ROCKHARZ 2024 - Ballenstedt
Konzert vom 03.07 - 06.07.2024
Bands: COPPELIUS, MYSTIC PROPHECY, ORDEN OGAN, SCHANDMAUL, JUDAS PRIEST, HYPOCRISY, LORDI
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ROCK HARZ FESTIVAL
Etwa gegen 14:02 Uhr Ortszeit Nachmittags eingetroffen, mit dem Bus das letzte Stück von Quedlinburg über Asmusstedt bis zum Flughafengelände Ballenstedt zurückgelegt, treffe ich ein freundliches Grüppchen Metaller aus Coburg, die mir bezüglich Infos weiterhelfen. Zunächst einmal das Festivalbändchen seitlich vom Gelände geholt merke ich schon gleich beim Blick auf die vielen parkenden Autos, die großen Campingplätze unterhalb, den Blick oberhalb zur Teufelsmaner gerichtet, wird ersichtlich wieviel hier los ist. Das dieses Festival nicht ohne Grund „Kleines Wacken“ genannt wird, macht sich mitunter daran fest, dass viele Wacken-Shirt-Träger/innen auf dem Festivalgelände sind, wobei auf den Campingplätzen alles dicht an dicht gedrängt steht (Zelte, Wohnwagen und Autos) wie beim großen Original. Auch die bunt gemischte Bandauswahl macht Parallelen zu einem gewissen Festival mit dem großen 'W' unvermeidbar. Weil ich diesen Samstag frei bekommen habe und Urlaub nehmen konnte, hieß es in Bezug auf das feine Billing kurzfristig Tagesticket besorgt - nix wie hin! Bei dem prallen Samstagbilling bietet es sich an, möglichst viel mitzunehmen. Dafür dass es erstens anders kommt und zweitens als gedacht sorgt etwas Unvorhergesehenes... doch alles der Reihe nach. Zunächst heißt es sich eine warme Mahlzeit auf dem Geländebesorgen; hungrig startet es sich nicht gut in den Tag geschweige ein solches Festival, das einen so gut bestückten Samstag aufweist. Wettermässig ist alles ok, die trotz Sonne kühleren Temperaturen sind angenehm.
Ein früher in Gebrauch der Bundeswehr befindliches Transall-Transport-Flugzeug gibt seltenen Anblick auf die Vergangenheit es zeigt mir sofort unmissverständlich dass dieses gewaltige Areal hier ein Flugplatzgelände ist. Um ein Foto von der Transall komme ich nicht herum, die ist nämlich ein Teil unverzichtbarer Flugzeugbau-Technik-Geschichte. In den 60ern konstruiert war die Transall ausgestattet mit einer Länge von 32,4 m, deren Höhe bei 12,4 liegt mehr als 50 Jahre bis 2021 in Betrieb deren Flughöhe bei maximal 8.000 m lag, ehe sie ausgemustert wurde. Feiner Anblick am Nachmittag. Jetzt aber ab und los zum Gelände!
Auf der Bühne steht bereits eine Band, die etwa die Hälfte ihres Sets absolviert hat. Die ersten Eindrücke mitnehmend, offenbart sich mir etwas in der Form noch nicht gekanntes. Vor Überraschungen ist man bekanntlich nicht gefeit so auch diesmal.
Das ROCK HARZ hat gegenüber anderen Festivals einen riesigen Vorteil - zwei gleichwertige Bühnen, - Rock Stage und Dark Stage. Solch eine Bühnenkonstellation findet sich nur auf ganz wenigen Festivals.Zeitüberschneidung zwischen Auftritten der Bands werden im Programmablauf geschickt vermieden. Besucher haben somit die Möglichkeit, jeden Auftritt aller Bands mitzuerleben. Verfügbare Wasserhähne im gesonderten Bereich auf dem Platz sind wichtig weil unentbehrlich für's Händewaschen nach dem Essen oder WC-Gang.
Am Rande erwähnt:
Neben der am Eingangsgelände platzierten Transall für viele Jahre das Bundeswehr-Transportflugzeug nehme ich nebenbei zur Kenntnis, dass die beliebte Kinderserie Sesamstraße ihre Jubiläumsshow im Gepäck hat, und auch der Blick über's Gelände mit der Teufelsmauer, wo sich schön wandern lässt, ist nach wie vor ein Hingucker.
COPPELIUS
Verbinden Kammermusic mit Hardcore und nennen es gesunder Logik zufolge = Kammercore. Zugegebener maßen kenne ich kein Stück dieser abgedrehten in Barockkleidung auftretenden Band, bin allerdings mittendrin überrascht, aufeinmal kommt mir ein Cover des IRON MAIDEN-Songs „Charlotte The Harlott“ zu Ohren – eine Rarität die man weder vom Original noch als Cover selten geboten bekommt (glaube doch wohl ich hör nicht recht – aber: Stimmt!). Gewagt, aber Gut umgesetzt! Für das Covern von IRON MAIDEN Stücken sind COPPELIUS bekannt, wie meine Recherche ergab. Die Berliner Kammercoreler bekommen den Spagat zwischen Irrwitzigkeit, Heavyness, ihrer eigenen Schrägheit inklusive elegantem Unterton mit Eigenwiederkennungswert hin. Zugegebenermaßen kenne ich kein Stück der Band, doch sie hat ihr Publikum völlig im Griff, sich an den Ansagen ihres Sängers, der auffälligen Optik sowie der folgenden Resonanz und dem gesamten Entertainment der Band erkennen lässt. Bei der Band überkommt mich das Gefühl, dass sie nicht zum ersten Mal beim ROCKHARZ-Festival aufschlägt, laut Festival-Historie ist es bereits der Fünfte Auftritt.
Damit weiß ich spätestens nach dieser Darbietung was Kammercore ist – so geht Horizonterweiterung im klassischen Sinne. Weil mich gerade nachdem ich keine vollständige Mahlzeit zu mir nahm als ich meine Reise in den Harz antrat, Hunger plagt, ist ersteinmal eine große Portion Rigatoni-Nudeln fällig, um richtig Kraft zu Tanken... Deshalb auch kein BandFoto... doch der Name COPPELIUS bleibt haften... Welch lohnenswerter Blick über den Tellerrand hinaus, der signaliserte, dass es auf dem ROCK HARZ etwas zuvor unbekanntes dennoch interessantes zu entdecken gibt!
MYSTIC PROPHECY
Nach soviel ungewohnter Musik, nun das Haupt-Genre weswegen das verfassende Individuum dieses Berichtes in Ballenstedt ist: H e a v y M e t a l ! Den liefern MYSTIC PROPHECY vom ersten bis letzten Ton direkt ab Quelle. „Metal Division“, „Burning Out“ und „Kill Hammer“ sorgen gleich mal für gelungenen Einstieg. Mit diesem vollen Pfund von Auftakt-Triple bestens auf's Festival eingestimmt, schmeckt das Essen von der Bude, die mir eine gut aufgelegte freundliche Bedienung nach Bezahlung reicht - eine Großportion Rigatoninudeln mit Parmesanstreußelkäse umso besser nämlich doppelt so gut.
Nach dem schon ordentlich einstimmenden Eingangsdoppel heißt es auf zu MYSTIC PROPHECY! Nach dem starken ROCKHARD-Festivalgig packt mich der mit zwei Topgitarristen die herrlich filigran spielen und Posen wie die Großen erentu. Sänger Lia ist wie schon beim viel kleineren und überschaubareren Rock Hard-Festival (30.000 Leute beim ROCKHARZ und ein riesiges Gelände voller Imbissbuden vom Döner bis zur Pizza über Nudeln und Thai Gerichte sowie Kaffeeständen und anderem ist doch eine ganz andere Hausnummer!) wieder hervorragend aufgelegt gibt mit seinen lockeren Sprüchen den Entertainer, einschließlich opulenter Mimiken und Gestiken während sich die Gitarrenfraktion wieder in coole Posen wirft.
Die Band sprüht vor Begeisterung verbunden mit hoher Spielfreude, hat Spaß am Auftritt, schafft es die Metalfans zu motivieren, und selbst dem ein oder anderen Nichtmetaller auf dem ROCKHARZ ein anerkenndes Kopfnicken abzuringen. Als Kluger Schachzug erweist sich, das Speedgeschoss „Hellriot“ mit unverkennbaren Riffroot-Influenza in den Set zu nehmen, es stimmt die anwesende Metallerschaft schon mal kräftig auf den später kommenden Headliner JUDAS PRIEST ein. Abgefeiert werden des Weiteren der tempo gedrosselte Faustrecker „Dracula“ sowie die Hymne „Ravenlord“ und am Ende kommt „Metal Brigade“ um lautstark auszurufen was wir Metalfans sind!
MYSTIC PROPHECY hatten viel Spaß und sorgten für einen guten Einstand. Nach dem gelungenen Auftakt harre ich der Dinge die kommen bin insgeheim schon auf die nächsten drei Bands eingestellt... aber dazu soll es leider nicht mehr kommen.
Unwetterwarnung und Besucher-Evakuierung.
Der Nachmittag verspricht mit Auftritten der Schwedischen AOR-Heldengarde NESTOR, den Folkdoomern AVATARIUM und abwechslungsreich zu werden, doch dazu kommt es nicht, denn das gab es in der Festival-Historie des seit immerhin 1993/94 bestehenden Festivals noch nie. Ein gewaltiges Unwetter mit Blitz, Donner und schweren Regengüssen zieht über das Gelände. Das Veranstalterteam reagiert unverzüglich. Per Ansage wird mitgeteilt, dass alle Besucher binnen der nächsten Minuten verlassen und sich Unterstand vor dem Unwetter suchen müssen. Ein echtes Novum in der Festivalgeschichte des ROCK HARZ: Erstmals muss der gesamte Platz komplett evakuiert werden, alle Besucher werden gebeten, das Gelände umgehend zu verlassen und alle die keinen Zeltplatz haben sollen zum eigenen Schutz in das Auto von anderen Besuchern mit genommen werden. Ich habe Glück, das mich ein bekanntes Paar entdeckt und dem Unterfangen Folge leistet. Dafür an dieser Stelle nachträglich ein kräftiges Danke an Nobby und Jenny.
Nach dem das Gewitter vorüber gezogen ist, ohne größere Schäden zu hinterlassen, das Gelände wieder betretend, schaue ich wer als nächstes auf dem Plan steht – siehe da eine Band, die mich beim Hessentag in Fritzlar nicht wirklich allzu sehr begeisterte... weil schon drei wichtige Bands ausfielen die für nächstes Jahr erneut gebucht wurden, überlege ich mir was am besten mit dem Tag anzufangen ist.
Gespräche mit einigen Bekannten führen, danach steht eine Band auf dem Plan, die mich auf dem Hessentag nicht so sehr überzeugte, allerdings kenne ich von den Power Metallern bessere Gigs, weshalb ich nun gespannt bin wie sich erwähnte Combo auf dem ROCK HARZ schlägt, während sich mein inneres Gefühl bestätigt:
ORDEN OGAN
sind keine Unbekannten auf dem ROCK HARZ, wo sie schon mehrfach auftraten, was schnell an der geballten Fan-Resonanz bei der umjubelten Einsteigerhymne "F.E.V.E.R." deutlich erkennbar wird, deren catchy Refrain in und auswendig mitsingbar ist.
Seeb's Mitsingspielchen und Späßchen funktionieren wie gehabt. Hier auf dem ROCK HARZ gefällt mir die Band wesentlich besser als auf dem Hessentag in Fritzlar. Die Stimmung unter den Gästen ist sehr gut, was bei Nummern wie „MoonFire“ vom brandneuen Studioalbum 'The Order of Fear' umso intensiver zu Buche schlägt. Die eine Seite singt... „Moon“ so laut wie ihr könnt, die andere Seite singt so laut wie ihr könnt: „Fire!“„Gunman“ der Titeltrack vom 2017er Studioalbum ist wie schon auf dem Hessentag vertreten. Zu „The Order Of Fear“ erklärt Seeb die Namensherkunft seiner Band. Die Gitarrenfraktion Nils Löffler/Patrick Sperling und Bassist Steven Wussow lassen im Powespeedtempo die Seiten glühen.
Beim ORDEN OGAN -' Evergreen' „Cold Dead And Gone“ - anders lässt sich dieser trotz flottem Power Metal zwischenzeitlich zum gemütlichen Dschunkeln in Bierseeliger Stimmung bestens geeignete Song bezeichnen, wird’s witzig wenn Seeb zwischendurch die Leute darauf einstimmt, im Refrain auf „And So we are...“ „Bier Bier, Bier Bier!“ Zu singen. Ein weiterer zu den Bandklassikern zählender Song "The Things We Believe In" passt sich gut ins Gesamtbild ein. Die ORDEN OGAN, ORDAN OGAN-Rufe werden lauter, das ROCKHARZ-Publikum ist eingestimmt... und danach geht es wieder in bewährten Turnus über „And So We Are... - „Cold Dead and Gone!“ schallt es diesmal stimmgewaltig aus dem Publikum zurück - wie es sein Muss. ORDEN OGAN verabschieden sich und werden mit donnerndem Applaus entlassen.
Heute haben mich ORDEN OGAN überzeugt. Da SOILWORK, wo es richtig voll wird, (stilistisch) trotz extrem gefüllten Platzes nicht mein Ding sind, dreht meinereiner zwischenzeitlich die Runde über den Platz.
SCHANDMAUL
sind ebenfalls alte Bekannte auf dem ROCK HARZ und bei Betrachtung aller vorherigen Gigs d i e wohl beliebteste zahlreich Geschmäcker vereinigende Band des gesamten Festivals - sogar harte Metaller (JUDAS PRIEST-Fans) können sich dem Klangzauber des süddeutschen Medieval-Folk-Rock-Ensembles nicht entziehen. Bei SCHANDMAUL steht der ganze Platz Spallier, was ein in der Tat äußerst beeindruckendes (Gesamt)Bild abgibt. Selbst die Band ist angetan von dieser gewaltigen Fanresonanz. SCHANDMAUL sind unglaublich breit aufgestellt. Wenn der „Knüppel aus dem Sack“ geholt wird, steigt der Stimmungspegel das Publikum tanzt und tobt! Dazu tragen sympathische Gastsänger-Auftritte wie von dem ebenfalls im Mittelalter-Rock-Genre beheimateten SALTATIO MORTIS-Sänger Jörg Roth alias Alea, der Bescheidene ("Hexeneinmaleins" und "Die Tafelrunde") mit bei.
Für den etatmässigen SCHANDMAUL-Sänger Tomas Lindner steht heute ein anderer auf der Bühne, der seinen Job als Ersatz für den Hauptsänger ins Team gerückt mit elegantem roten Hemd sieht er aus wie ein Büroangestellter, vorzüglich macht. Das gute Dutzend unwiderstehlich fesselnder Songs zum lautstark feiern, ausgelassen Tanzen, mitsingen, gröhlen die so ziemlich alle ihre Spannungsmoment haben („Krieger“, „Hexeneinmaleins“, „Traumtänzer“, „Tatzelwurm, Der Pfeifer und „Königsgarde“ erzeugen Stimmung wie im Stadion. Der Mittelalterlich rockende Schergentrupp verteilt gewaltig Rundschläge die weit über das Harz-Gelände wofür auch der „Knüppel aus dem Sack“ sorgt und wenn der Sänger am Ende nocheinmal mit weit ausholend herum gehender Zeige- Fingergeste ins Publikum deutet und das ganze extrastark betont ins Mikro brüllt: „Knüppppel aus dem Saaaaaack!!! Mit einem Mal ist der ganze Platz hellwach!
Bei der Ankündigung: „Seid ihr Bereit für die Walpurgisnacht“ hallt es ganz laut „Jaaaaa!“ über's Gelände. Das passt auch gut zur Festival-Philosophie. Die Brocken-Hexe gehört zu den Markenzeichen des ROCKHARZ-Festivals. Der Liebessong „Dein Anblick“ zeigt, dass es auf dem ROCKHARZ keine Wall Of Dead braucht, „Das ist zu gefährlich“, wie der SCHANDMAUL-Sänger zu verstehen gibt, sondern eine „Wall of Love“, wo sich alle gegenseitig umarmen... irgendwie passt dieses NIedlichkeitsgetue zu der durch den Äther schwirrenden Glücksgefühl-Welle. SCHANDMAUL stürmen auch ohne Wall of Dead Brücken und reißen ganze Emotions-Wälle ein. Zum kuscheligen Rausschmeißer „Dein Anblick“ wird sogar später noch der Refrain als die Band schon mitten im Begriff ist die Bühne zu verlassen, noch minutenlang inbrünstig weiter gesungen. Wow!
Nach beeindruckender Vorstellung von SCHANDMAUL komme ich in den Genuß (neben den später auftratenden Schweden Death Metallern HYPOCRISY) meiner Hauptband, weshalb es mich unmittelbar nach Ballenstedt zieht: JUDAS PRIEST! Ein von der ebenfalls in Birmingham geborenen Heavy Metal-Legende BLACK SABBATH zur Eröffnung verwendetes Songintro zur Bandtitelhymne macht unmissverständlich wer als nächstes auf der Dark Stage aufschlägt:
JUDAS PRIEST
Zu derart vorgerückter Abendzeit schon um 20:50 Uhr als Headliner auftreten zu müssen ist selbst für eine Große Heavy Metal-Legende wie JUDAS PRIEST außer gewöhnlich, doch die Motivation der Herren Faulkner/Halford/Sneap/Hill/Travis ungebrochen. Ohne viel Federlesens mit „Panic Attack“ dem Opener vom aktuellen 'Invinciple Shield'-Studio-Output startend, geht jetzt heftig die Post ab und auch beim schreibenden Individuum springen sämtliche Sicherungen im Quadrat raus!
JUDAS PRIEST rocken das Ambiente als vorgezogener Headliner mit geradezu Wahnsinniger Energie fast ohne Zeit verschwendende Ansagen und das beinahe 120 Minuten am Stück von Anfang bis Ende, - mit einer Setlist über die sich kein JUDAS PRIEST-Fan beschweren darf, es sein denn er/sie zählt nicht wirklich dazu.
Auf ein Stimmung weckendes „Panic Attack“ folgen „Another Thing Coming“, „Breaking The Law“, der flotte Powergroover „Rapid Fire“, dem sich die Speedgranate von Titelsong „Invincible Shield“ nahtlos anschließt, lässt die Herzen der treuen JUDAS PRIEST-Anhängerschaft höher schlagen. Rob Halford singt wie zu besten Zeiten, seine Bühnenpräsenz ist nach wie vor unerreicht. Richie Faulkner/Andy Sneap bilden zusammen mit Bassist Ian Hill ('The Machine') eine arschtight groovend agierende in jeder Hinsicht unschlagbare Gitarrenfront, während Schlagzeuger Scott Travis seine Vorderleute mit kraftvollem Punch antreibt, das beste aus sich herauszuholen. - Traditioneller Heavy Metal im klassischen Sinne vom Feinsten!
„Devil's Child“ und „Sinner“ fügen sich nahtlos in den Gesamtset, am tanzbaren Groovehappen „Turbo Lover“ führt sowieso mal wieder kein Weg vorbei. Gibt es jemals auch nur ein Priest-Konzert wo die Nummer nicht läuft? Ebenso unverzichtbar das bewährte FLEETWOOD MAC-Cover „Green Manalishi“, (With The Two Pronged Crown“), gefolgt von dem Song, den die meisten selbst nicht restlos überzeugte Priest-Fans hören wollen: „Painkiller“ - sofort ist der Smartphone-Wald gepflanzt, Handy's schießen wie Pilze aus dem Boden nach oben in die Luft, weil jeder bei dem Stück Fotos machen will... „Victim Of Changes“ löst bei gestandenen Metalsemestern Glücksgefühle in Serie aus. Richie Faulkner brilliert durch Leadsolofinessen als Weltklassegitarrist der sein gesamtes Griffbrettrepertoire rauf und runter spielt.
Im Zugabeblock mit „The Hellion/Electric Eye“, der Metaller & Bikerhymne „Hell Bent For Leather“ (Rob fährt wie gewohnt mit Harley Davidson auf die Bühne, nimmt das Mikro und singt), während vom Startweg die Post abgeht, ehe zum tanzbaren Rocker „Living After Midnight“ nocheinmal kräftig ein Fass aufgemacht wird, ehe Schluß ist. Nach Beendigung der Livesession verspricht die Band angekündigt von Rob Halford, im Zeichen ihres bewährten Kampf-Slogans... Saturday Night... and the Priest will be back! Nächstes Jahr auf's Festival zurück zu kommen. - Unglaublich, - was für ein grandioser Auftritt! Komme bitte keiner mit Floskeln wie "der und der Song hat gefehlt, das gibt Punktabzug“. Solche Stinkerkommentare sind wie die Fruchtfliege auf der Butter selbstredend vollkommen überflüssig. - Die Metal Gods haben's wieder allen gezeigt!
Nach dem Gig läuft noch die elegante Gruppenumarmungen auslösende QUEEN-Welthymne „We are The Champions“ demzufolge dürfen sich JUDAS PRIEST in Gentleman-Manier als feiern lassen. Wer (IRON MAIDEN ausgenommen) bringt die Essenz des echten Heavy Metals besser auf die Bühne als JUDAS PRIEST?
Mit dieser Setlist Rockten JUDAS PRIEST den Harz:
War Pigs (BLACK SABBATH-Klassiker vom Band)
Invincible Shield Anthem (ebenfalls vom Band)
1. Panic Attack
2. You've Got another Thing Comin'
3. Rapid Fire
4. Breaking The Law
5. Riding On The Wind
6. Devil's Child
7. Sinner
8. Turbo Lover
9. Invincible Shield
10. Victim Of Changes
11. The Green Manalishi (With The Two Pronged Crown)
12. Painkiller
13. The Hellion/Electric Eye
14. Hell Bent For Leather
15. Living After Midnight
Am Rande erwähnt:
Neben der am Eingangsgelände platzierten Transall für viele Jahre das Bundeswehr-Transportflugzeug nehme ich nebenbei zur Kenntnis, dass die beliebte Kinderserie Sesamstraße ihre Jubiläumsshow im Gepäck hat, und auch der Blick über's Gelände mit dem Teufelsstein (Name recherchieren!) auf dem sich die Kapelle befindet, wo sich schön wandern lässt, ist nach wie vor ein Hingucker.
Nach der atemberaubenden JUDAS PRIEST-Vorstellung richtet der Veranstalter das Wort an die Besucher. Da bleibt es zunächsteinmal ruhig auf dem Platz, während sich ein Teil des über 200köpfigen Helferteams auf der Bühne versammelt hat, um den Worten des Ansagers Thorsten "Buddy" Kohlrausch zu lauschen, den ich 2007 damals auf dem Abschiedskonzert in erster Reihe mit seiner Band DARK OF DAWN auf dem Festivalgelände Osterode-Förste erleben durfte, (der Campingplatz lag im Osteröder Ortsteil Dorste), bis der Wechsel 2009 zum größeren Flughafengelände Ballenstedt erfolgte. Die Gründung der VERUGA GMBH zur Leitung des beständig wachsend größer werdenden Festivals erfolgte schon 2006 noch vor dem Wechsel nach Ballenstedt. Auch das 2013er ROCKHARZ für das ich damals einen umfangreichen Bericht verfasste ist noch sehr gut in Erinnerung,- es was ein tolles vor allem erlebnisreiches Festival! Extrem Bunt gemischt war das ROCK HARZ ohnehin seit jeher. Mit NDH (Geschmäcker sind verschieden) kann ich ehrlich gesagt nichts anfangen, doch was sonst geboten wird, da ist immer auch so einiges für mich dabei.
Festival-Verabschiedung vor den letzten Bands:
Der Veranstalter bedankt sich nocheinmal bei den ingesamt über 300 Helfern von denen ein Teil auf der Bühne steht und beim engagierten Publikum für ein trotz Unwetterkapriolen herrliches Festival und würde sich freuen zahlreiche Fans im nächsten Jahr 2025 wieder zu sehen. Am Schluß lässt er per Ansage betreffs Einstimmung verlauten, dass noch einige Bands austehen, die gewaltig Bock auf's Festival und die Fans haben... u. a. HYPOCRISY... - sind für mich ein unumgängliches M u s s!
HYPOCRISY
Peter Tägtgren und Co endlich mal wieder live on Stage..! Darauf habe ich schon einige Jahre warten müssen. Fein, dass sich nun Gelegenheit dazu bietet. Anfangs ist der Sound bei „Fractured Millennium“ noch nicht optimal eingestellt, es dauert ein wenig bis die Soundtechnik endlich merkt, dass es arge Schwankungen gibt, was auch HYPOCRISY-Bandboss Peter Tägtgren zwischendurch mit Blick nach Hinten freundlich moniert ehe der Lautstärkeregler nach oben gedreht wird. Merke: Heavy Metal insbesondere Death Metal funktioniert mit sträflich zu leise gestellten Verstärkern einfach nicht. Wir sprechen von Death Metal (!) nicht AOR, Kuschel, Glam- oder Schmuserock! HYPOCRISY-Bandchef Peter Tägtgren gibt mitten Laufe des Sets den Leuten der Technik zu verstehen, dass ihm der Druck auf der Gitarre fehlt. Darauf sollte nächstes Jahr unbedingt besser geachtet werden!
Spätestens als die Lautstärke erhöht wird, gibt es den ersten Pit auf dem Platz, das nun zahlreich auf extremeren Metal schwörende Publikum gerät in Wallung. In der Mitte bildet sich ein heftig abgehender Pit. Der zumeist von Keyboardamples unterlegte Sci-Fi-Horror-Death Metaltrip nimmt seinen Lauf... Atmosphärenlastige Death Metal-Hämmer der Härtekategorie „Fractured Millennium“, „Eraser“, „Children Of The Gray“ oder „The Final Chapter“ bringen pures Gänsehautfeeling auf den Platz, es weht ein peitschender Wind, ebenso eine tonnenschwer rollende Grooves fahrende von stimmungs vollen Keyboardsamples düster melancholisch unterlegte Killersoundwand siehe u. a. „Fire In The Sky“und zur Auflockerung zwischendurch streuen Tägtgren & Co. den ein oder anderen Knüppeltrack wo Keyboardpräsenz obsolet ist, während allein brutales Hypergeschwindigkeitsgebolze im Stil von Abreissern wie „Don't Judge Me“ und „War Path“ regiert! HYPOCRISY schreddern alles in Grund und Boden, während Synchron-Propellerheadbanging betrieben wird. Entsprechend trennt sich innerhalb des Publikums die Spreu vom Weizen, es wird erkennbar, wo die harten Metaller zu finden sind.
„Roswell 47“ der UFO-Absturz in der Nähe von Rosswell (US-Bundesstaat New Mexico) markiert als Krönung eines Songauswahltechnisch gelungenen, zeitweise einiger Schwankungen unterlegenen Gigs. Unzufrieden verlässt kein Death Metalfan den Platz, wenngleich der ungleichmässige Gitarrensound nach dem Gig heiß diskutiertes Thema wird.
Diese Setlist brachten HYPOCRISY auf dem ROCK HARZ:
1. Fractured Millennium
2. Adjusting The Sun
3. Eraser
4. Impotent God
5. Chemical Whore
6. Don't Judge Me
7. Children Of The Gray
8. Fire In The Sky
9. War-Path
10. The Final Chapter
11. Roswell 47
LORDI
Finnlands Grand Prix Eurovisions-Sieger von 2017 bringen nocheinmal richtig Stimmung zu später Nachtzeit auf den Platz, die Lautstärke dröhnt bis Weit über das Gelände hinaus. Nur so manch dämliches ins Mikro rein gelabertes Prollo-Geschwafel über sagen wir es mal so... Praktiken sexueller Art, die weder etwas mit dem Festival zu tun geschweige denn etwas dort zu suchen haben, könnte sich Mr. Lordi besser schenken. Darüber trösten auch monströse Rock-Groover wie "Devil Is A Loser" nicht hinweg.
Ihre besten Hits haben sich die Kostümierten mit „Would You Love a Monsterman?“ und „Hard Rock Haleluya“ zum packenden Schluß aufgehoben. Jetzt wird nocheinmal kräftig Getanzt, die Emotionen schlagen hohe Wellen.
Die Mittelalter-Folkrockcombo FAUN entfällt wegen der späteren Nachtzeit in Berücksichtigung der weiten direkt nach LORDI anzutretenden Heimreise.
Festival-Nachwort:
Bei der Evakuierungsmaßnahme für die Besucher hat der Verasntalter vorbildliche Arbeit geleistet. Das Festivalgelände war binnen weniger Minuten geleert. Das ROCK HARZ ist das sauberste aller Festivals, da wird nichts liegen gelassen, sondern alles an Müll was anfällt ordnungsgemäß entsorgt. Wer's nicht glauben mag, kann sich gern mal auf der ROCKHARZ-Homepage unter dem Festival-Nachwort: ROCKHARZ 2024 IS HISTORY! HEADING FOR ROCKHARZ 2025!
das hierzu gehörige kleine DokumentationsVideo anschauen, welches in Sachen Hinterlassen der Campingplätze das komplette Gegenteil des Mega-Festivals mit dem großen W im Hohen Norden zeigt. Genau so gehört es sich. In der Hinsicht bleibt das ROCKHARZ vorbildlich sauber!
Zahlreiche Verkaufsstände, vielseitige Essensstände und flexible Getränkeauswahl sowie das stilistisch breit aufgestellte, kunterbunt gemischte Billing auf einem hervorragenden Gelände in freier Naturlandschaft ließen für Festivalbesucher nichts zu Wünschen übrig. Fünf Euronen für einen kleinen Becher Cola sind allerdings schon recht happig. Über diesen Punkt sollten sich die Veranstalter trotz gelungenem Festivals Gedanken machen. Feine Gigs des englischen Heavy Metal-Bollwerks JUDAS PRIEST und eine kompromisslos alles wegblasende Session der schwedischen SciFi-Death Metal-Institution HYPOCRISY, das überragende SCHANDMAUL-Gastspiel worüber sich festhalten lässt, dass trotz Aushilfssängers der seine Sache ganz hervorragend machte, ein Megahappening von der Bühne ins Volk gebracht wurde. Beeindruckende Gigs der wie schon beim ROCK HARD überzeugenden Traditions Metal-Combo MYSTIC PROPHECY und der Power Metaller ORDEN OGAN sowie manch faustdicke Überraschung (COPPELIUS!) und LORDI zum Schuß waren die Reise nach Ballenstedt im Harz trotz drei Bands kostender Unwetterkapriolen, wert. Alle drei entfallenen Acts, NESTOR, DRACONIAN und AVATARIUM sind laut Veranstalter-Bekanntgabe für kommendes Jahr 2025 gebucht, wenn das ROCK HARZ in die nächste Runde geht. Bis dahin heißt es abwarten, schauen was noch dazu kommt. Ursprünglich 1993 gegründet, hat sich das Festival über viele Jahre gemausert und Kapazitätentechnisch ausgedehnt. Gegründet vom Verein Rock und Kultur am Harz e.V meldet das einst auf Anhängern stattgefundene Festival seit 2012 konstant jährlich ausverkauft! Und ein Teil der Tickets ist bereits vergriffen... Gerüchten zufolge, dass es noch größer werden soll, wirkt die Hoffnung entgegen, dass die bisherige Festivalbesucherzahl nicht erhöht wird, womit dieser tolle Event einschließlich erstklassigem Gelände der bei grandioser Festivalatmosphäre in umfangreicher Festivallandschaft hierzulande dank vieler fleißigen Helfer und -rinnen hoffentlich sehr lange noch erhalten bleibt..!
Fotos und Bericht: Michael Toscher