezeichen in den Gesichtern sieht, was wohl der Name soll, bei einer Band, die Deutsch singt und so eine Musik macht. Das ist schon ein bisschen kontraproduktiv teilweise. Man hätte da bestimmt ein besseres Etikett für die Verpackung gefunden. Mit ein bisschen mehr Überlegung...und hätte man damals schon gewusst, was heute ist.

FFM-Rock:
Ja, das konnte man damals ja noch nicht ahnen. Kommen wir zu euch auf der Bühne. Seid ihr dort immer noch Feuer und Flamme oder nimmt die Routine nach so vielen Konzerten einfach Überhand? Man kann ja auch nicht immer voller Begeisterung sein.

Ingo:
Naaa, doch. Also, eine Routine stellt sich bei allem ein, das man tut, ganz egal, was man macht. Aber ich würd sagen, dass das ne gesunde Routine ist, die dazu führt, dass man das, was man machen will, kontrollierter macht. Aber wichtig ist halt, dass man sich nicht denkt „Oh shit, jetzt muss ich wieder auf die Bühne“, ne gesunde Aufgeregtheit gehört auch dazu, sonst würde das auch gar nicht funktionieren, sonst würde der Funke auch nicht überspringen. Es ist schon noch so, dass wir gerne auf die Bühne gehen. Ich mein, hey, das ist schließlich das, wovon ich immer geträumt hab.

FFM-Rock:
Wie macht ihr das auf Tour? Unternehmt ihr da noch Dinge zusammen oder kocht da jeder sein eigenes Süppchen, damit man sich nicht auf die Nerven geht, gerade wenn man länger unterwegs ist?

Ingo:
Ja. Also sicher gibt's so Grüppchen. Der hängt mal mit dem ab oder mal mit dem, aber im Großen und Ganzen ist es wirklich so, dass man sich schon so ein bisschen die Freiräume schafft, die man braucht. Die Interessen sind ja eh verschieden. Der eine geht lieber Joggen, der andere lieber ins Kino, sag ich jetzt mal so...oder schläft bis in die Puppen. Klar, die Leute sind ja auch unterschiedlich drauf. Also, ich kann da jetzt ja nur von mir reden. Ich versuch schon mal ein bisschen, die Tage da sinnvoll zu verbringen, außer nur die zwei Stunden dann abends auf der Bühne zu stehen, nicht nur dieser Wartezwang. Und da muss man dann halt mal gucken, vielleicht ein bisschen Sport machen, sich was zum Lesen oder zum Arbeiten mitnehmen, ein bisschen die Städte angucken, wenn es welche sind, die es sich lohnt, anzugucken.

FFM-Rock:
Das ist wahrscheinlich auch wichtig, um noch mit Spaß auf die Bühne gehen zu können.

Ingo:
Ja, um halt nicht rammdösig zu werden oder die Flasche schon nachmittags um drei aufmacht. Das ist ne ganz große Gefahr bei solchen Sachen.

FFM-Rock:
Euch gibt's jetzt ja schon recht lange. Was wäre denn für Dich ein Grund zu sagen: Jetzt reicht's!? Oder macht man sich solche Gedanken nicht?

Ingo:
Doch, macht man sich. Ähm, ich kann ja natürlich auch nur für mich persönlich sprechen. Ich glaube in dem Moment, in dem man merkt, dass einen niemand mehr sehen oder hören möchte....und ich glaube, den Punkt, an dem man besser aufhören sollte, merkt man selber. Da sollte man dann aber auch drauf hören. Und was ich nicht werden möchte, ist ein Puhdy oder so was...also bis zur Rockerrente oder so ein Kram. Also, das werd ich mir tunlichst verkneifen...das wird auch nicht passieren.

FFM-Rock:
Dann hab ich noch eine Frage zu euren Vorbands. Wählt ihr die selbst aus oder werden die für euch ausgewählt?

Ingo:
Hm, teils teils. Also das ist ganz profan. Es geht nicht nur danach, ob die uns besonders gut gefällt, sondern das ist teilweise auch ein Kostenfaktor, weil die ganze Vorband muss auch mit einem Nightliner unterwegs sein, es entstehen Mehrkosten, weil die Crew für die dann mitarbeiten muss und für Catering und bla. Und es funktioniert meist auch nur, wenn da in irgendeiner Form Unterstützung dahinter ist, sprich, wenn da ne Plattenfirma am Start ist oder ein Management oder irgendwie so was. Und da gibt es dann immer so ein paar, die da in Frage kommen, die wir auf den Tisch kriegen und schauen, was denn nu besser ist. Letztes Mal hatten wir was sehr Mittelalterliches, diesmal halt ein bisschen was anderes. So muss man sich das vorstellen.

FFM-Rock:
Kannst du uns vielleicht noch eine Anekdote aus eurem Bandbestehen zum Besten geben?

Ingo:
Anekdote...(grübelt)...tja...da fällt mir im Moment jetzt echt nichts ein, von dem ich sagen würde, dass es so erwähnenswert ist. Also da passiert sicherlich ein Haufen Kram, wenn man unterwegs ist, auch ein Haufen Kram, den man nicht erzählen oder an den man sich nicht erinnern möchte (lacht)...da gibt's einiges mit Sicherheit.

FFM-Rock:
Vielleicht bringt ihr ja auch mal ein Buch raus. Da könnt ihr das dann ja verewigen. Zum Schluss kannst du noch ein paar ganz persönliche Worte an eure Fans richten.

Ingo:
Hm...persönliche Worte...also vielleicht ein Tip. Also, wenn das möglich ist, wenn das jemand so lange aushalten kann, wenn er sich die neue Platte kauft, sollte er sich die erstmal im Dunkeln anhören und mit Kopfhörern. Also sich das wenigstens einmal so zu geben, ist mal so ein Ratschlag, weil da passiert so ein Haufen Kram, der jetzt nicht so vordergründig ist, an Sounds und an Stimmungen und so, die dann erst richtig zur Geltung kommen, glaub ich. Und man dadurch auch wirklich so die Chance hat, in das Land einzutreten, das wir versucht haben, zu kreieren.

FFM-Rock:
Gut. Das werd ich dann auch mal ausprobieren. Dann danke ich dir soweit für das Interview und wünsche Euch weiterhin viel Erfolg. Vielleicht sieht man sich ja auf Tour ;-)
Katha von FFM-Rock

© Foto von der Subway To Sally-Homepage übernommen