SCHWALM METAL OPEN AIR 2019

12 Schwalm Metal Flyer

Konzert vom 20.12.2019
Bands: REAPER, VEION, SAXNOT, WELDED

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Schwalm Metal Open Air

Schwalm Metal Open Air, Samstag, 20.12.2019
mit REAPER, VEION, SAXNOT, WELDED, Sägewerk (Neukirchen)

Seit 2011 gibt es das Schwalm-Metal-Open-Air mittlerweile. Das Open-Air-Festival in der Schwalm lautet der Zusatz dieses mit den Jahren zur festen Einrichtung im Terminkalender gewordenen kleinen Events, der sowohl umsonst und draußen als auch umsonst und drinnen stattfindet. Bezogen auf die X-Masparty hat das Sägewerk seine Pforten geöffnet. Bis auf einen im Bereich Mini-Bühne sich aufhaltenden kräftig vom Alkohol berauschten Krakeeler, der hochnotpeinliches Geblubber von sich gibt, wo heute Sofa-Sitzgelegenheiten stehen der von seinem Kumpel am Seitenrand den ihm gebührenden Einlauf verpasst bekommt, herrscht angenehm entspannt relaxt chillige Atmosphäre. Die im vorweihnachtlichen Rahmen als XMas- Party deklarierte 9. Auflage mit vier Live-Bands VEION, REAPER, SAXNOT, WELDED fand am Samstag im bewährten Ambiente statt. Durch überraschend von 19:00 auf 20:30 nach hinten verlegten Beginn komme ich in den Genuss aller Gigs.



WELDED

stiegen schon im vergangenen Jahr 2018 im Sommer-Monat August zum SMOA auf der Mini-Bühne in den Ring, wo heute Sitzgelegenheiten aufgestellt sine. Ihr flottes häufig zwischen IRON MAIDEN und KREATOR liegenden mit raffinierten progressive Tempowechseln á lá RUSH ausstaffierte Songmaterial sorgt zum Auftakt für ordentlich Stimmung, wirkt um einiges verbesserter als noch im Vorjahr.



Der WELDED- Sänger kommt gern in gebückter Haltung an den Bühnenrand, setzt sein Organ flexibel zwischen klar, kehlig und theatralischem Hochtonlage ein. Kracher der Sorte „Punished“, „Manipulation“, „You Are The One“ oder „Blinded by Greet“ werden mit Hingabe zelebriert, dabei geht die Band äußert konzentriert zu Werke. Auf unpassendes Brimborium komplett verzichend, gelingt es, ein erstes positives Signal zu setzen.

SAXNOT
bringen die Heiden- und Wikinger-Fraktion unter der Metallerschaft ins Schwitzen. Songs der bislang veröffentlichten Viertrack-Ep 'Sachsenzorn' und vom Longplay-Debüt 'In Zeiten von Blut und Feuer' des Hildesheimer Quintetts entführen das Fanklientel in eine Zeit der Vergangenheit von Sachsenbräuchen und -Geschichte. Die gut dosiert Mischung aus AMON AMARTH/TYR und THRUDVANGAR mit germanischem Textgut verfehlt ihre Wirkung nicht.

Der Exot im Billing punktet vor eigener kleiner eigens angereister Fankulisse auch regionale Besucher, denen SAXNOT noch unbekannt sind, nach Mass. Texte über Rachefeldzüge, Sachsenzorn, Schlachten, erhobene Methörner, den Genuss von Gerstensaftkaltschale, und neben den Siegen auch historisch belegten Niederlagen der Sachsen was sich viele Pagan-Acts häufig nicht eingestehen wollen - ihre Blüte erlebten die Sachsen in der Zeitepoche vom 5. - 9. Jahrhundert n. Chr., wo ihnen im Verband mit Juten und Angeln die Eroberung Englands gelang, um sieben Königreiche zu gründen, ehe im 10. Jahrhundert die Normannen kamen... aber das ist eine andere Geschichte. Auch die historisch belegte Schlacht von Dinklar 1367 in deren Verlauf ein zahlenmäßig unterlegenes Heer ein zahlenmäßig überlegenes Heer besiegte, wird erzählt. 

Das harmonische Gesamtbild stimmt. Frontmann Egar überzeugt bei Paganmetalkraftfutter vom Kaliber „Rachefeldzug“, „Sachsenzorn“, „Vom Fall der Irminsul“, „Süntelschlacht“. „Hellweg“ stimmlich sowie durch sympathisch ehrliches Auftreten. Bart, Wallemähne und Montur heben ihn optisch recht deutlich von etwas von seinen Mitstreitern ab, oft mit ensprechenden Gesiken Publikumsreaktionen fordernd pushend, selbst dabei kräftig headbangend gelingt es de bärbeissigen Gesang fließend mit heißeren Growls zu kombinieren. Die Gitarrensektion geht straigt zur Sache, einzig der zunächst dumpfe Schlagzeugsound wirkt etwas gewöhnungsbedürftig, das Problem ist jedoch mit der Zeit schnell behoben. Fäuste Recken, Hörnergabel, Headbangen... ein tanzend, tobend feierndes Publikum sprechen Bände, was gediegen begann wird zum Triumphzug für den Fünfer aus Niedersachsen.

Traditionsgemäß geht das Wikingerschiff auf „Sturmfahrt“. Ähnlich wie bei den alten Wikingern setzen sich mehrere Fans in eine Reihe, bilden ein dem Titel Rechnung tragendes Boot und rudern kräftig mit den Armen, eine wirklich effektive Übung für's Bauchmuskeltraining. Meinereiner sitzt mit im Boot und rudert, was das Zeug hält, allerdings strengt das auf Dauer etwas an. Tolle Aktion! Ein freundlicher Zeitgenosse ebenfalls mit Langhaarmähne reicht mir zwischendurch sein Glas, ich nehme den kühlen Schluck daraus mit Freuden entgegen, bedanke mich und stehe auch die gesamte Ruderfahrt bis zum Schluß durch... - Großartig! - Real METAL! Zum „Festmahl der Himmel“ wird in flottem Pagan-Beat mit erhobenem Becher zugeprostet - statt Skol wird kräftig Prost (!) gerufen - und getanzt, bis die Beine schwerer werden, wenn der Zustand „Mettrunken“ einsetzt. Die Lautstark geforderte unveröffentlichte Zugabe heißt: „Frankenblut“, sie reiht sich nahtlos wie die Reaktionen der feiernden Schaar zeigen, in die Riege bewährten Songmaterials ein... - Obwohl die Irminsul fiel, (be)steht sie nach wie vor. Q. e. d. . SAXNOT kamen, sahen und eroberten das Sägewerk durch mitreissende Performance. Darauf ein kräftiges Prost, Schwertbrüder und -Schwestern!

Am Rande notiert:
40 Minuten Umbaupause sind zuviel, dadurch verschiebt sich das gesamte Programm extrem weit nach hinten. Warum jede Band über ihre eigene Backline spielen muss (?) bleibt ebenso ein Rätsel für sich. Ambiente, Lichtanlage & Sound sind gut, das Hot Dog-Angebot für den kleinen Hunger zwischendurch geht  ok, die Getränkeauswahl ebenfalls. Noch eine kritische Anmerkung betreffs Orga: Warum wird der gleiche Opening Act vom Vorjahr geholt (?) obwohl es sinnvoller wäre, bisher nie beim SMOA aufgetretene Bands zu buchen. Leute, is nich bös' gemeint, da geht sicherlich noch einiges mehr... Soviel nur mal am Rande bemerkt. Davon abgesehen lag das SMOA selbst auf XMas-Modus geschaltet im bewährten Rahmen. Zwei in Form von Schatten an einer Art Schwertransport-Containertür aufgemalte oder -gesprühte (?) Gestalten männlich weiblicher Form sorgen für einen Hinguckereffeckt an dem aufmerksame Beobachter kaum vorbeikommen -  erinnern bezüglich ihrer Haltung auf den ersten Blick an hungrige Morlocks aus dem Filmklassiker "Die Zeitmaschine."



REAPER

haben den Slot mit VAION getauscht, was vielleicht die bessere Lösung war. So zieht die Band ihren Set kraftvoll bis zum Schluß durch und mir wird’s auch nicht mehr zu spät, denn je später die Nacht umso mehr verlassene einen die Kräfte. Da ist man in Kassel und Umgebung ganz andere Besucherzahlen gewohnt. Am Songmaterial kann's wohl nicht liegen, dass sich die erfrischend spielfreudig präsentierende Combo mit so wenig Publikum begnügen muss. Es liegt vielleicht eher daran, dass vielen deren Songmaterial unbekannt ist, wie mir die Reaktionen deutlich zeigen.

Da macht es keinen Unterschied ob man mit "Realm of Chaos" einsteigt, einen durch fette 70er-Hardrock-Riffs, rasante Geschwindigkeitswechsel, melodische Parts, Hochtongesag und sogar verstärkten Deathgrowls aufgelockerten und Groover wie „The Sun“ aus dem Hut zieht oder den „Leviathan“ ein auf Vorstellungen jüdischer Mythologie basierendes, später von der christlichen Mythologie übernommenes Meeresungeheuer die Hütte einreissen lässt, die flotte Heavy-Thrash Hymne „Wonders in the Dark“ raushaut.



Gerade mit der Schlußoffensive bestehend aus „Dark Throne“ einem chronologisch aus Albumtiteln der norwegischen Black Metal-Institution DARK THRONE zusammengesetzten Tribut, „The Iron Cross“ und dem stets Headbanging Fieber auslösenden „Fields of Joy“ können REAPER am Schluß noch punkten. Zugaberufe werden spätestens nach der ultimativen Hymne im REAPER-Set, „Lucifer Rising“ laut, zum Abschluß setzt die verdoomte Slo-Mo-Version des JUDAS PRIEST-Klassikers „Breaking The Law“ den würdigen Schlußpunkt im Sägewerk Neukirchen.

VEION
Mit auf METALLICA trifft VOLBEAT getaktetem als Eigenkomposition präsentiertem Songmaterial werden die restlich verbliebenen SMOA-Besucher im Dunkel der Nacht auf die Heimreise geschickt. Obwohl ganz ordentlich gezockt, verlassen viele bereits zur Hälfte des VEION-Sets die Location.



Immerhin trauen sich noch einige wenige vor die Bühne, um den ers reichlich spät kurz vor 2 Uhr beginnenden Auftritt mitzunehmen. Zum großen Abräumer langt es trotz deutlicher METALLICA/VOLBEAT-Influenza nicht. Da nützt auch die locker formulierte Ankündigung, das man die Ehre habe REAPER zu supporten und das REAPER den Slot mit VEION tauschten, um als deren Support zu agieren, nicht mehr wirklich allzu viel. Wenigstens erntet die Band verdient einige positive Publikumsreaktionen, womit ein ordentlicher wenngleich zu recht spät nachgerückter Zeit erfolgter Schlußstrich unter das SMOA 2019 gezogen wird.

Kleines Schlussresumeé:
WELDED starteten nicht schlecht, SAXNOT paganisierten danach das Sägewerk regelrecht, womit sie verdientermaßen die stärkste Besucher-Resonanz bekamen, REAPER überzeugten, bedauerlicherweise zeigte sich das Publikum erschreckend Beteiligungsschwach, - was ist aus der einst großen Traditions-Metal-Szene in der Schwalm bloß geworden? *Kopf schüttelt.* VEION sorgten zu späterer Stunde für grundsoliden Abgang.  Auch die 2019er Auflage des SMOA ist ihre Anreise wert gewesen, vier Bands für umsonst, unterschiedliche Stilrichtungen, lediglich zu wenig Leute. Komischerweise geht man lieber zu Konzerten die etwas kosten, statt diesen lockeren kleinen Live-Event quasi für lau mitzunehmen...? Verdient hätte es  die Veranstalter-Crew durchaus. Deswegen beschwere sich bitte hinterher niemand, der nicht da gewesen ist, es wäre nichts los in der Region. Nicht hin können aus zeitlichen, beruflichen und terminlichen Gründen ist eine Sache, nicht hin wollen, die andere... Nach diesem gelungenen schwermetallischen Jahresabschluß in der Schwalm bleibt am Ende nur noch eines zu tun:

Zum bevorstehenden Tannenbaumfest wünsche ich mit erhobener Hörnergabel...

...zunächst den Heiden innerhalb der Metallerschaft ein von Odin und Freya  g e s e g n e t e s  Y U L !

...danach den Nichtheiden innerhalb der Metallerschaft:  F R O H E  W E I H N A C H T E N !

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