METAL ASSAULT VIII - Würzburg



Konzert vom 17.02.18
Würzburg, Posthalle

Bands: BOOZE CONTROL, MYSTIK, CRYSTAL VIPER, EMERALD, VISIGOTH, AIR RAID, PICTURE, AT WAR, TITAN FORCE

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METAL ASSAULT

Drei Musiker sind kurz vor dem Festival erkrankt, weshalb ASHBURY bedauerlicherweise ausfallen. Dieses Malheur rechtfertigt aber keineswegs die furchtbar unnötig aufgeblasenen Diskussionen im Internet, zumal der Veranstalter überhaupt keine Schuld an dem Dilemma trägt. So etwas ist für den Eimer. Seien wir ehrlich: Wer einzig nur wegen ASHBURY auf das METAL ASSAULT geht, ist kein Metaller. Durch den ASHBURY-Ausfall bedingt, bekamen alle anderen Bands quasi als Entgegenkommen vom Veranstalter längere Spielzeiten bewilligt, was dem Festival im Nachhinein sogar immens zu Gute kam. Auch wenn es im Vorfeld Spannungen gab, das wichtigste war ist und bleibt immer noch der pure HEAVY METAL (!) Dafür steht das Festival trotz Fehlens von ASHBURY in erster Linie, die im Prinzip obwohl sie - fairerweise zugestanden - tolle Musik machen, - keine Metalband sind, umso mehr. Außerdem sollte damit zu rechnen sein, das ASHBURY den ausgefallenen Auftritt in Deutschland bei passender Gelegenheit nachholen, aber soviel Heckmeck deswegen? Unbegreiflich das ist, würde Meister Yoda wohl dazu sagen. *Kopfschüttelt*

TITAN FORCE 22:40 – 0:10
AT WAR 21:20 – 22:20
PICTURE 20:00 – 21:00
AIR RAID 18:40 – 19:40
VISIGOTH 17:20 – 18:20
EMERALD 16:00 – 17:00
CRYSTAL VIPER 14:55 – 15:40
MYSTIK 13:50 – 14:35
BOOZE CONTROL 12:45 – 13:30

BOOZE CONTROL und MYSTIK
Die zwei ersten Bands BOOZE CONTROL und MYSTIK haben wir aufgrund erschwerter Anreise ohne PKW leider verpasst.  

CRYSTAL VIPER

Bei den Polen CRYSTAL VIPER angeführt von einer äußerst motivierten Martha Gabriel groovt es amtlich fett mit reichlich Saft auf der Wumme. Den Schlachtruf „The Witch is Back!“ der zierlichen Frontfrau die optisch in schwarzer Spandex einen tollen Anblick bietet und was viel wichtiger ist, ihrer Flying V scharfkantige Riffsalven entlockt, zu denen man als Metalhead im Takt mitbangt, darf man wörtlich nehmen. CRYSTAL VIPER zeigen genau das, was sich Metalfans von einer guten Band wünschen: Knackiges Stageacting bei dem alles in Bewegung ist verbunden mit geballter Ladung Bühnenpower! Auf gesangstechnischer Ebene überzeugt die zierliche schwarzhaarige stimmlich irgendwo zwischen HELLION-Frontfrau Ann Boleyn und CHASTAIN-Sängerin Leather Leone liegende CRYSTAL VIPER-Frontfrau Martha Gabriel auf ganzer Linie. Wer eine solch energiegeladene Performance bringt, die mit jedem Stück zunehmend wächst, kann nur gewinnen. Einsteigend mit dem Eröffnungssong „The Witch is Back“ ihrer aktuellen Scheibe 'Queen of the Witches' gehen CRYSTAL VIPER mit bunter Mischung alter „Night Prowler“ (vom Debüt!), „Metal Nation“ und neuer Stücke jüngeren bzw. aktuellen Datums („When (The Sun Goes Down“, „Flames and Blood“) bringen sie den Metal mitten in die Vollen gehend zum Publikum, ehe das richtig schön dreckige AGENT STEEL- „Agents of Steel“-Cover die Fans zum kräftig Mitsingen bringend am Ende eindrucksvoll aufzeigt, wie hoch melodischer Powermetal im klassischen Raster zu funktionieren hat. Würde es einen Preis für das beste Bühnen Posing auf dem Metal Assault geben, hätte ihn Bassist Andy der neben der quirligen Fronterin häufig den grünen Viersaiter horizontal in die Luft reißt was für erstaunte Blicke sorgt, locker verdient. Am Ende haben CRYSTAL VIPER die Herzen vieler Metalheads für sich erobert. 

EMERALD

Zweiunddreißig Jahre liegen zwischen dem 1985 erschienenen Erstling 'Down Town' und dem erst frisch seit 2017 veröffentlichten Zweitwerk „Voice for the Silent“- Zeit genug, endlich aus dem eigenen Schatten heraus zu treten. Das Gastspiel der immerhin seit 1984 aktiven Holländer EMERALD entwickelt sich zur mächtig durchstartenden Live-Rakete! Zwei fleißig auf dynamischem Level Stageacting betreibende Gitarristen, die alle Bühnenposen und ihr Griffbrett beherrschen, wird komplettiert von einer arschtight aufspielenden Rhythmussektion, geführt von Fronter Bert Kivits, dessen raues Organ anno 2018 wesentlich tiefer klingt wie in den 70ern/80ern, was nicht unbedingt jedem liegt, dafür jedoch prima zu den Songs passt. Das Material der Holländer weckt permanent Erinnerungen an SCORPIONS, UFO, JUDAS PRIEST, THIN LIZZY, sowie diverse NWOBHM-Einflüsse (u. a. IRON MAIDEN, SAXON, DIAMOND HEAD, TOKYO BLADE), es rockt, rollt, groovt dreckig an jeder Ecke im klassischen Hard n' Heavy-stil. Neben breitem Erinnerungsfundus lösen die Holländer EMERALD Freude am Heavy Metal verbunden mit purem Freiheitsgefühl aus. Eine nicht zu bändigende Fanschaar rockt sich 60 Minuten vor der Bühne wie vom Wahnsinn befallen exzessiv in puren Adrenalinrausch. Nicht nur die älteren Semster gehen bei (Hard) n' Roll Smashern wie dem cremigen Groovemonster „Iron On Iron“, „Johnny's on the Run“, „Mechanical Wars“, „To The Bone“ oder „D-Day“, mächtig steil. Den obligatorischen Balladenpart übernimmt der im SCORPIONS-Nostalgie-Gefühl badende Trauerklos „Suicide“. „Paper Snakes“ setzt las Zugabe den Schlußstrich unter einen action geladenen Set mit positivem Erinnerungswert. Fazit: EMERALD haben alles richtig gemacht, zahl reiche Rocker- und Metallerherzen zum Glühen gebracht. Daumen hoch!

VISIGOTH

Erfolgreicher als die Epic Metal-Schmiede VISIGOTH ist zur Zeit wohl keine andere Band auf dem klassischen Heavy Metalsektor, deren aktuelles Zweitwerk 'Conqueror's Oath' frisch in die Top-100 LP-Verkaufs-Charts eingestiegen überall für Furore sorgt. Das insgeheim erwartete Meer in die Luft gereckter Fäuste begleitet von lauthals mitgesungenen Chören und Headbangen bietet pünktlich gegen 17:20 Uhr Ortszeit beim tonnenschwer groovenden Auftakt „Dungeon Master“ ein geradezu fantastisches Bild. VISIGOTH entpuppen sich als der bereits im Vorfeld erwartete Abräumer. Ganz ehrlich: Welchem True-Metaller laufen bei gnadenlos killend zum Faustrecken verpflichtenden Blut und Schwert Epik-Hymnenstoff Marke
„Steel and Silver“, „Warrior Queen“, „Outlived Them All“„Blades in The Night“ „Traitors Gate“, „The Conqueror's Oath“, - sowie dem gewaltigen Schlußdoppel „Mammoth Rider“/„The Revenant King“ keine Tränen in die Augen? Das Paradies für jeden True Metaller!

VISIGOTH-Frontsänger Jake Rogers gewinnt souverän mittels ausdrucksstarker Gestik inklusive Gänsehaut-Stimmlage mühelos im Handumdrehen die Sympathien einer vollständig begeistert die Texte in und auswendig mitsingenden Fanmasse. Mikky T. Glänzt durch Maßarbeit am Schlagzeug, das Axemenduo Jamison Palmer/Leland Campana bangt oft mit Bassist Matt Brotherton um die Wette. Die gut aufgelegte Seitenfraktion entfacht einen Orkan wummernder Riffkaskaden veredelt von maßgeschneiderten Filigransoli. Ein Blick in zahlreich schwitzend lächelnde Fangesichter die gemeinsam Seite an Seite vereint mit ihren Helden bis zum letzten Takt spürbar alles geben den True Metal gefesselt vom Rausch tiefster Überzeugung feiern, reflektiert bestätigend: Bombige Vorstellung einer brillianten Combo (!), die bereits seit ihrer Gründung soviel kultigen Echt-Metal-Spirit auf die Bretter bringt, wie ihn ein gewisses einst in den 80ern stolz in Würde voran schreitendes US-Vorbild in die Herzen zahlreicher Metalfans trug.
Welch eindrucksvolle Demonstration!

Am Rande erwähnt:
VISIGOTH verbuchen einen erfolgreichen Auftrakt ihrer aktuellen Tour, womit sie ihr erstes Etappenziel Würzburg im Sturm eroberten, dem noch weitere folgen werden. Somit verwundert es kaum, das die Anzahl der potentiellen VISIGOTH-Shirt-Trägerschaft spätestens im Anschluß nach dem Siegeszug der Westgoten exponential ganz deutlich angestiegen ist.

AIR RAID

ziehen gegen die zuvor nahezu übermächtig wirkenden Amis VISIGOTH den Kürzeren, wenngleich die gewohnt energiegeladene Performance
der ständig rotierenden, vermehrt die Seiten wechselnden Gitarrenfraktion alle Regeln effektiven Bühnenposings im Blindflug beherrscht. AIR RAID können zwar das vorgelegte Stimmungslevel nicht mehr halten, doch die sympathische Truppe aus dem hohen Norden gleicht dieses Manko mit einer großen Portion unbändig wilder Spielfreude locker aus. THIN LIZZY/IRON MAIDEN/JUDAS PRIEST schälen sich als Haupteinflüsse bei treibend schnellen Heavy/Powermetalgeschossen vom Prägesiegel „Midnight Burner“, „Night of the Axe“, „Line of Danger“, oder „Hold The Flame“ der Göteborger um den erst seit letztem Jahr neu in die Band gekommenen Sänger Fredrik Werner heraus. Mehr Geschwindigkeit - weniger Groove - dieser Entwicklungssprung wirkt zum einen wegen fließenderer Songstrukturen belebend, bringt zum anderen den Nachteil mit sich, das vieles ähnlich klingt, was der vorbildlichen Bühnenvitalität des durchtrainierten Schwedenfünfers ab und an kontraproduktiv entgegen wirkt. Der headbangenden Fraktion, die zu genanntem Headbangerstoff der Schweden AIR RAID Mähneschüttelnd alles gibt, ist dieser Umstand egal. Handwerklich sind AIR RAID ohnehin immer eine sichere Bank. Auch wenn der von uns gewünschte Hymnenhammer im Repertoire von AIR RAID - „Highway Legion“ (Gruß an Timo!) vom Erstling 'Nightof the Axe' nicht mehr kommt, war es ein bereichernder Auftritt der sympathischen Schweden, die gern gesehene Gäste hierzulande sind. Live wussten sie (aus meiner Sicht) in ihrer Phase mit dem charismatischeren Vorgänger Arthur W. Andersson bisher am besten zu gefallen, was die Leistung von Fredik Werner nicht schmälern soll, der sich wie durch die Bank deutlich wird, teamfähig ins Bandgefüge einbringt. AIR RAID haben sich wacker geschlagen,- Visigoth waren deutlich überzeugender.

PICTURE

„40 Years Heavy Metal Ears im Classic Line Up“ - eine Kundgebung, die schnell erahnen lässt, was uns erwartet. Jede Menge kultiges Material aus den Jahren 1980 – 82 als Heavy Metal noch in den Kinderschuhen steckte von den holländischen Hard n' Heavy-Haudegen PICTURE. Zu jener Zeit als die Herren bereits musizierten, hatten viele Fangenerationen gerade oder noch nicht einmal im Grundschulalter erreicht!  Ein packender Auftritt mit ausnahmslos reichlich Schmackes steht auf dem Programm. Den totalen Kontrast zu den Schweden AIR RAID bietet das holländische Heavy Metal-Urgestein PICTURE. Verstärkt auf die 70er Jahre zurück gehende GOLDEN EARRING/DEEP PURPLE-Anteile kommen bei den Holländern zum Tragen, was sowohl an den Gitarren als auch deren stark nach Golden Earring/Deep Purple-klingenden Sound liegen dürfte, dem ab und an ein kräftiger Schuss 80er-Jahre Heavy Metal hinzugegeben wird. Die mittlerweile ergrauten Herrschaften wirken genau so spritzfidel als würden sie ihren dritten Frühling erleben. Spaß und Spannung stehen ganz klar im Vordergrund. Ein leicht verwaschener Knarrz-Sound gehört bei PICTURE selbstverständlich dazu, wie ein jederzeit begeisterndes Level an Spielfreude, was den hohen Altersdurchschnitt zumindest für 60 Minuten vergessen macht. Essentieller Hard n' Heavy-Spirit entfaltet sich auf der Bühne. Fetzer wie „Message From Hell“, „Hangman, „Bombers“ oder „Lady Lightning“ werden nicht nur dankbar angenommen, sondern von den Fans in krasser Lautstärke grölend begleitet. Als Zugabe wird sogar noch ein amtlich fett rockendes „You Can Go!“ rausgefeuert und PICTURE sind aus den Armen einer glücklichen Fanmeute entlassen. Das holländische Hard n' Heavy-Urgestein hat seinen Status eindrucksvoll bestätigt. Zugaberufe verbunden mit lang anhaltendem Jubel sind Lohn für einen wahrlich großartigen Job. Dieses 'Bild' bleibt in Erinnerung...

AT WAR
Während die US-Thrasher AT WAR auf der Bühne stehen, machen wir Pause, gehen etwas essen, um für den späteren Headliner fit zu sein.

TITAN FORCE
Vorhang auf, - und Bühne frei für TITAN FORCE! Bei Harry 'The Tyrant' Conklin sollten zahlreiche Vocalisten, denen der Sinn für theatralisch gefühlvolle Stimmfärbungen fehlt, schon bedarfeshalber Gesangsunterricht nehmen. Was der hochkonzentriert jede Silbe einzeln auskostende Mann seiner Stimme für Töne entlockt ist traumhaft, definitiv nicht von dieser Welt. Wenn es neben Ronnie James Dio und Bruce Dickinson einen Platz für den besten zumal konstantesten Sänger gibt, dann gebührt dieser eindeutig JAG PANZER/TITAN FORCE/ SATAN'S HOST-Stimmwunder Harry 'The Tyrant' Conklin. Was dem TITAN-Force-Gitarristen-Duo Flores/Mc Daniel auf der Bühne gelingt, ist überhaupt nicht in Worte zu fassen. - Atemberaubend, filigran, - unbeschreiblich! Die Reaktionen auf TITAN FORCE fallen stimmig aus, - Headbangen, Faustrecken und Genussvoll dem Treiben auf der Bühne lauschen es ist alles dabei. Keiner verlässt ehe der letzte TITAN FORCE-Takt erklang, vorzeitig den Saal.

Dafür schenkt die Setlist der US-Legende aus Colorado ihrem restlos begeisterten Publikum zu viele Hochkaräter, die allen in der Posthalle Versammelten das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Bedarf es zu Edelperlen vom Typ „Winner/Looser“, „Fields of Valor“, „Shadow of A Promise“ oder „Chase Your Dreams“ noch großartig vieler Worte? Nö. Mit „In The End“ kommt ein neuer Song zu Live-Ehren, das bisher nie live aufgeführte „Dream Escape“ feiert ebenfalls Premiere; der zwischen Black Sabbath mit Dio oder Tony Martin zu Headless Cross-Zeiten erinnernde Epic-Hymnengroover „Master of Disguise“ (?) ist ebenso unzverzichtbares Muss! Auch die beiden direkten BLACK SABBATH-Cover „Falling Off the Edge of the World“ und „Over is Over“ mutieren zur bärenstarken Livedarbietung, wie der heftig mitgehende Fanpulk eindrucksvoll bestätigt – The Mob Rules! Mit grandiosem Schlußfinale bestehend aus „New Age Rebels“, „Only The Strong“ und einem in aberwitziger Geschwindigkeit inklusive schwindelerregender Leadsoli die Bühne gnadenlos zerlegenden „Blaze of Glory“ krönen TITAN FORCE ihre technisch hochwertig brilliante Show. - Ehre, wem Ehre gebührt. TITAN FORCE wurden ihrem hohen Top-Headlinerstatus vollauf gerecht. Welch beeindruckende Lehrstunde in Sachen (progressive) Power Metal!

Mit dieser Hammersetlist brillierten TITAN FORCE:
1. Small Price To Pay
2. Winner/Looser
3. Too Late
4. Eyes of the Young
5. Fool On the Run
6. Bright Red
7. Fields of Valor
8. Shadow of a Promise
9. In The End
10. Chase Your Dreams
11. Master of Disguise
12. Dreamscape
13. Falling of the Edge of the World
14. Over and Over
15. New Age Rebels
16.Only The Strong
17. Blaze of Glory

Nachwort zum Festival:
Auch ohne die ausgefallenen ASHBURY stand wieder ein erlesenes Billing in der Posthalle auf der Bühne, das einen Besuch des METAL ASSAULT in Unterfranken wert war. CRYSTAL VIPER = klasse, AIR RAID = ganz ordentlich, EMERALD = faustdicke Festivalüberraschung, PICTURE = grandios, VISIGOTH = räumten voll ab. TITAN FORCE = herausragend!
Nun heißt es abwarten, was nächstes Jahr nach Würzburg kommt.


Fotos: Melissa Hart und Michael Toscher