WALTER TROUT - Heidelberg

11 waltertrout heidelberg 05Konzert vom 20.11.2025

Homepage:
WALTER TROUT

Das hohe Pensum habe ich ja schon im Review zum neuen Album angesprochen, die aktuell im Rhythmus von eineinhalb Jahren unter das Volk gebracht werden. Dabei ist der alte Bluesrecke ja immer dann am besten, wenn er dies noch direkter tun kann. Deswegen muss man sich schon fragen, wo er zwischen all den Tourverpflichtungen überhaupt Zeit findet neue Stücke zu komponieren. Unmittelbar nach Release von „Sign Of The Times“ ging es für WALTER TROUT auf die nächste Rundreise, zuerst in seiner US-Heimat, dann in seiner skandinavischen Wahlheimat und dann auf den alten Kontinent. FFM-ROCK war in der Halle 02 in Heidelberg mit dabei, die etwas entfernt von der Altstadt liegt.

Auf einen Support wurde an dem Abend verzichtet, Punkt 20 Uhr ging es mit dem Hauptact in der abgeteilten Halle los, das Kernpublikum ist sicherlich so bluesaffin. Dennoch bereiteten ihm die Anwesenden einen warmen Empfang als er mit dem etatmäßigen Opener und neu formierter Begleitband die Bretter erklomm. In dem zeigte sich der alte Haudegen gleich von seiner besten Seite, und solierte ausufernd. Nicht zu übersehen war die Freude, die er bei seinem Vortrag hatte jede Note mit Herzblut und Elan rausgehauen, zwischen schnellen Folgen und langen Tönen pendelnd. Bei letzteren riss er immer den rechten Arm nach dem Anschlag hoch und damit das Publikum gleich mit.

Selbst Tastenmann Roland Becker durfte schon beim Auftaktsong mit einem Solo ran und ließ seine Hammond ordentlich dröhnen. Kein Wunder, dass man da in den 110 Minuten gerade mal auf elf Lieder kam, aber wer will es den Cracks bei der Spielfreude verdenken. Vor allem weil der Frontmann so viel Spaß auch an den Darbietungen seiner Mitstreiter hatte. Wobei die Herren scheinbar gerade vom Treffen der Hornbrillen kamen, denn alle trugen herrliche Vintage-Modelle auf der Nase. Selbst Michael Leasure, der wie immer etwas gebeugt sein Kit malträtierte und so für den notwendigen Drive sorgte, ohne seine zu verlieren. Ohnehin eine imposante Erscheinung, dessen graues Haar er fast Zakk Wylde-mäßig wuchern ließ.

So auch sein Punch, den er in die Kessel haute, schon wenn er nur simpel den Takt hielt, beeindruckend wie lässig die Kraft dann bei den Ausbrüchen rüberkam. Sein Rhythmuspartner tänzelt an der echten Bühnenseite umher und kann den Groove sehr gut aufnehmen. John Avila war im Gesamtsound sehr präsent, sein schlanker Vigier-Bass recht hoch gestimmt, den er auch genauso umgeschnallt hat. Das kam der moderneren Ausrichtung der neuen Songs zugute, die etwas direkter funktionieren, immerhin stand auf der Bühne mal der Bassist, welcher im Studio dabei war. Dennoch vermochte er es auch das tiefe schleppende Blues-Schema in die dicken Saiten zu drücken.

So hatte es der schon bei vielen Stationen aktive Bassist leicht, sich das Set drauf zu schaffen, denn die Nummern von „Sign Of The Times“ waren in der Überzahl. Daneben gab es einige Coverversionen, von denen er die meisten in der Vergangenheit auf einem Longplayer platzierte. An Eigenkompositionen gab es sonst nur den Titelsong seines 2017er Albums, den Trout mit Joe Bonamassa aufgenommen hatte. An die Stelle des Branchenprimus trat an dem Abend der Nachwuchs, um mit ihm die ausufernden Soloduelle zu zocken.
Jon Trout hat nach seinem Studium die Rolle des langjährigen Mitstreiters Andrew Elt übernommen und übernahm streckenweise die zweite Gitarre. Anfangs hielt er sich fast am Bühnenrand im Hintergrund, ab da war die Zurückhaltung vorbei und der Junge überzeugte so richtig. Im Ton sogar weicher und melodischer als sein Vater, der ja gewohnt knarzig agierte. Wenn er seine Soloauftritte hatte, durfte er ganz nach vorne an die Rampe, wo er verträumt die Finger über das Griffbrett wandern ließ.

11 waltertrout heidelberg 0111 waltertrout heidelberg 02

Mit seinem Vater positionierte er sich in der Mitte der Bühne, der Ältere gab vor und der Jüngere wusste immer zu kontern, wobei es die Momente waren, die das Publikum so richtig aus dem Häuschen brachten. In der Halle 02 sah man eines der Konzerte, bei der nicht die Songauswahl entscheidend war, sondern die Art wie diese präsentiert wurden. Den Schlusspunkt des regulären Sets streckten die Herren auf eine halbe Stunde, wobei wirklich jeder minutenlang alleine im Fokus stand, vom Bandleader stets schwärmerisch angekündigt.
Das war natürlich ganz nach dem Geschmack von WALTER TROUT, der von seiner Mannschaft überzeugt war. Der Spaß war ihm förmlich anzusehen, wie er das Geschehen auf den Brettern bestimmte Stimmlich mag er mittlerweile angeschlagen wirkte, manchmal schrie er einfach nur ins Mikrofon, wobei die Stimmung des Songs an dem Punkt genau danach verlangte. Nur wenn es ruhig wurde, wenn er seiner Frau Marie einen akustischen Song widmete legte er sehr viel Schmelz in seinen Vortrag.

Sein rauer Charme kam bei seinen Fans trotzdem an, da er das Herz am rechten Fleck trägt, die Begeisterung nahm der Mann dankbar an. Bei seinen Soloausflügen nahm er ab und an den Stratocaster von der Schulter und hielt ihn ohne Gurt, ohne dass es sein Spiel beeinträchtigt hätte. Man nahm ihm jeden Ton ab, ob aus seinen Fingern oder seiner Kehle, Trout legte alles rein, was er zu bieten hatte, das Feeling triumphierte über die Technik. Ein eloquenter Entertainer wird nicht mehr aus ihm, aber genau das machte ihn aus. Da stand die alte Kante und referierte darüber wie die Songs entstanden sind, immer gerne mit einer witzigen Anekdote versehen.

Sich selbst nahm er nicht ernst, weiß um seine Rolle und seine Skills, aber wehe, wenn es um den Zustand seines Landes geht, da drehte er richtig auf. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen wütete er über die Politik eines bestimmten Mannes und prangerte Missstände an. Damit hatte er das Auditorium zusätzlich auf seiner Seite, doch darauf kam es ihm nicht an. Lieber parodierte er sein Staatsoberhaupt mit ungelenken Tänzen, was die Menschen vor der Bühne so richtig abfeierten. Keinen Hehl wurde daraus gemacht, dass ihm die heutige Welt etwas entgleitet, er nicht mehr weiß, was real ist oder nicht. Die Legende kann sich trösten, wenn eines echt ist auf dieser Welt, dann er.

11 waltertrout heidelberg 0311 waltertrout heidelberg 04

Setlist WALTER TROUT:
I Can Tell
Too Bad
Artificial
Say Goodbye To The Blues
Hurt No More
No Strings Attached
Mona Lisa Smile
We´re All In This Together
Sign Of The Times
Red Sun
--------------------------------------
Goin´ Down

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.