LORD VIGO



Mailer vom 09.08.2022
Interviewpartner: Volguus Zildrohar (git.) 2. von rechts unten (stehend)

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LORD VIGO

Sieben Jahre liegt mein erstes LORD VIGO-Interview zurück, in denen sich einiges geändert hat. So futuristisch wie anno 2022 hätten Doomfans LORD VIGO sicher wohl nicht erwartet, dennoch klingt deren aktuell fünftes Studioalbum konstant wie aus einem Guss. Es hat mich derart gepackt, dass es an der Zeit ist, die Zeitspanne von damals bis heute revue passieren zu lassen und einmal genauer dahinter zu blicken, was hinter dieser Entwicklung steckt und sich bis heute daraus ergeben hat. Als Interviewpartner stand mir Gitarrist Volguus Zildrohar zur Verfügung.

Hallo Volguus, wir kennen uns ja schon länger und ich hatte bereits 2015, das Vergnügen, ein Interview mit euch zu führen, als mich euer Kasettendemo 'Under Carpathian Sun' regelrecht vom Sitz gerissen hat. Da waren LORD VIGO noch nicht so bekannt und spielten eine ganz andere Mischung als heute. Dennoch seid ihr für mich immer eine feste Konstante gewesen mit der man seitdem jederzeit rechnen muss. Das ist seitdem auch bei allen fünf Alben so geblieben. Alle fünf Scheiben haben ihren individuell eigenen Wiederkennungswert, der signalisiert, wo LORD VIGO draufsteht ist zu 100% LORD VIGO drin! Euer aktuelles Album hat mir obwohl es nicht mehr direkt dem epischen Doom-Bereich zurechenbar ist, sehr gefallen. Ich finde es ist eine in sich ausgeglichen perfekt arrangierte Mischung aus klassischem Heavy Metal, Progressive Anteilen a la RUSH ein wenig Doom und viel Science Fiction. Wenn ihr Lust auf ein weiteres Interview habt, hier ist eine ganze Reihe Fragen zum Beantworten; - und los geht’s!

FFM-ROCK:
Sieben Jahre sind ein längerer Zeitraum Euer Debüt stammt von 2015 seitdem hat sich eine Menge geändert... plaudert doch mal aus dem Nähkästchen was hat sich Bandintern zwischen eurem Demo und gleichnamigen Debüt 'Under Carpathian Sun' so alles getan?

Volguus:
Da hat sich Einiges getan. Zuerst mal haben wir doch einige Fans dazu gewonnen, was großartig ist. Wir haben zwischenzeitlich auch die Plattenfirma gewechselt. Bis „Six Must Die“ waren wir bei No Remorse, seit „Danse de Noir“ bei High Roller, was die Kommunikation um einiges erleichtert und auch der Support ist klasse. Wir haben seit Danse eine neue Live Show mit paar Pyro Effekten usw. Das Live Line-up ist auch konstant und die Platten nehmen wir immer noch wie bei „Under Carpathian Sun“ als Trio auf. Trotzdem sind alle Musiker bei Lord Vigo feste Bandmitglieder und auch auf „New Dark Age“ studiotechnisch zu hören. Zudem haben wir einige Festivals gespielt und mit einigen namhaften Bands gespielt. Das hätte wir uns vor sieben Jahren nicht träumen lassen.

FFM-ROCK:
Haben sich größere Veränderungen bereits auf dem Vorgängeralbum Danse de Noir deutlich bemerkbar gemacht, scheint es als hätte sich mit 'We Shall Overcome' ein seit der Vergangenheit geöffneter Kreis damit geschlossen um wiederum Raum für etwas neues noch bevorstehendes zu schaffen... obwohl dies jedoch erst der zweite Teil wenn ich mich nicht täusche, einer noch nicht abgeschlossenen Trilogie ist. Wie seht ihr das?

Volguus:
Entwicklungen sind essenziell für Bands, meiner Meinung nach. Man kannnatürlich immer wieder das selbe Album aufnehmen aber das war nie unsere Intention. Planbar ist so was aber nicht und der Prozess kam von ganz allein. Man wird älter, lernt dazu usw. Wichtig ist uns aber, dass unsere Roots immer zu erkennen sind. Gibt nichts schlimmeres als Bands, die einen kompletten Stilbruch hinlegen. Unsere Einflüsse haben sich erweitert aber sie ergänzen unseren Sound und ändern ihn nicht komplett. Das Grundgerüst des epischen, klassischen Heavy Metals bleibt immer bestehen. So wird es auch beim dritten Teil sein aber vermutlich wird sich die Platte trotzdem anders als „We Shall Overcome“ anhören.

FFM-ROCK:
Welches waren die Beweggründe LORD VIGO schon seit geraumer Zeit von der Vampir-Schiene runter gekommen und sich stark auf Sci-Fi-Themen konzentriert haben? Hing es damit zusammen, dass es sich bei 'Danse De Noir' und 'We Shall Overcome' um zwei Alben einer geplanten Triologie handelt?

Volguus:
Also Vampir Lyrics haben wir selten bis gar nicht, haha. Täuscht wohl etwas wegen dem Carpathian im Namen vom Debüt. Die ersten drei behandeln eher klassischen Horror und Fantasy im Allgemeinen. „Six must die“ natürlich „The Fog“ von John Carpenter. Diese Themen sind aber dermaßen ausgelutscht und überpräsent, dass wir etwas anderes wollten. Wir sind alle große Science-Fiction Fans und da diese Thematik im epischen Heavy Metal eher selten vorkommt, lag es auf der Hand und wir auch eine Vorliebe für cinematische Themen haben, warum nicht gleich den besten Science-Fiction Film aller Zeiten nehmen... nämlich Blade Runner. Eine faszinierende Welt, die unendlich viel Spielraum für Interpretationen liefert. Die Idee daraus eine Trilogie zu machen, kam erst nach Danse de Noir. Danse ist das Ende, „We Shall Overcome“ und der 3. Teil sind ein Prequel und erklärt wie die Welt in Blade Runner überhaupt entstehen konnte.

FFM-ROCK
Lord Vigo von Deutschendorf war das nur ein Pseudonym bzw. spielte auf dem ersten Album eine wichtige Rolle. Könnt ihr euch vorstellen auf diesen Charakter bzw. dieses Konzept nocheinmal zurückzugreifen oder istes nun fester Bestandteil aller bisherigen LORD VIGO-Alben?

Volguus:
Bis einschließlich „Danse...“ ist er eigentlich auf jedem Cover in verschiedenen Erscheinungen zu sehen. Die ursprüngliche Idee war, ihn, ähnlich wie Maidens Eddie, immer in verschiedenen Inkarnationen auf dem Cover zu zeigen. Mit der neuen Scheibe hat sich das erledigt, weil man bei der Motivauswahl auch arg beschränkt ist. Kann aber durchaus sein, dass er nochmal auftaucht auch wenn auf dem Danse Cover nicht mehr viel von ihm übrig ist, haha. Lyrisch spielt er eigentlich nur auf dem Debüt eine Rolle.

FFM-ROCK:
Im Gegensatz zu eurem 'Under Carpathian' Sund-Debüt hat sich das Einflusspektrum von LORD VIGO immens verändert, ist das nur eine Entwicklungsphase oder habt ihr dem schroffen CELTIC FROST, SAINT VITUS, LORD VICAR, PENTAGRAM-Trip der Anfangstage damit endgültig ade gesagt, oder könntet ihr euch vorstellen irgendwann mal wieder solch ein Album einzuspielen?

Volguus:
Ich glaube selbst wenn wir wollten, könnten wir so was wie das Debüt nicht mehr hinbekommen. Klingt klischeehaft, ist aber tatsächlich so. Man entwickelt sich ja auch spielerisch und kompositorisch und diese naive Atmo und Energie des Debüts nochmal zu wiederholen würde aufgesetzt klingen bzw. schlicht nicht mehr funktionieren. So was hat seinen ganz eigenen Charme und seine eigene Zeit. Diese Zeit ist definitiv vorbei. Auchwenn es sicher Leute gibt, die so was gerne nochmal hören wollen.

FFM-ROCK:
Ich finde, Vince ist mittlerweile ungaublich vielseitig in seinem Gesang und kaum noch einer Schiene direkt zuordbar, obwohl bestimmte Einflüsse durchaus erkennbar sind, ist er mit dem Kompositionen gesangstechnisch enorm gewachsen um nicht zu sagen, gereift. Das hängt sicher mit dem gehobenen Anspruch der Band zusammen oder nicht?

Volguus:
Natürlich. Die gesamte Band ist kompositorisch gewachsen und gereift und Vinz natürlich mit. Dazu kommen 7 Jahre Übung. Er ist ja eigentlich Drummer und hat erst mit dem Lord angefangen zu singen. Das klang anfangs natürlich noch etwas bemüht aber mittlerweile ist das wirklich grandios und eine beachtliche Entwicklung. Die Band würde auch ohne
diesen markanten Gesang nicht funktionieren.

FFM-ROCK:
Welche Inspirationsquellen habt ihr für eure bisherigen fünf Studioalben genutzt... Bücher, Filme und noch vieles anderes was noch außer Büchern und Filmen? Darunter wohl auch H. P. Lovecraft und Edgar Allan Poe, doch sicher noch so vieles mehr. Wie stimmt ihr es bandintern ab, wenn ihreuch für diesen oder jene Literatur- oder Filmstoff entschieden habt?

Volguus:
Also da kann ich jetzt vorrangig für mich sprechen. Massiv beeinflusst haben mich die Filme eines John Carpenter, die Bücher von Stephen King und H.P. Lovecraft, Die Horror Hörspiele der 80er jahre (Macabros, Larry Brent, John Sinclair) sowie massig Science-Fiction Stoff. Also praktisch alles aus den Achtzigern. Da ich in dem Jahrzehnt aufgewachsen bin, nicht verwunderlich. Eine prägende Zeit. Abgestimmt wird eigentlich nicht, jemand macht einen Vorschlag und wenn er gut ist, baut Vinz die Lyrics daraus. „Six Must Die“ bzw. The Fog und Blade Runner hatte ich vorgeschlagen. Die Idee aus Danse eine Trilogie zu machen und mit 2112 von Rush zu verknüpfen kam von Vinz. Völlig unterschiedlich.

FFM-ROCK:
Wie bewertet ihr die unterschiedlichen Fanreaktionen auf 'We Shall overcome', die ziemlich geteilt sind? Nicht jeder kommt mit soviel Sci-Fi-Metal wie ihr es gerade auf den aktuellen zwei letzten Alben zelebriert habt, zurecht, selbst Epic Doomfans. Wolltet ihr damit bewusst polarisieren oder seht ihr diesen weit über euer bisheriges Schaffen hinaus gehenden Schritt als natürlichen Teil der Bandentwicklung?

Volguus:
Alles auf dem Album ist eine natürliche Entwicklung. Das war jetzt nicht geplant. Dass es geteilte Reaktionen geben wird, war uns bewusst aber wirwollen natürlich keine Fans verärgern. Das ist aber bei Bands, die sich entwickeln normal, denke ich. Manche gehen den Schritt mit, manche können und wollen nicht. Dafür gewinnt man auf der anderen Seite
vielleicht paar neue hinzu. „We Shall Overcome“ wird wohl etwas mehr Zeit brauchen um sich festzusetzen aber ich denke wenn man die Geduld für das Album aufbringt, wird man dafür belohnt. „Danse de Noir“ war vordergründig vielleicht etwas zugänglicher aber nur vordergründig. Ist für mich persönlich auch schwer zu beurteilen, da ich nicht den nötigen
Abstand zu den Songs habe. Tatsache ist, dass der Sound der Scheibe kühler und weniger mainstreamig ist. Passend zur Album Thematik.

FFM-ROCK
Ihr habt euch mit dieser epischen Bombast-Sci-Fi-Ecke eine völlig eigene Nische gegraben, wohin euch kaum jemand folgen kann, war das etwa bewusst so beabsichtigt?

Volguus:
Nicht wirklich :D Natürlich wollen wir schon eigenständig und eigen klingen aber sowas kann man nicht planen. Das würde aufgesetzt und falsch klingen. Dafür gibt es ja auch Beispiele. Wir klingen einfach so, da kann man nix machen, haha. Tony und ich ergänzen uns gut an der Gitarre, auch aufgrund unterschiedlicher Einflüsse und Techniken. Vinz Gesang und Drums haben auch einen sehr eigenen Sound. Letztendlich geben wir dem Bass relativ viel Raum, was ja im Epic Bereich ja auch eherselten ist.Irgendwie schaffen wir es dann das Ganze zu einem sinnvollen ganzen zusammen zu bauen. Und wenn nicht, fliegts in die Tonne, haha.

FFM-ROCK:
Fällt es bei einem solch unterschiedlichen Songspektrum gerade bei intensiven Live-Auftritten nicht schwer, die passenden, das Publikum ansprechenden Stücke heraus zusuchen? Eine gesunde Mischung aus Sci-Fi -Metal und Epic-Düsterdoom dürfte live sehr interessant sein...

Volguus:
Ganz einfach ist es nicht. Im Moment liegt der Schwerpunkt auf den letzten beiden Alben, da wir „Danse...“ ja auch nicht wirklich live promoten konnten. Aber die ersten drei Alben werden trotzdem berücksichtig. „Doom Shall Rise“ ist der perfekte Opener, „Vigo...“ muss sowieso und „Eternal Saviour“ immer noch der beste Closer. Dazwischen gibt’s ne bunte Mischung. Vorrangig versuchen wir live eher die eingängigen, kürzeren Stücke zu bringen um mehr Songs ins Set zu bekommen und das Publikum bei Laune zu halten.

FFM-ROCK:
In sieben Jahren tut sich viel. Ihr habt sicher zusammen als Band auf Tour viel erlebt. Gibt es ein besonders lustiges, trauriges, glückliches oder ärgerliches Ereignis, dass euch speziell im Gedächtnis geblieben ist?

Volguus:
Naja, da wir alle keine 18 mehr sind, geht’s doch eher gesittet zu, haha. Von daher fällt mir jetzt wenig ein. Trauriges schon mal nicht. Kurios war ein Gig, bei dem zwei Mann ausgefallen sind. Vinz hat gesungen und Schlagzeug gespielt und ich und unsere anderer Gitarrist Nunzio standen vorne. Bass kam vom Band. Das war schon eher... Naja :D Im Gedächtnis blieb mir auch auf jeden Fall der erste Stormcrusher Gig. Auf Anhieb super mit den Veranstaltern verstanden und wir waren Opener, die Halle war voll und massig Merch gemacht. Ein grandioses Festival.

FFM-ROCK
Wie seht ihr die Entwicklung der Heavy Metal-Szene gemessen am gegenwärtigen Stand im Jahr 2022?

Volguus:
Ich würde mir wünschen, dass mehr Bands sich wieder was trauen und nicht nur Maiden und Priest Riffs nachspielen. Ich bin selber Retro Fan aber das ist schon massiv übertrieben was da in letzter Zeit abgeht. Helden nacheifern, alles gut aber man sollte doch irgendwann aus diesem Korsett ausbrechen und was eigenes machen. Erinnert sich noch jemand an Bands wie Depressive Age, Voivod oder Anacrusis. 100% Metal und doch völlig innovativ. So was würde ich mir mal wieder wünschen. Ansonsten gibt es natürlich trotzdem massig tolle neue Bands. Ganz oben dabei für mich Idle Hands / Unto Others.

FFM-ROCK:
Von Musik allein lässt sich kaum leben, was macht ihr beruflich, wenn ihr nicht im Studio an neuen Stücken probt?

Volguus:
Vinz und ich sind Kfz-Meister, Zuul im IT Bereich tätig, Tony Schullehrer, Nunzio Gitarrenlehrer und Ivo schreibt Handbücher für Maschinen.

FFM-ROCK:
Die letzten Worte gehören wie vor sieben Jahren euch...

Volguus:
Ja, vielen Dank an alle die uns in den letzten 7 Jahren unterstützt haben und natürlich auch an alle, die neu hinzugekommen sind. Wir sehen uns live und vielen Dank an Michael für das Interview.

FFM-ROCK:
Gern geschehen, Danke dass Du Dir Zeit für die Beantwortung der Fragen genommen hast. Zum Schluß wünsche Ich der gesamten Band LORD VIGO alles gute für die Zukunft und hoffe wir sehen uns vor der Bühne... Metallische Grüße mit erhobener Hörnergabel nach Landstuhl (Rheinland-Pfalz) treuer Fan erster Stunde und Redakteur.


Michael Toscher von FFM-Rock                                                                                                                                    Foto by LORD VIGO

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