TANKARD - Kassel
Konzert vom 28.09.2024
Guests: VICTIM + ERASEMENT
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TANKARD
VICTIM
ERASEMENT
ERASEMENT
entgehen mir bedauerlicherweise durch Zugverspätung, weshalb das tonnenschwere Stahlungetüm erst gegen 20:00 in Wilhelmshöhe eintrifft, und zum Erstaunen des Verfassenden Individuums dieser Zeilen sogar noch weitere Minuten Verspätung draufpackt. Grund dafür ist ein großes den Bahnhof Wilhelmshöhe sicherheitshalber abriegelndes SEK-Aufgebot. Aus dem Bahnhoflautsprecher lautet die Mitteilung aufgrund behördlicher Angelegenheiten erfolge die Zugverspätung. Eine aus bestimmtem Grund verständliche Maßnahme, für mich leider ungünstig, da zu befürchten steht, die erste Band zu verpassen, der Zug hat bereits 25 Minuten Verspätung. Im weiteren Fahrtverlauf kommen weitere 15 Minuten dazu und siehe da, - es ist beim Eintreffen in der Location passiert. Die letzte halbe Minute dringt mir noch ins Ohr, dann ist Schluß; somit entfällt die Nachlese. - Shit Happens!
VICTIM
Als nächstes noch bevor TANKARD kommen steht das Thüringer Trio VICTIM auf der Bühne. Die Mischung aus ganz frühen METALLICA und KREATOR reißt mich wie bei allen bisher gesehenen Auftritten des Thüringer Trios heftig mit. Angefangen von „Cold World Slavery“ über das unverzichtbare „Nuclear Nightmare“, den neu vorgestellten Song „Police Brutality“ bewährte Live-Thrashfetzer wie „Cthulu“ bis „Cut“ überzeugt das Trio durch Power, Dynamik, Vorwärtsdrive – Thrash Metal-typische Eigenschaften, für die der Begriff in allen Belangen steht!
Die gleiche Setlist wie am Vortag beim Erntedrunk-Fest präsentierend lassen VICTIM vor zahlreich Anwesenden im recht gut, - noch nicht komplett gefüllten - Kulturzentrum Schlachthof auftretend aggressive Gitarrenriffakkorde sprechen. Angefeuert von einem sich im Laufe der Zeit zunehmend mehr auf das Trio sich einlassenden Publikum können VICTIM mehr als respektabel punkten, ehe der große Headliner die Bühne betritt und sich anschickt, den Schlachthof zu zerlegen...
Zahlreiche TANKARD-Shirts lassen bereits erahnen, welcher Band der nächst folgende Headliner-Gig obliegt, denn als nächstes kommt Hessens Thrash-Elite...
Hessens beste Metalband, aus dem Elitekreis der sogenannten Big 4 des Teutonic Thrash – seit langem nicht mehr wegzudenken: Vorhang auf, Bühne frei für...
TANKARD
Thrash bedeutet nicht einfach durchweg plump drauflosdreschen, sondern auch kräftig Show Entertainment. Wenn es eine Thrashkapelle gibt, die das seit 42 Jahren verinnerlicht hat und beherrscht wie keine andere, sind es TANKARD! Die alten Säcke können es nach über insgesamt vier Dekaden heute besser denn je. Schon die Einleitung von Frontmann Gerre - „Seid ihr bereit... für ein wenig... - Oldschoool Thraaash Meeetaaalll?!? Läuft runter wie Öl. Frankfurt's 1982 gegründete Thrashinstitution wird ihrem legendären Ruf vor pünktlich bevor es losgeht, proppevoller Kulisse als exzellenter Live-Act der jede Location in ein Tollhaus verwandelt, gerecht, obgleich das Kulturzentrum Schlachthof keine Disco ist.
TANKARD haben sich gerade in den letzten zehn Jahren zu einer immens packenden Live-Band entwickelt, die von ihren Fans nach allen Regeln der Kunst völlig zu Recht abgefeiert wird. Allein das Auftakttriple „One Foot Into The Grave“, „The Morning After“ und „Rapid Fire“ macht soviel Stimmung, das jeder Anwesende spürt, dies wird ein besonderer Abend! Exakt so kommt es auch: Da geht richtig die Post ab, sowohl beim Headbangen, Mitgröhlen und im tobenden Moshpit! Gerre ist eine Rampensau wie sie im Buche steht, pausenlos von einer Bühnenseite zur anderen laufend, Konversation mit den Fans führend. Frank Thorwarth dem immer mal ein breites Grinsen über's Gesicht huscht gilt neben Sänger Andreas 'Gerre' Geremia als Bandurgestein - beide machen seit 1983 gemeinsame Sache bei TANKARD, er versprüht literweise Bock auf Rock und Laune pur! Der top aufgelegte Bassist zupft, was das Zeug hält und wirft sich in gewagte Posen, das kommt an! Gitarrist Andy Gutjahr rifft was die Axt hergibt, soliert spritzig nahezu aberwitzig in schräger Pose, kommt häufig nahe an den Bühnenrand von den Anfeuerungsrufen der Fans begleitet gibt Kostproben seiner Solierkunst. Schlagzeuger Gerd Lücking, gebürtig im Ruhrpott, erst seit diesem Jahr neu ins Band Line Up gerückt, nimmt den Platz von Olaf Zissel hinter der Schießbude ein, erledigt seinen Job amtlich hervorragend. Der Schlagzeuger macht heftig Dampf hinter der Schießbude, verdrischt Becken und Felle mit soviel kraftvollem Punch, was die Vorderleute permanent zu Höchstleistungen antreibt.
Häufiger als früher massiv eingebaute Midtempopassagen sind Garant für ein Meer in die Luft gereckter Fäuste wobei die Fans den Refrain lauthals mitgröhlen. Frontmann Gerre mit seinen lockeren Sprüchen bleibt der Obersympathicus im Thrashsektor, dessen Laune regelrecht ansteckt. Gerre reißt die Arme nach oben, gestikuliert, fordert das Publikum auf mitzumachen, reckt die Faust, deutet mit dem Zeigefinger nach oben in Richtung Saal-Decke, bedankt sich höflich und überschwänglich mit entsprechender Gestik sowie speziell an die Fans gerichteten Worten „ohne deren Unterstützung 42 Jahre Thrash Metal nicht möglich wären...“ und ist vom anwesenden Publikum innerhalb der Location völlig hin und weg... Unterhaltungsfaktor kommt sobald Gerre lebhafte Kommuikation von der Bühne mit den Fans betreibt beim Mainhattan City-Thrashvierer generell nicht zu kurz.
Als Gerre die Die Hard Fans fragt, ob sie den nächsten Song kennen, von welcher Platte der stammt und im welchem Jahr entstand, tritt ein solcher mächtig stolz auf sich, der alle Platten von den Frankfurter Bierthrashern besitzt auf entgegen gesetzt linker Seite ziemlich weit am Rand stehend bei der Antwort betreffs der Songhymne „Freibier für Alle“ (zu finden auf dem 1992 erschienenen 'Stone Cold Sober'-Album!) mitten ins Fettnäpfchen. Sich um nicht weniger als 14 Jahre (!) zu verschätzen, jau, - dazu gehört schon was! Neben mir stehende Die Hard-TANKARD-Fans die alle Tonträger haben, zeigen sowohl erstaunte wie auch lächelnde Mienen, der Stimmung tut es keinen Abbruch. Da muss jemand aber ziemlich tief ins Glas geschaut haben? Daraufhin verdünnisiert sich der Fan ganz schnell. Peinlich und lustig zugleich. Gerre kommentiert's auf seine Art mit einem locker das Malheur ausbügelndem Spruch, - ehe die ultimative Thrashparty-Parole „Freibier für Alle“ (sonst gibt's Krawalle!) alles außer RAnd und Band geraten lässt. - Eine von Anfang bis Ende ausgelassene Mega-Stimmung vor zahlreich versammelter Thrash-Fankulisse mit nur das Beste von TANKARD präsentierender Setlist bringt die Hütte gewaltig zum Beben!
Überall, wohin der Blick reicht - breit grinsende und erfreut lächelnde Gesichter, - Phänomenal!
Sogar Cappucino-Trinker bekommen ihren Song gewidmet... hahaha, - Dank Bassist Frank Thorwarth, der laut Gerre's Ansage sogar ausdrücklich darauf bestand. Zum Schluß gilt folgendes bei den Frankfurter Bier-Thrashern ungeschriebene Gesetz: Kein TANKARD-Konzert ohne leeren Bierkrug! Gerre fragt erneut und richtet seine Worte diesmal an ausnahmslos alle Anwesenden Metaller im Saal: „Seid ihr noch ein wirklich allerletztes Mal ich meine damit jeden hier im Saal - bereit, zusammen mit uns durchzudrehen?!?“ Gesagt, getan, „Empty Tankard“ markiert das Ende eines hochkarätigen Live-Spektakels, das kein T-Shirt ungeschwitzt ließ. Zahlreich glückliche Fans dürfen Gerre & Co. am Ende vom Gig noch die Hand schütteln. Klatschnass geschwitzt, glückseelig und bester Laune nach einem Thrash-Konzert außergewöhnlicher Art verlassen TANKARD die Bretter.
Schlusswort:
Nach Konzertende gegen 0:20 Uhr nach Mitternacht steht das Fazit: Ü b e r r a g e n d ! zu Buche. Die Frankfurter Bier-Thrasher zeigten, dass beim Harten Thrash und Rock n' Roll nur eines zählt: Spaß, Laune, pfundschwer geballte Heavyness und ein von A – Z durchdrehendes Publikum! Dieser Abend war herausragend in der Geschichte der sich im Laufe vieler Jahre zur Kulturmetropole entwickelnden Stadt Kassel, - eines der besten Thrashkonzerte die ich je erlebt habe. In aller Form denkwürdig, wie TANKARD das Kulturzentrum in exzessiven Dauerbierologie-Ecstasezustand versetzten! 90 mächtig Begeisterungsstürme in Kassel auslösende Minuten die für ein Top-Konzerterlebnis sorgten. Freundliches Dankeschön von meiner Warte geht zu Guterletzt an die hübsche blonde Dame im TANKARD Shirt, die mir ein Foto von der kultigen Setliste gewährte, um den Abend gedanklich nocheinmal revue passieren zu lassen. Nach superbem Gastspiel des beliebten Frankfurter Thrash-Vierers im Kasseler Kulturzentrum Schlachthof macht sich der Gedanke breit... - das war nicht dessen letztes Gastspiel in der Fullestadt, wo einst Landgraf Karl residierte.
Dickes Kompliment geht an den Veranstalter 98RECORDS/MASTERS OF CASSEL - die Idee TANKARD ins Kulturzentrum nach Kassel zu holen, erwies sich als gold richtig. Auch die Vorband VICTIM legte ihrerseits einen guten Job auf die Bühne. Es hat richtig wohl getan, zahlreich bekannte Gesichter wieder zu sehen und lockere Gespräche zu führen. Nach dem Konzert ziemlich übermüdet, doch Megatop gelaunt wird sofort der Heimweg angetreten.
Mit dieser Songauswahl brachten TANKARD Riesenstimmung entfachend den mächtig tobenden Fanpulk im Kulturzentrum Schlachthof zum Durchdrehen:
1. One Foot In The Grave
2. The Mourning After
3. Rapid Fire
4. Ex-Fluencer
5. Need Money For Beer
6. Rectifier
7. Rules For Fools
8. Intro Time Warp
9. Time Warp
10. Beerbarians
11. Alien
12. Octane Warriors
13. Chemical Invasion
14. A Girl Called Cerveza
15. Freibier für Alle!
16. Intro R.I. B. (Rest In Beer)
17. Zombie Attack
18. Empty Tankard
Bericht und Fotos: Michael Toscher