URIAH HEEP - Frankfurt

10 uriahheep frankfurt 05Konzert vom 28.10.2025

Support:
HEAVY PETTIN´, APRIL WINE

Homepage:
URIAH HEEP
APRIL WINE
HEAVY PETTIN´

Es soll auf die letzte Rundreise gehen, die Bandgeschäfte so langsam auslaufen. Immerhin sind die Hard Rockurgesteine schon seit 55 Jahren unterwegs und mussten zuletzt mit frischem Blut auffüllen. Nun riefen URIAH HEEP die letzte Welttournee aus, die aber zwei Jahre andauern soll, du auf der ersten Etappe Europa flächendeckend abarbeitet. Dabei werden sie mit HEAVY PETTIN´ und APRIL WINE von zwei Kapellen begleitet, die jetzt erst wieder ihre Geschäfte aufgenommen hat. FFM-ROCK war in der Jahrhunderthalle dabei, welche die Herren heute wieder gefüllt bekommen.

HEAVY PETTIN´
Als die Schotten loslegten hatten sich viel noch nicht in der Halle, geschweige denn auf ihrem Platz eingefunden. Was den Fünfer nicht davon abhielt, vehement loszulegen und sogar den Titeltrack vom gerade erschienen Album „Rock Generation“ zu spendieren. Zu der kann man sie in der Tat zählen, immerhin war die Kapelle 1985 auf der Loreley dabei, als sich METALLICA in Deutschland vorstellten. Geblieben ist nicht mehr viel, die letzte Scheibe ist 35 Jahre her, wobei die schon nach dem Split nachgeschoben wurde.
Stephen Hayman schien einiges nachholen zu wollen, als ob er nie was anderes gemacht hätte, turnte er über die Bühne. Dabei rotierte der Mikrofonständer um beide Achsen, auch sonst war der Sänger um keine Posen verlegen. Optisch mit immer noch dichter blonder Mähne und nur einer kleinen Weste als Oberteil, was er sich evtl. beim Headliner abgeschaut hat. Stimmlich setzte es eine typische raue Rockröhre, die in den melodischen Parts etwas Leichtigkeit vermissen ließ.

Besser, wenn er von den beiden Axtmännern bei den Gangshouts unterstützt wurde, die rechts und links von ihm postiert, auch mal zum Mikro schritten. Speziell bei den Liedern von den ersten beiden Platten wie „In And Out Of Love“ oder „Rock Ain´t Dead“. Hier zeigte sich die gewohnte Mischung aus Hard Rock, der von den knalligen Arrangements von Mick Ivory angetrieben wurde und NWOBHM, wie er in den Riffs durchschien. Ob es an der Unentschlossenheit lag, dass sich die Truppe nicht durchsetzen konnte lässt sich schwer sagen, ich hoffe vom Timing waren sie jener Zeit besser. So rund lief das neu formierte Line-Up jedenfalls nicht in Frankfurt.

Da half es wenig, dass Richie Dews und Dave Aitken auch sehr engagiert waren und ihre Riffs packen konnten. Bei einigen Soli ließ man Aitken fast alleine vom Stapel, wo er sein Können unter Beweis stellen konnte, im Verbund müssen sie noch wachsen. David Boyce vermochte mit seinen vier Saiten ein paar Akzente zu setzen, hielt sich aber beim Stageacting zu sehr im Hintergrund. Da waren die Gitarristen schon ein anderes Kaliber und stiegen beim finalen „Lines In The Sand“ in den Graben hinab. Wobei das Stück den dezent moderneren Anstrich des aktuellen Materials aufzeigte. Am Ende gab es Applaus vom mehr werdenden Publikum, welches sich nur sehr selten aus den Sitzen erhob.

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APRIL WINE
Auch bei den Kanadiern standen viele Wechsel an, nach dem Tod von Gründungsmitglied Myles Goodwyn und jahrelanger Abwesenheit gab kaum noch jemand was auf die Band. Mit Brian Greenway an den sechs Saiten ist nur noch ein früheres Mitglied mit dabei, der 1977 dazu stieß. Sein Partner Marc Parent übernahm die Doppelrolle mit der Gitarre an der Front, welche er sehr stark ausfüllte. Der charismatische Glatzkopf hatte sein Publikum im Griff und wurde zum Dreh – und Angelpunkt der Show. Wobei die drei Herren vorne nicht so beweglich waren wie HEAVY PETTIN´ zuvor, Greenway und Bassist Richard Lanthier blieben meist an ihren Positionen.

Musikalisch wirkte das Geschehen runder und harmonischer, die Backgroundgesänge geschliffener. Dabei lag das Quartett ebenfalls an der Schnittstelle von Hard Rock zu Metal und nicht so weit entfernt vom Opening Act. Ihre Riffs waren allerdings weniger geradlinig und schlugen öfter Haken, was es für Musikgourmets interessanter gestaltete. Von der Gitarrenarbeit hatten Greenway und Parent die Nase vorne, gerade weil sie sich wunderbar die Soloparts teilten, die schön ineinanderflossen.
Zudem wusste Roy Nichol ihre Beiträge besser zu betonen und fügte obendrein einen sehr charakteristischen Groove bei. Dieser schob viele rockige Stücke wie „I Like To Rock“ oder „Big City Girls“ an, gerade weil er etwas voraus agierte. Vor ihm mühte sich der gute Marc damit die Zuschauer zu bewegen, die ein bisschen mehr Alarm machten als zuvor. So wirklich wollte der Funke nicht überspringen, was nicht unbedingt an dem Gig gelegen haben dürfte, dessen musikalische Klasse unbestritten war.

So ab „Hot On The Wheels Of Love“ ging mehr, der rock´n´rollige Schmiss kam gut bei den Heepstern an. In der Folge kamen ruhigere Lieder wie „Before The Dawn“, bei denen die Saitenfraktion ihre Tightness mit den Vokalharmonien bestätigen konnte. Etwas rührselig wurde es bei „Just Between You And Me“, einem der populärsten Songs von APRIL WINE. Nur um im Anschluss mit „Sign Of The Gypsy Queen“ den größten Hit nachzuschieben, der von den feinen Leadthemen lebte.
Mit dem besangen sie eine Dame, die uns später am Abend noch einmal begegnen sollte. Am Ende rockte es mit „Roller“ noch einmal wunderbar ursprünglich, nun standen endlich die ersten auf. Natürlich war das nur ein Nostalgieschaulaufen, bei dem lediglich die vier Alben der erfolgreichsten Ära Ende der Siebziger bis Anfang der Achtziger berücksichtigt wurde. Dennoch schön, dass man es schaffte weiterzumachen und die eigene Geschichte für fünfzig Minuten fortzuleben.

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URIAH HEEP
Anschließend war nicht mehr die Frage wer stand, sondern wer noch sitzen wollte oder konnte. Auf dem Parkett war niemand mehr auf seinem Stuhl und dahinter sah es ähnlich euphorisch aus. Die Bühne nun groß, die beiden Kits der Supportacts weggeräumt, der Vorhang verschwunden, Drums und Keyboards auf den Risern, die Boxen von großen Logofahnen abgedeckt. Da konnte sich Bernie Shaw austoben und sogleich die Menge mit dem Opener des vorletzten Werkes mitreißen. So stand der Mann in seiner typischen Pose, das Mikro seitlich, den Kopf dahin gesenkt, der Oberkörper gebeugt, während die andere Hand hoch in die Kuppel reichte.

Wenn man seine Energie sah, wunderte man sich tatsächlich, dass man nun die letzten Runden eingeläutet hat. Mit fast siebzig ist der überzeugte Gilett-Träger immer noch unglaublich agil und beackerte die Bühne bis zum vorderen Rand. Dort suchte er immer den Blickkontakt zu seinen Anhängern, was sich angesichts der örtlichen Begebenheiten als schwierig herausstellen sollte. Keine Ahnung warum es bei einem Sitzplatzkonzert noch einen Fotograben geben muss, doch trotz der Entfernung gab es keine Distanz zwischen Band und Publikum. Die Legende verfügt einfach über das Charisma da sofort eine Verbindung herzustellen.

Stimmlich kam er vielleicht nicht mehr ganz so hoch wie früher, in den härteren Passagen schrie Shaw ein wenig, Dampf war aber immer noch reichlich in seiner Kehle. Und das bei einer Performance wo die meisten außer Atem kommen dürften, seine Frontmannqualität sind seit jeher überragend. Mit ihm hat man seinerzeit, als die Band am Boden lag den richtigen Geschichtenerzähler an Bord geholt. Wirklich jedes Wort wurde von dem Zampano mit der entsprechenden Geste untermalt, er lebte die Kompositionen mit. Dabei wusste er stets seine Nebenleute einzusetzen und ihnen einiges an Rampenlicht abzutreten.

Allen voran natürlich seinem erklärten besten Freund Mick Box, der die Geschicke seit so vielen Jahren zusammenhält. An ihm schien das Alter gleichfalls vorbei gegangen zu sein, nur seine graue Matte verrät, dass er nicht mehr der Jüngste ist, die aber immer noch lang und voll. Was sicher an seiner supersympathischen Art lag, dieses spitzbübische Grinsen die ganze Spielzeit über übertünchte alle Anflüge von Verschleißerscheinungen und nahm die Fans einfach mit.
Falls das mal nicht reichen sollte, so weiß der Saitenhexer immer noch mit seinem Spiel zu überzeugen. Seine Riffs mit viel Wah-Wah brachten einen ganz eigenen Ton, von seiner charakteristischen Gestik ganz zu schweigen. Bei vielen Anschlägen flitzte er mit links weiter über das Griffbrett, während er mit seiner rechten Hand die Dynamik seines Spiels in die Luft zeichnete. Solotechnisch konnte er ebenso Akzente setzen wie bei schweren Akkorden, die zudem immer gut mit Phil Lanzon harmonierten.

Wenn es einen legitimen Nachfolger für Jon Lord geben kann, dann nur der Mann, der einst Ken Hensleys Erbe fortführte. Eine graue Eminenz, der hinter den Tasten in Sachen Gestikulieren seinen Mitstreitern in Nichts nachstand und auch von oben gerne das Publikum animierte. Ob an der dröhnenden Hammond oder am Synthesizer, der Virtuose fand stets den richtigen Druck, um die Titel voran zu bringen, und zusammen mit der Les Paul von Box den URIAH HEEP-Sound zu zelebrieren.
Einmal kam dem Mitbegründer die ganze Aufmerksamkeit zu, beim längsten Titel des Abends, den der gute Bernie als ihr Beitrag zum Prog Rock anpries. Nur er und Russell Gilbrook waren noch auf der Bühne, und lieferten sich minutenlang Duelle und Abfahrten in Höchstgeschwindigkeit. Es wird von vielen Guitar Heroes in der Rockgeschichte geredet, doch sein Name taucht in den einschlägigen Listen definitiv zu selten auf.

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Der jüngere Schlagwerker schien ihm auch einen extra Kick verpasst zu haben wie überhaupt der gesamten Truppe nach seinem Einstieg. Besonders die rockigen Stücke werden heute deutlich druckvoller gespielt, wobei er an dem Abend immer exakt auf den Punkt kam. Der zweite in den letzten Jahren Dazugestoßene konnte sich mit vielen kleinen Einlagen und dem wie immer pumpenden Bass beim 73er-Hit einbringen. Als Stageacting-Sparringspartner seines Saitenkollegen sowie mit vielen geschmackvollen Läufen wusste Dave Rimmer die Kompositionen geschmackvoll zu unterbauen. Seine hohe Haltung der Hälse der erlesenen Instrumente ließ eine sehr konzentrierte Spielweise durchblicken.

Nach so vielen Konzerten nutzt sich die Formation nicht ab, und wusste wie jedes Mal voll zu liefern, wenn hier auch nur über die Distanz von eineinhalb Stunden. Dabei beschränkte sie sich nicht nur auf die absoluten Klassiker, sondern streuten auch einige aktuelle Titel ein. Erneut wurde auf „Look At Yourself“ verzichtet und stattdessen schon seit zwanzig Jahren nicht mehr Gehörtes von der gleichnamigen Scheibe aufgefahren.
Keine standardisierte Show, sondern unglaubliche Spielfreude der Fünf, die sich als sehr kompakte Einheit präsentierten. Das kam natürlich bei den Fans an, die alles abfeierten und mehrfach Szenenapplaus spendeten. So musste Bernie Shaw nur das Mikro ausstrecken und konnte selbst seinen Dienst vorübergehend einstellen, aus vielen Kehlen wurden die Hymnen mitgeschmettert. Bis zum Ende, dem ultimativen Lagerfeuer, der die gesamte Jahrhunderthalle vereinte.

Setlist URIAH HEEP:
Grazed By Heaven
Save Me Tonight
Shadows Of Grief
Stealin´
Hurricane
The Wizard
Sweet Lorraine
The Magician´s Birthday
Gypsy
July Morning
Easy Livin´
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Sunrise
Lady In Black

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Weitere Bilder von der Show gibt es in unserer Fotogalerie

Alle Fotos von Hans W. Rock

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